Dividendenuntersuchung 2007 der DSW ( Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz )
Bis Mitte 2007 konnten die Dividendenbeschlüsse beziehungsweise – ankündigungen von insgesamt 1023 börsennotierten Gesellschaften für das abgelaufene Geschäftsjahr ausgewertet werden. Diese Unternehmen verfügen über ein Grundkapital von 75,7 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Gewinnausschüttung an die Aktionäre betrug je Anteilsschein im Nennwert von 1 Euro 0,47 Euro. Im Vorjahr lag der Wert bei 0,37 Euro. Der Anstieg der Durchschnittsdividende um 270Prozent ist auf eine teilweise deutliche Verbesserung der Ertragslage zurückzuführen.
Die Erhöhung ist allerdings in erster Linie den 30 im DAX notierten Unternehmen zu verdanken. Von der gesamten Dividendensumme von 35,3 Milliarden Euro wurden 79 Prozent, das entspricht 27,9 Milliarden Euro, von den 30 deutschen Blue-Chips ausgeschüttet.
Einen gegenüber dem Vorjahr unveränderten Dividendensatz zahlten 222 der insgesamt erfassten AGs, das entspricht 22 Prozent. Die Ausschüttung erhöhen konnten immerhin 161 der Unternehmen (16 Prozent). 31 davon nahmen die Dividendenzahlung nach einer Nullrunde im Vorjahr jetzt wieder auf. 34 Gesellschaften (3 Prozent) kürzten die Dividende. Zehn davon, die im Vorjahr noch eine Dividende ausgeschüttet hatten, blieben für das Geschäftsjahr 2006 dividendenlos.
Zu den 605 Aktiengesellschaften, die seit mindestens zwei Jahren oder länger keine Dividenden ausgeschüttet haben, kommen nun also jene 10 Unternehmen hinzu, die für das Geschäftsjahr 2006 die Gewinnausschüttung streichen mussten. Damit blieben für das Geschäftsjahr 2006 also 615 Unternehmen ihren Anteilseignern eine Dividende schuldig. Das entspricht traurigen 60 Prozent aller analysierten Gesellschaften.
Ganz anders sieht es bei den meisten DAX30-Unternehmen aus. Mit einem Anteil von 53 Prozent am Grundkapital und 79 Prozent an der Dividendensumme aller einbezogenen AGs besitzen diese Gesellschaften eine herausragende Bedeutung.
Die Gewinnausschüttung dieser AGs erreichte mit 27, 9 Milliarden Euro (Vorjahr 21,1 Milliarden Euro) den bisher höchsten Stand, der jemals an die Aktionäre ausgeschüttet wurde. Der Zuwachs der Dividendenzahlungen um 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist beträchtlich. Zwar trug die Sonderzahlung der Altana AG aufgrund des Verkaufs der Pharmasparte zu der hohen Ausschüttungssumme bei, aber in den Ergebnissen des Vorjahres hatte ebenfalls eine hohe Sonderzahlung – damals war es die EON AG – ihren Niederschlag gefunden.
Von den 30 DAX-Gesellschaften konnten allein 25 die Gewinnausschüttung anheben. DaimlerChrysler und die Deutsche Telekom ließen die Dividende gegenüber dem Vorjahr unverändert. Nach dem Fortfall der Sonderzahlung bei der EON AG erfolgte dort eine Kürzung der Ausschüttung. Die TUI AG blieb ihren Aktionären in diesem Jahr eine Dividende schuldig. Gleiches gilt für die Infineon AG, die, genau wie in den vergangenen Jahren, erneut keine Dividende zahlte.
Auf die aus den Indices MDax, SDax und TecDax einbezogenen 118 Gesellschaften entfielen 16 Prozent des Grundkapitals und 10 Prozent der Dividendensumme. Die restlichen 875 Unternehmen stellten einen Anteil am Grundkapital von 47 Prozent. Ihr Anteil an der Dividendensumme betrug 21 Prozent.
Die Ausschüttungen im MDax gingen um 11 Prozent zurück. In diesem Segment standen einer Kürzung und zwei Dividendenausfällen zwar 17 Anhebungen und 5 Wiederaufnahmen der Gewinnausschüttung gegenüber, aber die Kürzung betraf den Flugzeug- und Rüstungskonzern EADS, der im letzten Jahr einen großen Teil zur gesamten Dividendensumme dieses Segments beigetragen hat.
Im SDax konnten von insgesamt 50 Gesellschaften 45 erfasst werden. Bei diesen erhöhte die Gewinnausschüttung sich um 44 Prozent.
Die Ertragskraft der TecDax-Gesellschaften ist noch verhältnismäßig gering. Von insgesamt 30 TecDax-Unternehmen konnten 23 in die Auswertung einbezogen werden, von denen 11 seit mindestens 2 Jahren dividendenlos geblieben sind.
Aus den Marktsegmenten Prime Standard, General Standard und Entry Standard sowie von den sonstigen börsennotierten Unternehmen wurden zusammen 875 Gesellschaften in die Bewertung einbezogen. Das sind 85 Prozent der insgesamt erfassten Unternehmen. Ihr Anteil am Grundkapital betrug 31 Prozent, ihr Anteil an der Dividendensumme lag gerade einmal bei 11 Prozent.
Unter den erfassten Gesellschaften befanden sich auch 94 Unternehmen, bei denen das Insolvenzverfahren eröffnet oder beantragt war. Es wäre zu begrüßen, wenn künftig Anforderungen für die Börsenzulassung sorgfältiger geprüft würden. Wer sich am Aktienmarkt engagiert, erwartet einen angemessenen Ertrag. Wenn von 1023 Unternehmen im Geschäftsjahr 2006 bereits 615 ohne Gewinnausschüttung blieben, und das oft seit dem Börsengang, so sollte das Anlass sein, die Anleger künftig besser vor dividendenlosen Gesellschaften zu schützen. Dividendenausfälle hat es immer gegeben. Sie sind jedoch in den letzten Jahren auf einen viel zu hohen Anteil gestiegen.
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