Dt. Börse mit neuer Index-Systematik, MDAX auf 50 Werte verkleinert
31.10.2002 10:52:00
Die Deutsche Börse AG hat am Donnerstag eine neue Index-Systematik für den Aktienmarkt vorgestellt. Das neue Modell setzt auf der vom Börsenrat der FWB Frankfurter Wertpapierbörse im Grundsatz beschlossenen Neusegmentierung des deutschen Aktienmarkts auf, die zwei Segmente mit unterschiedlich hohen Transparenzanforderungen vorsieht. Nach dem jetzigen Zeitplan wird der Börsenrat die Börsenordnung Mitte November verabschieden, die dann zum 1. Januar 2003 in Kraft treten würde. Die neue Indexwelt soll zum 24. März 2003 umgesetzt werden.
In die Auswahlindizes werden nur Unternehmen aufgenommen, die die erhöhten Transparenzanforderungen des Prime Standard-Segments erfüllen. Der DAX bleibt unverändert und wird weiterhin die 30 größten deutschen Werte abbilden. Unterhalb des DAX unterscheidet die Deutsche Börse nach klassischen Branchen und Technologiebranchen. Für die klassischen Branchen berechnet sie den MDAX, der von 70 auf 50 Werte verkleinert wird. Der SDAX wird weiterhin 50 Werte umfassen und schließt als Auswahlindex für kleinere Unternehmen direkt unterhalb des MDAX an. Bei den Technologieunternehmen wird es den neuen Index TecDAX geben, der die 30 größten Werte abbilden wird. Parallel dazu wird der Nemax 50 für die 50 größten Werte dieser Branchen bis voraussichtlich Ende 2004 berechnet, um die Kontinuität der darauf begebenen Finanzprodukte zu gewährleisten. Alle Auswahlindizes unterhalb des DAX werden für ausländische Unternehmen offen sein.
Für die Unternehmen im Prime Standard wird es durchgehend insgesamt 18 Branchenindizes sowie einen Prime All-Share-Index geben. Segmentübergreifend erfasst der CDAX alle deutschen Werte im Prime Standard und General Standard, der im Konzept als Domestic Standard bezeichnet wurde.
Ab Anfang 2003 wird an der FWB für die Zulassung von Aktien zwischen zwei Transparenzstandards unterschieden. Im General Standard gelten die Anforderungen, die der deutsche Gesetzgeber vorschreibt. Im Prime Standard kommen international übliche Transparenzanforderungen hinzu: Quartalsberichte, internationale Rechnungslegungsstandards IAS oder US-GAAP, Vorlage eines Unternehmenskalenders, mindestens eine Analystenkonferenz pro Jahr sowie Ad-hoc-Mitteilungen zusätzlich in englischer Sprache. Nach Verabschiedung der Börsenordnung und Genehmigung durch die hessische Börsenaufsicht werden alle Parameter der Aktienmarktneusegmentierung feststehen. Danach wird die Deutsche Börse Emittenten und Marktteilnehmer umfassend informieren und darüber hinaus im Rahmen von Workshops die Einzelheiten erläutern. Die Zulassung zum Prime Standard muss von den Emittenten beantragt werden. Dagegen bedarf die Zulassung zum General Standard keiner Mitwirkung der Emittenten.
Überarbeitet wird im Rahmen der Aktienmarktneusegmentierung auch das Designated Sponsor-Modell. Zukünftig können weniger liquide Werte nur dann fortlaufend gehandelt werden, wenn mindestens ein Designated Sponsor - die Deutsche Börse empfiehlt zwei - die nötige Liquidität sicherstellt. Damit weitet die Deutsche Börse das Modell der zusätzlichen Liquiditätsspende unabhängig von den Börsensegmenten auf den gesamten Aktienmarkt aus. Fortlaufender Handel wird Vorraussetzung für die Auswahlindizes der Deutschen Börse sein.
Die Aktie der Deutschen Börse notiert aktuell bei 36,93 Euro (-0,46 Prozent).