So schnell wie die Kurse einst fielen, so steigen sie denn auch derzeit wieder.
Keiner glaubt daran. Gern gehörter Spruch: Meiner Erfahrung nach müßte der Markt...
Dennoch, nichts ist unmöglich, alte Erfahrungen zählen in diesem Umfeld nur bedingt.
Diese Märkte sind weitgehend unkontrollierbar, weil getrieben von einer Vielzahl in der Vergangenheit in dieser Form nicht bekannter Einflußfaktoren.
Diese lauten beispielsweise:
- Wie hoch ist der noch bestehende Restbedarf zur Eindeckung von Shortpositionen bei Hedgefonds?
-Über wie viel Risikokapital verfügen noch konventionelle institutioneller Anleger (wenn in Fonds investiert und noch begrenztes Risikokapital vorhanden ist, so müssen sie nach dem gestrigen Bruch der "key resistance Lines" in Nasdaq Composite und Standard & Poors Index ganz einfach kaufen, um nicht gegenüber der Benchmark ins Hintertreffen zu geraten).
-Kann die weltweite Konjunkturentwicklung den davon fliegenden Aktienkursen folgen?
Die aktuelle Problematik besteht aktuell darin, daß schlechte Nachrichten - wie etwa die gestrige Gewinnwarnung von General Electric – genau so ignoriert werden, wie dieses in der vorhergehenden Abschwungphase mit guten Meldungen geschah. Die Marktteilnehmer werden nicht mehr getrieben von tatsächlichen Gegebenheiten, sondern lediglich von der Zusammenwirkung einer Summe sonstiger Einflußfaktoren.
In diesem Sinne vollziehen Indices wie auch Einzelwerte irrationale Sprünge.
Vivendi Universal legten gestern beispielsweise um 21,2 % zu, nachdem ein US $ 15 Mrd. Gebot des US Investors Marvin Davis für deren Mediengeschäft bekannt wurde. Zwar würde ein solcher Verkauf zu einer nachhaltigen Schuldenreduzierung des Unternehmens führen, es selbst jedoch, beraubt um diesen Kernbereich , zu einem Torso mutieren lassen Fazit: Ob sinnvoll oder nicht, Hauptsache da ist eine Nachricht, die Herde läuft und die Aktie steigt.
Ein anderes Thema ist die Möglichkeit einer Zinssenkung. Am 5. Dezember wäre durchaus eine die Märkte stimulierende Zinssenkung der EZB um 0,25-0,50 % durchaus drin. Realwirtschaftlich würde sie jedoch voraussichtlich verpuffen. De facto würde Sie voraussichtlich kaum mehr bewirken , als aufgrund verbesserter Zinsmargen im Rahmen der Fristentransformation die Profitabilität der Kreditinstitute zu steigern. Im Hinblick auf hohe vorzunehmende Wertberichtigungen der Institute ist dieses auch zwingend erforderlich.
Hierin besteht der eindeutige Vorteil europäischer und amerikanischer Banken gegenüber ihren japanischen Pendants. Letztere haben aufgrund der dort bereits seit langer Zeit vorherrschenden flachen Zinskurve keine Chance sich auf diesem Wege zu regenerieren. Darum auch hat Japan ein besonderes Problem mit der Sanierung seines Bankensystems , aus welchem Grunde das Land Nippons denn auch in jedem Falle aus dem persönlichen Anlageuniversum verbannt werden sollte.
Wie bereits früher erwähnt, halten wir mit Blick auf das herannahende Jahresende weitere Kursavancen für durchaus möglich.
Bewußt sein sollte man sich jedoch stets der Tatsache, daß wir uns auf extrem dünnen Eis bewegen... in der Hoffnung auf Kursgewinne vor dem Jahresende , werden bei anhaltend niedrigem Risikokapital zunehmend Hedgepositonen aufgelöst.
In weitgehender Ermangelung einer fundamentalen Untermauerung, bedürfte es daher lediglich eines Funkens - wie z.B. einer erneuten Verschärfung des Irak - Konfliktes um die Macht der Abwärtsspirale wieder voll zu entfesseln.
Alle Anleger würden dann wieder sichern wollen und müssen durch das sich zum Jahresende zunehmend umsatzmäßig verengende Börsennadelöhr.
Hamburgische Landesbank
- Girozentrale -
Dieter Bohlens