Von Helene Laube, Las Vegas
Michael Dell ist ein zurückhaltender Technologiemogul. Selbst wenn er eine deutsche Großbank als neuen Kunden gewonnen hat, quittiert er das mit wenig mehr als seinem typischen Grinsen - Namen nennt er keine.
Wie am Mittwoch, als er aus Deutschland hörte, dass sich sein texanischer Computerkonzern den Auftrag geschnappt hat. "Banker haben viele komplexe Beziehungen - sie kaufen Computer von uns, machen aber Bankgeschäfte mit einem anderen Hersteller", sagte Dell im Interview mit der Financial Times Deutschland am Rande der Computermesse Comdex in Las Vegas, und grinst dabei diskret wie ein Bankier.
Der Gründer und Vorstandschef des weltgrößten PC-Herstellers hat allen Grund zur Freude. Dell ist der Sonderfall. Die Technologieindustrie mag nach dem Platzen der New-Economy- und Telekommunikationsblasen und mitten in der Konjunkturflaute die größte Krise in ihrer Geschichte durchleben. Die erfolgsverwöhnte PC-Branche, mit 150 Mrd. $ Jahresumsatz und 125 Millionen verkauften Geräten eine der größten, musste vergangenes Jahr einen Wachstumsrückgang hinnehmen und dieses Jahr wird nur wenig besser enden.
Fast ununterbrochene Steigerung
Dell wächst weiter. Dank eines effizienten Fertigungsprozesses, bei dem in immer neuen Feinjustierungen die Lager minimiert und die Ausgaben gering gehalten werden, steigert der Direktvermarkter fast ununterbrochen Umsatz und Gewinn. Die PC-Sparte ist profitabel, auch wenn die Preise immer weiter gesenkt werden. Im zuletzt vorgelegten Quartal kletterte der Nettogewinn um 31 Prozent auf 561 Mio. $, der Umsatz um 22 Prozent auf 9,14 Mrd. $. Während die Konkurrenz nur zwei Prozent mehr Geräte verkaufte, lieferte Dell 28 Prozent mehr aus.
In den nächsten vier bis sechs Jahren soll mit dem "Immer-Günstiger-Modell" der Umsatz auf 64 Mrd. $ verdoppelt werden. "Ich denke, wir haben vorgeführt, dass wir mit unserer Kostenstruktur profitabel wachsen, Marktanteile gewinnen, rund um die Welt wachsen und unser Enterprise-Geschäft ausbauen können", sagt der Hüne in seiner unerschütterlichen, fast emotionslosen Art, die auf nervöse Anleger und Analysten wie ein Beruhigungsmittel wirkt.
Dass ein solches Wachstum mit neuen Produktkategorien wie die am Montag enthüllten Dell-Taschencomputer und den bald erhältlichen Dell-eigenen Druckern nicht zu erreichen ist, steht fest. Deshalb spricht Michael Dell weniger gern darüber, sondern kommt immer wieder auf das Enterprise-Geschäft zu sprechen. Dieser lukrative Markt - Hochleistungsrechner, Server, Speichersysteme und Netzausrüstungen für Unternehmen - ist es, womit Dell mittelfristig wachsen will.
Der Bereich macht 20 Prozent des Konzernumsatzes aus, wuchs jedoch um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die von Dell vorangetriebene Standardisierung von Bauteilen bei der PC-Herstellung wurde erfolgreich auf Server im unteren Leistungsbereich angewendet, weshalb Dell mittlerweile auch dort den Markt anführt. Es wird sich zeigen, ob diese Taktik auch auf leistungsfähigere Technik übertragbar ist, die zusammen mit Installations- und Wartungsverträgen verkauft wird.
Mehr Fokus auf die internationale Klientel wie die besagte deutsche Großbank ist ebenfalls unabdingbar, um die ehrgeizigen Ziele zu verwirklichen. Dell ist bisher vor allem eine US-Erfolgsgeschichte, der internationale Anteil am Umsatz beträgt nur 28 Prozent. Dell sieht auch das gelassen: "Unser internationales Geschäft wächst schnell, nur ist es in den USA das Gleiche, weshalb sich die prozentuale Verteilung nicht ändert." Vier der sechs größten Weltmärkte - Deutschland, Frankreich, Japan und China - stünden derzeit im Mittelpunkt. In Deutschland hat sich der Konzern mittlerweile auf Platz drei vorgekämpft.
© 2002 Financial Times Deutschland
Michael Dell ist ein zurückhaltender Technologiemogul. Selbst wenn er eine deutsche Großbank als neuen Kunden gewonnen hat, quittiert er das mit wenig mehr als seinem typischen Grinsen - Namen nennt er keine.
Wie am Mittwoch, als er aus Deutschland hörte, dass sich sein texanischer Computerkonzern den Auftrag geschnappt hat. "Banker haben viele komplexe Beziehungen - sie kaufen Computer von uns, machen aber Bankgeschäfte mit einem anderen Hersteller", sagte Dell im Interview mit der Financial Times Deutschland am Rande der Computermesse Comdex in Las Vegas, und grinst dabei diskret wie ein Bankier.
Der Gründer und Vorstandschef des weltgrößten PC-Herstellers hat allen Grund zur Freude. Dell ist der Sonderfall. Die Technologieindustrie mag nach dem Platzen der New-Economy- und Telekommunikationsblasen und mitten in der Konjunkturflaute die größte Krise in ihrer Geschichte durchleben. Die erfolgsverwöhnte PC-Branche, mit 150 Mrd. $ Jahresumsatz und 125 Millionen verkauften Geräten eine der größten, musste vergangenes Jahr einen Wachstumsrückgang hinnehmen und dieses Jahr wird nur wenig besser enden.
Fast ununterbrochene Steigerung
Dell wächst weiter. Dank eines effizienten Fertigungsprozesses, bei dem in immer neuen Feinjustierungen die Lager minimiert und die Ausgaben gering gehalten werden, steigert der Direktvermarkter fast ununterbrochen Umsatz und Gewinn. Die PC-Sparte ist profitabel, auch wenn die Preise immer weiter gesenkt werden. Im zuletzt vorgelegten Quartal kletterte der Nettogewinn um 31 Prozent auf 561 Mio. $, der Umsatz um 22 Prozent auf 9,14 Mrd. $. Während die Konkurrenz nur zwei Prozent mehr Geräte verkaufte, lieferte Dell 28 Prozent mehr aus.
In den nächsten vier bis sechs Jahren soll mit dem "Immer-Günstiger-Modell" der Umsatz auf 64 Mrd. $ verdoppelt werden. "Ich denke, wir haben vorgeführt, dass wir mit unserer Kostenstruktur profitabel wachsen, Marktanteile gewinnen, rund um die Welt wachsen und unser Enterprise-Geschäft ausbauen können", sagt der Hüne in seiner unerschütterlichen, fast emotionslosen Art, die auf nervöse Anleger und Analysten wie ein Beruhigungsmittel wirkt.
Dass ein solches Wachstum mit neuen Produktkategorien wie die am Montag enthüllten Dell-Taschencomputer und den bald erhältlichen Dell-eigenen Druckern nicht zu erreichen ist, steht fest. Deshalb spricht Michael Dell weniger gern darüber, sondern kommt immer wieder auf das Enterprise-Geschäft zu sprechen. Dieser lukrative Markt - Hochleistungsrechner, Server, Speichersysteme und Netzausrüstungen für Unternehmen - ist es, womit Dell mittelfristig wachsen will.
Der Bereich macht 20 Prozent des Konzernumsatzes aus, wuchs jedoch um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die von Dell vorangetriebene Standardisierung von Bauteilen bei der PC-Herstellung wurde erfolgreich auf Server im unteren Leistungsbereich angewendet, weshalb Dell mittlerweile auch dort den Markt anführt. Es wird sich zeigen, ob diese Taktik auch auf leistungsfähigere Technik übertragbar ist, die zusammen mit Installations- und Wartungsverträgen verkauft wird.
Mehr Fokus auf die internationale Klientel wie die besagte deutsche Großbank ist ebenfalls unabdingbar, um die ehrgeizigen Ziele zu verwirklichen. Dell ist bisher vor allem eine US-Erfolgsgeschichte, der internationale Anteil am Umsatz beträgt nur 28 Prozent. Dell sieht auch das gelassen: "Unser internationales Geschäft wächst schnell, nur ist es in den USA das Gleiche, weshalb sich die prozentuale Verteilung nicht ändert." Vier der sechs größten Weltmärkte - Deutschland, Frankreich, Japan und China - stünden derzeit im Mittelpunkt. In Deutschland hat sich der Konzern mittlerweile auf Platz drei vorgekämpft.
© 2002 Financial Times Deutschland
