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17.07.2008 - Jens Korte
(...) Doch in diesen Tagen zieht es in der Mittagszeit ungewöhnlich viele Börsenprofis nach draußen. "Meine Kollegen sind in den vergangenen Tagen in der Lunchbreak zu ihrer Bank gegangen, um ihre Einlagen umzuschichten", erzählt der Händler einer großen New Yorker Investmentbank.
Vor einer Woche ging mit Indymac der zweitgrößte unabhängige Hypothekenfinanzierer Konkurs. Seitdem werden täglich Bilder der Kunden gezeigt, die in langen Schlangen die Filialen belagern. Die Verbaucherseiten der US-Zeitungen beschäftigen sich fast ausschließlich mit dem Thema: Wie sicher ist Ihr Geld?
Nachdem die "Washington Post" fast eine komplette Ausgabe mit dem Zustand der US-Konjunktur und Vergleichen zu 1929 gefüllt hat, werden erste Stimmen laut: Das sei der beste Kontraindikator, dass der Boden erreicht ist. Was sagen New Yorks Banker? Nun, sie gehen mittags zur Bank, um sicherzustellen, dass sie nicht mehr als 100.000 $ bei einem Institut angelegt haben. Bis zu dieser Grenze sind die Einlagen in den USA abgesichert.
Das Vertrauen in den Finanzmarkt hat historische Tiefpunkte erreicht. Im zweiten Quartal gab es an der Wall Street nicht einen einzigen Börsengang, der von einer Venture-Capital-Firma finanziert wurde. Das war zuletzt vor 30 Jahren der Fall. Ohnehin ist die Zahl der Börsengänge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 73 Prozent zurückgegangen.
Auf die Frage, was er mit seiner Mittagszeit anfängt, während die Kollegen ihre Konten umschichten, lautete die Antwort des Händlers, er habe auch Geld abgehoben. Zuversicht unter Profis klingt anders.
komplett unter:
www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/...ime%20B%F6rse/387189.html
Hypothekenkrise
Wenn eine Bank mit Hilfe der Regierung gerettet wird, wird gerne das Argument "Too big to fail" angeführt. Das bedeutet: Das angeschlagene Kreditinstitut ist zu groß, um pleite gehen zu dürfen. Bei den quasi-öffentlichen Hypothekenfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac ist das angesichts von Verbindlichkeiten von mehr als 5000 Mrd. $ sicherlich der Fall. Doch ein weiterer Aspekt rückt zunehmend in den Fokus: Sind Fannie und Freddie nicht auch "Too Foreign to fail"?
Denn die Wertpapiere der beiden Hypothekenfinanzierer befinden sich nicht nur im Portfolio von amerikanischen Banken und Fonds, sondern sie lagern auch in den Tresoren ausländischer Zentralbanken. Brad Setser, Professor in Oxford und Fellow am Think-Tank Council on Foreign Relations, schätzt, dass das auf mindestens ein Fünftel der Papiere von Government Sponsored Enterprises (GSEs) wie Fannie Mae und Freddie Mac zutrifft.
China spiele dabei eine herausragende Rolle: "Ich würde sagen, dass die Chinesen 500 bis 600 Mio. $ der Papiere halten. Das entspräche zehn Prozent des Emissionsvolumens", sagt Setser. Das habe Konsequenzen: "Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, dass der chinesische Vize-Premier bei (US-Finanzminister Henry) Paulson anruft und sich über die Details des Rettungsplans informieren lässt."
Das Ausmaß des ausländischen Engagements bei den Hypothekenfinanzierern wirft ein Schlaglicht auf die Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von finanziellen Zuflüssen aus Asien. Kontrovers wird in der Öffentlichkeit nur der Einsteig von Staatsfonds bei Banken und Vermögensverwaltern diskutiert. Prominente Fälle sind Blackstone, Merrill Lynch und Citigroup. Über die GSEs wird selten gesprochen.
Experte Setser geht davon aus, dass sich das mit der aktuellen Sorge um die Kapitalausstattung der Hypothekenfinanzierer ändern wird: "Das schiere Ausmaß der Beteiligung von Zentralbanken macht die Rettung solcher Institute zu einem heiklen politischen Thema. Es geht also nicht mehr alleine darum, die richtigen Anreize zu setzen."
Das Pikante dabei: Noch im Mai kauften ausländische Investoren bevorzugt GSE-Papiere. Das geht aus den jüngst veröffentlichten Daten zu den Netto-Finanzzuflüssen des Finanzministeriums in Washington hervor. Anleger aus Übersee kauften im Mai 24,4 Mrd. $ solcher Wertpapiere, im April waren es noch 15,3 Mrd. $ gewesen. Bei Staatsanleihen hielten sie sich dagegen zurück. "Die Nachfrage nach GSE-Papieren hat sich in den vergangenen Monaten deutlich vom Einbruch Mitte 2007 zu Hochzeiten der Subprime-Krise nach oben bewegt", sagt Louise Purtle, Analystin bei Creditsights. "Die Frage lautet jetzt: Setzt sich das fort? Oder kriegen die Ausländer kalte Füße?"
Die vielbeachtete Auktion kurzfrister Schuldverschreibungen von Freddie Mac am Montag übertraf die Erwartungen, die Emission war mehrfach überzeichnet. Allerdings sind Kritiker der Ansicht, dass die US-Broker bewusst viel geboten haben, um das System zu stabilisieren. Am Donnerstag wurde Freddie Mac Papiere im Wert von 3 Mrd. $ nur mit einem heftigen Renditeaufschlag von 88 Basispunkten über Staatsanleihen los - ein Zeichen dafür, dass Investoren eine hohe Kompensation verlangen. "Es bleibt einfach ein großes Risiko", sagte Nancy van den Houten, Analystin bei Stone & McCarthy Research.
Damit die Nervosität abnimmt, muss das am Montagmorgen vorgestellte Rettungspaket vom Kongress verabschiedet und realisiert werden. Es umfasst drei Teile. So soll vorübergehend der staatliche Kreditrahmen für die beiden Branchenführer von derzeit 2,25 Mrd. $ angehoben werden. Zweitens soll die Regierung auch erstmals Anteile der staatlich geförderten Unternehmen kaufen dürfen, falls es zur Stärkung der Kapitalbasis nötig ist. Drittens bot die Notenbank Fannie und Freddie für den Notfall Zugang zu ihrem Diskont-Kreditprogramm für Finanzinstitute an. Die Notfallkredite standen zuvor nur Geschäfts- und Investmentbanken offen. All das sind weitgehende Schritte, die den Kapitalmarkt beruhigen sollten. Die erste und zweite Maßnahme bedarf der Zustimmung der Kongresses.
Quelle www.faz.net
bei weissgarnix am 17.7. (also gestern ;o) in seinem Kommentar:
"Mich erinnert das immer an den Ariva Bären Thread, wo sich die überaus klugen Poster an Tagen wie heute in ihre Höhlen zurückziehen … . Fassungslos über einer Börse, wo die kurzfristigen Trends schon einmal den berechtigten volkswirtschaftlichen Erwartungen widersprechen können"
Hab ich hier was verpaßt? Gibt's hier irgendeinen Bären, den der gestrige Squeeze auch nur im entferntesten überrascht hat? Der sich wundert, daß der DAX-Fut dann auch mal 300 Pt. nach ober gedroschen wird? Also ich sehe hier keine fassungslosen wundgeschossenen Bären in ihren Höhlen, wirklich nicht. Wir wüßten lediglich gerne, wie weit der Zwischen-Upmove noch tragen kann, aber wer will das schon so genau prognostizieren (Metro vielleicht, der hatte zuletzt da ziemlich Recht).
Es hat sich schon von März bis Juli ausgezahlt, als Bär entspannt zu bleiben, und das wird es wohl auch auf Sicht der nächsten 9 bis 12 Monate. Im übrigen sollte die Haupternte von Januar bis heute eigentlich schon eingefahren worden sein, noch ein Grund mehr, entspannt zu sein ;o)
Der "Deflationistas"-Artikel ist auf jeden Fall auch lesenswert:
www.weissgarnix.de/?p=345#more-345
einer der üblichen verdächtigen Banken, Merrill diesmal ... wurde hier noch nicht so richtig thematisiert ... aber der "Chronisten-Pflicht" gehorchend:
NEW YORK (dpa-AFX) - Die angeschlagene US-Investmentbank Merrill Lynch hat nach neuen enormen Abschreibungen ihren vierten Milliardenverlust in Folge erlitten. Sie zählt damit zu den weltweit größten Opfern der Kreditkrise. Im zweiten Quartal stürzte die Bank mit 4,7 Milliarden Dollar weit tiefer ins Minus als von Experten erwartet. Binnen vier Quartalen summierten sich die Verluste der drittgrößten US- Investmentbank damit auf rund 19 Milliarden Dollar (12 Mrd Euro). Allein in den vergangenen drei Monaten fielen neue Wertberichtigungen von fast 10 Milliarden Dollar an, räumte Merrill Lynch am Donnerstag nach US-Börsenschluss in New York ein. Die Abschreibungen der Bank im Zuge der Kreditkrise erreichen damit inzwischen rund 40 Milliarden Dollar. Weltweit mussten Banken bislang deutlich mehr als 400 Milliarden Dollar an Wertberichtigungen verbuchen.
Merrill Lynch hatte zuletzt im zweiten Quartal 2007 schwarze Zahlen geschrieben. Damals wurde ein Gewinn von 2,1 Milliarden Dollar ausgewiesen. Für dringend benötigtes frisches Kapital trennt sich die Bank nun von ihrem lukrativen 20-Prozent-Anteil am Finanzdaten- Anbieter Bloomberg. Der Verkauf der Beteiligung an dem Konzern des New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg bringt rund 4,4 Milliarden Dollar ein. Weitere 3,5 Milliarden Dollar sollen über einen anderen Anteilsverkauf hereinkommen. Überlegungen, die Beteiligung von 49 Prozent am Vermögensverwalter BlackRock zu verkaufen, wurden hingegen verworfen.
Unter den Investmentbanken schlägt sich Branchenführer Goldman Sachs in der Krise bisher am besten. Aber auch die Nummer zwei, Morgan Stanley, schrieb zuletzt schwarze Zahlen. Merrill Lynch trägt mit den gigantischen Verlusten mit Abstand die rote Laterne. [Ähh, und UBS?] Allerdings blieb ihr ein Notverkauf wie der fünftgrößten Investmentbank Bear Stearns bisher erspart.
Der seit Ende vergangenen Jahres amtierende Merrill-Lynch-Chef John Thain verschaffte der Bank frisches Kapital in Milliardenhöhe und streicht derzeit mehr als 4000 der Ende 2007 noch rund 63 000 Stellen. Seit dem Ausbruch der Kreditkrise vor gut einem Jahr verlor Merrill Lynch fast zwei Drittel des Börsenwerts. Auch nach den jüngsten Quartalszahlen kam die Aktie nachbörslich massiv unter Druck. Die Erträge der Bank lagen im vergangenen Quartal mit 2,1 Milliarden Dollar im Minus nach plus 9,5 Milliarden Dollar im Vorjahr./fd/DP/wiz
www.finanzen.net/nachricht/...och_groesser_als_erwartet_755224
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