Ergänzend hier zu
#103958 anbei ein recht interessantes Interview mit Michael Pettis, Finanzprofessor an der Guanghua School of Management der Peking University. Pettis äußert sich in dem Interview mit dem schweizer FuW-Mag über die künftigen Schwierigkeiten Chinas. Ein kurzer Auszug, dann der Link.
"China rennt die Zeit davon"
FuW: Wo sind die Schulden in China?
Pettis: Im Bankensektor und – immer mehr – im informellen Schattenbankensystem. Das ausstehende Kreditvolumen des Bankensektors beträgt 180% des BIP, ausserbilanzielle Kredite belaufen sich auf weitere 100% des BIP. Das Schattenbankensystem, das keiner Regulierung unterliegt und das vom Präsidenten der People’s Bank of China als Ponzi-Schema bezeichnet wird, dürfte mindestens nochmals 40% des BIP betragen.
FuW:Wie lange kann China das Regime der finanziellen Repression weiterverfolgen?
Pettis: So lange, bis die Verschuldung zum Problem wird. Das Problem finanzieller Repression ist nicht nur, dass Vermögen vom Haushalts- in den Staatssektor gezwungen wird, sondern auch die Vergeudung von Investitionen. Jedes Land mit sehr tiefen oder gar negativen realen Zinsen baut Vermögensblasen auf, sei es Spanien oder China. Finanzielle Repression ist der Unterschied zwischen der Wachstumsrate des Bruttoinlandprodukts und dem Zins. Um sie abzubauen, müssen entweder die Zinsen steigen oder die Wachstumsraten fallen. Japan ging den Weg tiefen Wachstums. Ich befürchte, dass das auch in China der Fall sein wird: Das Wirtschaftswachstum wird markant einbrechen. Der Weg der Zinserhöhung ist nicht möglich, da alle bankrottgehen würden.
Komplett hier
www.fuw.ch/article/china-rennt-die-zeit-davon/
Zu empfehlen diesbezüglich ebenfalls der längere Comment des Never mind the Markets-Blog
"Einige Tiere sind gleicher"
……Wie das Zitat von Premier Wen Jiabao zu Beginn dieses Beitrags zeigt, liegt die Schwierigkeit für eine Neuorientierung der chinesischen Wirtschaft nicht darin, dass die wirtschaftlichen Fehlentwicklungen den Chinesen und ihrer Führung unbekannt wären. Das grösste Problem ist, dass die vorherrschenden Strukturen der Wirtschaft einen Umbau aus folgenden Gründen erschweren:
• Ein Ende der Investitions-Subventionierung würde die Banken zwingen, ihre faulen Kredite (vergeben für Fehlinvestitionen) abzuschreiben, was ihre Existenz und damit auch die der Einlagen gefährden würde. Mit der anhaltenden Subventionierung über zu tiefe Depositenzinsen und eine hohe Zinsmarge können sie hoffen, sich über Gewinne genügend zu rekapitalisieren, um solche Verluste tragen zu können.
• Eine auf Investitionen und Exporte ausgerichtete Wirtschaft kann nicht im Handumdrehen in eine verwandelt werden, die sich vor allem auf den inländischen Konsum ausrichtet. Entwicklungen dahin finden zwar tatsächlich statt, wie etwa der von Tobias Straumann bereits erwähnte Lohnanstieg. Aber ein solcher Strukturwandel braucht Zeit und verläuft nicht reibungslos, vor allem aus dem folgenden Grund.
• Die bisherige Wirtschaftsentwicklung hat nicht zufällig Gewinner in den obersten Führungsgremien. Allein im chinesischen Volkskongress sitzen laut der ebenfalls chinesischen «Hurun Global Rich List» 31 Delegierte mit einem Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar. In der so genannten «Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes» sitzen danach noch einmal 52 Dollar-Milliardäre. Diese Delegierten werden von der kommunistischen Partei bestimmt. In den kapitalistischen USA sitzt nicht ein Milliardär im Parlament des Landes. Die Gewinner der bisherigen Entwicklung werden nicht ohne weiteres bereit sein, auf ihre Pründen zu verzichten. Das gemahnt an die berühmte Fabel «Animal Farm» von George Orwell: Nach der Revolution der Tiere wurde dort der Leitsatz «alle Tiere sind gleich» von den neu herrschenden Schweinen abgeändert in «einige Tiere sind gleicher». Und sie haben ihre Macht weidlich zum eigenen Vorteil genutzt.
Die Strategie, auf Kosten der gewöhnlichen Haushalte die Investitionen zu befördern, hat China für längere Zeit historisch einmalige Wachstumsraten beschert. So stiegen absolut gesehen selbst die Konsumausgaben trotz dem Rückgang des Konsumanteils am noch stärker wachsenden Gesamtprodukt. Doch dieses Wachstum kann nicht nachhaltig sein, so wenig, wie das in der Sowjetunion einst möglich war. Wie der Wandel vonstatten geht und welche wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen er hat, ist noch völlig offen. Dass er stattfinden muss und wird, ist unausweichlich.
Komplett hier
blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/...d-gleicher%C2%BB/
Bubbles are normal and non-bubble times are depressions!