Angesichts schwindenden Anlegervertrauens in den Neuen Markt will die Frankfurter Deutsche Börse AG jetzt
Gegenmaßnahmen ergreifen: Die Billigaktien
- sogenannte "Pennystocks" - mit einem Kurswert im Pfennigbereich sollen aus dem Neuen Markt geworfen werden. "Die Deutsche Börse will das Regelwerk des Neuen
Marktes entsprechend erweitern", sagte ein Börsensprecher am Mittwoch in Frankfurt am Main. Zudem drohe auch den von Insolvenz bedrohten Unternehmen das Börsenaus. Die Betreibergesellschaft des Neuen Marktes reagiere damit auf die Kritik von Unternehmen, Aktionärsschützern, Fondsmanagern und Analysten.
Diese forderten schon seit längerem die Verbannung der "Pennystocks" vom Neuen Markt, um das erschütterte Vertrauen der Anleger in den Markt wiederherzustellen. In welcher Form der Ausschluss von Unternehmen aus dem Markt künftig möglich sein wird, will die Börse noch klären : "In einer endgültigen Absprache mit den Marktteilnehmern", wie es heißt. Auch müsse rechtlich noch geprüft werden, wann
der Ausschluss möglich sei. Von den 343 Unternehmen am Neuen Markt kosteten zuletzt gut zwei Dutzend weniger als einen Euro. Über 150 Unternehmen liegen derzeit unter der Schwelle von fünf Euro.
Nasdaq als Vorbild für Neuen Markt
Vorbild für die Regelung am Neuen Markt könnte die US-Technologiebörse Nasdaq sein. Dort werden Titel aus dem Handel genommen, die länger als 30 Tage unter einem US-Dollar notieren. Die Börse war in den vergangenen Wochen durch immer neue Tiefstände am Neuen Markt unter Druck geraten, ihr Regelwerk zu verschärfen. Nach Angaben der "Financial Times Deutschland" häuften sich bei der
Betreibergesellschaft die Beschwerden von Unternehmen, die durch die Pennystocks ihre eigene Position im Handel gefährdet sehen.
Wie die Münchner Zeitschrift "Focus Money" in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, denken acht im Nemax-50-Index notierte Unternehmen über einen Rückzug aus diesem Segment nach. Nach einer Umfrage des Wirtschaftsmagazin wollen sich
Singulus, ACG, Biodata, CE Consumer, D. Logistics, Highlight, MobilCom und Telegate möglicherweise in Börsensegmente wie MDAX, SDAX oder Nasdaq wechseln. Man
wolle nicht länger "mit den schwarzen Schafen am Neuen Markt in Sippenhaft genommen werden", berichtet "Focus Money". (Foto: Deutsche Börse) +++ Christine Rüger
vwd/AFP/11.7.2001/chr/bek