Ich denke HP und IBM werden da kräftig von profitieren:
Aus der FTD vom 9.12.2004
Dell hält Übernahmen für falschen Wachstumsweg
Von Helene Laube, San Francisco
Der weltgrößte PC-Hersteller Dell wird vom Verkauf der PC-Sparte des Konkurrenten IBM an den chinesischen Hersteller Lenovo profitieren. Davon ist Dell-Gründer Michael Dell überzeugt.
" Für Dell ist es schwer, sich nicht über ein solches Geschäft zu freuen" , sagte der Dell-Gründer und -Verwaltungsratsvorsitzende der FTD. Und mit einem ironischen Unterton fügte er hinzu: " Wann haben Sie das letzte Mal eine erfolgreiche Fusion oder Übernahme in der Hardwarebranche gesehen?" Dell kann sich den Seitenhieb auf die Konkurrenz nicht verkneifen. Denn beim kalifornischen Konkurrenten Hewlett-Packard (HP) hat dessen Compaq-Übernahme vor mehr als zwei Jahren bislang noch nicht die erhofften Resultate gebracht.
Der US-Computerkonzern IBM verkauft seine PC-Sparte für 1,25 Mrd. $ an den chinesischen Computerhersteller Lenovo. IBM wird einen Minderheitsanteil von 18,9 Prozent am Geschäft mit Personalcomputern halten. Michael Dell kommentierte das IBM-Lenovo-Geschäft wenige Stunden bevor die Konkurrenten ihr Geschäft bekannt gaben.
" Wir übernehmen lieber Kunden"
Dell, der seinen Chefposten im Juli an die langjährige Nummer zwei, Kevin Rollins, abgegeben hat, wird wohl trotz der anhaltenden Konsolidierung in der PC-Branche keine Akquisitionen tätigen. " Das Konzept, zwei Unternehmen zusammenzuwerfen, behagt uns nicht. Wir übernehmen lieber Kunden" , sagte Dell am Rande einer Kundenkonferenz des Dell-Partners und weltgrößten Datenbankherstellers Oracle in San Francisco. Die Strategie scheint aufzugehen. " Wir knöpfen unseren Rivalen in allen Regionen der Welt und in allen Produktbereichen Marktanteile ab" , so Dell. Eine Entwicklung, die in Untersuchungen von Marktforschern bestätigt wird.
" Dies ist eine große Chance für Dell und HP" , glaubt Simon Yates von Forrester Research. Die Zusammenführung von IBMs PC-Sparte mit Lenovo dürfte die beiden Konzerne bis auf weiteres beschäftigen. Die Zusammenführung von Management, Marketing, Vertrieb und Produktion dürfte einige Kapazitäten binden und Reibungsverluste verursachen.
Auch HP könnte profitieren
Analysten glauben, dass außer Dell auch Hewlett Packard von den Irrungen und Wirrungen der Integrationsphase mit den chinesischen Partnern profitieren wird. Die Experten bleiben beim Blick auf Lenovos Erfolgsaussichten skeptisch. Zumindest in der Startphase dürften die Asiaten bei amerikanischen Unternehmenskunden einen schweren Stand haben.
Dell ist es gelungen, mit seinem einzigartigen Geschäftsmodell einer Just-in-Time-Produktion die Lager klein zu halten und die Ausgaben kontinuierlich zu minimieren. Immer neue Preissenkungen bei guten Margen wurden so möglich. Das Konzept, das Wettbewerber unter enormen Erfolgsdruck bringt, funktioniert Dell zufolge auch in China. Dort konkurrieren die Texaner gegen Lenovo und andere heimische Unternehmen, die ebenfalls äußerst günstig produzieren. Dell sei in China der größte ausländische PC-Hersteller. " Wir müssen unsere Produktion dort ausbauen, um mit den Entwicklungen Schritt halten zu können" , sagte Michael Dell.
Kapazitätserweiterung bei Dell
Der Konzern erweitert seine Kapazitäten in den USA und denkt über eine zweite Fabrik in Europa nach, wo die Nachfrage um jährlich 30 Prozent steige, so Dell. Er selbst macht keine Angaben über die Standortwahl, aber eine mit den Plänen vertraute Person sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass vielleicht in Frankreich ein Werk gebaut werden wird. Frankreich ist einer der wenigen Märkte, in denen Dell hinter HP zurückliegt. Dells bisher einzige europäische Fabrik befindet sich in Limerick in Irland. Anders als die meisten Rivalen, die ihre PC-Produktion an Auftragnehmer ausgelagert haben, baut Dell seine Rechner selbst zusammen.
Michael Dell wollte Berichte nicht kommentieren, denen zufolge der Einsatz von Serverchips des Intel-Konkurrenten Advanced Micro Devices (AMD) geprüft werde. Die Tatsache, dass sich IBM und Sun mit AMD verbündet haben, ist für die Texaner noch kein Grund, zusätzlich zu Intel-Chips auch AMD-Prozessoren ins Programm zu nehmen. " AMD hat bisher lediglich fünf Prozent des Marktes" , sagte Dell. Sein Unternehmen sei aber keiner Firma zu ewiger Treue verpflichtet.