Das Ei des Kostolany

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Überzieher:

Das Ei des Kostolany

 
25.04.02 21:24


Um beurteilen zu können, ob ein Markt übergekauft oder überverkauft ist, muß man zunächst die Anatomie einer Auf- und Abwärtsbewegung verstehen. Dabei müssen beide zusammen betrachtet werden. Sie sind an der Börse ein unzertrennliches Gespann. Erkennt man nicht das Ende einer Abwärtsbewegung, kann man auch den Anfang einer Aufwärtsbewegung nicht erkennen, und erkennt man nicht das Ende einer Aufwärtsbewegung, kann man nicht den Anfang einer Abwärtsbewegung voraussehen.

Meiner Erfahrung nach besteht jede Hausse und jede Baisse an der Börse (sei es bei Aktien, Anleihen, Rohstoffen oder Edelmetallen, also all jenen Märkten, auf denen spekuliert wird) aus jeweils drei Phasen:

Der Phase der Korrektur;
Der Phase der Anpassung oder Begleitung;
Der Phase der Übertreibung.
Weil die verschiedenen Phasen der Aufwärts- und der Abwärtsbewegung einander ablösen, stelle ich sie in einem Kreisel dar, den ich das Ei des Kostolany genannt habe (siehe Abbildung). Am Beispiel der Hausse von 1982 bis August 1987 und der anschließenden Baisse von August bis zum 19. Oktober 1987 möchte ich die Anatomie eines kompletten Börsenzyklus erklären.

A1 = Phase der Korrektur (kleiner Umsatz, Zahl der Aktienbesitzer gering)
A2 = Phase der Begleitung (Umsatz und Zahl der Aktienbesitzer steigend)
A3 = Phase der Übertreibung (Umsazu wird euphorisch, Zahl der Aktienbesitzer ist hoch, bei X am höchsten)
B1 = Phase der Korrektur (kleiner Umsatz, Zahl der Aktienbesitzer geht langsam zurück)
B2 = Phase der Begleitung (Umsatz ist steigend, Zahl der Aktienbesitzer nimmt weiter ab)
B3 = Phase der Übertreibung (ganz großer Umsatz, Zahl der Aktienbesitzer ist niedrig, bei Y am niedrigsten)
Kaufen in der Phase A1 und B3
Abwarten und Papiere halten in der Phase A2
Verkaufen in den Phasen A3 und B1
Abwarten und Bergeld halten in der Phase B2


Wir beginnen 1982 am tiefsten Punkt des Kreisels am Ende der Übertreibung nach unten. Die Kurse waren bereits über Jahre auf Talfahrt gewesen. Auf dem Tiefpunkt der Krise erschien in der Business Week eine Titelgeschichte mit der Überschrift >>Der Tod der Aktie>Niemand wollte kaufen>niemand wollte verkaufen
Überzieher:

Herr Kostolany - Was halten Sie von Charts?

 
25.04.02 21:35
Herr Kostolany - Was halten Sie von Charts?

Ich halte etwas davon, aber nicht zuviel. Ich würde aufgrund der Charts nicht kaufen, aber unter keinen Umständen gegen sie operieren. Ich schaue mir gerne Charts über eine längere Zeitspanne (mindestens sechs bis zwölf Monate) an, aber auch nur bei einzelnen Aktien und nicht bei den Marktindexen.

Ein Krankenhausarzt betrachtet auch nur die Fieberkurve eines einzelnen Patienten in einem Krankenzimmer, um seine Schlüsse zu ziehen und den Gesundheitszustand zu beurteilen, und errechnet nicht die Durchschnittsfieberkurve aller in dem Zimmer zusammenliegenden Kranken.

Die Charts sind die Fieberkurven einer Aktie, die mir über ihren Zustand in den letzten Wochen und Monaten Auskunft geben. Das ist schon eine gewisse Basis für die Beurteilung - auch für die Zukunft. Der Chart kann mir vielleicht auch Informationen über das Verhalten der Insider bei einem Unternehmen geben, die sonst nicht überall bekannt sind.

Eine im Zickzack aufsteigende Linie deutet darauf hin, daß die Insider (Manager, Großaktionäre usw.) ihren Bestand an den betreffenden Aktien vergrößern wollen. Dafür können sie verschiedene Gründe haben: Sie wissen schon, daß die Gewinne steigen, daß sie neue, sehr chancenreiche Produkte auf den Markt bringen. Sie wollen eventuell verhindern, daß eine andere Gruppe das Unternehmen übernimmt, oder ganz einfach ihre Kontrolle über dieses Unternehmen ausbauen.

Eine im Zickzack fallende Linie zeigt dagegen, daß die Insider ihren Bestand vielleicht verringern oder sogar total ausverkaufen möchten.

Die steigende Zickzacklinie - zwei Schritte hinauf, einen hinunter, zwei Schritte hinauf, einen hinunter - läßt vermuten, daß die Käufergruppe mit ihren Käufen sehr vorsichtig vorgeht, damit nicht zu viele Mitläufer dabei sind. Nachdem der Kurs etwas gestiegen ist, stoppt man die Käufe, verkauft sogar eine Kleinigkeit, um die anderen zu täuschen, und fängt wieder an zu kaufen, wenn der Kurs zurückgegangen ist.

Im umgekehrten Fall - zwei Schritte hinunter, einen hinauf, zwei Schritte hinunter etc. - gehen die verkaufenden Gruppen ebenfalls mit größter Vorsicht vor. Nach dem Rückgang der Kurse stoppen sie die Verkäufe, erwerben vielleicht sogar wieder etwas, damit sich der Kurs beruhigt.

Wie gesagt kommt es oft vor, daß eine Gruppe die Kontrolle über ein Unternehmen erwerben möchte. Doch eines Tages muß sie feststellen, daß die benötigten 51 Prozent der Aktien für die Mehrheit nicht erreicht werden konnten. Sie befinden sich in festen Händen. Da die Gruppe an einer Minderheitsbeteiligung nicht interessiert ist, verkauft sie die erworbenen Aktien wieder und drückt dadurch den Kurs in die Tiefe. Dieser Fall kommt recht häufig vor. Das naive Börsenpublikum steht verständnislos vor dem Phänomen der erst rapide steigenden und dann heftig fallenden Kurse.

Bemerkenswert ist auch, wenn die Chartlinie einer Aktie genau in die entgegengesetzte Richtung geht wie die Tendenz des gesamten Marktes, sie entweder gegen den großen Trend steigt oder fällt. So verrät uns der Chart etwas über die Transaktionen der Insider. Ich würde nicht gegen eine fallende Chartlinie kaufen, wenn die gesamte Börsentendenz steigend ist. Dagegen ist es ein besonders gutes Zeichen für eine Aktie, wenn ihr Chart steigt, während die gesamte Tendenz fallend ist. Aber ich würde Aktien nicht nur deshalb kaufen, weil ihr Chart steigt - das ist nicht genügend.

Man kann bei den Charts auch folgendes Beobachten (ich betone beobachten, und nicht herauslesen): Wenn eine Aktie mit einem Zickzackkurs in die Höhe geht und auf einem gewissen Niveau eine Decke bildet, die der Kurs nicht durchbrechen kann, wenn also der Kurs sozusagen öfter an die Decke springt, wieder abfällt usw., könnte das bedeuten, daß bei einem gewissen Kurs große Mengen der Aktie aus irgendeiner Quelle auf den Markt kommen. Die Makler haben den Auftrag, bei einem bestimmten Kurs zu verkaufen. Dann kommt der Augenblick, wo der Kurs die Decke durchbohrt und in die Höhe geht; das würde bedeuten, daß das zur Verfügung stehende Quantum verkauft ist und keine neue Ware herauskommt.

Wenn umgekehrt eine Aktie im Zickzackkurs tief abfällt, einen gewissen Boden aber nicht durchbricht, öfters auf den Boden fällt und wieder hochspringt, könnte das bedeuten, daß eine Gruppe Kurspflege betreibt, besser gesagt interveniert, um eine Panik bei den Besitzern zu verhindern. Wenn der Kurs dann zu einem bestimmten Zeitpunkt den Boden durchbricht, hieße das, daß die intervenierende Gruppe nicht weiter kaufen will, sei es, daß sie dazu keine Mittel mehr hat oder nicht mehr aufwenden will.

Noch eine Beobachtung: Wenn der Kurs einer Aktie nach einem heftigen Rückschlag eine gewisse Zeit auf einem tiefen Niveau stehenbleibt, aber nicht weiter fällt, obwohl alle Berichte und Ereignisse dafür sprechen, könnte das bedeuten, daß die Insider schon darüber informiert sind, daß sich das Unternehmen in einer Umkehrsituation befindet und gute Chancen für die Zukunft bestehen. Diese Analyse bestätigt sich dann, wenn der Kurs dieser Aktie langsam wieder zu steigen beginnt.

Da es Tausende von Chartspielern gibt, können sie selber manchmal Kursbewegungen verursachen. Wenn es nach ihrer Theorie bestimmte Signale gibt, würden sie kaufen oder verkaufen und so die Schwankungen selber erzeugen. Diese wären jedoch nur von kurzer Dauer.

Für Unsinn halte ich, aus verschiedenen Kurvenformen schwerwiegende Schlüsse zu ziehen, wie immer sie heißen mögen: "Untertasse", "Seitenflanke", "Schulter-Kopf-Schulter" usw. Solche Kennzeichnungen dienen nur den Tagesspielern, die kurzfristige Operationen durchführen wollen. Ich kannte in meinem Leben Hunderte von Spielern, die mit ihren Chartsystemen handelten, aber ich kenne nicht einen, der zum Schluß nicht all sein Geld verloren hätte.

Fazit: Man soll die Charts beobachten und aus ihnen Schlüsse ziehen, ihnen aber nicht blind folgen. Sie zeigen klar und verständlich die Vergangenheit einer Aktie, die man kennen sollte; denn wie sagt der chinesische Spruch? Wer die Zukunft erforschen will, muß die Vergangenheit kennen.

André Kostolany: Kostolanys Börsenseminar

vega2000:

Falls der Artikel von heute ein sollte,

 
25.04.02 21:40
ist das eine Fälschung, -Kostolany hat mit Eiern nichts zun tun.
Überzieher:

hab ich was von heute angemeldet?

 
25.04.02 21:42
home.t-online.de/home/mario.wolff/charts.htm

kann nur ein Versehen gewesen sein


cu
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