01.08.2006 14:41
Biodiesel-Aktien trotzen der neuen Steuer
Zum 1.8. ist die Besteuerung von Biokraftstoffen in Kraft getreten. Zwar sehen die Hersteller von Biodiesel ihre Geschäftsgrundlage bedroht. Dennoch gibt es nach Ansicht von Experten keinen Grund zur Panik. Die Reaktion der Börse scheint ihnen Recht zu geben.
Bild zum Artikel vergrößernStaat kassiert fortan mit: Biodiesel
So präsentieren sich am heutigen Dienstag die Aktien der beiden börsennotierten Biodieselproduzenten in glänzender Verfassung. Das Papier von Biopetrol springt um über acht Prozent an, EOP Biodiesel legte zeitweise fast vier Prozent zu. Die Gewinne müssen allerdings auch vor dem Hintergrund der katastrophalen Kursentwicklung beider Papiere in den zurückliegenden Monaten gesehen werden.
Während die Aktie von EOP Biodiesel seit Mai rund die Hälfte ihres Wertes einbüßte, verlor Biopetrol im gleichen Zeitraum rund ein Drittel – herbe Verluste für Investoren, die auf alternative Energie gesetzt haben. Wie die heutige Kursreaktion zeigt, hat die Börse die Auswirkungen des Wegfalls der Steuerfreiheit für Biosprit bereits vorweggenommen.
Neun Cent je Liter
Das ab heute wirksame Energiesteuergesetz sieht vor, dass Steuervorteile für Biodiesel und Pflanzenöl bis 2012 stufenweise abgebaut werden. Pro Liter Biosprit greift das Bundesfinanzministerium neun Cent ab und erwartet durch die neue Steuer insgesamt 1,6 Milliarden Euro. Mitgerechnet sind darin auch jene Einnahmen, die durch eine ab Januar 2007 geltende Pflicht zur Beimischung des Ökokraftstoffes entstehen.
Experten halten den Wegfall der Steuerfreiheit für sinnvoll. Bei steigenden Preisen für Mineralöl müssten auch die Biokraftstoffe teurer werden, damit es nicht zu ungewollten Verschiebungen komme. Insbesondere komme es auf eine ökologisch sinnvolle Nutzung von Biomasse an, da die Energie-Bilanz etwa bei der Herstellung von Ethanol mangelhaft sei. Die skeptischen Töne aus der Branche, wonach die neue Steuer die Produktion alternativer Energien gefährde, halten Experten für interessegeleitet (siehe Link "Für Autos muss gelten, was für Kühlschränke gilt").
FTD-Artikel stimmt zuversichtlich
Neues Vertrauen schöpften die Anleger zudem aus einem Artikel in der Dienstagsausgabe der „Financial Times Deutschland“. Der weltweite Vormarsch der Biokraftstoffe sei ungebremst, sagte Oliver Herzog, Biokraftstoff-Experte beim Solarunternehmen Conergy, gegenüber der FTD. Zwar werde der Markt für reinen Biodiesel durch die Steuer aller Voraussicht nach wegbrechen. Der Boom für andere Biokraftstoffe sei aber kaum zu bremsen. Vor allem Ethanol, das in Deutschland bislang ein Nischenprodukt ist, werde ganz groß rauskommen. Anhaltend hohe Ölpreise von zuletzt fast 80 Dollar dürften dafür sorgen, dass die Zukunft einer neuen Generation von Kraftstoffen gehört.
Dafür, dass der Boom bei Biosprit weitergehe, spricht nach Ansicht der FTD auch die Tatsache, dass die beiden Ölmultis BP und Shell forciert in neue Biokraftstoffe investieren. Diese seien gegenüber dem gegenwärtigen Biosprit deutlich effizienter, und zwar auch deshalb, weil künftig nicht nur die Pflanzenfrüchte, sondern komplette Agrarpflanzen verwendet werden können.
Profitieren von einem Boommarkt
Neben EOP Biodiesel und Biopetrol gibt es für Anleger durchaus noch andere Möglichkeiten , auf Biokraftstoffe zu setzen – wie etwa die Aktie der KWS Saat. Das SDax-Unternehmen steht weltweit an Platz eins in der Zuckerrübensaat und zählt zu den führenden Maiszüchtern in den USA. Seit Mitte Juni zeigt das KWS-Papier Erholungstendenzen, ist aber mit knapp 70 Euro noch ein gutes Stück von seinen Februarhöchstkursen von 87 Euro entfernt.
Von der Nachfrage nach Agrarprodukten zur Biosprit-Herstellung profitiert zur Zeit die Aktie der US-Gesellschaft Archer-Daniels-Midland, aus deren Raffinerien rund ein Drittel des amerikanischen Ethanols stammt. Der Gewinn der Ethanol-Sparte soll sich im nächsten Jahr auf 1,3 Mrd. Dollar verdoppeln. Längst hat die Börse Witterung aufgenommen - seit Jahresbeginn hat sich die Aktie fast verdoppelt.
Weniger riskant als eine Wette auf Einzelwerte ist eine Spekulation mit Zertifikaten auf einen Korb von Bioenergiewerten, wie etwa Biokraftstoff-Basket von HSBC Trinkaus (WKN:
TB0D2B), oder das Biox-Indexzertifikat der Société Générale (WKN:
SG9BEX). Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Zertifikate auf Agrarrohstoffe wie Zucker oder Mais zu erwerben.
Bei der Angabe ĂĽber die Kursverluste seit Mai liegt aber meiner Meinung eine Verwechslung vor! 1/3 verlor EOP & 1/2 verlor Biopetrol Industries!!!
Am 22. August gibts die Q2-Zahlen! Man darf also gespannt sein!
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