Zwischen Zinsangst und Konjunktur-EuphorieGelassene Reaktionen auf gute QuartalsabschlüsseDer Aktienmarkt bewegt sich weiterhin seitwärts. In der Berichtswoche wirkten Zinsängste belastend, gute Konjunkturdaten hingegen belebend. Auf die Veröffentlichung der guten Quartalsabschlüsse reagierten die hiesigen Börsenindizes relativ gelassen. Nö. Eine geschäftige Woche geht zu Ende. Die Veröffentlichung von zahlreichen Quartalsabschlüssen prägte das Geschehen an der hiesigen Börse. Weltweit belasteten zu Wochenbeginn Zinsängste die Aktienmärkte. Die Publikation des Protokolls von der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Fed entschärfte diesen Druck ein wenig. Darin wurde eher überraschend konstatiert, dass ein Ende des US-Zinserhöhungs-Zyklus bevorstünde. Andeutungen des Notenbankchefs Ben Bernanke unterstrichen diese These am Donnerstag. Gleichentags dämpfte zeitweise die Leitzinserhöhung von China die Stimmungen an den Aktienmärkten. Es keimten Befürchtungen auf, wonach dieser Schritt negative Folgen für das chinesische Wachstum und damit auch für die Weltwirtschaft haben könnte. Bis anhin bestätigen die Konjunkturdaten aber immer noch die wirtschaftliche Dynamik, vor allem in Europa. Unterschätzter MarktDie Investoren schwanken zurzeit zwischen Zinsängsten und Konjunktur-Euphorie, fasst ein Beobachter das Geschehen zusammen. In der Summe entsteht an den wichtigsten Märkten ein Seitwärtstrend mit freundlichem Unterton. In diesem Umfeld versuchen Anleger erfolgversprechende Titel herauszupicken. Die Quartalszahlen sorgen daher für viel Gesprächsstoff. Die meisten der in der Berichtswoche präsentierten schweizerischen Ergebnisse lagen über den Erwartungen der Analytiker, nur wenige enttäuschten. Die Reaktion der Aktienkurse blieb jedoch bescheiden; eine klare Tendenz war in der Berichtswoche am hiesigen Aktienmarkt nicht auszumachen. Schon im vergangenen Jahr fielen die Unternehmensresultate deutlich besser aus, die Börsenkurse stiegen aber noch stärker; seit Jahresbeginn hat die Schweizer Börse nochmals einen klaren Sprung nach oben gemacht. Die Bank Vontobel erwartet daher für die kurzfristige Entwicklung weiterhin eine Seitwärtsbewegung. Für das zweite Halbjahr und in geringerem Ausmass bereits für das zweite Quartal mahnen einige Experten zur Vorsicht. Die Vergleichszahlen vom vergangenen Jahr seien bereits sehr hoch. Auch könnten die verschobenen Ostertage einigen Branchen einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Zudem dürfte nun der positive Währungseffekt des vergangenen Jahres wegfallen. Auch wenn sich die mahnenden Stimmen allmählich häufen, bleiben die Optimisten im Hinblick auf die kurzfristige Entwicklung des hiesigen Aktienmarktes in der Überzahl. So etwa äusserten sich in einer monatlichen Umfrage von Reuters-Lipper zwei Drittel der befragten Fondsmanager positiv in Bezug auf die Aktienmärkte in Europa. Die Bank Hofmann verweist in ihren Anlage-Perspektiven darauf, dass nach einer starken Konsolidierungsphase, wie wir sie in den Jahren 2001 und 2002 gesehen hatten, der Markt von vielen unterschätzt werde. Die meisten Unternehmen seien nach einer solchen Phase sehr effizient organisiert und könnten die Resultate viele Quartale hintereinander verbessern. Nebst der robusten Verfassung der weltweiten Wirtschaft werden die Börsen zurzeit auch durch die hohen Cashflows der Unternehmen stimuliert. Dank diesen sind Aktienrückkaufprogramme, Mergers-&-Acquisitions-Aktivitäten sowie grössere Kapitalinvestitionen fast an der Tagesordnung. Vorschusslorbeeren für Nobel BiocareDer Swiss-Market-Index (SMI) reduzierte sich in der Berichtswoche um 0,6%, der breiter gefasste Swiss-Performance-Index (SPI) verschlechterte sich um 0,3%. Zu den Verlierern zählten die Aktien der schwer gewichteten Novartis (-3,1%). Nach der Veröffentlichung des Ergebnisses verbilligten sich die Papiere deutlich. Dank der gut gefüllten Produkte-Pipeline beurteilten einige Marktteilnehmer diesen Rückgang als gute Einstiegschance. Solche positive Worte waren im Zusammenhang mit der Ciba Spezialitätenchemie (-4,6%) nicht zu hören. Der Konzern legte am Donnerstag ein enttäuschendes Quartalsergebnis vor. Der Turnaround dauere noch etwas an, war am Markt zu vernehmen. Auch die Aktien von Nestlé (-1,6%) und von ABB (+0,3%) mussten nach der Veröffentlichung der Zahlen Einbussen hinnehmen, obwohl die Zahlen über den Erwartungen der Analytiker lagen. Während bei Nestlé die mässige Entwicklung der US-Tochtergesellschaft Alcon zur Begründung angeführt wurde, sprach man bei ABB von Gewinnmitnahmen. Bei den SPI-Werten fiel Micronas negativ auf. Vor allem die reduzierten Gewinnaussichten für das Gesamtjahr liessen die Aktie einbrechen (-21,7%). Bei Unaxis waren sich die Anleger nach der Publikation der Quartalszahlen unschlüssig. Diese seien schwierig zu interpretieren, hiess es. Die Titel beendeten die Berichtswoche mit einem Kursaufschlag von 1,9%. Die Genussscheine der schwer gewichteten Roche (+1,8) reagierten auf die Veröffentlichung der Ergebnisse - nicht zuletzt dank den nach oben revidierten Gewinnprognosen - positiv. Auch für die Aktien der beiden Grossbanken Credit Suisse (+2,1%) und UBS (+1,2) ging die Börsenwoche im grünen Bereich zu Ende. Erstere profitierte von der angekündigten Zusammenlegung ihrer Privatbanken sowie von Äusserungen des Verwaltungsratspräsidenten Walter Kielholz an der Generalversammlung. Hiernach sollen die Vorbereitungen für eine Trennung von der Versicherungstochter Winterthur nahezu fertig sein. Vorschusslorbeeren erhielten in der Berichtswoche Nobel Biocare. Die Papiere des Dental-Spezialisten gingen mit einem Plus von 4,3% als Wochengewinner aus dem Handel. Sie profitierten dabei vor allem von den guten Quartalszahlen des Konkurrenten Straumann, dessen Aktien mit +5,9% ebenfalls deutlich stiegen. Nobel Biocare seinerseits wird den Abschluss in der nächsten Woche vorlegen. Auf dem Programm stehen auch die Compagnie Financière Tradition, der Börsenneuling Panalpina, Tecan, Atel und Swissfirst. Im Fokus des Interesses dürften aber ohne Zweifel die Zahlen der beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS stehen, die am Dienstag bzw. Donnerstag anstehen. Von ihnen wird ein Glanzresultat erwartet. |