Der US-Konzern Cisco Systems Inc. gilt als Hoffnungsträger in einer kollabierten Branche: Von den großen Ausrüstern von Telekomnetzen hat der kalifornische Konzern die Krise bisher am besten überstanden – die Konkurrenten Nortel Networks Inc. und Lucent Technologies Inc. haben die Zahl ihrer Mitarbeiter mehr als halbiert und schreiben tiefrote Zahlen.
siri SAN FRANCISCO. Marktbeobachter zählen Cisco bei der erwarteten Konsolidierung in der Branche zu den Käufern. Ob der Konzern aber trotz der anhaltenden Krise auch weiter Stärke zeigen kann, wird sich am Mittwoch herausstellen, wenn Cisco das Ergebnis für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2002/2003 vorlegt.
Im Vorfeld machte sich unter den Investoren allerdings Nervosität breit: Der Kurs der Cisco-Aktie sank deutlich, nachdem Alkesh Shah, Analyst beim Investmenthaus Morgan Stanley, geäußert hatte, dass die Nachfrage in Europa und Asien immer noch schwach sei und auch die USA keine nennenswerte Besserung zeigten. Seither spekulieren die Anleger, dass Ciscos Gewinne schlechter ausfallen werden als erwartet. Analysten rechnen derzeit noch mit einem Gewinn von 13 Cent je Aktie und einem Umsatz von 4,78 Mrd. $. Im Vorjahresquartal hatte Cisco noch einen Verlust von 268 Mill. $ – das sind 4 Cent pro Aktie – geschrieben.
Selbst wenn das Quartalsergebnis nicht so positiv ausfällt, ist der Konzern längerfristig besser positioniert als die Mitbewerber. „Cisco wird wahrscheinlich nie wieder das wertvollste börsennotierte US-Unternehmen sein, aber es besteht wenig Zweifel daran, dass die fundamentalen Unternehmenswerte die besten bei den Netzausrüstern sind“, sagte Fritz Kaegi, Analyst beim Investmenthaus Morningstar.
Der Konzern aus dem kalifornischen San Jose vergrößerte seinen Marktanteil bei den Netzwerkroutern – das sind Schaltstellen in Kommunikationsnetzen – im vergangenen Jahr von 60 % auf 70 %. Dabei profitiert Cisco vom Trend bei den Firmenkunden, in der Krise lieber von größeren, etablierten Anbietern zu kaufen als von Start-ups, die in ein paar Monaten möglicherweise nicht mehr existieren. Eine Studie des Investmenthauses Merrill Lynch ergab, dass vier Fünftel der Firmenkunden ihre IT-Aufträge lieber an die großen Anbieter vergeben, als von einer Vielzahl kleinerer Lieferanten zu kaufen.
Die Chancen, dass Cisco in den kommenden Monaten noch größer wird, stehen gut. Schließlich gilt der Konzern als einer der Käufer, wenn die lang erwartete Konsolidierung in der Branche beginnt. Das Investmenthaus UBS Warburg hatte bereits die Übernahme von Teilen der Sparte Datenübertragungsnetze von Lucent als positiv für beide Unternehmen bewertet. Branchenbeobachter erwarten allerdings, dass die Konsolidierung bei den Netzausrüstern erst beginnt, wenn sich die Auftragslage wieder bessert und die Nachfrage deutlich anzieht.
Doch für den Giganten Cisco wird der Raum enger: Der kanadische Konkurrent Nortel Networks hat vergangene Woche eine strategische Initiative zu internetbasierten Kommunikationsnetzen angekündigt, die dem Angebot von Cisco sehr ähnelt. Die Dienstleistungen für Internet-Telefonie und E-Mail-Verwaltung gelten als einer der stärksten Wachstumsbereiche in der Telekommunikation. Noch ist Cisco aber klarer Marktführer im Firmenkundengeschäft für internetbasierte Kommunikationsdienstleistungen. Nach Berechnungen der Marktforschungsgesellschaft Yankee Group hat Cisco hier einen Marktanteil von 70 %, während Nortel rund 8 % erreicht.
Auch der preisgünstige Computerhersteller Dell wildert in Ciscos Gebiet: Seit einem Jahr verkauft Dell eigene so genannte Network-Switches, die den Datenverkehr in Computernetzen regeln. Jetzt hat sich Dell sogar entschlossen, die Cisco-Switches ganz aus seinem Produktangebot zu verbannen. Für Cisco heißt das: offene Rivalität. Ende September listete der Netzausrüster den Computerhersteller Dell erstmals bei einem Dokument der US-Börsenaufsicht SEC als Konkurrenten auf. Allerdings bietet Dell lediglich Produkte der unteren Preisklassen an. Die akute Gefahr, dass Ciscos Umsatz durch die Konkurrenz stark geschmälert wird, hält Nikos Theodosopoulos, Analyst beim Investmenthaus UBS Warburg, deshalb für minimal. „Längerfristig besteht aber ein Risiko durch die Konkurrenz“, setzt er hinzu, vor allem, wenn Dell beginnt, auch Switches aus dem gehobenen Marktsegment anzubieten.
HANDELSBLATT, Dienstag, 05. November 2002, 08:06 Uhr
siri SAN FRANCISCO. Marktbeobachter zählen Cisco bei der erwarteten Konsolidierung in der Branche zu den Käufern. Ob der Konzern aber trotz der anhaltenden Krise auch weiter Stärke zeigen kann, wird sich am Mittwoch herausstellen, wenn Cisco das Ergebnis für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2002/2003 vorlegt.
Im Vorfeld machte sich unter den Investoren allerdings Nervosität breit: Der Kurs der Cisco-Aktie sank deutlich, nachdem Alkesh Shah, Analyst beim Investmenthaus Morgan Stanley, geäußert hatte, dass die Nachfrage in Europa und Asien immer noch schwach sei und auch die USA keine nennenswerte Besserung zeigten. Seither spekulieren die Anleger, dass Ciscos Gewinne schlechter ausfallen werden als erwartet. Analysten rechnen derzeit noch mit einem Gewinn von 13 Cent je Aktie und einem Umsatz von 4,78 Mrd. $. Im Vorjahresquartal hatte Cisco noch einen Verlust von 268 Mill. $ – das sind 4 Cent pro Aktie – geschrieben.
Selbst wenn das Quartalsergebnis nicht so positiv ausfällt, ist der Konzern längerfristig besser positioniert als die Mitbewerber. „Cisco wird wahrscheinlich nie wieder das wertvollste börsennotierte US-Unternehmen sein, aber es besteht wenig Zweifel daran, dass die fundamentalen Unternehmenswerte die besten bei den Netzausrüstern sind“, sagte Fritz Kaegi, Analyst beim Investmenthaus Morningstar.
Der Konzern aus dem kalifornischen San Jose vergrößerte seinen Marktanteil bei den Netzwerkroutern – das sind Schaltstellen in Kommunikationsnetzen – im vergangenen Jahr von 60 % auf 70 %. Dabei profitiert Cisco vom Trend bei den Firmenkunden, in der Krise lieber von größeren, etablierten Anbietern zu kaufen als von Start-ups, die in ein paar Monaten möglicherweise nicht mehr existieren. Eine Studie des Investmenthauses Merrill Lynch ergab, dass vier Fünftel der Firmenkunden ihre IT-Aufträge lieber an die großen Anbieter vergeben, als von einer Vielzahl kleinerer Lieferanten zu kaufen.
Die Chancen, dass Cisco in den kommenden Monaten noch größer wird, stehen gut. Schließlich gilt der Konzern als einer der Käufer, wenn die lang erwartete Konsolidierung in der Branche beginnt. Das Investmenthaus UBS Warburg hatte bereits die Übernahme von Teilen der Sparte Datenübertragungsnetze von Lucent als positiv für beide Unternehmen bewertet. Branchenbeobachter erwarten allerdings, dass die Konsolidierung bei den Netzausrüstern erst beginnt, wenn sich die Auftragslage wieder bessert und die Nachfrage deutlich anzieht.
Doch für den Giganten Cisco wird der Raum enger: Der kanadische Konkurrent Nortel Networks hat vergangene Woche eine strategische Initiative zu internetbasierten Kommunikationsnetzen angekündigt, die dem Angebot von Cisco sehr ähnelt. Die Dienstleistungen für Internet-Telefonie und E-Mail-Verwaltung gelten als einer der stärksten Wachstumsbereiche in der Telekommunikation. Noch ist Cisco aber klarer Marktführer im Firmenkundengeschäft für internetbasierte Kommunikationsdienstleistungen. Nach Berechnungen der Marktforschungsgesellschaft Yankee Group hat Cisco hier einen Marktanteil von 70 %, während Nortel rund 8 % erreicht.
Auch der preisgünstige Computerhersteller Dell wildert in Ciscos Gebiet: Seit einem Jahr verkauft Dell eigene so genannte Network-Switches, die den Datenverkehr in Computernetzen regeln. Jetzt hat sich Dell sogar entschlossen, die Cisco-Switches ganz aus seinem Produktangebot zu verbannen. Für Cisco heißt das: offene Rivalität. Ende September listete der Netzausrüster den Computerhersteller Dell erstmals bei einem Dokument der US-Börsenaufsicht SEC als Konkurrenten auf. Allerdings bietet Dell lediglich Produkte der unteren Preisklassen an. Die akute Gefahr, dass Ciscos Umsatz durch die Konkurrenz stark geschmälert wird, hält Nikos Theodosopoulos, Analyst beim Investmenthaus UBS Warburg, deshalb für minimal. „Längerfristig besteht aber ein Risiko durch die Konkurrenz“, setzt er hinzu, vor allem, wenn Dell beginnt, auch Switches aus dem gehobenen Marktsegment anzubieten.
HANDELSBLATT, Dienstag, 05. November 2002, 08:06 Uhr