Bloomberg steht vor Wiederwahl
von Tim Höfinghoff, New York
Eigentlich kann nichts mehr schief gehen: Kaum jemand in New York bezweifelt, dass Michael Bloomberg, den sie dort schlicht Mike nennen, auch in den kommenden vier Jahren Bürgermeister der Acht-Millionen-Metropole sein wird. Der 63-jährige Manager, der mit seinem Medienunternehmen zum fünffachen Milliardär wurde, genießt laut Umfragen einen komfortablen Vorsprung vor seinem Herausforderer Fernando Ferrer von den Demokraten.
< script type=text/javascript><!--OAS_RICH('Middle1');//-->< /script><!-- www.ftd.de/koepfe/artikel@Middle1 -->- Ferrers' Wahlkampf: In diesem Comic sind Michael Bloomberg, ein Bündel Geld, Ölfelder und Präsident Bush zu sehen
Bei der morgigen Bürgermeisterwahl wollen Meinungsforschern zufolge 62 Prozent für Bloomberg stimmen, Ferrer kommt lediglich auf 31 Prozent. Damit würde die traditionelle demokratische Hochburg New York für eine vierte Wahlperiode in Folge von einem Republikaner regiert.
Es ist nicht verwunderlich, dass Bloomberg das Rennen anführt. 100 Mio. $ hat er aus eigener Tasche in seinen Wahlkampf investiert. Herausforderer Ferrer hat gerade mal 8 Mio. $ zusammenbekommen und musste hilflos zuschauen, wie Bloomberg eine gigantische Werbekampagne lostrat: Ob im Radio, per Flugblatt, im Internet oder Fernsehen: Überall wirbt Bloomberg um Stimmen - auch bei Immigranten per TV-Spot in spanischer Sprache. "Ich versuche, meine Botschaft in jeden Teil der Stadt zu schicken", sagte er.
Sein Motto zur Wiederwahl: "Ich bin ein unabhängiger Kämpfer für New York". Es ist aber nicht nur die geballte Werbemacht, die ihn das Rennen anführen lässt. "Bloomberg hat beeindruckende Errungenschaften, auf die er aufbauen kann", sagte Wahlforscher Doug Muzzio vom Baruch College in Manhattan. Die Kriminalitätsrate sank drastisch in New York, die Leistungen in den städtischen Schulen stiegen. Da sich der Lebensstandard der meisten New Yorker verbessert hat und das kollektive Trauma der Anschläge vom 11. September 2001 schwindet, sind sie mit dem Status quo zufrieden.
Ferrer fehlt schlüssige Strategie
Dieser Erfolgsbilanz hat Ferrer wenig entgegenzusetzen. Er versucht bereits zum dritten Mal, Bürgermeister zu werden. Doch eine schlüssige Strategie fehlt. Ferrer versuchte, Kapital aus seiner Herkunft zu schlagen: Er ist puerto-ricanischer Abstammung, wuchs in der Bronx auf und versteht sich als Vorkämpfer für die benachteiligten New Yorker. Doch das Thema Armut sei keine Strategie, die ins Rathaus führt, urteilte Muzzio.
Und so perlt jede Kritik an Bloomberg ab. Nicht nur einflussreiche Wall-Street-Banker stehen auf Bloombergs Seite. Auch die liberale Tageszeitung "New York Times" und viele New Yorker, die traditionell für die Demokraten stimmen, geben Bloomberg den Vorzug. Auch prominente Demokraten wie Ex-Präsident Bill Clinton konnten Ferrers Popularität durch Wahlkampfauftritte in New York nicht steigern.
Bloomberg gilt als Technokrat, der die Stadt wie ein Vorstandsvorsitzender führt. "Er hängt an keiner Ideologie und lernt schnell aus seinen Fehlern", sagte Muzzio. Wer will es ihm dann noch übel nehmen, wenn er am Wochenende im Privatjet in sein Haus auf Bermuda fliegt. Während der Woche gilt sein ganzer Einsatz schließlich "der großartigsten Stadt der Welt", wie es in seinen TV-Spots heißt.