Der Ölmulti BP braucht dringend Geld, um die Folgen der Ölpest im Golf von Mexiko zu bekämpfen. Laut einem Bericht der "Sunday Times" denkt das Unternehmen jetzt darüber nach, Raffinerien und Tankstellen zu verkaufen. Damit würde sich der britische Ölkonzern deutlich verkleinern.
London - Der gebeutelte Ölkonzern BP prüft einem Zeitungsbericht zufolge den Verkauf seiner Tankstellen. Wie die britische Zeitung "Sunday Times" berichtet, werden diese Vorschläge derzeit mit den Aktionären besprochen.
Dazu gehöre auch die Überlegung, den Konzern aufzusplitten und weniger rentable Raffinerien und Tankstellen zu verkaufen. Außerdem könnten die Aktivitäten in den USA zurückgefahren werden. Die Restrukturierung soll zusätzlich zum Verkauf von rund zehn Prozent der Vermögenswerte durchgeführt werden.
Damit soll Geld für die Bekämpfung der Ölpest-Folgen im Golf von Mexiko aufgebracht werden. Das Unternehmen ist wegen der Öl-Katastrophe finanziell angeschlagen. "BP hat anscheinend akzeptiert, dass es ein kleineres Unternehmen sein wird", sagte ein Investor gegenüber der "Sunday Times".
In den Tankstellen und Raffinerien von BP sind laut der Zeitung rund 51.600 Menschen beschäftigt, mehr als die Hälfte der gesamten Belegschaft des Konzerns. Der Bereich mache aber nur drei Prozent des Vorsteuer-Umsatzes aus.
Gerüchten zufolge will der Öl-Multi vor allem seine zwölf Milliarden Dollar schweren Anteile an dem US-Unternehmen "Apache" verkaufen. Dies würde auch Anteile an dem größten nordamerikanischen Ölfeld in Alaska einschließen. Laut "Sunday Times" könnte dieses Geschäft bereits abgeschlossen werden, bevor BP am 27. Juli seine Halbjahres-Geschäftsergebnisse vorlegt. Ein BP-Sprecher wollte zu dem Zeitungsbericht keine Stellung nehmen.
Die Ölpest hat BP bisher nach eigenen Angaben 3,5 Milliarden Dollar gekostet. Ein Zehnfaches der Summe könnte noch an Schadensersatzforderungen hinzukommen. Die BP-Bohrinsel "Deepwater Horizon" war im April nach einer Explosion gesunken. Bislang strömten laut Schätzungen der Internationalen Energieagentur zwischen 2,3 und 4,5 Millionen Barrel Öl ins Meer. BP hatte am Donnerstag die drei Ventile des neuen Abdichtzylinders geschlossen und damit zum ersten Mal das Auslaufen des Öls gestoppt.
lgr/dpa/AFP
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