Mit der günstigen US-Konjunktur im Rücken verbreitet Chrysler-Sanierer Dieter Zetsche Optimismus. Doch der amerikanische Automarkt zeigt keine Anzeichen der Besserung. Die Preise sind im Keller, und die Konkurrenz nimmt zu.
New York - Seit eineinhalb Jahren ist Dieter Zetsche der "Chrysler Guy". Doch erst vergangene Woche konnte er zum ersten Mal ein positives Quartal vorweisen - wenn auch nur pro forma: Auf 127 Millionen Euro belief sich der operative Gewinn des US-Autobauers in den ersten drei Monaten des Jahres. "Nicht dramatisch, aber immerhin dreistellig", kommentierte Zetsche das Ergebnis am Dienstag vor den Journalisten der Association of German Business Correspondents (ABC) in New York.
Der Etappensieg gab Zetsche die Gelegenheit, Optimismus zu verbreiten. "Das erste Quartal zeigt, dass sich der Markt nicht so verschlechtert hat wie erwartet", sagte der Topmanager. Auch beim Turnaround sei man "in allen Bereichen voll im Plan, oder sogar über Plan". Zetsche bekräftigte das Ziel, dieses Jahr einen Pro-Forma-Gewinn zu erwirtschaften. Den will er vor allem durch weiteres Sparen und Streamlining erreichen. Und die Konjunktur müsse mitspielen, "das ist meine einzige Bedingung".
Doch gleichzeitig machten seine Bemerkungen deutlich, dass die US-Sparte von DaimlerChrysler noch erhebliche Probleme hat. So kam der Quartalsgewinn allein durch radikales Sparen zustande, darunter bisher 21.000 von 26.000 geplanten Entlassungen. Der Umsatz hingegen leidet weiterhin unter den hohen Auto-Rabatten, die nach dem 11. September eingeführt wurden. Das Umsatzziel habe man deswegen klar verfehlt, sagte Zetsche.
Bilanz des Gesamtkonzerns DaimlerChrysler: Chrysler ist der größte Umsatzbringer, hat aber sein Umsatzziel verfehlt
Und Besserung ist nicht in Sicht: Höhere Preise seien mindestens in diesem Jahr nicht durchsetzbar, sagte Zetsche. "Die Qualität des Marktes ist miserabel." Für zusätzlichen Druck sorgt die Konkurrenz, die auf den weltgrößten Automarkt drängt und immer weitere Fabriken errichtet.
Die großzügigen Rabatt-Aktionen, die von General Motors begonnen wurden, bezeichnete Zetsche verächtlich als "Kaufen von Marktanteilen". Zwar habe GM dadurch tatsächlich die amerikanische Wirtschaft wieder angekurbelt, aber jetzt müsse damit Schluss sein: "Preissenkungen sind nicht der richtige Weg, um Autos zu verkaufen". Statt des "Push-Marktes" müsse man einen "Pull-Markt" schaffen: Der Kunde muss das Auto wollen.
Chrysler setze deshalb auf Qualität. Man sei "grimmig entschlossen", in die "Gruppe der Besten" aufzuschließen, sagte der Chef-Sanierer. In maximal fünf Jahren sollen die Marken Dodge, Jeep und Chrysler so gut sein wie Mercedes und Toyota. Die 2002-Modelle sind nach internen Messungen bereits 19 Prozent besser als die Vorjahresmodelle.
Doch ob sich Zetsches Strategie auf dem US-Markt durchsetzen lässt, ist fraglich. General Motors zeigt jedenfalls keine Anzeichen, den Preiskrieg abzublasen. Und bisher hat Chrysler dabei nur verloren: 2001 sank der Marktanteil auf 13 Prozent. Im ersten Quartal erholte er sich zwar leicht auf 13,6 Prozent, aber ob das zum Trend wird, bleibt abzuwarten. Zetsche sprach von "positivem Momentum", gab aber gleichzeitig zu: "Beim Marktanteil haben wir in den eineinhalb Jahren nicht erreicht, was wir uns vorgenommen hatten."
Vielleicht liegt es daran, dass die Öffentlichkeit von der "Qualitätsoffensive" noch nichts mitbekommen hat. Das Chrysler-Image sei immer noch zu schlecht, räumte Zetsche ein. Marketing und PR sollen das ändern. "Das Image näher an die Faktenlage bringen", nennt er das.
In Zukunft soll Chrysler vom Mercedes-Image profitieren. "Total amerikanische" Marken und deutsche Qualität - so lautet Zetsches Zauberformel für die "neue Chryslergruppe". Das erste hybride Produkt ist der Roadster Chrysler Crossfire, der zu 40 Prozent aus Mercedes-Teilen besteht. Mercedes-Vorstand Hubbert stehe voll hinter dem Komponenten-Sharing.
Spekulationen, dass Chryslers Umsatzprobleme auch daher rühren könnten, dass Amerikaner lieber rein amerikanische Marken kaufen, wies Zetsche zurück. "Der Amerikaner ist ja sehr offen gegenüber dem Neuen, insbesondere dem Immigranten."
Mindestens ebenso umsatzschädlich wie das Image ist Chryslers Vertriebsstruktur. Chrysler-Händler haben den geringsten monatlichen Umschlag der Branche. Gleichzeitig haben sie ihre "Showrooms" mit den meisten Modellen, noch dazu von verschiedenen Marken, vollgestellt. Zetsche sieht einen Zusammenhang: "Es kann nicht angehen, dass der Kunde erst über einen Kia stolpert, bevor er zu dem Minivan kommt, den er eigentlich haben will", sagte er.
Deshalb will er die Händler mit Sonderanreizen dazu bringen, auszumisten und nur die Bestseller anzubieten. Dann werde sich das "Potenzial der jungen Produktpalette" voll entfalten.
Auch zur Integration der beiden Firmenkulturen von Daimler und Chrysler äußerte Zetsche sich kurz. Interne "Morale Surveys" zeigten, dass man "auf gutem Weg zu innerem Verständnis" sei. Auf die Frage, wann die Fusion denn abgeschlossen sei, entgegnete Zetsche salopp: "Die Fusion von Daimler und Benz liegt 82 Jahre zurück. Und die können Sie auch noch nicht als abgeschlossen betrachten."
spiegel.de
New York - Seit eineinhalb Jahren ist Dieter Zetsche der "Chrysler Guy". Doch erst vergangene Woche konnte er zum ersten Mal ein positives Quartal vorweisen - wenn auch nur pro forma: Auf 127 Millionen Euro belief sich der operative Gewinn des US-Autobauers in den ersten drei Monaten des Jahres. "Nicht dramatisch, aber immerhin dreistellig", kommentierte Zetsche das Ergebnis am Dienstag vor den Journalisten der Association of German Business Correspondents (ABC) in New York.
Der Etappensieg gab Zetsche die Gelegenheit, Optimismus zu verbreiten. "Das erste Quartal zeigt, dass sich der Markt nicht so verschlechtert hat wie erwartet", sagte der Topmanager. Auch beim Turnaround sei man "in allen Bereichen voll im Plan, oder sogar über Plan". Zetsche bekräftigte das Ziel, dieses Jahr einen Pro-Forma-Gewinn zu erwirtschaften. Den will er vor allem durch weiteres Sparen und Streamlining erreichen. Und die Konjunktur müsse mitspielen, "das ist meine einzige Bedingung".
Doch gleichzeitig machten seine Bemerkungen deutlich, dass die US-Sparte von DaimlerChrysler noch erhebliche Probleme hat. So kam der Quartalsgewinn allein durch radikales Sparen zustande, darunter bisher 21.000 von 26.000 geplanten Entlassungen. Der Umsatz hingegen leidet weiterhin unter den hohen Auto-Rabatten, die nach dem 11. September eingeführt wurden. Das Umsatzziel habe man deswegen klar verfehlt, sagte Zetsche.
Bilanz des Gesamtkonzerns DaimlerChrysler: Chrysler ist der größte Umsatzbringer, hat aber sein Umsatzziel verfehlt
Und Besserung ist nicht in Sicht: Höhere Preise seien mindestens in diesem Jahr nicht durchsetzbar, sagte Zetsche. "Die Qualität des Marktes ist miserabel." Für zusätzlichen Druck sorgt die Konkurrenz, die auf den weltgrößten Automarkt drängt und immer weitere Fabriken errichtet.
Die großzügigen Rabatt-Aktionen, die von General Motors begonnen wurden, bezeichnete Zetsche verächtlich als "Kaufen von Marktanteilen". Zwar habe GM dadurch tatsächlich die amerikanische Wirtschaft wieder angekurbelt, aber jetzt müsse damit Schluss sein: "Preissenkungen sind nicht der richtige Weg, um Autos zu verkaufen". Statt des "Push-Marktes" müsse man einen "Pull-Markt" schaffen: Der Kunde muss das Auto wollen.
Chrysler setze deshalb auf Qualität. Man sei "grimmig entschlossen", in die "Gruppe der Besten" aufzuschließen, sagte der Chef-Sanierer. In maximal fünf Jahren sollen die Marken Dodge, Jeep und Chrysler so gut sein wie Mercedes und Toyota. Die 2002-Modelle sind nach internen Messungen bereits 19 Prozent besser als die Vorjahresmodelle.
Doch ob sich Zetsches Strategie auf dem US-Markt durchsetzen lässt, ist fraglich. General Motors zeigt jedenfalls keine Anzeichen, den Preiskrieg abzublasen. Und bisher hat Chrysler dabei nur verloren: 2001 sank der Marktanteil auf 13 Prozent. Im ersten Quartal erholte er sich zwar leicht auf 13,6 Prozent, aber ob das zum Trend wird, bleibt abzuwarten. Zetsche sprach von "positivem Momentum", gab aber gleichzeitig zu: "Beim Marktanteil haben wir in den eineinhalb Jahren nicht erreicht, was wir uns vorgenommen hatten."
Vielleicht liegt es daran, dass die Öffentlichkeit von der "Qualitätsoffensive" noch nichts mitbekommen hat. Das Chrysler-Image sei immer noch zu schlecht, räumte Zetsche ein. Marketing und PR sollen das ändern. "Das Image näher an die Faktenlage bringen", nennt er das.
In Zukunft soll Chrysler vom Mercedes-Image profitieren. "Total amerikanische" Marken und deutsche Qualität - so lautet Zetsches Zauberformel für die "neue Chryslergruppe". Das erste hybride Produkt ist der Roadster Chrysler Crossfire, der zu 40 Prozent aus Mercedes-Teilen besteht. Mercedes-Vorstand Hubbert stehe voll hinter dem Komponenten-Sharing.
Spekulationen, dass Chryslers Umsatzprobleme auch daher rühren könnten, dass Amerikaner lieber rein amerikanische Marken kaufen, wies Zetsche zurück. "Der Amerikaner ist ja sehr offen gegenüber dem Neuen, insbesondere dem Immigranten."
Mindestens ebenso umsatzschädlich wie das Image ist Chryslers Vertriebsstruktur. Chrysler-Händler haben den geringsten monatlichen Umschlag der Branche. Gleichzeitig haben sie ihre "Showrooms" mit den meisten Modellen, noch dazu von verschiedenen Marken, vollgestellt. Zetsche sieht einen Zusammenhang: "Es kann nicht angehen, dass der Kunde erst über einen Kia stolpert, bevor er zu dem Minivan kommt, den er eigentlich haben will", sagte er.
Deshalb will er die Händler mit Sonderanreizen dazu bringen, auszumisten und nur die Bestseller anzubieten. Dann werde sich das "Potenzial der jungen Produktpalette" voll entfalten.
Auch zur Integration der beiden Firmenkulturen von Daimler und Chrysler äußerte Zetsche sich kurz. Interne "Morale Surveys" zeigten, dass man "auf gutem Weg zu innerem Verständnis" sei. Auf die Frage, wann die Fusion denn abgeschlossen sei, entgegnete Zetsche salopp: "Die Fusion von Daimler und Benz liegt 82 Jahre zurück. Und die können Sie auch noch nicht als abgeschlossen betrachten."
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