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Griechenlands Premier macht Ernst im Kampf gegen Steuerbetrug – und greift dabei auf einige piffige Tricks zurück. Finanzminister Giorgos Papakonstantinou will Steuerbetrüger öffentlich an den Pranger stellen. Nach dem Rauswurf einer Vizeministerin steht eine außerdem Umbildung des Kabinetts an.
ATHEN. Finanzbeamte suchen mit Google Earth in Athener Villenvierteln nach illegal angelegten Swimmingpools, Steuerfahnder simulieren Rückenschmerzen, um Ärzte zu überführen, die ihren Patienten keine Quittungen ausstellen: Um pfiffige Ideen ist Dimitris Georgakopoulos, als Generalsekretär im Athener Finanzministerium zuständig für das Eintreiben der Steuern, nicht verlegen.
Manchmal reicht es aber, Zeitung zu lesen. Wie die „Eleftherotypia“, die jetzt die Steueraffäre um den griechischen Schlagerstar Tolis Voskopoulos auskramte, bei dem der Fiskus seit 17 Jahren vergeblich versucht, 5 501 901,55 Euro Steuerschulden einzutreiben. Ein Politikum, denn Voskopoulos ist mit Angela Gerekou verheiratet, der griechischen Vizeministerin für Tourismus. Nun ist Gerekou ihr Regierungsamt los.
Die unpopulären Sparpläne haben Premierminister Giorgos Papandreou in Zugzwang gebracht – und lassen ihn jetzt hart durchgreifen. „Die Menschen wollen mehr Gerechtigkeit“, sagte Papandreou erst vor wenigen Tagen im Handelsblatt-Interview, „es geht nicht an, dass die Mehrheit der Griechen, die hart arbeiten und ihre Steuern zahlen, für die Verbrechen anderer bluten muss“.
Finanzminister Giorgos Papakonstantinou ging jetzt sogar so weit, die Namen Dutzender Ärzte zu veröffentlichen, denen Steuervergehen vorgeworfen werden. Und er droht damit, weitere Steuersünder an den Pranger zu stellen: Staranwälte, prominente Journalisten, Nachtklubbesitzer, Modeschöpfer und Größen aus dem Showgeschäft.
Der Fall Voskopoulos ist symptomatisch: Finanz-Generalsekretär Georgakopoulos kennt den Fall nicht erst aus der Zeitung. Das Verfahren gegen Voskopoulos kam 1993 in Gang. Georgakopoulos war damals Staatssekretär im Finanzministerium. Jetzt soll eine interne Untersuchung klären, warum der Fiskus die Schulden nicht einzutreiben vermag.
Steuerhinterziehung, die in Griechenland auf rund 30 Mrd. Euro im Jahr oder zwölf Prozent vom Bruttoinlandsprodukt geschätzt wird, ist nicht nur das Resultat einer laxen Steuermoral. Offensichtlich macht es der Fiskus den Steuersündern auch sehr leicht. Mit der technischen Expertise der EU und des Internationalen Währungsfonds werde man deshalb jetzt die Finanzverwaltung reorganisieren, sagte Papandreou dem Handelsblatt.
Die Krise deckt personelle Schwächen im Kabinett auf
Wer Gerekous Job übernimmt, war am Dienstag noch unklar. Papandreou befand sich auf dem Rückflug vom EU-Lateinamerika-Gipfel in Madrid. Beobachter rechnen damit, dass der Premier die Affäre zum Anlass nimmt, eine ohnehin erwartete größere Kabinettsumbildung vorzunehmen – vielleicht schon kommende Woche.
Sieben Monate nach dem Antritt der Regierung Papandreou hat die akute Krise eine Reihe von personellen Schwächen im Kabinett aufgedeckt. Bei einem Revirement werde Papandreou auch auf parteipolitisch nicht gebundene Fachleute setzen, spekulieren Beobachter. In diesem Zusammenhang fällt in Athen immer wieder ein Name: der des Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank, Loukas Papademos. Schon vor der Regierungsbildung im Oktober hatte Papandreou versucht, den EZB-Vize abzuwerben. Damals lehnte Papademos unter Hinweis auf seine Verpflichtungen in Frankfurt ab. Doch Ende Mai läuft seine Amtszeit aus.
www.handelsblatt.com/politik/international/...eift-hart-durch;2583605
Wie man liest, gibt es große Potentiale, die man heben kann. Eventuell ist Grichenland schon wieder am Kapitalmarkt wenn Großbritannien ihn verlässt.
Der erste Weltkrieg "Geld gegen Staaten". Wie es an der Eurofront weiter geht erklärt Oberstleutnant Sanftleben. Doch auch Dollarland und Pfundland sind sturmreif. Beide sind kaum noch verteidigungsfähig.
Der erste Weltkrieg: "Geld gegen Staaten". Ein sehr ungleicher Krieg, weil der Gegner Massenvernichtungswaffen einsetzt.
Der Krieg "Geld Gegen Staaten" begann 2007 mit einem Angriff von Big Money. Dieser Angriff erfolgte dezentral und äusserst heimtückisch.
Der aktuelle Angriff startete vor wenigen Wochen. Der Stoß ging gezielt auf Euroland, weil es nicht mehr wehrfähig ist. Der Gegner weiß, dass die Pulverkammern in Euroland leer sind. Der Stoß erfolgte deshalb gezielt über die Südfront, unsere Achillesferse. Dort wurde zugeschlagen.
Der französische Oberbefehlshaber von Euroland hat erstmals von Generalmobilmachung gesprochen. Seit dem laufen die Geldpressen Tag und Nacht.
Die Fage ist allerdings, ob auch Pfundland und Dollarland nicht schon sturmreif sind? Beide sind ebenfalls kaum noch verteidigungsfähig. Die Notenpressen sind bereits seit langem überlastet und auch veraltet. Es könnte allerdings sein, dass zwischen Pfundland und Dollarland ein Nichtangriffspakt geschlossen wurde.
Es aber auch möglich, dass es zu einen Abnutzungskrieg kommt mit Dauerangriff gegen Euroland von allen Seiten. Jede Woche wird bekanntlich eine Verteidigungslinie nach der anderen geräumt. Die Finanzwaffentechnik scheint bei uns zu versagen. Deshalb haben wir keine Chance mehr. Für einen Entlastungsangriff fehlen uns die Mittel. Unsere Kommandeure sind verzweifelt. Der Gegner herrscht auf dem Schlachtfeld.
Der Gegener hat das Gesetz des Handelns. Die Kanzlerin setzt offenbar auf Kapitulation: Sie will das Vertrauen der Finanzmärkte wieder herstellen. Das hat im gegnerischen Lager einen großen Lacherfolg erzielt.
Die Emotionen sind ein wenig hochgekocht. Bei nüchterner Betrachtung läuft es in den USA nicht besser als in Europa. Die Europäer sagen der ausufernden Verschuldung nun den Kampf an und stärker ihre Wettbewerbsfähigkeit so langfristig. Die Arbeitnehmer in den meisten europäischen Ländern verfügen im weltweiten Vergleich über eine ordentliche Qualifikation.
Der große Pferdefuß in Europa ist der nach wie vor sehr stark regulierte Arbeitsmarkt. Hier gibt es Ausnahmen, Beispiele denen man folgen sollte (Dänemark). Ein weiterer Nachteil Europas im Vergleich zu den USA ist die geringe Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer und die ungünstigere demographische Ausgangslage.
Ich werde in den nächsten Tagen Geld vom Dollarkonto auf das Eurokonto überweisen.
"Behauptung 'Regulierungen im Finanzmarkt müssten weltweit erfolgen', waren nur Schutzbehauptungen wegen eigenem Nichtstun. Die Eurozone ist so groß, dass sie sehr wohl den Finanzmarkt in allen Teilen nach ihrem Gusto regulieren kann.
...
Griechenland lässt grüßen. Man muss jetzt auf der Hut bleiben um den rechtzeitigen Ausstieg aus dem US-$ nicht zu verpassen. Könnte innerhalb der nächsten 6 Monate so weit sein."
Ja, genau so ist das!
Im Augenblick findet aber schon interessante Hinterzimmerkanonenboot-Diplomatie statt:
Der US-Finanzminister beklagt sich über die angedachte Hedgefondsregulierung: 'Das wäre Protektionismus'. Das stimmt nicht. Unterwerfen sich die US-Fonds den europäischen Regeln haben sie in Europa keine Nachteile"
Tja, das war für die Amis schon absolut atemberaubend! Da geht jemand ernsthaft hin und setzt Regeln für die Finanzwelt :-o
Zuerst hatten die Amis überlegt, ob sie die damals in Grenada bewährte Eingreiftruppe schicken sollen. Aber dann ist ihnen eingefallen, dass die Jungs zwar wissen, wo die Karibik ist, aber leider nicht, wo Belgien ist :-o
Dann ist den Amis rechtzeitig doch noch 'was eingefallen (denen fällt immer 'was ein, an Kreativität sind die wirklich nicht zu schlagen :-): Sie blockieren einfach die IWF-Mittel für die Griechenland-Rettung, und schwupps, haben sie die Europäer an den Eiern gepackt :-o
Hochspannende Geschichte... ;-)
dass man mit Shortverboten einen fallträchtigen Markt vor dem Fallen schützen kann. Das ist Machbarkeitswahn von Politikern.
Der Markt fällt dann nur langsamer (über die Futures lässt er sich eh weitershorten...). Das ist übrigens bärisch, weil ein langsamer Fall viel zermürbender für die Bullen ist als ein schneller "Washout", den obendrein covernde Bären wieder hochkaufen.
Wenn Shortselling wirklich schädlich wäre, wäre es schon längst verboten. De facto hilft es eher dabei, die Märkte liquider zu halten.
Wer sich auf "Spekulanten" einschießt und glaubt, mit solcher Kosmetik politisches Versagen kaschieren zu können, der dürfte sich bald getäuscht sehen.
Dazu Münchau/FTD:
www.ftd.de/politik/europa/...problem-spekulanten/50115787.html
Kolumne
Wolfgang Münchau - Pseudoproblem Spekulanten
Die Transaktionssteuer ist ein populistisches Feigenblatt, um gegen die Akteure an internationalen Finanzmärkten vorzugehen. Denn das Instrument erfüllt seinen Zweck nicht. von Wolfgang Münchau
Sie treffen sich geheim in einem Hotel, um zu beraten, wie man den Euro aushebelt und unsere Sozialordnung zerstört. Sie sprechen Englisch, haben krumme Nasen, und wenn sie zur Attacke blasen, dann fallen sie über uns herein wie Heuschrecken, die alles abgrasen. Sie benutzen moderne Derivate, um ihr übles Spiel zu treiben, und wie auch immer ihr Spiel ausgeht, sie gewinnen. Die Zeche bezahlt der ahnungslose deutsche Steuerzahler - wie immer. Ein Glück, dass es bald die Finanztransaktionssteuer gibt.
Vielleicht ist diese Karikatur der deutschen politischen Debatte übertrieben. Aber der Grund, warum ich in der Bewertung der Euro-Krise in den letzten Wochen zunehmend pessimistisch wurde, ist ein allgemeiner Ausbruch an dummem und gefährlichem Populismus. Anstatt die Krise der Euro-Zone zu bewältigen, echauffiert man sich über Pleite-Griechen und Spekulanten. Anstatt einen vernünftigen Plan vorzulegen, wie man die gemeinsame Währung effektiv managt, begibt man sich auf Nebenschauplätze, um politisch zu punkten. Kurz: Anstatt das Problem zu lösen, sucht man nach Schuldigen. Und wer ist da besser geeignet als eine Gruppe von Menschen, von der man in Deutschland am wenigsten weiß - die Akteure an den internationalen Finanzmärkten, die man gemeinhin als Spekulanten bezeichnet.
Verluste unausweichlich
Es hat sicherlich Spekulationen gegeben, aber die extremen Schwankungen an den europäischen Kapitalmärkten haben nichts, aber auch gar nichts mit Spekulation zu tun. Die Ursache für die steigenden Marktzinsen in Griechenland und später in Portugal und Spanien sind Verkäufe echter Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen. Vielleicht war es ein irrationaler Herdentrieb, der sie dazu brachte.
Ich persönlich halte den Anstieg der Marktzinsen für rational. Vor ein paar Wochen habe ich an dieser Stelle dargelegt, warum die Wahrscheinlichkeit einer griechischen Zahlungsunfähigkeit selbst bei einem gelungenem Sparprogramm extrem hoch ist. Was auch immer Josef Ackermann , den Chef der Deutschen Bank , dazu getrieben haben mag, eben das im Fernsehen herauszuposaunen - es ändert nichts daran, dass er in der Sache recht hat. Inhaber griechischer Anleihen werden über kurz oder lang einen Verlust hinnehmen müssen.
Die Sorgen über die hohe Verschuldung des Privatsektors in Portugal und Spanien sind ebenfalls gerechtfertigt, da für diese Schulden die Banken aufkommen und diese wiederum Staatsgarantien genießen. Vor der Krise wertete man das Kreditausfallrisiko Spaniens und Portugals als gleich null. Heute übertreibt man vielleicht etwas in die andere Richtung. Aber das hat nichts mit Spekulation zu tun. Die Markteinschätzungen haben sich der Realität genähert.
Es heißt, dass jetzt mittlerweile auch asiatische Reserve-Manager in das Lager der Skeptiker übertreten. Sie schauen sich das Chaos in der europäischen Wirtschaftspolitik an und beschließen, dass sie hier ihre Positionen herunterfahren wollen. Sie waren es, die den Euro als Währung in den letzten elf Jahren verstärkt in ihr Portfolio aufgenommen haben. Einige Kommentatoren glaubten sogar, dass der Euro den Dollar als Weltreservewährung ablösen könne. Mehr als 25 Prozent der internationalen Währungsreserven wurden in Euro investiert. Der gesamte Zuwachs, den der Euro-Raum in den vergangenen elf Jahren erzielen konnte, droht zu zerschmelzen.
Wer angesichts dieser Realität eine Finanztransaktionssteuer als eine Lösung für die Euro-Krise befürwortet, versteht nicht, wovon er redet. Solche Transaktionssteuern treffen nicht das, was man besteuern möchte, nämlich Spekulationsgeschäfte oder extreme Gewinne. Das ureigentliche Problem mit dem Finanzsektor sind auch nicht die Transaktionen, sondern eine Asymmetrie. Diese Asymmetrie besteht darin, dass der Staat den gesamten Finanzsektor garantiert, wohingegen die Gewinne privatisiert sind. Durch diese Asymmetrie fließt ein Übermaß an Kapital in diesen Sektor und bläht ihn auf. Was hilft da eine Finanztransaktionssteuer?
Wenn man das Problem wirklich lösen wollte, müsste man die Symmetrie zwischen Gewinn und Risiko wiederherstellen. Und das bedeutet, das Kapital, das in den Sektor fließt, einem größeren Risiko auszusetzen. Wenn der Staat schon die Existenz der Banken garantiert, dann wäre es doch logisch, die Aktionäre und Bondbesitzer nicht gleich mitzugarantieren.
Man sollte die Anleihenbesitzer verstärkt am Risiko beteiligen, sowohl diejenigen, die die Bonds von Banken besitzen, als auch die Banken, die die Bonds von Griechenland und Portugal im Portfolio haben. Eine Transaktionssteuer, selbst wenn sie funktioniert, würde am Grundübel der Asymmetrie überhaupt nichts ändern. Selbst wenn es stimmen sollte, dass der Euro-Raum einem spekulativen Angriff ausgesetzt ist, würde eine Transaktionssteuer hier nicht helfen. Es gibt intelligentere Wege, die Banken zu schröpfen und die Risiken im internationalen Finanzsystem zu reduzieren.
Unglaubwürdige Sozialdemokraten
Die Idee einer Transaktionssteuer geht übrigens auf den Ökonomen James Tobin zurück - der sie aber aus anderen Gründen befürwortete. Tobin wollte die Devisenmärkte stabilisieren, denn sie trugen früher maßgeblich zur globalen Instabilität bei. Heute sind Devisenspekulationen aber nicht das Hauptproblem.
Aus Sicht der Politik kann ich zwar verstehen, dass man als Preis für die Zustimmung zu einem Gesetz irgendwelche Deals machen will, die in der Sache nichts mit dem Gesetz zu tun haben. Die Sozialdemokraten haben ja völlig recht mit ihrer Kritik an der Bundeskanzlerin.
Aber die SPD wäre glaubwürdiger, wenn sie ihre Zustimmung zu dem Rettungsschirm für Defizitländer von einer tragfähigen politischen Lösung für die Euro-Krise abhängig machen würde - eine, die über einen verschärften Stabilitätspakt weit hinausgeht. Bevor man einen Scheck von über 100 Mrd. Euro ausstellt, sollte man so etwas eigentlich erwarten. Der Eindruck verstärkt sich, dass die deutsche Politik an einer Lösung des Problems nicht interessiert ist.
Die Gewerkschaft-Fuzzies tuten jetzt genau wie wir hier im BT auch ins Deflations-Horn, sozusagen "aus Versehen" sogar richtigerweise: Warum die Angst vor Inflation unbegründet ist
Natürlich möchten die als Gegenmassnahme gerne das Arbeitslosengeld auf 50 Jahre verlängern und allgemeine Mindestlöhne auf GS-Niveau etablieren...
Das wird's aber nicht tun, weil der Germane ab und zu auch gerne mal solide ist, und vor allem weil in der öffentlichen Diskussion die Probleme der Verschuldungsorgie viel suggestiver sind, als wenn ein Gewerkschafts-Fuzzy sagt "Huch, wie schrecklich, wir kriegen ja gar keine Inflation" ;-)
Keine Chance! ... ;-)
Ein Gastkommentar von Gustav A. Horn
Viele Finanzexperten warnen vor Inflation, dabei spricht derzeit nichts für eine schnellere Geldentwertung. Daran ändern auch die milliardenschweren Rettungsprogramme für Banken und Euro nichts. Im Gegenteil - Europa steht ein deutlich schlimmeres Szenario bevor: fallende Preise.
Kaum eine Nachrichtensendung vergeht in diesen Tagen, ohne dass ein ernst blickender Experte mit Schauder in der Stimme vor Inflation und weichem Euro warnt. Kaum ein Wirtschaftsartikel erscheint, in dem nicht das grauenvolle Gemälde einer vom rasanten Preisanstieg geplagten Wirtschaft gezeichnet wird.
Stehen wir also kurz davor, dass Einkommen und Vermögen dahinschmelzen, weil unser Geld von Tag zu Tag immer weniger wert wird? Spricht nicht auch die Flucht in das scheinbar wertbeständige Gold für die drohende Inflation? Und ist es nicht tatsächlich so, dass die Schleusen zum Gelddrucken geöffnet sind - jetzt, da die Europäische Zentralbank (EZB) Staatsanleihen aufkauft, um EU-Länder vor Spekulanten in Schutz zu nehmen?
So naheliegend ein dreifaches "Ja" auf diese Fragen auch ist - die Realität sieht anders aus. Die Inflationsrate liegt derzeit bei knapp einem Prozent, also sogar unterhalb des Ziels der EZB von zwei Prozent. Das gilt erst recht, wenn man den - ausschließlich von außen kommenden - Inflationsdruck durch steigende Rohstoffpreise abzieht.
In der Tat ist die Preisstabilität verletzt. Aber nicht etwa durch inflationäre Tendenzen, sondern weil der Preisauftrieb geringer ist als der Wert, den die Zentralbank für optimal hält. Steigen die Preise kaum, ist eher das Gegenteil von Inflation zu befürchten: eine Deflation - also eine Phase dauerhaft sinkender Preise.
Etwas mehr Inflation wäre derzeit wünschenswert
Die meisten Bürger und auch manche Ökonomen neigen dazu, die Deflation als das kleinere Übel einzuschätzen. Doch das ist ein fataler Irrtum. Eine Deflation ist extrem gefährlich, weil stetig fallende Preise dazu führen, dass private Haushalte ihren Konsum verschieben, das gleiche tun Unternehmen mit ihren Investitionen. Schließlich wird alles von Tag zu Tag billiger.
Wenn aber alle heute weniger ausgeben, nehmen auch alle weniger ein. Das Ergebnis ist eine tiefe Wirtschaftskrise, die nur schwer zu überwinden ist. Wir kennen diese Situation aus den frühen dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Um eine solche Situation zu vermeiden, strebt die EZB zu Recht an, die Inflationsrate in einem Sicherheitsabstand zur Nulllinie zu halten. Dieser ist im Moment nicht gewahrt, also wäre kurzfristig etwas mehr Inflation durchaus wünschenswert.
Die Inflations-Mahner schauen jedoch nicht auf die Gegenwart, sie blicken nur in die Zukunft. Dann, so ihre Angst, würde sich die enorme Liquiditätszufuhr, welche die EZB gegenwärtig durch den Kauf von Staatsanleihen erzeugt, in stark steigenden Preisen niederschlagen. Zudem sei die Glaubwürdigkeit der EZB dahin, da sie jetzt offensichtlich unter politischem Druck genau das tue, wogegen sie sich immer gewehrt habe, nämlich die Märkte mit Geld zu fluten.
Die entscheidende Frage ist also, ob und wie die hohe Liquidität sich in Inflation verwandelt. So ohne weiteres geschieht dies freilich nicht, denn allein das Vorhandensein von viel Geld lässt noch keine Preise steigen. Zu Preissteigerungen kommt es erst, wenn dieses Geld auch ausgegeben wird und die aktuelle oder erwartete wirtschaftliche Lage so gut ist, dass der Markt höhere Preise überhaupt zulässt.
Ein harter Sparkurs ist die größte Gefahr
Wenn private Haushalte also unbedingt konsumieren und Unternehmen unbedingt investieren wollen, werden die Preise steigen. Wenn dann noch die Beschäftigung steigt und die Gewerkschaften immer höhere Löhne durchsetzen, mit denen sie die Preissteigerungen zu übertrumpfen versuchen, dann sind alle Voraussetzungen erfüllt - und die reichlich vorhandene Liquidität mündet in eine Inflationsspirale.
Doch selbst die optimistischsten Prognosen gehen nicht davon aus, dass eine derartige Konstellation in absehbarer Zeit eintreten könnte. Das Produktionsniveau in Europa liegt noch weit unter dem Niveau vor der Krise. Die Kapazitäten sind nicht ausgelastet, die Arbeitslosigkeit ist hoch. In einer solchen Situation können weder die Unternehmen hohe Preissteigerungen noch die Gewerkschaften hohe Lohnzuwächse durchsetzen. Mit anderen Worten: Der Inflation fehlt jeglicher Nährboden.
Die größte Gefahr für die nahe Zukunft ist eine ganz andere. Sie besteht darin, dass unter dem Schock der Griechenland-Krise in vielen EU-Ländern der Ruf nach einem überstürzten Sparkurs ohne Rücksicht auf Verluste zum Selbstläufer wird. Das vergrößert wiederum das Risiko deflationärer Entwicklungen, weil die Nachfrage wegbricht.
Die EZB kann die Inflation jederzeit im Keim ersticken
Die gegenwärtigen Inflationssorgen gründen sich denn auch eher auf den Erzählungen der Großeltern über die massive Geldentwertung nach dem Zweiten Weltkrieg und aus den Erfahrungen der siebziger und frühen achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Damals war die Lage aber jeweils völlig anders als heute. Nach dem Krieg waren die Produktionsanlagen zerstört, während die Geldmenge unverändert geblieben war. Die heutigen Produktionsanlagen sind aber noch am Markt und können genutzt werden. Und in den siebziger Jahren stand die Wirtschaft anders als heute lange unter Volldampf, so dass Lohn- und Preissteigerungen mühelos durchgesetzt werden konnten.
Bei alledem darf auch ein zentraler Aspekt nicht vergessen werden: Die EZB ist jederzeit in der Lage, eine Inflation im Keim zu ersticken. Sollten sich nur leichte Hinweise auf eine Inflationstendenz andeuten, kann sie die Liquidität, die sie dem Markt heute durch den Kauf von Staatspapieren zur Verfügung stellt, ohne weiteres durch deren Verkauf wieder entziehen. Im Fall des Bankensektors hat sie genau dies in den vergangenen Monaten bereits getan. Und niemand wird die EZB in Zukunft daran hindern.
Inflationsgefahren muss man ernst nehmen. Aber sie sind zurzeit wirklich nicht das Problem.
"es ist eine Illusion zu glauben, dass man mit Shortverboten einen fallträchtigen Markt vor dem Fallen schützen kann. Das ist Machbarkeitswahn von Politikern"
... en aus der Hand geschossen werden. Das wird unter dem Strich nicht passieren, wie du ja auch richtig erkannt hast.
Die Argumente von Münchau sind auf den ersten Blick treffend, auf den zweiten aber oberflächlich, weil sie am Kern vorbeigehen. Sogenannte Experten sind oft nicht in der Lage, die Prozesse einer realen Welt zu verstehen (und dürfen sie deshalb auch nicht gestalten dürfen!).
Schon vor längerem hatte ich gesagt (bisschen Eigenschulterklopfen muss sein :-), dass sich langsam aber dauerhaft ein Gegenwind gegen den Finanzsektor bilden wird, der ihn als GDP-Anteil auch nachhaltig reduzieren wird.
Das fing an mit einer emotionalen zunächst Wut und dann verstetigten Antistimmung in Medien und Öffentlichkeit, geht weiter über populistische Politiker, die sich damit natürlich die Segel füllen wollen (allen voran nicht Lafontaine, sondern [Malko mal weghören] die Bayern-Karikatur Seehofer), in der nächsten Phase in das Gefühl, dass man in der Politik tatsächlich was machen muss, und dann - ächzend und knirschend - in das tatsächliche Machen
Aber woher sollen die Brüder denn von Null auf Jetzt auf einmal einen Sachverstand in dem Thema nehmen? Jahrzehntelang war der nicht nötig, und kann deshalb auch nicht vorausgesetzt werden. Und den über Berater substituieren? Tolle Idee: Ackermann fragen? Oder Horn? Alles Lobbyisten, die in die eigene Tasche lügen (nein, nicht sich, sondern das Geld der Steuerzahler :-)...
Also wird sich in der Politik der erforderliche Sachverstand erst langsam und mühsam, zum Teil auch in Trial & Error, so bilden müssen, auf ein Niveau, wie es z.B. für Strassenbau, Steuerfragen oder ähnliches existiert.
Entscheidend ist, dass dieser Bandwaggon gestartet ist und mMn nicht wieder zum Stehen kommen wird.
Als - tief im Herzen - Moralist finde ich das gut und hoffnungerweckend, und dafür nehme ich persönlich sogar kurzfristige BaFin-Attacken auf mein Depot in Kauf ;-)
Zumal die für heute nach dem ersten Anschein bisher sogar wieder zurückgeschlagen werden konnten... ;-)
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