Die deutsche Tochter des weltgrößten Online-Anbieters hat den Anschluss verpasst. Die Kundenzahl stagniert, die Werbeerlöse schrumpfen, und die Fixkosten sind erdrückend. Nun kämpft AOL Deutschland ums Überleben.
Es war eine rauschende Party. Zusammen mit dem AOL-Werbeträger Boris Becker ("Ich bin drin") und zahlreichen Showgrößen feierte AOL-Deutschland-Chef Uwe Heddendorp (36) vor zwei Jahren den fünften Geburtstag des Online-Dienstes.
Jetzt ist er draußen. AOL-Europa-CEO Michael Lynton (42) berief Mitte Oktober den Franzosen Stanislas Laurent (34) zum neuen Deutschland-Geschäftsführer - den vierten binnen sieben Jahren.
Bei AOL beginnt das große Aufräumen. Dem einstigen Star der New Economy, der Anfang 2000 den US-Medienkonzern Time Warner übernahm, brechen weltweit die Werbeeinnahmen weg. Nicht nur das. Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt wegen Falschbilanzierung und prüft Aktienverkäufe von Managern.
Jonathan Miller (45), seit August Chief Executive Officer (CEO) von AOL, ist in diesem Jahr bereits der dritte Mann an der Konzernspitze. Allerdings der erste, der die Auslandstöchter examiniert.
Er hatte Grund, beim deutschen Ableger besonders genau hinzugucken. Unter Heddendorps Führung versenkte AOL Millionenbeträge. Insider schätzen, dass die deutsche Tochter im Jahr 2001 bei einem Umsatz von rund 400 Millionen Euro gut 300 Millionen Euro Verlust machte.
Schlimmer noch. AOL hat in Deutschland den Anschluss verloren. Die Zahl der Vertragskunden legte seit Anfang 2001 nur um rund 600.000 auf nunmehr 2,6 Millionen zu. Marktführer T-Online konnte in diesem Zeitraum über drei Millionen neue Nutzer akquirieren, zählt gegenwärtig fast 9,7 Millionen Teilnehmer.
AOL hat seine Zielgruppe verfehlt, zahlreiche Kunden verärgert. Heddendorps größter Missgriff: Im August 2000 führte er mit viel Getöse einen Internet-Pauschaltarif (Flatrate) für 78 Mark im Monat ein, um T-Online endlich Paroli zu bieten.
Mit seiner Billigofferte betrieb er Geldvernichtung. Die Gebühren, die Internet-Anbieter für die Nutzung der "letzten Meile" im Telefonnetz an die Deutsche Telekom entrichten mussten, waren fast doppelt so hoch wie die Flatrate.
Während T-Online-Chef Thomas Holtrop (48) den Pauschaltarif ohne viel Federlesens aufhob, um seinen größten Verlustbringer zu eliminieren, hielt Heddendorp unverdrossen an der Flatrate fest - bis zum Sommer des vergangenen Jahres. Dann musste auch er einsehen, dass an einer dauerhaft subventionierten Kundenbeziehung nichts zu verdienen ist.
So long,
Calexa
www.investorweb.de
Es war eine rauschende Party. Zusammen mit dem AOL-Werbeträger Boris Becker ("Ich bin drin") und zahlreichen Showgrößen feierte AOL-Deutschland-Chef Uwe Heddendorp (36) vor zwei Jahren den fünften Geburtstag des Online-Dienstes.
Jetzt ist er draußen. AOL-Europa-CEO Michael Lynton (42) berief Mitte Oktober den Franzosen Stanislas Laurent (34) zum neuen Deutschland-Geschäftsführer - den vierten binnen sieben Jahren.
Bei AOL beginnt das große Aufräumen. Dem einstigen Star der New Economy, der Anfang 2000 den US-Medienkonzern Time Warner übernahm, brechen weltweit die Werbeeinnahmen weg. Nicht nur das. Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt wegen Falschbilanzierung und prüft Aktienverkäufe von Managern.
Jonathan Miller (45), seit August Chief Executive Officer (CEO) von AOL, ist in diesem Jahr bereits der dritte Mann an der Konzernspitze. Allerdings der erste, der die Auslandstöchter examiniert.
Er hatte Grund, beim deutschen Ableger besonders genau hinzugucken. Unter Heddendorps Führung versenkte AOL Millionenbeträge. Insider schätzen, dass die deutsche Tochter im Jahr 2001 bei einem Umsatz von rund 400 Millionen Euro gut 300 Millionen Euro Verlust machte.
Schlimmer noch. AOL hat in Deutschland den Anschluss verloren. Die Zahl der Vertragskunden legte seit Anfang 2001 nur um rund 600.000 auf nunmehr 2,6 Millionen zu. Marktführer T-Online konnte in diesem Zeitraum über drei Millionen neue Nutzer akquirieren, zählt gegenwärtig fast 9,7 Millionen Teilnehmer.
AOL hat seine Zielgruppe verfehlt, zahlreiche Kunden verärgert. Heddendorps größter Missgriff: Im August 2000 führte er mit viel Getöse einen Internet-Pauschaltarif (Flatrate) für 78 Mark im Monat ein, um T-Online endlich Paroli zu bieten.
Mit seiner Billigofferte betrieb er Geldvernichtung. Die Gebühren, die Internet-Anbieter für die Nutzung der "letzten Meile" im Telefonnetz an die Deutsche Telekom entrichten mussten, waren fast doppelt so hoch wie die Flatrate.
Während T-Online-Chef Thomas Holtrop (48) den Pauschaltarif ohne viel Federlesens aufhob, um seinen größten Verlustbringer zu eliminieren, hielt Heddendorp unverdrossen an der Flatrate fest - bis zum Sommer des vergangenen Jahres. Dann musste auch er einsehen, dass an einer dauerhaft subventionierten Kundenbeziehung nichts zu verdienen ist.
So long,
Calexa
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