Cancom stellt Apple in die Ecke
Pressemitteilungen sind manchmal Kunstwerke rethorischer Augenwischerei. So ein Meisterstück flatterte heute in unser Postfach. "Cancom mit Strategieerweiterung - verstärkter Fokus auf Media-Kunden im PC-Umfeld" lautet die Überschrift, die aus einem Elefanten wieder eine Mücke machen soll. Das scheint bei vielen Newsdiensten auch funktioniert haben. Aber doch nicht bei uns, Jungs!
Was steht da also eigentlich wirklich? Da wird vom lukrativen und wettbewerbsschwachen Marktsegment gesprochen, in dem man sich nun stärker engagieren möchte und daß der neue Katalog unter dem Thema "X und XP" läuft. Unsere Übersetzung dieser wohlklingenden Rundformulierung: "Uns ist der Apple-Markt zu kantig. Wer uns so behandelt wie Apple, den schmeißen wir aus dem Programm."
Lediglich Zucker für die Medien-Affen ist die Versicherung, daß man auch weiterhin beide Systeme anbieten werde. Aber eigentlich ist klar, daß demnächst allen Macianern PCs ans Herz gelegt werden, weil man damit mehr Gewinn erwirtschaften kann. Zudem hat Apple Cancom, so wird gemunkelt, die Pistole auf die Brust gesetzt: "Entweder Ihr schluckt unsere Bedingungen oder Ihr könnt sehen, wo Ihr bleibt."
Tja, der Dreh- und Angelpunkt einer solchen Hop- oder Topnummer ist die anzudrohende einschneidende Repressalie. Denn die Geräte demnächst nicht mehr zu den alten Konditionen zu bekommen, kann nicht als ernst gemeint Drohung durchgehen. Schließlich sind Apples Margen bekannterweise wie die Temperaturen am Polarkreis im Sommer: mit viel Glück knapp über Null. Spannend wird sein, wie Apple in Zukunft die Stückzahlen rausschaufeln will, die sonst Cancom in den Markt kanalisiert hat. Denn bei aller Liebe, aber die kleinen Fachhändler schaffen das auf keinen Fall.
Es hat sich also der Hecht aus dem Teich verabschiedet, in dem jetzt nur noch muffige Karpfen dümpeln. Denn selbst schäumende Expansionsträume Einzelner werden sich bestimmt nicht gravi-s-erend auf den Marktanteil auswirken. Und während sich Cancom zu HP gesellt und davon spricht, nun die eigene Kompetenz in die gemischte IT-Welt einbringen zu wollen, liegt Apple in Deutschland weiter im Dornröschenschlaf und darauf wartet, wachgeküßt zu werden. Doch bei diesen rauhen Lippen wird man wohl lange auf den Prinzen warten.
Quelle: macguardians