Dieses berühmte Goethe-Zitat beschreibt die Gefühle von Menschen, die an bipolarer Störung erkrankt sind. Früher wurde die Krankheit als „manisch-depressiv“ bezeichnet.
Heute beherrscht das Schwarz-Weiß Schemata den Meinungsalltag und leider auch den "Qualitätsjournalismus", indem man oft das Gefühl hat, dass ein beliebiger Praktikant in seiner Mittagspause mal eben den Blätterwald zum Rauschen bringen kann.
Im Fall Cherry geschieht selbiges gerade, indem im Copy/Paste-Stil der Abgesang auf das Unternehmen in reißerischen Lettern zum Besten gegeben wird.
Einfach bei Google die Nachrichten der letzten Woche selektieren, ich erspare hier eine Linksammlung.
So erfährt der geneigte Leser nun "brandaktuell", dass die Produktion nach China verlagert wird und der Konzern ums Überleben kämpft. So what. Untermalt wird das Ganze gern auch im melancholisch-dramatischem Tenor vom Niedergang der einstigen "Perle". Die Grabrede ist fertig. Punkt, Aus.
Nicht ein einziger Schreiberling macht sich indes die Mühe die aktuelle Situation auf den Prüfstand zu stellen, Fragen zu stellen oder gar in der Tiefe zu recherchieren.
Kaltner´s Aussagen zur a.o. HV man wolle mit dem Verkaufserlös, die:
- Rückzahlung der ausstehenden Darlehenssumme an UniCredit als prioritäres Ziel.
- Rückzahlung an Argand Partners
- Begleichung sonstiger ausstehender Forderungen durch andere
-Beendigung der S6-Regelung.
-Offizieller Abschluss der Restrukturierungsphase.
-Cherry ist durchfinanziert und kehrt auf Wachstumskurs zurück.
-Cherry investiert in anorganisches Wachstum.
-Cherry betreibt aktives M&A, in diesem Fall als Käufer von Assets, nicht mehr als Verkäufer.
- Grundsteinlegung für eine Neubewertung der Cherry-Aktie am Kapitalmarkt
- Cherry schafft frische Zukunftsaussichten für die Aktionäre
erreichen, böte viel Stoff zur Spekulation, Nachfrage, Abwägung.
Fragen, die sich stellen:
1. Welcher Berich wird verkauft?
2. Ist ein derart hoher Verkaufspreis realistisch um sämtiche Verbindlichkeiten abzulösen und die Cherry weitgehend schuldenfrei neu aufzustellen?
3. Welche M&A Aktivitäten hat Kaltner im Auge? Ist ein solcher Spruch angesichts der aktuellen Lage nicht arg vermessen?
4. Das selbsterklärte Ziel die Zahl der Einzelgesellschaften zu halbieren und die SE schlanker zu machen betrifft welche Bereiche?
5. Wie erfolgreich verlief die zuletzt immer wieder zitierte "Austrocknung der Vertriebskanäle" im Peripherals? Ist das Ziel mit neuem Distributionsansatz und Verträgen höhere Preise am Markt durchzusetzen aufgegangen/realistisch?
...die Liste ließe sich beliebig fortsetzen (u.a. zu den Details des Restrukturierungsplans, dem CRO, das Verhältnis zu den bisher treuen Hauptaktionären Argand, BlackFin/Lemanik, Huamei/Adesso, Merril Lynch...etc.
Punkt 5 ist in meinem Szenario gleichwohl der langfristig entscheidende Punkt, da ich davon ausgehe, das Digital Health verkauft wird. Kann es also gelingen mit Peripherals wieder in die Gewinnzone zu kommen und gedeihlich zu wachsen? Ich mache es mir hier mal einfach und sage 50:50. Bis Ende 26 werden wir das wohl genauer beurteilen können. So viel Zeit dürfte sich Cherry mit dem (ich spitze jetzt auch mal s/w zu) "Befreiungsschlag" erkaufen können. Die Kondolzenschreiben müssen also noch ein wenig im Schreibtisch liegen bleiben. Kann man ja später ggf. auch schreddern.