Der falsche Ausbruch (false Break) am Beispiel der aktuellen Goldentwicklung
von Jochen Steffens
Es ist immer wieder schön, nahezu idealtypische Entwicklungen zu sehen. Gold hat gerade eine solche vollzogen. Grund genug, Ihnen diese hier vorzustellen:
Der false Break (falsche Ausbruch):
Chart
Vor vier Handelstagen kam es zu einem Ausbruchsversuch über die Abwärtstrendlinie, die mit der unteren Linie eine Art Dreieck bildet. Doch nach diesem Bruch kam es zu keinen Anschlusskäufen. Das meine ich, wenn ich immer wieder schreibe, es müsse zu einem „nachhaltigen Bruch“ kommen. Das war eindeutig kein nachhaltiger Bruch. Doch mir geht es bei diesem Chart um etwas anderes. Sehr häufig, wenn es zu einem solchen falschen Bruch kommt, brechen die Kurse dann dynamisch ein, so wie wir es auch hier in diesem Chart sehen. Gold fiel anschließend von 640 Dollar um fast 30 Dollar in drei Tagen.
4 Faktoren, die sich gegenseitig verstärken
Beim Daytraden benutze ich häufiger false Breaks als Einstiegssignal. Wenn ich so einen falschen Bruch sehe, gehe ich kurz und intensiv short – einfach um die Abwärtsdynamik zu traden. Die Abwärtsdynamik entsteht aus vier Faktoren, die sich gegenseitig verstärken. In der Reihenfolge, in der sie auftreten:
1. Zunächst muss es eine oder mehrere große Positionen geben, welche die Dynamik, die nach so einem Bruch aufkommt, auffangen und abwürgen. Diese Position muss beim Gold schon beachtlich sein, denn das Lager der Permanent-Goldbullen ist zur Zeit vergleichsweise hoch – es werden also vergleichbar viele den Bruch getradet haben – auch angesichts der bevorstehenden saisonal starken Monate (wie hier vor einigen Tagen beschrieben).
2. Trader sehen und spüren, dass eine große Order den Kurs deckelt und gehen short. (Dazu gleich mehr.)
3. Diejenigen, die bei dem Bruch ganz früh dabei sein wollen und nun feststellen, nachdem der Kurs wieder unter die Linie gefallen ist, dass das nichts mit dem erwarteten Ausbruch wird, verkaufen nach und nach – einige je nach Charakter und Positionsgröße schneller, andere lassen sich etwas Zeit – die Hoffnung stirbt dann zuletzt.
4. Diejenigen, die schon länger dabei sind, vielleicht beim Tief im Juni eingestiegen sind, sehen etwas später, wie sich ein weiteres Lower High (tieferes Hoch) bildet und sichern Gewinne.
Diese Faktoren zusammen führen oft im direkten Anschluss nach einem false Break zu massiven Kursverlusten. In einigen Fällen leiten false Breaks auch längere in diesem Fall Abwärtsbewegungen ein.
Wie man sehen und spüren kann, dass eine große Order einen Kurs deckelt
Ich wette, einige von Ihnen interessiert, wie man „sehen und spüren“ kann, dass eine große Order den Kurs deckelt. Dazu folgender Minuten-Chart vom Gold der letzten Tage, weil auch das so idealtypisch verlaufen ist:
Chart
Sie sehen, an der 641 Dollar-Marke haben sich drei Hochs (schwarze Bögen) ausgebildet. Aber Gold wollte und wollte einfach nicht über diese Marke gehen. Jeder Spike wurde abverkauft. Das ist schon ein starkes Zeichen dafür, das hier was im Markt liegt.
Während dieser drei Tops kam es jedoch beständig zu higher Lows (höheren Tiefs), so dass sich eine Trendlinie (rote Linie) gebildet hat. Diese higher Lows zeigen, dass die Bullen zu immer höheren Kursen einsteigen, jedes Tief also früher aufkaufen. Normalerweise ein Zeichen von Stärke.
Den Bullen geht zunächst die Kraft aus
Aber obwohl so viele Bullen am Markt sind und kaufen was das Zeug hält, wird die 641er Marke nicht überwunden. Irgendjemand hält massiv dagegen. Als dann die rote Linie gebrochen wurde, es sich also kein neues higher Low bildet, war das ein erstes Zeichen dafür, dass den Bullen die Kraft ausgeht. Die Bullen haben sozusagen aufgegeben.
Dass sie das ungern getan haben, erkennt man daran, wie zäh trotz dieses eindeutigen Signals der kleine Rutsch nach dem Bruch der roten Linie verlaufen ist. In diesem Moment, wird man als short-engagierter Trader vorsichtig – man spürt sozusagen die Bereitschaft der Bullen zu kämpfen. Und tatsächlich, die Bullen stellen sich zum Kampf, sammeln sich wieder und es kommt zu einem Gerangel, der Seitwärtsbewegung.
Mehrere gescheiterte Angriffe der Bullen
Dann kommt der Ausbruchsversuch der Bullen (roter Halbkreis). Doch dieser Ausbruchsversuch schafft es nicht einmal mehr zur 641er Marke. Ein schon deutliches Signal, dass die Bullen keine Chance haben. Und diese Erkenntnis macht sich bei den Marktteilnehmern breit: Es kommt unter Protesten und Gezeter (damit sind die vielen Versuche gemeint, den Kurs abzufangen) zu einem deutlicheren Kursverfall, der die Bullen immer weiter zurückdrängt und den Kurs in einem finalen Zusammenbruch der Kräfte auf 631 Dollar treibt.
Die Bullen formieren sich an der 631er Marke
An dieser Marke formieren sich die Bullen neu. Es kommt zu einer weiteren Seitwärtsbewegung. Doch jeder Ausbruchsversuch nach oben (blauer Halbkreis) schafft es nicht mehr ans alte Hoch heranzureichen. Es ist wie beim Grabenkrieg, eine Grabenlinie nach der anderen wird aufgegeben, und kann nicht mehr zurückerobert werden.
Wieder sammeln sich die Bullen an der 631er Linie. Jetzt aber mit aller Kraft, und tatsächlich, das alte letzte Hoch (blauer Halbkreis) wird noch einmal kurz überwunden (grüner Halbkreis). Ein bullishes Zeichen! Aber, obwohl ein neues Hoch ausgebildet wurde, kommt es zu keiner anschließenden Aufwärtsdynamik. Es entsteht ein false Break. Das ist extrem desillusionierend – es ist aber auch der endgültige Beweis dafür, dass die Bullen keine Chance mehr haben.
Als die 631er Marke bricht, ist alles vorbei!
Dieser endgültige Beweis wird vom Markt natürlich wahrgenommen und als dann noch die letzte Bastion der Bullen, die 631er Linie, der letzte vernünftige Graben genommen wird, kommt es zu einem ungeordneten Rückzug angesichts der massiven Stärke der Bären. Dieser Rückzug haut die Kurse in einem Rutsch um 18 Dollar nach unten
Sie sehen, wie offensichtlich es in diesem Fall war. Sie müssen keine charttechnischen Formationen beherrschen um zu verstehen, was in so einem Chart vor sich geht – Sie müssen lediglich sehen was passiert. Zugegeben, wenn alle Charts so eindeutig wären, wir wären alle reich.
Zum Markt im nächsten Artike mehr, vorher noch ein Hinweis auf ein interessantes Seminar:
von Jochen Steffens
Es ist immer wieder schön, nahezu idealtypische Entwicklungen zu sehen. Gold hat gerade eine solche vollzogen. Grund genug, Ihnen diese hier vorzustellen:
Der false Break (falsche Ausbruch):
Chart
Vor vier Handelstagen kam es zu einem Ausbruchsversuch über die Abwärtstrendlinie, die mit der unteren Linie eine Art Dreieck bildet. Doch nach diesem Bruch kam es zu keinen Anschlusskäufen. Das meine ich, wenn ich immer wieder schreibe, es müsse zu einem „nachhaltigen Bruch“ kommen. Das war eindeutig kein nachhaltiger Bruch. Doch mir geht es bei diesem Chart um etwas anderes. Sehr häufig, wenn es zu einem solchen falschen Bruch kommt, brechen die Kurse dann dynamisch ein, so wie wir es auch hier in diesem Chart sehen. Gold fiel anschließend von 640 Dollar um fast 30 Dollar in drei Tagen.
4 Faktoren, die sich gegenseitig verstärken
Beim Daytraden benutze ich häufiger false Breaks als Einstiegssignal. Wenn ich so einen falschen Bruch sehe, gehe ich kurz und intensiv short – einfach um die Abwärtsdynamik zu traden. Die Abwärtsdynamik entsteht aus vier Faktoren, die sich gegenseitig verstärken. In der Reihenfolge, in der sie auftreten:
1. Zunächst muss es eine oder mehrere große Positionen geben, welche die Dynamik, die nach so einem Bruch aufkommt, auffangen und abwürgen. Diese Position muss beim Gold schon beachtlich sein, denn das Lager der Permanent-Goldbullen ist zur Zeit vergleichsweise hoch – es werden also vergleichbar viele den Bruch getradet haben – auch angesichts der bevorstehenden saisonal starken Monate (wie hier vor einigen Tagen beschrieben).
2. Trader sehen und spüren, dass eine große Order den Kurs deckelt und gehen short. (Dazu gleich mehr.)
3. Diejenigen, die bei dem Bruch ganz früh dabei sein wollen und nun feststellen, nachdem der Kurs wieder unter die Linie gefallen ist, dass das nichts mit dem erwarteten Ausbruch wird, verkaufen nach und nach – einige je nach Charakter und Positionsgröße schneller, andere lassen sich etwas Zeit – die Hoffnung stirbt dann zuletzt.
4. Diejenigen, die schon länger dabei sind, vielleicht beim Tief im Juni eingestiegen sind, sehen etwas später, wie sich ein weiteres Lower High (tieferes Hoch) bildet und sichern Gewinne.
Diese Faktoren zusammen führen oft im direkten Anschluss nach einem false Break zu massiven Kursverlusten. In einigen Fällen leiten false Breaks auch längere in diesem Fall Abwärtsbewegungen ein.
Wie man sehen und spüren kann, dass eine große Order einen Kurs deckelt
Ich wette, einige von Ihnen interessiert, wie man „sehen und spüren“ kann, dass eine große Order den Kurs deckelt. Dazu folgender Minuten-Chart vom Gold der letzten Tage, weil auch das so idealtypisch verlaufen ist:
Chart
Sie sehen, an der 641 Dollar-Marke haben sich drei Hochs (schwarze Bögen) ausgebildet. Aber Gold wollte und wollte einfach nicht über diese Marke gehen. Jeder Spike wurde abverkauft. Das ist schon ein starkes Zeichen dafür, das hier was im Markt liegt.
Während dieser drei Tops kam es jedoch beständig zu higher Lows (höheren Tiefs), so dass sich eine Trendlinie (rote Linie) gebildet hat. Diese higher Lows zeigen, dass die Bullen zu immer höheren Kursen einsteigen, jedes Tief also früher aufkaufen. Normalerweise ein Zeichen von Stärke.
Den Bullen geht zunächst die Kraft aus
Aber obwohl so viele Bullen am Markt sind und kaufen was das Zeug hält, wird die 641er Marke nicht überwunden. Irgendjemand hält massiv dagegen. Als dann die rote Linie gebrochen wurde, es sich also kein neues higher Low bildet, war das ein erstes Zeichen dafür, dass den Bullen die Kraft ausgeht. Die Bullen haben sozusagen aufgegeben.
Dass sie das ungern getan haben, erkennt man daran, wie zäh trotz dieses eindeutigen Signals der kleine Rutsch nach dem Bruch der roten Linie verlaufen ist. In diesem Moment, wird man als short-engagierter Trader vorsichtig – man spürt sozusagen die Bereitschaft der Bullen zu kämpfen. Und tatsächlich, die Bullen stellen sich zum Kampf, sammeln sich wieder und es kommt zu einem Gerangel, der Seitwärtsbewegung.
Mehrere gescheiterte Angriffe der Bullen
Dann kommt der Ausbruchsversuch der Bullen (roter Halbkreis). Doch dieser Ausbruchsversuch schafft es nicht einmal mehr zur 641er Marke. Ein schon deutliches Signal, dass die Bullen keine Chance haben. Und diese Erkenntnis macht sich bei den Marktteilnehmern breit: Es kommt unter Protesten und Gezeter (damit sind die vielen Versuche gemeint, den Kurs abzufangen) zu einem deutlicheren Kursverfall, der die Bullen immer weiter zurückdrängt und den Kurs in einem finalen Zusammenbruch der Kräfte auf 631 Dollar treibt.
Die Bullen formieren sich an der 631er Marke
An dieser Marke formieren sich die Bullen neu. Es kommt zu einer weiteren Seitwärtsbewegung. Doch jeder Ausbruchsversuch nach oben (blauer Halbkreis) schafft es nicht mehr ans alte Hoch heranzureichen. Es ist wie beim Grabenkrieg, eine Grabenlinie nach der anderen wird aufgegeben, und kann nicht mehr zurückerobert werden.
Wieder sammeln sich die Bullen an der 631er Linie. Jetzt aber mit aller Kraft, und tatsächlich, das alte letzte Hoch (blauer Halbkreis) wird noch einmal kurz überwunden (grüner Halbkreis). Ein bullishes Zeichen! Aber, obwohl ein neues Hoch ausgebildet wurde, kommt es zu keiner anschließenden Aufwärtsdynamik. Es entsteht ein false Break. Das ist extrem desillusionierend – es ist aber auch der endgültige Beweis dafür, dass die Bullen keine Chance mehr haben.
Als die 631er Marke bricht, ist alles vorbei!
Dieser endgültige Beweis wird vom Markt natürlich wahrgenommen und als dann noch die letzte Bastion der Bullen, die 631er Linie, der letzte vernünftige Graben genommen wird, kommt es zu einem ungeordneten Rückzug angesichts der massiven Stärke der Bären. Dieser Rückzug haut die Kurse in einem Rutsch um 18 Dollar nach unten
Sie sehen, wie offensichtlich es in diesem Fall war. Sie müssen keine charttechnischen Formationen beherrschen um zu verstehen, was in so einem Chart vor sich geht – Sie müssen lediglich sehen was passiert. Zugegeben, wenn alle Charts so eindeutig wären, wir wären alle reich.
Zum Markt im nächsten Artike mehr, vorher noch ein Hinweis auf ein interessantes Seminar: