Brasilien könnte in rund 30 Jahren Deutschland an Wirtschaftskraft überholen
- das prognostiziert die Investmentbank Goldman Sachs.
SAO PAULO. Zusammen mit Indien, China und Russland gehöre Brasilien zu den potenziell am schnellsten wachsenden Schwellenländern. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnten diese die heute wirtschaftlich dominierenden G-8 Staaten eingeholt haben.
In Brasilien selbst wird diese Analyse skeptisch betrachtet: Denn das Land war die große Enttäuschung auf den Weltmärkten der 80er Jahre. Die Wirtschaft stagnierte länger als eine Dekade und verpasste den Anschluss an die ostasiatischen Tiger-Staaten. Aber auch die OECD hat Brasilien in ihrem jüngsten Länderbericht "die Fundamente für ein anhaltendes Wachstum" bescheinigt. Um das Potenzial entfalten zu können, müsse das Land allerdings die Investitionsbedingungen verbessern, eine solidere Haushaltspolitik verfolgen und seine Sozialpolitik effizienter gestalten. "Brasilien hat kurzfristig die größten Hindernisse zu überwinden, um nachhaltig wachsen zu können", betonen auch die Goldman-Ökonomen Dominic Wilson und Roopa Purushotham.
In den vergangenen beiden Jahren - der Amtszeit des Präsidenten und ehemaligen Arbeiterführers Luiz Inácio Lula da Silva - ist das Land in fast allen diesen Punkten ein gutes Stück voran gekommen.
Beispiel Außenhandel: In den 90er-Jahren erwirtschaftete Brasilien gerade zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Außenhandel. Inzwischen sind es rund 26 Prozent. Brasiliens Regierung will den Anteil bis Ende der Amtszeit Lulas 2006 auf 35 Prozent steigern. Das könnte gelingen: Brasilien ist einer der wichtigsten globalen Rohstofflieferanten. Zudem ist das Land eine wichtige Produktionsplattform für die verarbeitende Industrie: Mit PKW, Autoteilen, Flugzeugen, Software, Maschinen und Mobiltelefonen konkurriert Brasilien heute erfolgreich auf dem Weltmarkt. Die Exporte der verarbeiteten Produkte sind inzwischen fast doppelt so hoch wie die Rohstoffe und wachsen genauso schnell.
Auch bei den Investitionen hat Brasilien aufgeholt: Die ausländischen Direktinvestitionen stiegen 2004 auf 18 Mrd. Dollar von zehn Mrd. Dollar im Jahr zuvor. Schließlich überraschte der Präsident Lula seine Anhänger mit einem harten Sparkurs. Inzwischen erzielt die Regierung einen Primärüberschuss im Haushalt - also ohne Berücksichtigung der Zinszahlungen - von über fünf Prozent des BIP. Das garantiert einerseits, dass die Schulden nicht weiter steigen. Der Schuldenstand im Verhältnis zum BIP ist innerhalb von zwei Jahren von knapp 60 Prozent auf rund 52 gesunken.
"Der Haushaltsüberschuss muss unbedingt beibehalten werden", fordert die OECD. Statt in Zukunft die Steuern zu erhöhen, plädiert die Organisation für effizientere Ausgaben. Das gilt besonders im Sozialbereich, wo Lulas Regierung bisher keine klare Linie verfolgt.
Der Erfolg von Lulas Politik zeigt sich auch in den aktuellen Wachstumsdaten: Nach den neuesten Zahlen des Statistischen Amtes IGBE ist Brasiliens BIP im vergangenen Jahr um 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Das ist der höchste Zuwachs seit 1994 und doppelt soviel wie im Durchschnitt der vergangenen Dekade. Weil der Wachstumssprung neben den Exporten vor allem durch den inländischen Konsum und die Investitionen der Unternehmen ausgelöst wurde, glaubt auch Victoria Werneck von der Investmentbank UBS, dass das Wachstum in Brasilien nachhaltig sein wird. In diesem Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung um rund vier Prozent wachsen, so die UBS.
http://zeus.zeit.de/hb/731877.xml
AUDI übernimmt Vertriebs-Joint Venture in Brasilien komplett
17.03.2005 17:28:00
Der Automobilhersteller AUDI AG hat das Vertriebs-Joint Venture in Brasilien vollständig übernommen.
Wie der zum Automobilkonzern Volkswagen AG am Donnerstag bekannt gab, wurden die verbleibenden 49 Prozent der Anteile des Vertriebs-Joint Venture Audi Senna Ltda erworben. Das Gemeinschaftsunternehmen war im Januar 2000 mit der Senna-Gruppe gegründet worden. Finanzielle Einzelheiten der Transaktion wurden nicht bekannt gegeben.
AUDI ist eigenen Angaben zufolge mit einem Anteil von 44 Prozent im Premiumsegment Marktführer in Brasilien. Im vergangenen Jahr betrug das Absatzvolumen in Brasilien mehr als 6.200 Modelle.
Die Aktie von AUDI notiert aktuell mit einem Minus von 1,41 Prozent bei 237,60 Euro, die der Konzernmutter Volkswagen verliert aktuell 0,37 Prozent auf 35,08 Euro.
-msp- / -red-
http://www.faz.net
Volatile Aktienmärkte in Lateinamerika erwartet - Threadneedle
dpa-afx FRANKFURT. In Lateinamerika erwartet die Fondsgesellschaft Threadneedle für die nächsten sechs Monate volatile Aktienmärkte. Insbesondere die erwarteten Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank Federal Reserve könnten die Aktienmärkte unter Druck bringen, da sie zu Kaptialabflüssen aus der Region führen dürften, sagte Jules Mort, Fondsmanager des Threadneedle Latin America Growth Fund , am Freitag. Ein weiteres Risiko für die Finanzmärkte der Region sei die Wechselkursentwicklung des Dollar, die die Wettbewerbsentwicklung beeinträchtigen könnte. Threadneedle sei aber mittel und langfristig optimistisch für die lateinamerikanischen Märkte.
Für die Wirtschaft der betroffenen Länder sieht Mort kaum Risiken. "Die Wirtschaftspolitik und die Notenbanken seien gut auf die US-Zinserhöhungen vorbereitet", sagte Mort. Die Situation sei nicht vergleichbar mit der in den Jahren 1994 und 1995, als die Volkswirtschaften der Region nach US-Zinserhöhungen unter Druck gerieten. Im Gegensatz zur Situation damals hätten die wichtigsten Länder der Region Mexiko und Brasilien Handelsbilanzüberschüsse und ein robustes Wirtschaftswachstum. Auch die bevorstehenden Wahlen in allen wichtigen lateinamerikanischen Ländern stelle keine Gefahr für die entsprechenden Volkswirtschaften dar. Die lateinamerikanischen Eliten seien sehr gebildet und dürften für einen weiterhin günstigen wirtschaftspolitischen Rahmen sorgen.
'Gute Kaufgelegenheiten'
Eine mögliche Abschwächung der lateinamerikanischen Aktienmärkte dürfte zu "guten Kaufgelegenheiten" führen, sagte Mort. Die Unternehmen der Regionen seien "ausgesprochen profitabel" und verfügten über eine "gute Liquiditätsausstattung". Zudem erhöhte das rege M & A-Geschäft die Attraktivität der Region. Auch die Bewertungen der betroffenen Unternehmen sei "sehr günstig". Die Unternehmen verfügten über eine gute Unternehmensführung und Transparenz.
Die Region ist laut Mort jedoch nicht homogen. So ist der Threadneedle Latin America Growth Fund in Mexiko übergewichtet und in Brasilien untergewichtet. Die mexikanische Wirtschaft profitiere im Gegensatz zu Brasilien von den höheren Rohölpreisen. Von der Branchenseite ist der Fonds bei Banken, Rohstoffen und Finanzwerten übergewichtet. Untergewichtet sei der Fonds hingegen bei Versorgern.
HANDELSBLATT, Freitag, 18. März 2005, 12:25 Uhr
Lateinamerika-Spezialisten an Board? Eure Einschätzung??
- das prognostiziert die Investmentbank Goldman Sachs.
SAO PAULO. Zusammen mit Indien, China und Russland gehöre Brasilien zu den potenziell am schnellsten wachsenden Schwellenländern. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnten diese die heute wirtschaftlich dominierenden G-8 Staaten eingeholt haben.
In Brasilien selbst wird diese Analyse skeptisch betrachtet: Denn das Land war die große Enttäuschung auf den Weltmärkten der 80er Jahre. Die Wirtschaft stagnierte länger als eine Dekade und verpasste den Anschluss an die ostasiatischen Tiger-Staaten. Aber auch die OECD hat Brasilien in ihrem jüngsten Länderbericht "die Fundamente für ein anhaltendes Wachstum" bescheinigt. Um das Potenzial entfalten zu können, müsse das Land allerdings die Investitionsbedingungen verbessern, eine solidere Haushaltspolitik verfolgen und seine Sozialpolitik effizienter gestalten. "Brasilien hat kurzfristig die größten Hindernisse zu überwinden, um nachhaltig wachsen zu können", betonen auch die Goldman-Ökonomen Dominic Wilson und Roopa Purushotham.
In den vergangenen beiden Jahren - der Amtszeit des Präsidenten und ehemaligen Arbeiterführers Luiz Inácio Lula da Silva - ist das Land in fast allen diesen Punkten ein gutes Stück voran gekommen.
Beispiel Außenhandel: In den 90er-Jahren erwirtschaftete Brasilien gerade zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Außenhandel. Inzwischen sind es rund 26 Prozent. Brasiliens Regierung will den Anteil bis Ende der Amtszeit Lulas 2006 auf 35 Prozent steigern. Das könnte gelingen: Brasilien ist einer der wichtigsten globalen Rohstofflieferanten. Zudem ist das Land eine wichtige Produktionsplattform für die verarbeitende Industrie: Mit PKW, Autoteilen, Flugzeugen, Software, Maschinen und Mobiltelefonen konkurriert Brasilien heute erfolgreich auf dem Weltmarkt. Die Exporte der verarbeiteten Produkte sind inzwischen fast doppelt so hoch wie die Rohstoffe und wachsen genauso schnell.
Auch bei den Investitionen hat Brasilien aufgeholt: Die ausländischen Direktinvestitionen stiegen 2004 auf 18 Mrd. Dollar von zehn Mrd. Dollar im Jahr zuvor. Schließlich überraschte der Präsident Lula seine Anhänger mit einem harten Sparkurs. Inzwischen erzielt die Regierung einen Primärüberschuss im Haushalt - also ohne Berücksichtigung der Zinszahlungen - von über fünf Prozent des BIP. Das garantiert einerseits, dass die Schulden nicht weiter steigen. Der Schuldenstand im Verhältnis zum BIP ist innerhalb von zwei Jahren von knapp 60 Prozent auf rund 52 gesunken.
"Der Haushaltsüberschuss muss unbedingt beibehalten werden", fordert die OECD. Statt in Zukunft die Steuern zu erhöhen, plädiert die Organisation für effizientere Ausgaben. Das gilt besonders im Sozialbereich, wo Lulas Regierung bisher keine klare Linie verfolgt.
Der Erfolg von Lulas Politik zeigt sich auch in den aktuellen Wachstumsdaten: Nach den neuesten Zahlen des Statistischen Amtes IGBE ist Brasiliens BIP im vergangenen Jahr um 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Das ist der höchste Zuwachs seit 1994 und doppelt soviel wie im Durchschnitt der vergangenen Dekade. Weil der Wachstumssprung neben den Exporten vor allem durch den inländischen Konsum und die Investitionen der Unternehmen ausgelöst wurde, glaubt auch Victoria Werneck von der Investmentbank UBS, dass das Wachstum in Brasilien nachhaltig sein wird. In diesem Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung um rund vier Prozent wachsen, so die UBS.
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AUDI übernimmt Vertriebs-Joint Venture in Brasilien komplett
17.03.2005 17:28:00
Der Automobilhersteller AUDI AG hat das Vertriebs-Joint Venture in Brasilien vollständig übernommen.
Wie der zum Automobilkonzern Volkswagen AG am Donnerstag bekannt gab, wurden die verbleibenden 49 Prozent der Anteile des Vertriebs-Joint Venture Audi Senna Ltda erworben. Das Gemeinschaftsunternehmen war im Januar 2000 mit der Senna-Gruppe gegründet worden. Finanzielle Einzelheiten der Transaktion wurden nicht bekannt gegeben.
AUDI ist eigenen Angaben zufolge mit einem Anteil von 44 Prozent im Premiumsegment Marktführer in Brasilien. Im vergangenen Jahr betrug das Absatzvolumen in Brasilien mehr als 6.200 Modelle.
Die Aktie von AUDI notiert aktuell mit einem Minus von 1,41 Prozent bei 237,60 Euro, die der Konzernmutter Volkswagen verliert aktuell 0,37 Prozent auf 35,08 Euro.
-msp- / -red-
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Volatile Aktienmärkte in Lateinamerika erwartet - Threadneedle
dpa-afx FRANKFURT. In Lateinamerika erwartet die Fondsgesellschaft Threadneedle für die nächsten sechs Monate volatile Aktienmärkte. Insbesondere die erwarteten Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank Federal Reserve könnten die Aktienmärkte unter Druck bringen, da sie zu Kaptialabflüssen aus der Region führen dürften, sagte Jules Mort, Fondsmanager des Threadneedle Latin America Growth Fund , am Freitag. Ein weiteres Risiko für die Finanzmärkte der Region sei die Wechselkursentwicklung des Dollar, die die Wettbewerbsentwicklung beeinträchtigen könnte. Threadneedle sei aber mittel und langfristig optimistisch für die lateinamerikanischen Märkte.
Für die Wirtschaft der betroffenen Länder sieht Mort kaum Risiken. "Die Wirtschaftspolitik und die Notenbanken seien gut auf die US-Zinserhöhungen vorbereitet", sagte Mort. Die Situation sei nicht vergleichbar mit der in den Jahren 1994 und 1995, als die Volkswirtschaften der Region nach US-Zinserhöhungen unter Druck gerieten. Im Gegensatz zur Situation damals hätten die wichtigsten Länder der Region Mexiko und Brasilien Handelsbilanzüberschüsse und ein robustes Wirtschaftswachstum. Auch die bevorstehenden Wahlen in allen wichtigen lateinamerikanischen Ländern stelle keine Gefahr für die entsprechenden Volkswirtschaften dar. Die lateinamerikanischen Eliten seien sehr gebildet und dürften für einen weiterhin günstigen wirtschaftspolitischen Rahmen sorgen.
'Gute Kaufgelegenheiten'
Eine mögliche Abschwächung der lateinamerikanischen Aktienmärkte dürfte zu "guten Kaufgelegenheiten" führen, sagte Mort. Die Unternehmen der Regionen seien "ausgesprochen profitabel" und verfügten über eine "gute Liquiditätsausstattung". Zudem erhöhte das rege M & A-Geschäft die Attraktivität der Region. Auch die Bewertungen der betroffenen Unternehmen sei "sehr günstig". Die Unternehmen verfügten über eine gute Unternehmensführung und Transparenz.
Die Region ist laut Mort jedoch nicht homogen. So ist der Threadneedle Latin America Growth Fund in Mexiko übergewichtet und in Brasilien untergewichtet. Die mexikanische Wirtschaft profitiere im Gegensatz zu Brasilien von den höheren Rohölpreisen. Von der Branchenseite ist der Fonds bei Banken, Rohstoffen und Finanzwerten übergewichtet. Untergewichtet sei der Fonds hingegen bei Versorgern.
HANDELSBLATT, Freitag, 18. März 2005, 12:25 Uhr
Lateinamerika-Spezialisten an Board? Eure Einschätzung??