Beim ersten großen Crash 1982 ließ die Videospielindustrie ihre Kindheit hinter sich
Vom Weihnachtsfest 1982 versprachen sich Spielehersteller wie Atari eine schöne Bescherung: Umsatzsteigerungen von 50 Prozent für das letzte Jahresquartal. Es schien damals ein Naturgesetz zu sein, dass Menschen Videospiele kaufen, ja, dass sie sogar von Quartal zu Quartal immer mehr davon kaufen. Ataris Manager übersahen gern, dass die wirklichen Innovationen nicht mehr bei den Heimkonsolen, sondern längst wieder bei den Spielautomaten der Arcades zu finden waren.
Bei der neuen Konsole Atari 5200 verzichtete man auf ein magnetisches Speichermedium wie die Diskette und beharrte auf den alten Steckkarten. Die Begründung: Disketten brauchen die Leute nicht. Die Leute aber waren anderer Ansicht. Am 7. Dezember 1982 musste Atari mitteilen, dass der Umsatz im letzten Quartal nicht um die erwarteten 50, sondern wohl doch eher um bloß 10 Prozent steigen würde. Ataris Präsident und Geschäftsführer Ray Kassar hatte 23 Minuten vor dieser Ankündigung 5.000 seiner Aktien von Warner Communications verkauft. Der Kurs des Atari-Mutterkonzerns fiel am folgenden Tag um 32 Prozent.
Atari besaß damals in den Vereinigten Staaten einen Marktanteil von 70 Prozent bei Heimvideospielen und einen von 40 Prozent bei Spielautomaten. Die Umsatzeinbrüche waren der Beginn des ersten großen Crashs der damals gerade mal zehn Jahre alten Spielindustrie. Noch Ende Oktober hatte das Magazin Newsweek verkündet:
"Die boomende Videospielindustrie ist fast so groß wie das Filmgeschäft, die Steckkarten eines gut gehenden Heimvideospieltitels könnten schon bald mehr Geld bringen als ein Blockbuster aus Hollywood."
Warum aber ausgerechnet Steckkarten das große Geld bringen sollten, war und ist unklar. Schon 1977 hatte sich gezeigt, dass ein grundlegendes Gesetz der Videospielindustrie ständige technische Innovation ist. Damals löste mit Ataris VCS die Generation der Konsolen mit Spielen auf austauschbaren Steckkarten jene alten ab, die nur ein einziges Spiel boten. Wesentlich weiter war man dann in den folgenden fünf Jahren aber nicht mehr gegangen.
Bei Atari, Odyssey und anderen Konsolenherstellern zumindest nicht. Bei Commodore schon. Jack Tramiel hatte das Unternehmen 1962 gegründet. Er wollte mit Addiermaschinen Geld verdienen. 1969 baute das Unternehmen den ersten elektronischen Taschenrechner der Vereinigten Staaten, der alle vier Grundrechenarten beherrschte. Dann aber begann Commodores einziger Halbleiter-Lieferant Texas Instruments, selbst solche Taschenrechner herzustellen, und verkaufte sie weit billiger als Commodore. Um von Texas Instruments unabhängig zu werden, kaufte Commodore den Chipproduzenten MOS Technology. Das Unternehmen arbeitete zu jener Zeit an einem Chip für Heimcomputer. Der Ingenieur Chuck Peddle sagte zu Tramiel:
"Kleine Computer sind die Zukunft der Welt."
Ein wenig sprach dafür bereits 1976. Steve Wozniak erstand in diesem Jahr einige der 6502 Mikroprozessoren von MOS Technology - auf diesem Modell basierten auch Commodores Computerpläne - für 20 Dollar pro Stück. Mit Steve Jobs baute er dann daraus den Apple I Heimcomputer. Für 666,66 Dollar fand der ab April 1976 in Elektronikläden reißenden Absatz. Computer kamen nicht mehr als harmlose Konsole mit dem Charme eines Fernsehers in die Häuser, sondern als ein programmierbares Gerät. Tramiel erkannte das Potential dieser Technologie. Einer seiner Leitsprüche war:
"We need to build computer for the masses, not the classes."
Das erste Massenprodukt Commodores wurde der "Personal Electronic Transactor", PET. 1977 begann der Verkauf für 800 Dollar. Anders als bei Konsolen konnten die Nutzer das Gerät selbst programmieren und Programme mit einem anschließbaren Rekorder auf Kassetten speichern. Im August 1977 brachte ein drittes Unternehmen einen Heimcomputer auf dem Markt. Vom Tandy Radio Shack TRS-80 wurden für 599,95 Dollar das Stück allein im ersten Jahr 55000 Exemplare verkauft. IBM brachte dann 1981 den PC auf den Markt. Drei Jahre später war die erste Million PCs verkauft. Bald stellte IBM 200000 Stück im Monat her. Commodores VIC 20 und der legendäre Nachfolger C 64 boten damals außergewöhnliche Grafikqualität und ermöglichten es ihren Nutzern, selbst Programme in Basic zu schreiben. Diese Commodore-Rechner waren unglaublich erfolgreich. Der Millionste C 64 wurde in Deutschland 1986 verkauft. Atari hatte sich offensichtlich geirrt - die Menschen wollten durchaus mehr tun, als nur Pong zu spielen.
Atari hatte nicht nur die Entwicklung der Technik vernachlässigt - auch an den Spielen war kaum gearbeitet worden. So wurde tatsächlich ein Spiel für 40 Dollar angeboten, das einen Rubik-Würfel simulierte. Wer zahlt 40 Dollar für etwas, das schlechter aussieht als das Original, umständlicher zu bedienen ist und sich nicht in die Tasche stecken lässt? Zumal der Original-Rubikwürfel gerade mal 3,95 Dollar kostete. Niemand kaufte das Spiel.
Mit wie wenig Sorgfalt Atari Spiele entwickelte macht "E.T." deutlich. Am 23. Juli 1982 wurde der Programmierer Howard Scott Warshaw mit der Entwicklung eines neuen Spiels, basierend auf Steven Spielbergs Film beauftragt. Das Spiele musste am 1. September fertig sein. In sechs Wochen wurde ein Spiel aus dem Boden gestampft, das außer dem Titel E.T., einem miesen Gameplay und noch schlechterer Grafik nichts bot. Ziel des Spiels ist es, als E.T. ein Gerät zusammenzubauen, um nach Hause zu telefonieren. Um das zu erreichen, muss man viel umherlaufen. Dabei fällt man allerdings meist in plötzlich auftauchende Löcher. Fünf Millionen Steckkarten hatte Atari produziert. Fast keine davon wurde gekauft. Nolan Bushnell, der Gründer von Atari, der die Firma 1976 an Warner verkaufte, schimpfte später:
"Es gab nicht eine einzige Innovation nachdem ich Atari verließ. Sie haben nur das bereits vorhandene variiert. Den Spielmarkt haben sie dann Nintendo überlassen, den Computermarkt Apple und dann IBM."
Allerdings übersieht Bushnell da, dass Computer- und Spielmarkt schon zu Beginn der Heimcomputerära nicht mehr zu trennen waren. Gerade der Apple II und erst recht der C 64 etablierten sich als Plattformen für Spiele wie "M.U.L.E". und "Ultima IV". Genres wie Textabenteuer und komplexe Strategiespiele wurden erst durch Heimcomputer möglich.
Mit dem Crash des Videospielmarktes 1982/83 begann die Ära des Computerspiels. Während 1981 mit Videospielen allein in den Vereinigten Staaten drei Milliarden Dollar Umsatz gemacht wurden, waren es 1985 nur 100 Millionen weltweit. Die Umsätze bei Automatenspielen brachen nicht so stark ein, aber immerhin um 40 Prozent. Schätzungen zufolge schloss in den USA 1983 die Hälfte aller Spielhallen. Nachdem die Consumer Abteilung Ataris 1983 einen Verlust von 536 Millionen Dollar gemacht hatte, verkaufte Warner sie 1984 für 240 Millionen Dollar an den Commodore-Gründer Jack Tramiel, der in dem Jahr bei Commodore ausgebootet wurde. Die Spielautomaten-Abteilung Ataris ging an das japanische Unternehmen Namco. Der Konsolenhersteller Coleco verlor 1984 258,6 Millionen Dollar, 1988 meldete das Unternehmen Konkurs an. Commodores Umsätze hingegen wuchsen stetig, 1983 auf 700 Millionen Dollar, 1984 dann auf eine Milliarde Dollar.
Nachdem Tramiel Atari gekauft hatte, konzentrierte sich das Unternehmen auf den Heimcomputermarkt. Aber das Unternehmen profitierte - wie auch Commodore - nur kurz von der Blütezeit des Heimcomputers.Sie wurden bald vom Erfolg des von IBM durch eine sehr lockere Politik gegenüber Nachbauten zum Quasistandard erhobenen PCs überrollt. Das einzige proprietäre Element an IBMs PC war das sogenannte Bios, das "basic input output system", welches beim Start eines Computers die Hardware testet und das Betriebsystem zum Laufen bringt. Der Code des IBM-Bios war nicht öffentlich, bis 1981 einige Techniker bei Compaq die einzelnen Schritte des Programms verfolgten und dann einfach ein eigenes Bios schrieben, das exakt dasselbe tat. IBM klagte und verlor. Andere Firmen stellten eigene Versionen des IBM-Bios her, lizenzierten diese an Computerhersteller und so war sehr bald das einzige Geheimnis das IBM-PCs gelüftet. Der PC war leicht zu kopieren. Und genau das taten prompt unzählige Firmen und auf einmal stellten Commodore und Atari nur noch Nischenprodukte her.
Commodore machte dann 1994 dicht, die Reste des Unternehmens wurden an Escom verkauft, dann an Gateway 2000. Atari fusionierte 1996 mit einer Tochterfirma des Festplattenherstellers JTS, 1998 werden alle Atari-Rechte an den Spielehersteller Hasbro weiterverscherbelt. Der Erfolg dieser Firmen hat den Spielmarkt segmentiert: Die Konsolen, nach dem Crash 1983 bald durch japanische Unternehmen wieder populär gemacht, richteten sich eher an ein jüngeres actionorientiertes Publikum, während die Heimcomputer eher ältere, an Rollenspielen und Adventure interessierte Spieler ansprachen.
Mit dem Crash hatte die Industrie ihre unschuldig-vergnügte Kindheit hinter sich gelassen. Es gibt dafür ein unvergessliches Bild: 1983 rollten Lastwagen zu einer Grube in der Wüste von New Mexiko. Sechs Millionen Steckkarten mit unverkauften Atari-Spielen wurden in das Loch gekippt. Später zermalmten dann Dampfwalzen jene kleinen rechteckigen Karten, aus denen Jugendträume entsprangen.
Gruß
Happy End
Vom Weihnachtsfest 1982 versprachen sich Spielehersteller wie Atari eine schöne Bescherung: Umsatzsteigerungen von 50 Prozent für das letzte Jahresquartal. Es schien damals ein Naturgesetz zu sein, dass Menschen Videospiele kaufen, ja, dass sie sogar von Quartal zu Quartal immer mehr davon kaufen. Ataris Manager übersahen gern, dass die wirklichen Innovationen nicht mehr bei den Heimkonsolen, sondern längst wieder bei den Spielautomaten der Arcades zu finden waren.
Bei der neuen Konsole Atari 5200 verzichtete man auf ein magnetisches Speichermedium wie die Diskette und beharrte auf den alten Steckkarten. Die Begründung: Disketten brauchen die Leute nicht. Die Leute aber waren anderer Ansicht. Am 7. Dezember 1982 musste Atari mitteilen, dass der Umsatz im letzten Quartal nicht um die erwarteten 50, sondern wohl doch eher um bloß 10 Prozent steigen würde. Ataris Präsident und Geschäftsführer Ray Kassar hatte 23 Minuten vor dieser Ankündigung 5.000 seiner Aktien von Warner Communications verkauft. Der Kurs des Atari-Mutterkonzerns fiel am folgenden Tag um 32 Prozent.
Atari besaß damals in den Vereinigten Staaten einen Marktanteil von 70 Prozent bei Heimvideospielen und einen von 40 Prozent bei Spielautomaten. Die Umsatzeinbrüche waren der Beginn des ersten großen Crashs der damals gerade mal zehn Jahre alten Spielindustrie. Noch Ende Oktober hatte das Magazin Newsweek verkündet:
"Die boomende Videospielindustrie ist fast so groß wie das Filmgeschäft, die Steckkarten eines gut gehenden Heimvideospieltitels könnten schon bald mehr Geld bringen als ein Blockbuster aus Hollywood."
Warum aber ausgerechnet Steckkarten das große Geld bringen sollten, war und ist unklar. Schon 1977 hatte sich gezeigt, dass ein grundlegendes Gesetz der Videospielindustrie ständige technische Innovation ist. Damals löste mit Ataris VCS die Generation der Konsolen mit Spielen auf austauschbaren Steckkarten jene alten ab, die nur ein einziges Spiel boten. Wesentlich weiter war man dann in den folgenden fünf Jahren aber nicht mehr gegangen.
Bei Atari, Odyssey und anderen Konsolenherstellern zumindest nicht. Bei Commodore schon. Jack Tramiel hatte das Unternehmen 1962 gegründet. Er wollte mit Addiermaschinen Geld verdienen. 1969 baute das Unternehmen den ersten elektronischen Taschenrechner der Vereinigten Staaten, der alle vier Grundrechenarten beherrschte. Dann aber begann Commodores einziger Halbleiter-Lieferant Texas Instruments, selbst solche Taschenrechner herzustellen, und verkaufte sie weit billiger als Commodore. Um von Texas Instruments unabhängig zu werden, kaufte Commodore den Chipproduzenten MOS Technology. Das Unternehmen arbeitete zu jener Zeit an einem Chip für Heimcomputer. Der Ingenieur Chuck Peddle sagte zu Tramiel:
"Kleine Computer sind die Zukunft der Welt."
Ein wenig sprach dafür bereits 1976. Steve Wozniak erstand in diesem Jahr einige der 6502 Mikroprozessoren von MOS Technology - auf diesem Modell basierten auch Commodores Computerpläne - für 20 Dollar pro Stück. Mit Steve Jobs baute er dann daraus den Apple I Heimcomputer. Für 666,66 Dollar fand der ab April 1976 in Elektronikläden reißenden Absatz. Computer kamen nicht mehr als harmlose Konsole mit dem Charme eines Fernsehers in die Häuser, sondern als ein programmierbares Gerät. Tramiel erkannte das Potential dieser Technologie. Einer seiner Leitsprüche war:
"We need to build computer for the masses, not the classes."
Das erste Massenprodukt Commodores wurde der "Personal Electronic Transactor", PET. 1977 begann der Verkauf für 800 Dollar. Anders als bei Konsolen konnten die Nutzer das Gerät selbst programmieren und Programme mit einem anschließbaren Rekorder auf Kassetten speichern. Im August 1977 brachte ein drittes Unternehmen einen Heimcomputer auf dem Markt. Vom Tandy Radio Shack TRS-80 wurden für 599,95 Dollar das Stück allein im ersten Jahr 55000 Exemplare verkauft. IBM brachte dann 1981 den PC auf den Markt. Drei Jahre später war die erste Million PCs verkauft. Bald stellte IBM 200000 Stück im Monat her. Commodores VIC 20 und der legendäre Nachfolger C 64 boten damals außergewöhnliche Grafikqualität und ermöglichten es ihren Nutzern, selbst Programme in Basic zu schreiben. Diese Commodore-Rechner waren unglaublich erfolgreich. Der Millionste C 64 wurde in Deutschland 1986 verkauft. Atari hatte sich offensichtlich geirrt - die Menschen wollten durchaus mehr tun, als nur Pong zu spielen.
Atari hatte nicht nur die Entwicklung der Technik vernachlässigt - auch an den Spielen war kaum gearbeitet worden. So wurde tatsächlich ein Spiel für 40 Dollar angeboten, das einen Rubik-Würfel simulierte. Wer zahlt 40 Dollar für etwas, das schlechter aussieht als das Original, umständlicher zu bedienen ist und sich nicht in die Tasche stecken lässt? Zumal der Original-Rubikwürfel gerade mal 3,95 Dollar kostete. Niemand kaufte das Spiel.
Mit wie wenig Sorgfalt Atari Spiele entwickelte macht "E.T." deutlich. Am 23. Juli 1982 wurde der Programmierer Howard Scott Warshaw mit der Entwicklung eines neuen Spiels, basierend auf Steven Spielbergs Film beauftragt. Das Spiele musste am 1. September fertig sein. In sechs Wochen wurde ein Spiel aus dem Boden gestampft, das außer dem Titel E.T., einem miesen Gameplay und noch schlechterer Grafik nichts bot. Ziel des Spiels ist es, als E.T. ein Gerät zusammenzubauen, um nach Hause zu telefonieren. Um das zu erreichen, muss man viel umherlaufen. Dabei fällt man allerdings meist in plötzlich auftauchende Löcher. Fünf Millionen Steckkarten hatte Atari produziert. Fast keine davon wurde gekauft. Nolan Bushnell, der Gründer von Atari, der die Firma 1976 an Warner verkaufte, schimpfte später:
"Es gab nicht eine einzige Innovation nachdem ich Atari verließ. Sie haben nur das bereits vorhandene variiert. Den Spielmarkt haben sie dann Nintendo überlassen, den Computermarkt Apple und dann IBM."
Allerdings übersieht Bushnell da, dass Computer- und Spielmarkt schon zu Beginn der Heimcomputerära nicht mehr zu trennen waren. Gerade der Apple II und erst recht der C 64 etablierten sich als Plattformen für Spiele wie "M.U.L.E". und "Ultima IV". Genres wie Textabenteuer und komplexe Strategiespiele wurden erst durch Heimcomputer möglich.
Mit dem Crash des Videospielmarktes 1982/83 begann die Ära des Computerspiels. Während 1981 mit Videospielen allein in den Vereinigten Staaten drei Milliarden Dollar Umsatz gemacht wurden, waren es 1985 nur 100 Millionen weltweit. Die Umsätze bei Automatenspielen brachen nicht so stark ein, aber immerhin um 40 Prozent. Schätzungen zufolge schloss in den USA 1983 die Hälfte aller Spielhallen. Nachdem die Consumer Abteilung Ataris 1983 einen Verlust von 536 Millionen Dollar gemacht hatte, verkaufte Warner sie 1984 für 240 Millionen Dollar an den Commodore-Gründer Jack Tramiel, der in dem Jahr bei Commodore ausgebootet wurde. Die Spielautomaten-Abteilung Ataris ging an das japanische Unternehmen Namco. Der Konsolenhersteller Coleco verlor 1984 258,6 Millionen Dollar, 1988 meldete das Unternehmen Konkurs an. Commodores Umsätze hingegen wuchsen stetig, 1983 auf 700 Millionen Dollar, 1984 dann auf eine Milliarde Dollar.
Nachdem Tramiel Atari gekauft hatte, konzentrierte sich das Unternehmen auf den Heimcomputermarkt. Aber das Unternehmen profitierte - wie auch Commodore - nur kurz von der Blütezeit des Heimcomputers.Sie wurden bald vom Erfolg des von IBM durch eine sehr lockere Politik gegenüber Nachbauten zum Quasistandard erhobenen PCs überrollt. Das einzige proprietäre Element an IBMs PC war das sogenannte Bios, das "basic input output system", welches beim Start eines Computers die Hardware testet und das Betriebsystem zum Laufen bringt. Der Code des IBM-Bios war nicht öffentlich, bis 1981 einige Techniker bei Compaq die einzelnen Schritte des Programms verfolgten und dann einfach ein eigenes Bios schrieben, das exakt dasselbe tat. IBM klagte und verlor. Andere Firmen stellten eigene Versionen des IBM-Bios her, lizenzierten diese an Computerhersteller und so war sehr bald das einzige Geheimnis das IBM-PCs gelüftet. Der PC war leicht zu kopieren. Und genau das taten prompt unzählige Firmen und auf einmal stellten Commodore und Atari nur noch Nischenprodukte her.
Commodore machte dann 1994 dicht, die Reste des Unternehmens wurden an Escom verkauft, dann an Gateway 2000. Atari fusionierte 1996 mit einer Tochterfirma des Festplattenherstellers JTS, 1998 werden alle Atari-Rechte an den Spielehersteller Hasbro weiterverscherbelt. Der Erfolg dieser Firmen hat den Spielmarkt segmentiert: Die Konsolen, nach dem Crash 1983 bald durch japanische Unternehmen wieder populär gemacht, richteten sich eher an ein jüngeres actionorientiertes Publikum, während die Heimcomputer eher ältere, an Rollenspielen und Adventure interessierte Spieler ansprachen.
Mit dem Crash hatte die Industrie ihre unschuldig-vergnügte Kindheit hinter sich gelassen. Es gibt dafür ein unvergessliches Bild: 1983 rollten Lastwagen zu einer Grube in der Wüste von New Mexiko. Sechs Millionen Steckkarten mit unverkauften Atari-Spielen wurden in das Loch gekippt. Später zermalmten dann Dampfwalzen jene kleinen rechteckigen Karten, aus denen Jugendträume entsprangen.
Gruß
Happy End