Das Weihnachtsgeschäft mit MP3-Playern brummt: Deutsche Händler verkaufen fast doppelt so viele Geräte wie vor einem Jahr. Die Branche wartet mit Spannung auf einen neuen Musikplayer von Apple, der anstelle einer Festplatte mit Flash-Speicher ausgerüstet sein soll.
Gerüchte über neue Produkte gehören bei Apple quasi zum guten Ton. Ob gewollt oder nicht, regelmäßig wird vor der erwarteten Premiere neuer E-Toys oder PCs im Web getratscht und getuschelt. So auch in diesen Tagen. Im Januar wird Apple-Chef Steve Jobs auf der MacWorld in San Francisco irgendetwas Neues vorstellen. Fragt sich nur, was?
Möglicherweise ja ein iPod mit Flash-Speicher. Das glauben nicht nur viele Beobachter, sondern auch Dan Torres vom Player-Hersteller Rio. Er berichtete gegenüber "Cnet" von Flash-Produzenten in Asien, bei denen Apple angeblich schon Speicherbausteine geordert haben soll.
Apple selbst lehnte jede Stellungnahme dazu ab. Ende letzter Woche erstattete die Firma Anzeige gegen unbekannt. Offenbar waren in Internetforen Dinge über die im Januar vorzustellenden Produkte ausgeplaudert worden, die Apple als vertraulich einstufte.
In der Branche fürchtet sich kaum jemand vor einem Flash-Player von Apple. "Wenn die [Apple] ins Becken steigen, dann haben sie immer den Wasserspiegel angehoben", sagte Rio-Chef Torres. "Das ist gut für die Industrie."
Der Verkauf mit MP3-Playern läuft wie geschmiert - nicht nur in den USA, auch in Deutschland, wo die Branche inzwischen fast von einer Verdopplung der Verkaufszahlen im Vergleich zu 2003 ausgeht.
Echte Renner im Weihnachtsgeschäft sind die kleinen Flash-Player, die meist als MP3-Stick angeboten werden. Ausgerechnet in diesem Segment kann Apple derzeit nichts bieten. Wohl auch wegen der Skepsis von Firmenchef Steve Jobs: Er war bislang der Meinung, dass die vergleichsweise günstigen MP3-Sticks zwar gern verschenkt, jedoch kaum benutzt werden. Den Markt der hochpreisigen Festplattenplayer beherrscht Apple hingegen souverän, in den USA mit 80 Prozent Anteil.
Das Unternehmen profitiert ohne Zweifel vom Mythos iPod, obwohl der erstmals 2001 vorgestellte Player mittlerweile im Vergleich zu anderen Geräten auch schon mal den kürzeren zieht. Das Fachmagazin "stereoplay" etwa kürte in der aktuellen Ausgabe den iRiver H320 zum Testsieger. Der Player habe "klanglich am meisten zu bieten". Beim iPod der neuesten Generation bemängelten die Tester hingegen einen "nicht kompensierbaren Bassabfall" im Kopfhörerbetrieb.
Trotzdem dürfte Apple auch mit einem Flash-Player punkten, sofern er tatsächlich kommt. Der Preisverfall für Flash-Bausteine macht Player mit vier oder acht Gigabyte erschwinglich. In diesem Segment kommen bisher in erster Linie Mini-Festplatten zum Einsatz, auch im iPod mini.