21.09.2005 14:47 Barnabus: Zock oder Zukunft?
Das Geschäft mit Nebenwerten boomt in Deutschland. Auch mit solchen, die eigentlich vor allem in den USA gehandelt werden. Findige Börsenbriefe und Anlegermagazine haben Barnabus Energy entdeckt.
"Wie immer waren wir gut informiert", verkündet der "Small Cap Scout", "Ihr Wegweiser für Nebenwerte", stolz. "Unser in der Analyse formuliertes Kursziel konnte bereits deutlich übertroffen werden", kann auch der "Börsenspion" in einem E-Mail-Newsletter am Mittwoch vermelden. Und selbst "Focus Money" spricht in einer August-Ausgabe mit Blick auf ein US-Unternehmen von "geballter Kompetenz" und empfiehlt: "Insider kaufen". Ein Kursziel (2,50 $, oder 2,04 Euro) und einen Stopp-Kurs (von 0,70 Euro) liefert das Magazin gleich noch mit.
Umsätze: Möglich
Barnabus Energy, das im April 2002 gegründet wurde, hat allerdings leider nicht die Kernfusion kommerziell nutzbar gemacht. Sondern einstweilen nur den Einstieg ins Solargeschäft bekannt gegeben. So verkündete der Chef des Unternehmens David Saltman, dass man 20 Prozent an Solar-Roofing Systems, einem Spezialisten für Solar-Dächer, übernommen hat. Eine Option für weitere 31 Prozent könnte noch im Jahr 2005 gezogen werden. "Das könnte bereits einen Umsatz von zehn Millionen Dollar und einen Nettogewinn von 1,7 Millionen Dollar bedeuten", weiß der "Spion". Das Unternehmen machte diese Angabe am Mittwoch auf seiner Internet-Seite. Über mögliche Gewinne finden sich darin aber noch keine konkreten Angaben.
In bisherigen Berichten an die US-Börsenaufsicht wies Barnabus zuletzt regelmäßig darauf hin, dass es als Start-up-Firma derzeit keinerlei Umsätze erzielt.
Erfolge vor allem auf dem Parkett
Nach der festen Meinung vieler Anleger und "Insider" auch in Deutschland stehen diese aber unmittelbar bevor. Das Unternehmen wird derzeit mit mehr als 50 Millionen Dollar an der Böse bewertet. Die Aktie wird "over the counter" (OTC) in den USA gehandelt und ist auch in Deutschland über die meisten Parkettbörsen erhältlich.
Bislang hat sich die Firma vor allem auf Projekte im Öl- und Gas-Markt in Nordamerika spezialisiert. Auf die Fahnen geschrieben hat man sich den "Kauf kommerziell Erfolg versprechender Projekte im Energiebereich, sowohl bei konventionellen als auch bei erneuerbaren Energien".
Super-Lösung für Soldaten im Irak
Zu letzteren gehört auch ein "revolutionäres Produkt" in der Solarbranche: Das "Sunpac". Dieser Sonnenkollektor soll als "mobile Energiequelle" einsetzbar sein und vor allem für das Militär als Kunden produziert werden. "Eine Super-Lösung für die Soldaten im Irak", meint denn auch der Small Cap Scout. Das Patent wurde von dem neuen wissenschaftlichen Berater des Unternehmens beigesteuert: Melvin Prueitt, seines Zeichens wissenschaftlicher Berater des US-Atombomben-Programms in Los Alamos.
Die Wirkung der Nachrichten auf die Anleger war auch in Deutschland in den vergangenen Wochen bombig. Barnabus-Aktien wurden hier zu Lande mit ähnlich hohen Umsätzen wie in den USA selbst nach oben gekauft. Dümpelte das Papier noch Ende Juni bei 0,47 Euro, machte es sich in den Folgewochen auf, zunächst die Ein-Euro-Marke zu nehmen und bald darauf schon auf zwei Euro zu zielen. Kritiker in den einschlägigen Internet-Boards weisen inzwischen schon darauf hin, dass der Titel auf dem Parkett in Frankfurt oder Stuttgart gegenüber den US-Börsen zu hoch gehandelt wird. Da tut der Hinweis eines Börsenbriefes gut, dass bei solch spekulativen Werten "freilich immer mit der segmentüblichen Totalverlustgefahr" zu rechnen sei.