Anlagestrategie

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kalle4712:

Anlagestrategie

2
17.05.01 11:25
Hier nochmal separat meine persönliche Anlagestrategie. Ich hatte sie innerhalbe eines anderen Threats veröffentlicht und nur wenig Echo erhalten.

Die Strategie hat sich im Laufe von 2 Jahren Börsenerfahrung (96 - 98) ergeben und ist sicherlich nicht für jeden geeignet. Sie passt aber gut zu meiner Mentalität (Investieren in aussichtsreiche Wachstumswerte = hohe Gewinnchancen,  gleichzeitig Kontrolle des Risikos = gut schlafen können, wenig Stress). Insgesamt verfolgt die Strategie das Ziel, mich möglichst unabhängig von der eigenen Psychologie zu machen: Ich versuche, die eigene Gier nach Kursgewinnen und die Angst vor Verlusten zu kontrollieren. Die Strategie überdenke ich regelmäßig, um sie weiter zu optimieren.

Hier meine Regeln (Nr. 4 bis 6 besonders wichtig). Die Regeln sind i.d.R. nicht strikt, sondern als Orientierungshilfe zu verstehen:
1. Vor Kauf eigene(!) Fundamentalanalyse durchführen (die Ratschläge von Börsenbriefchen und anderen Tippgebern nur als Anregungen verstehen). Es kommen nur Werte ins Depot, die mittel- bis langfristig (5 bis 8 Jahre) die Chance versprechen, in neue Dimensionen hineinzuwachsen. Die Bewertung muss nachvollziehbar sein.
2. Tendenziell antizyklisch investieren: In Euphoriephasen Cash aufbauen, bei schlechter Stimmung investieren. Auf diese Weise lassen sich Schnäppchen machen.
3. Kein StopLoss setzen. Ein Wert fliegt nur aus dem Depot, wenn die Fundamentaldaten sich geändert haben. Hinweis: Mein Depot besteht zu 75% aus Biotechs - da die Branche nur schwer einzuschätzen ist, schlagen die Kurse häufig Kapriolen (davon darf man sich nicht beirren lassen).

4. Nach 100% Kursgewinn die Hälfte des Bestandes verkaufen. Der Rest hat sich auf diese Weise selbst finanziert - man kann getrost Regel 5 beachten. Außerdem erhält man neue Liquididät.
5. Nach Halbierung des Bestandes (siehe 4) weggucken a la Kostolanyi. Ab und zu die Fundamentaldaten überprüfen - nur verkaufen, wenn die alte Einschätzung überholt ist oder sich als Fehleinschätzung entpuppt.
6. Breite Streuung. Von dem Ratschlag, eine überschaubare Anzahl an Werten im Depot zu haben (z.B. max. 10), halte ich nichts. Dann kann man sich das Weggucken (siehe 5) kaum leisten, da jeder Wert eine relativ hohe Gewichtung hat. Ich habe jetzt 60 Werte im Depot. Davon 40 Biotechs. 30 Werte (20 Biotechs) haben sich - nach 4 - bereits selbst finanziert.
7. Gewinne versteuern. Auf diese Weise fällt es leicht, sich Fehleinschätzungen einzugestehen und von den entspr. Werten zu trennen (da Verluste innerhalb eines Jahres absetzbar).
8. Tendenziell 50% der verfügbaren Summe in Anleihen. Sind in schlechten Zeiten ein prima Puffer.
9. Grundsätzlich keine Käufe auf Kredit.
10. Grundsätzlich keine Optionsscheine kaufen. In den USA gibt es massenhaft gute und sehr gute Hightech-Werte, deren Bewertung auf Optionsschein-Niveau liegt. Diese Werte sind möglicherweise ähnlich riskant wie Optionsscheine - sie weisen aber keine Laufzeit auf!
11. Charts spielen nur eine Nebenrolle (da ich langfristig orientiert bin). Charts kommen nur bei der Bestimmung des Kaufzeitpunktes zum Einsatz.

Das wär's im Groben. Ich bitte um reichhaltiges Echo, denn ich möchte noch viel lernen.

Stoxx Dude:

Lernen kannst Du nur durch Erfahrung!

 
17.05.01 11:35
Sowohl an der Börse als auch bei Blondinen! Denn Du mußt auch mal was wegstecken können!

Stoxx
KAWAMAN:

@ kalle

 
17.05.01 11:51
Hallo

Theoretisch 1 A, aber praktisch ???
Hat man die Übertreibung erkannt, ist es meist schon zu spät.
Wann ist der richtige Zeitpkt. zu Ausstieg ?
Ist man bei einem Indexstand von z.B. 3000 Punkten im NM ausgestiegen, hätte man den ganzen Run nicht mitgemacht. Also verwerfe ich einmal Deinen Punkt 2.

Zu. Pkt.1:
Ausgewogen ist besser, als auf eine Branche zu setzen. Von allem etwas und da die besten. z.B. Biotech 2, Technologie 4 (größerer Bereich); Chemie 2; Finanz 4 etc. und einen Teil in Fonds anlegen. In Zeiten wie diesen, wo sich nicht viel tut, Ansparplan durchführen, bringt einen guten Cost Average Effekt.

Zu Pkt. 3: setzt auch nie sl. O.K. Da kann man leicht geprellt werden.

Pkt.4+5:
Verkauf nur nach chartt. Gesichtspunkten. Man beisst sich in den A...., wenn die Aktie dann noch weiter zulegt. Nach % zu gehen ist nicht richtig.

Pkt. 6:
Ich halte eine angemessene Zahl für richtig, da man sonst leicht den Überblick verliert. 5 sind gerade noch einmal pro Tag leicht genau zu analysieren.
Bei mir schwankt es, derzeit sind es 8 + 5 Fonds (Ansparpläne)

Pkt.7: ????? Dazu fällt mir leider nichts ein ....

Pkt. 8. Anleihen sind etwas für Looser. Nein, ehrlich. Hätte ich wirklich richtig Geld ist es O.k. aber unter 100.000 € eher fad.

Pkt. 9: Nein, nicht grundsätzlich sondern KEIN KAUF auf KREDIT !!!

Pkt. 10: Optis sind gut, wenn man die Zeit dazu hat. Aufpassen damit.

Pkt 11: Auch hier muss ich Dir kräftig widersprechen. Für Kauf und VK Zeitpüunkt enorm wichtig. Na,ob man die Aktie um vielleicht in ein paar Tagen um 5 % billiger bekommt ist nicht wichtig, aber blind zu kaufen finde ich ist völlig falsch.

Meine Meinung dazu.
Tipp 1: Zuviele Werte im Depot belasten nur.
Tipp 2: Charttechnik ist wichtig.
Tipp 3: Fondsansparer ins Depot legen.
Tipp 4: Regionen auswählen die aussichtsreich sind und dort investieren.
Tipp 5: Gewinne laufen lassen und Verluste realisieren.

GT
KAWAMAN


kalle4712:

@ kawaman

 
17.05.01 12:14
Hallo kawaman,

danke für die ausführliche Analyse.

Beachte bitte Punkt 1: Die Strategie ist langfristig ausgelegt. Temporäre Übertreibungen muss man aussitzen, wenn man vom langfristigen Erfolg des Unternehmens überzeugt ist (= in neue Dimensionen hineinwachsen). Das Finden von attraktiven Unternehmen, die für ein langfristiges Investment in frage kommen, ist ohnehin aufwendig genug - da möchte ich mich nicht durch Kursschwankungen rausdrücken lassen mit der Notwendigkeit, das Geld in andere Werte investieren zu MÜSSEN.

Mit 'grundsätzlich keine Käufe auf Kredit' meinte ich auch: KEINE Kredite!

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Du eher mittelfristig orientiert bist und aktuelle Markttrends mitnehmen möchtest (The Trend Is Your Friend). Ist auch ok - gefällt mir und muss man beachten. Das Timing ist sehr wichtig.
KAWAMAN:

@ kalle

 
17.05.01 12:24
Lanfristig halte ich nur Fonds...

Stimmt, ansonsten bin ich mittelfristiger Anleger, manchmal sogar kurzfristiger Anleger. 1 Woche. Daytrader bin ich nicht. Keine Zeit dazu.

Ciao
KAWAMAN
Timchen:

Bewertung der Anlagestrategie

 
17.05.01 12:55
Zunächst mal vielen Dank für die Mühe, die du dir da gemacht hast.
Toll finde ich, daß du Konzepte/Modelle zu finden suchst um erfolgreich an der Börse zu spekulieren und nicht einfach
an die hellseherische Fähigkeiten von irgendwelchen
Anlagespezialisten (Gebrauchtwagenhändler, Bäckergesellen usw.) glaubst.

Was ich vermisse ist eine Strategie wie ich die richtigen
Werte finde.
Einfach nur zu streuen und im Erfolgsfalle
dann Teilgewinnmitnahmen, hilft nur (oder auch nicht),
wenn ich auch die richtigen Werte habe.
Dein Modell stimmt nur, wenn du die Cisco oder Amgen in
ihrer Anfangszeit erwischt hast (fälschlicherweise hast
du dann leider die Hälfte schon zu verkauft).
Die Teilgewinnmitnahmen bringen dir gar nichts, wenn du sie
gleich wieder investierst (vielleicht noch dazu in schlechtere Werte). Die Korrektur im letzten Jahr hättest
du dann genauso mitgemacht nur mit eine größeren Streuung.
Ein Biotechcrash würde dein Depot ziemlich plattmachen.

Die Frage ist und bleibt: Wie kriege ich eine Cisco ins Depot, anstatt einer ADVA, Metabox, Infomatec oder Adphos ?
Wie kriege ich eine Amgen ins Depot anstatt einer Plasmaselect oder British Biotech ?
Und wenn mir erst im Jahr 2000 aufging, daß ich die Cisco
in meinem Depot brauche, dann bin ich genauso in den Arsch
gekniffen.
Auf all die Fragen habe ich aber selbst noch keine
allgemeingültige Antwort (gibt es auch nicht) gefunden.

Timchen
kalle4712:

@ Timchen

 
17.05.01 13:13
Hallo Timchen,

leider gibt es auf Deine Frage wohl nur eine Antwort: Zeit investieren und analysieren von Werten und Branchen, die aktuell nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen. Nur auf diese Weise lassen sich Blue Chips mit angemessener Bewertung finden. Etwas Glück bezüglich des Timing gehört auch dazu. Außerdem etwas Mut und vor allem: Geduld.

Amgen mit seinen hervorragenden Aussichten wies im April 98 eine moderate Bewertung auf. Ein weiteres Beispiel ist Oracle: Hatte ich auch im April 98 gekauft. Damals wollte niemand etwas von Oracle wissen, weil angeblich die Zukunftsaussichten schlecht sein sollten.

Bei Oracle hatte ich den Vorteil, dass ich selbst in der DV-Branche arbeite und den Markt und die Oracle-DB einschätzen konnte.

Vielleicht hilft Dir der folgende Hinweis: Eine Watch-Liste anlegen. Wenn ein Wert Dir interessant erscheint, setze ihn auf die Liste und beobachte ihn. Informiere Dich über die Branche, das Geschäftsmodell, die Zukunftsaussichten, die Konkurrenzsituation und natürlich die Zahlen.
taipan09:

du willst doch nicht wirklich behauoten, dass du

 
17.05.01 13:36
40 Biotech-Firmen fundamental untersucht hast?
Ich denke mal 99% hier sind nicht in der Lage einen einzige fundamental zu analysieren, aber du machst gleich 40. Was für Voraussetzungen bringst du dafür mit? Ich dachte du machst Software und nicht Biotech.
Und du sagst eine breite Streuung ist gut, aber wo ist denn die Streuung wenn du 40 Aktien hast die sich in etwa alle gleich entwickeln?(von der Tendenz)
Anleihen find ich ok. Stopp-Kurse find ich wichtig. Hälfte verkaufen unsinnig(Stop nachziehen)
Taipan
das Zentrum d.:

@ Kalle

 
17.05.01 13:41
selbst wenn ich mir den Zorn aller anderen Arivaner zuziehen sollte, möchte ich dennoch darauf hinweisen, das Diversifikation nur zum Schutz der Anleger vor deren eigenen Unverstand praktiziert wird. Wenn du die Fundamentalanalyse richtig durchgeführt hast und das Renditepotenzial deines Unternehmens kennst, ist es Blödsinn diese Rendite durch den Kauf eines weiteren Unternehmens zu mindern. Daher ist ein konzentriertes Portfolio wesentlich sinnvoller. Wer auf Diversifikation angewiesen ist, sollte lieber in Indexzertifikate investieren.

Vielleicht etwas provokativ geschrieben ( es werden wahrscheinlich die meisten anderer Meinung sein ) und dennoch richtig!  
kalle4712:

@ dZd @ taipan09

 
17.05.01 14:05
dZd:
- Der Hinweis auf Indexzertifikate trifft voll ins Schwarze. Darüber hatte ich bereits nachgedacht. Werde ich aber wohl nicht machen, da zu langweilig.
- Zur Analyse: Man kann sich nie sicher sein, ob die Analyse zu einem korrekten Ergebnis geführt hat. Außerdem kann es immer unvorhergesehene Ereignisse geben, die die Analyse hinfällig machen.

taipan09: Eine echte Analyse kann man als Privatmensch natürlich kaum durchführen. Das schaffen ja noch nicht mal die sog. "Analysten". Häufig durchblicken ja auch die Unternehmen selbst ihr eigenes Geschäft nicht richtig. Außerdem weiß man nie, wie zuverlässig die verfügbaren Informationen sind.
Mit Fundamentalanalyse meinte ich prinzipiell: Blick auf die aktuellen Zahlen und deren prognostizierte Zukunftsentwicklung, Einschätzung der Branchen- und Unternehmenssituation.
Bei Biotechs zusätzlich:
- Wieviele Produkte am Markt
- Wieviele Produkte in der Entwicklung und in welchen Entwicklungsstadien
- Informationen über das Marktpotential der Produkte sammeln
- Partnerschaften
- Managementerfahrung? (z.B. hat der Gründer von ICOS zuvor Amgen ins Leben gerufen)
Seth Gecko:

zur Anlagestrategie

 
17.05.01 15:42
Ich persönlich setzte weniger auf Wachstumswerte, sondern eher auf zyklische Substanztitel. Als Antizykliker versuche ich dann möglichst am Tiefpunkt eines Zyklus (momentan z.B. Chip-Branche, Bau-Branche) einzukaufen, und zwar möglichst dann, wenn die wichtigsten fund. Kennzahlen (KBV (besonders wichtig in der Old Economy, eher zu vernachlässigen in der New Economy), KUV, KCV, KGV) auf niedrige Bewertung schließen lassen. Somit scheiden z.B. Biotechinvestitionen momentan aus. Habe ich eine deutlich niedrig bewertete Aktie erstmal im Depot, wird sie so lange wie möglich gehalten, sprich: So lange, bis der Zyklus seinen Höhepunkt erreicht hat.
Klingt sehr einfach, ist es aber nicht. Den richtigen Kaufzeitpunkt kann man anhand von fundamentalen Kennzahlen relativ sicher bestimme, aber beim Verkaufen verpasst man oft die Höchststände. Ist alles Erfahrungs/Übungssache, oder eine Frage des Gespürs.
Sehr wichtig ist für meine Strategie die Marktpsychologie: Ist die Stimmung richtig mies, ist dies oft der beste Indikator dafür, daß die Aktie ihren Boden gefunden hat. So kaufte ich DaimlerChrysler, als Milliardär Kerkorian Daimler verklagte und alle Zeitschriften titelten, DaimlerChrysler wäre das katastrophalste Aktieninvestment schlechthin. Oder Lucent, als ganz Ariva postete: Lucent ist tot.
Verkaufen werde ich vermutlich dann, wenn 4 von 5 Analysten sagen: Strong Buy, aggresiv Kaufen, und die große Masse der Aktionäre ohne eigene Meinung blindlings in die Falle rennt.
Börse ist eben grausam.

Noch ein Wort zur Charttechnik: In meinen Augen ist sie allenfalls für sehr kurzfristige Analysen geeignet, sprich für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen. Dabei achte ich dann hauptsächlich auf den MACD.

Deinen Punkt 7 kann ich nicht ganz nachvollziehen. Natürlich ist es ganz gut, wenn man seine Verluste wenigstens von der Steuer absetzen kann, aber wer innerhalb der Spekufrist verkauft, muß doch dann auch die Gewinne versteuern. Ich selbst halte meine Aktien lieber zwei, drei Jahre länger, dann ist nämlich der Gewinn (zumindest statistisch nachgewiesen) DEUTLICH höher als nach einem Jahr, und vor allem ist er aber STEUERFREI.

Punkt 9 ist klar: Wer auf Pump spekuliert, lebt höchstriskant und kann sich schonmal die Zyankali-Kapseln bereitlegen.

cu, seth
DarkKnight:

Erstaunlich, Value-Investoren und Strategen auf

 
17.05.01 19:59
dem Weg, ariva zu übernehmen ... vor einem Jahr wurde man noch mit Fundamentals ausgelacht, sehr erstaunlich .... muß wohl MEINE Börsenregeln auch wieder zur Diskussion stellen

Bis bald
Seth Gecko:

@DarkKnight

 
17.05.01 21:35
ich glaube, daß ist immer so: In Hausse-Phasen halten sich die Value-Investoren und Strategen zurück, und "nach einem Crash", bei vermeintlichen Einstiegskursen, kommen immer mehr Leute auf den Gedanken, plötzlich ganz billig Qualitätstitel kaufen zu wollen. 90% dieser neuen "Value-Strategen" werden spätestens bei der nächsten großen Rallye wieder zu den alten Zockern, die sie vorher waren... ;-)

Aber ich find's gar nicht schlecht, so viele Strategen an Board zu haben, da krieg ich nicht immer solche Antworten wie: "Du immer mit deinem scheiß KGV und KBV. Das KGV muß hoch sein, damit man richtige Aktiengewinne machen kann..."

Und der 2. Pluspunkt, frei nach A. Kostolany: Gibt es mehr Strategen als Idioten bei Ariva, kaufe ich ein. Gibt es mehr Idioten als Strategen, dann verkaufe ich ;-)

cu, seth
kalle4712:

@Seth Gecko

 
18.05.01 10:02
Dein Ansatz gefällt mir, ist mir persönlich aber zu stressig. Vor allem habe ich gar nicht so viel Zeit übrig, um stets die aktuellen mittelfristigen Entwicklungen mitmachen zu können.

Daher ist mein Ansatz eher langfristig orientiert.

Ich weiß, dass das Motto "Hätte man vor 15 Jahren 10.000 DM in Microsoft investiert, so wäre man heute Millionär" Unfug ist - denn wohl niemand hält seine Position über einen so langen Zeitraum durch (zwischendurch der ein oder andere Crash, wenn die Investition schon viel an Wert gewonnen hat - schwer durchzuhalten). Darum die breite Streuung. Ich werde versuchen, die Unternehmen bei ihrem - hoffentlichen - Wachstum zu größeren Konzernen zu begleiten. Wenn mir dies gelingt, werde ich die Positionen scheibchenweise verringern.
Seth Gecko:

@Kalle4712

 
18.05.01 12:09
Du hast mich mißverstanden.
Mein Ansatz ist extrem langfristig. Durchschn. Haltezeit von 4 Jahren!!!
Kein Streß, und schon gar nichts mittelfristiges.
Börsenstimmung und -psychologie interessieren mich nur im Moment des Kauf bzw. Verkaufs.

cu, seth
kalle4712:

@Seht Gecko

 
18.05.01 12:39
Dann liegen wir mit unseren Ansätzen gar nicht weit auseinander.

Neben Biotech beachte ich auch andere Branchen, wobei auch ich versuche, antizyklisch in unterbewertete Branchen zu investieren und den Trend auszunutzen. Richtig ist, dass man aussteigen sollte, wenn die breite Masse einsteigt - der Grund ist klar: wenn die breite Masse den Mut hat in einen Wert einzusteigen, dann hat dieser Wert schon eine sehr gute Entwicklung hinter sich. Man sollte dann allerdings versuchen, die durch die breite Masse verursachten starken Kursschübe noch mitzunehmen (ist aber halt besonders schwierig).

Gegenüber dem Gesamtmarkt bietet die Tagesschau einen guten Anhaltspunkt: Wenn starken Kursgewinnen/-verlusten in den Nachrichten schon eine eigene Reportage gewidmet wird, ist die Wende i.d.R. nicht mehr weit.

Derzeitig achte ich stark auf die Entwicklung der Goldminenaktien. Seit Herbst 1999 (also der Goldpreis einen kurzen starken Schub nach oben entwickelt hat) schaue ich regelmäßig danach. Ich denke, Du bist auf dem laufenden und Argumente sind hier überflüssig. Die Argumentation spricht dafür, dass eine mehrjährige Aufwärtsbewegung bevorsteht und die jüngsten Anstiege erst der Anfang waren.

Was hältst Du von Gold?

Noch ein Wort zur Charttechnik: Bin auch der Meinung, dass eher für kurzfristige Analysen interessant.

Und noch ein Wort zu Punkt 7 (Versteuerung der Gewinne): Ist einfach meine eigene Erfahrung: Indem ich dem Finanzamt die Gewinne ehrlich angebe, kann ich auch die Verluste absetzen - auf diese Weise erliege ich nicht den Versuchen, Buchverluste auszusitzen, wenn meine fundamentale Einschätzung auf der Kippe steht.
Die Hälfte der Position verkaufe ich nach 100% Kursgewinn auch dann, wenn noch kein Jahr seit Kauf vergangen ist - ein guter Schutz gegen die starken Schwankungen im Biotech-Sektor. Die Steuern darauf kann ich verkraften, denn die dicken Gewinne entstehen durch das langfristige Investment in die zweite Hälfte der Position. Dass ich mit längerem Halten der Gesamtposition natürlich auch doppelte Gewinne einfahren könnte, ist egal - schließlich kann ich mit der erhaltenen Liquidität neue Investitionen tätigen.
kalle4712:

@Seht Gecko

 
18.05.01 12:54
Zur Biotechnologie noch ein paar Worte:
Im Vergleich zu klassichen Medikamenten-Entwicklern (Pfizer, Merck, Bayer, Roche etc.) und mit Hinsicht auf die Masse der sich in einer späten Phase der Entwicklung befindenden Medikamente ist der Sektor m.E. preiswert.

Auch die gute Performance der jüngeren Vergangenheit ändert daran nichts. Denn jahrelang wurde der gesamte Sektor links liegen gelassen - trotz der enormen Fortschritte.

finance.yahoo.com/q?s=^BTK&d=c&t=my&l=on&z=b&q=l
MONG:

Bin begeistert vom gesamten Dialog ...

 
18.05.01 12:59
keine quaakt dagegen - Ideen, werden rübergebracht - Sachlichkeit - find ich toll ...

Macht richtig Spaß, dies mal wieder so zu lesen ...

MFG
MONG
Seth Gecko:

tja Mong, wird aber auch mal wieder Zeit für

 
18.05.01 22:01
eine "gehobenere" Diskussionskultur im Ariva-Board :-)

Die Idee mit der Tagesschau gefällt mir übrigens gut, Kalle. Mir selbst fällt immer die Bild-Titel-Seite auf: Im März 2000 hieß es da: "Wer jetzt keine Aktien hat ist selber schuld!" Naja, ab März 2000 gings dann erstmal ein Jahr im TMT-Sektor bergab ;-) Aber auch der renommiertere Stern, ja sogar der wirklich ausgezeichnete Spiegel, bringen solche Titelschlagzeilen...

Zu Punkt 7: Jetzt hab' ich Dich verstanden. Daß mit dem Verluste aussitzen ist eine echt schwierige Sache. Solange sich aber an der eigenen Vision für die betreffende Aktie nichts ändert, sitze ich Verluste tatsächlich aus. Natürlich erwischt man dann und wann einen Looser-Titel, aber erst wenn ich erkenne, oder denke zu erkennen, daß es sich um einen Fehlgriff handelt, dann verkaufe ich. Die Hälfte bei +100% loszuwerden ist garnichtmalso ungeschickt, wenn man das Geld danach wieder genausogut oder möglichst noch besser anlegt.

Zu den Biotechs:
Vor einigen Wochen habe ich hier mal eine kleinere Diskussion zur Bewertung der Biotech-Aktien gestartet, und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: Wer an diese Unternehmen und ihre Visionen und Fantasien glaubt, der hält auch das akt. Bewertungsniveau für moderat oder gar niedrig. Objektiv gesehen, und selbst im sachlichen Vergleich mit Pharma-, Chemie- sowie IT-Branche (die immer in Vergleiche miteinbeziehen, DENN DIE INFORMATIK IST SOZUSAGEN DIE SPRACHE DER BIOTECHNOLOGIE), komme ich zum Schluß, daß die Biotechs noch zu hoch für ein Investment meinerseits bewertet sind. Sollte es, woran ich glaube, zu einer deutlicheren Korrektur im Biotechsektor kommen (deutlicher als die der letzten Monate), dann werde ich einsteigen. Sollte es nicht dazu kommen, habe ich vermutlich eine hervorragende Gelegenheit verpaßt. Aber da halte ich es mit Kostolany, und trauere keiner verpassten Chance nach, sondern warte auf die nächste.

cu, seth
taos:

Hallo kalle4712,

 
18.05.01 23:01
Deine Überlegungen sind interessant und decken sich in weiten Bereichen mit meinen.

Allerdings, ich kaufe keine Bio Techs, einfach weil ich davon keine Ahnung habe. Ich kaufe High Techs, das ist der Bereich in dem ich arbeite und wo ich mich auskenne.

Bei den High Tech Werten suche ich mir die Aktien aus, die voll runtergeprügelt wurden und so mit 2 - 5% ihres alten Wertes dastehen. So, im nächstem Schritt schaue ich mir an was die so an Produkten haben. So, falls jetzt die Produkte in Ordnung sind und der Kursrutsch nur durch die Blödheit der Manager kam und die Firma keine Riesen Verluste macht, sollte man über einen Kauf nachdenken. So, im ersten Schritt kaufe ich meist 100 Stück um die Aktie im Depot zu haben. Man kann Aktien zwar auch mit Watchlisten beobachten, aber ich bevorzuge richtige Aktien. So, steigen die, so werden die Aktien verkauft. Das sind ein paar Euro Gewinn, und das Ende der Anlage. Fallen die Werte noch weiter, so wird nachgekauft. Ich warte da auf so etwa 25 bis 30% Kursverlust. Ist das der Fall, so werden ein paar Hundert Aktien gekauft. Bei einem weiterem Kursverlust wird die Anzahl der zu kaufenden Aktien verdoppelt. Damit schafft man es Aktien recht nahe am Tiefstand zu kaufen. Achtung: das gilt nur für Aktien, die von der Substanz gut sind. Deshalb habe ich keine Bio Techs, da kann ich das nicht beurteilen.

Ich schreibe jetzt nur über meinem Spekulativen Teil, über Renditewerte wie Daimler zu schreiben ist langweilig.

Taos
kalle4712:

@Seth Gecko @Taos

 
19.05.01 10:32
Taos: Biotechs kaufe ich, weil ich davon überzeugt bin, dass in diesem Sektor Produkte entstehen, die wirklich dringend benötigt werden - im Gegensatz zum Hightechsektor, in dem viele Produkte letztendlich nur Modifikationen alter Technologien darstellen (z.B. Handy: wird nur von wenigen (Berufstätigen) wirklich benötigt ,und der Boom hat viel mit Mode zu tun).
Außerdem erarbeiten Biotechs sich mit ihrer Forschung PATENTE - im Gegensatz zum Hightechbereich sind die Markteintrittsbarrieren gewaltig. Hinzu kommt - gerade in der aktuellen Konjunkturlage wichtig - die relative Konjunkturunabhängigkeit. Ich glaube auch, dass man durchaus das ein oder andere Schnäppchen unter den Biotechs einsammeln kann, wenn man sich intensiv mit der Branche auseinandersetzt und antizyklisch handelt - man muss ja nicht unbedingt jetzt eine Millennium kaufen (hier und bei anderen bekannten Unternehmen ist tatsächlich bereits sehr viel Phantasie eingepreist).

Hinweis: Ich arbeite im DV-Sektor und gehe davon aus, dass diese Branche zwar weiterhin wachsen und eine bedeutende Stellung in unserer Wirtschaft behalten wird - der ganz große Boom dürfte aber vorbei sein. Ein Indiz für das Ende des Booms ist, dass die Politik jetzt und viel zu spät (siehe Arbeitsmarkt) auf diesen Sektor setzt.
Bei den Hightechs setze ich ebenfalls nicht auf die Großen, sondern auf Kleine, die mindestens 90% runtergeprügelt wurden, aber deren Zukunft - hoffentlich -noch bevorsteht (CRM dürfte z.B. zukünftig kräftig an Bedeutung gewinnen). Siehe auch folgenden Beitrag von mir:
http://www.ariva.de/board/thread.m?a=&search=kalle4712&nr=67227&287

Seth Gecko: Du hast vollkommen recht - wenn ich nicht so von der Biotechnologie überzeugt wäre, würde ich bei der aktuellen Bewertung wohl die Finger davon lassen. Beachte aber auch die Argumente Pro-Biotech, die ich oben an Taos gerichtet habe.
Ich denke, dass viele der Biotechnologie noch nicht trauen - und gerade darin liegt wieder viel Problematik: Wenn die breite Masse Vertrauen hat (weil viel mehr Unternehmen mit Gewinn arbeiten und viel mehr erfolgreiche Produkte am Markt sind), dürften die Kurse bereits weit höher stehen.
Aber insgesamt kann ich Dir zustimmen: Eine kräftige Korrektur ist noch immer möglich - wieder ein Argument, das für meine Strategie spricht, nach 100% den halben Bestand abzustoßen und die Liquidität bei schlechterer Stimmung neu zu investieren.
kalle4712:

@Seth Gecko - Nachtrag

 
19.05.01 12:36
Hallo Seth Gecko.

Ich finde es klasse, dass sich unter den vielen Board-Teilnehmern einige finden lassen, mit denen man intensiven Meinungsaustausch betreiben kann. Sehr schön.

Ein paar Worte noch zu den Biotechs:
- Ich ziele vor allem auf amerikanische Werte (USA, Kanada) ab. Dort lassen sich m.E. viele ‚Perlen‘ aufstöbern, die eine deutlich geringere Bewertung aufweisen als die deutschen Biotechs, gleichzeitig aber über mehrjährigen Vorsprung in der Forschung verfügen. Viele dieser Unternehmen haben auch bereits Produkte am Markt, haben also schon bewiesen, dass sie den Sprung von der Forschung über die Zulassung bis hin zur Vermarktung beherrschen. Die dt. Medigene z.B. ist mir in Anbetracht ihres Entwicklungsstands zu hoch bewertet.
- Die Meinung, die Biotechs seien tendenziell überteuert, weshalb eine Korrektur ins Haus stehe, ist mir zu weit verbreitet. Schon deshalb betrachte ich diese Meinung mit Skepsis und werte sie eher als Kontraindikator, der meine Ansicht bestätigt. Hinzu kommt auch die öffentliche Meinung, in der eher eine Abneigung gegenüber der Biotechnologie zu erkennen ist. Siehe auch die aktuelle Berichterstattung ‚Rau liest Gen-Forschern die Leviten‘. Raus Argumente sind ok, doch die Öffentlichkeit differenziert nicht genug und schüttet gern das Kind mit dem Bade aus.
- Übrigens vertrete ich die Ansicht, dass die Midcaps und Smallcaps unter den Biotechs demnächst stärker steigen werden als die bereits bekannten Großen. Auch hier habe ich – wundert es noch jemanden – wieder eine Meinung, die von der Allgemeinheit abweicht. Ende des Jahres sind wir sicherlich alle schlauer. Ich bin gespannt darauf. (Nichts ist spannender als Börse :-))

Hier noch ein paar Links für alle Interessierten:

Wer nicht weiß, welche Biotechs es außer den in den vielen Börsenbriefchen genannten noch gibt, sollte einfach mal beim Technical Investor reinschauen. Dort kann man sich leicht Namen besorgen, weil dort die aktuellen Kurse der in den beiden wichtigsten Indizes enthaltenen Werte aufgelistet sind. Ansonsten sollte man einfach mal – z.B. unter Yahoo Finance USA: http://finance.yahoo.com/?u – surfen und die vielen Nachrichten nach interessanten Quellen durchstöbern.
www.technical-investor.de / kurse / usa / ase biotech
www.technical-investor.de / kurse / usa / nasdaq biotech

Und noch zwei Threats von mir, bei denen es auch um Biotechs geht:
‚Warum Neuer Markt?‘: http://www.ariva.de/board/thread.m?a=&search=kalle4712&nr=67093&875
‚Biotech – der nächste Kondratieff?‘ (hier vertrete ich einige Ansichten etwas polemischer): http://www.ariva.de/board/thread.m?a=&search=kalle4712&nr=67254&524

So – das wars erst mal. (Jetzt habe ich schon wieder viel mehr geschrieben als geplant.) Ich würde mich freuen, wenn Du mir noch Deine Ansichten zum Thema Gold mitteilen würdest (siehe ein paar Beiträge weiter oben).
Seth Gecko:

Hi Kalle, bist ja ein richtiger Vielschreiber ;-)

 
19.05.01 14:54
Jetzt sind ertmal meine Grillkünste gefragt, Antwort zum Thema Biotechs und vor allem GOLD poste ich wohl erst heute Abend oder morgen früh.

schenen sabbat winscht der seth
Seth Gecko:

So, kommen wir zum Gold:

 
19.05.01 17:40
Mal agbesehen davon, daß das kitschig gelbe Metall 15% meiner Wohnungeinrichtung ausmacht, naja Spaß beiseite:
Ich sehe die Lage ähnlich wie Du, und glaube auch an eine langfristige (langjährige) Aufwärtsbewegung. Der Boden sollte gefunden und vergangen sein.
Stellt sich also erstmal die Frage: Wie in Gold investieren? Direkt in den Goldpreis? Möglich, aber fast ein wenig langweilig. Also Goldminen? Möglich, aber spekulativ: Denn die meisten Minen sind inzwischen sehr hoch verschuldet (wen wundert's?). Aber man stelle sich vor, der Goldpreis zöge mächtig an, und man hält Anteile einer großen, finanziell nicht so gut dastehenden Mine... So wie damals, als Platin teuerer wurde, und einzelne Platin-Minen-Aktien im 1000%Bereich zulegen konnten.
Ach ja, das wichtigste bei den Minenaktien: Unbedingt darauf achten, daß kein Hedging betrieben wird! Sonst nützt der schönste Goldpreisanstieg nichts!

So, nun verabschiede ich mich endgültig ins Wochenende,
Seth
kalle4712:

Hallo Seth: Vielschreiberei hat aktuellen Grund

 
20.05.01 10:34
zu meiner Vielschreiberei: Das wird sich schnell wieder ändern, denn normalerweise habe ich aus beruflichen Gründen kaum Zeit dafür. Ich verfolge die Beiträge bei Ariva seit ca. 2 Jahren passiv. In der vergangenen Woche hatte ich etwas Luft und habe mich einfach mal eingeklinkt, um - in der Hoffnung auf Resonanz - einige Ansichten loszuwerden.

Meine Postings haben einen simplen Grund: Man kann mit kaum jemandem ernsthaft über die Börse und ihre Hintergründe diskutieren (also über volkswirtschaftliche Entwicklungen, Branchen, fundamentale Bewertungen, Chane-/Risiko-Verhältnisse, strategischen Investieren ....).

Erfahrung in meinem Bekanntenkreis:
- Im Frühjahr 2000: Mein fundamentaler Ansatz (strategisches/langfristiges Investieren, tendenziell antizyklisch, unter fundamentalen Gesichtspunkten und Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten) hat niemanden interessiert. Angesagt waren lediglich Erfolgsberichte und Träumereien von zukünftigen Kursentwicklungen.
- Im Laufe der Baisse: Es war noch immer kein grundlegendes Diskutieren möglich. Dass die vorherigen Bewertungen oft überzogen waren, wollte man sich lange Zeit nicht eingestehen. Die Baisse wollte man - nach dem Motto 'Alles wird gut' - nicht wahrhaben.
- aktuell: Viele haben resigniert und wollen von Aktien nichts mehr wissen. Das finde ich nahezu idiotisch, legt man doch den Grundstein für Erfolge in schlechten Zeiten (ähnlich wie die Landwirte, die ihre Saat i.d.R. schon dann ausbringen, wenn das Wetter noch grauslig ist).

Ernsthafte Diskussionen kann ich in meinem Bekanntenkreis also vergessen. Ich muss mein Einzelkämpferdasein wohl akzeptieren und mich damit trösten, dass es an der Börse kein Fehler sein dürfte, Individualist zu sein. Trotzdem möchte ich aber auf einen anspruchsvollen Meinungs- und Erfahrungsaustausch nicht verzichten.

Vielleicht "benutze" ich meinen Bekanntenkreis demnächst schlicht als Kontraindikator. Damit dürfte ich gute Chancen haben. Denn insgesamt habe ich den Eindruck, dass die meisten nicht viel gelernt haben. Vermutlich werden sie zukünftig die gleichen Fehler machen wie in der Vergangenheit. Die meisten lassen sich z.B. noch immer von der aktuellen Marktstimmung anstecken, ohne sich grundsätzlich selbst zu informieren und eine eigene Meinung zu bilden.

Und noch ein Gedanke: Ich hatte bereits darüber nachgedacht, einem Investmentclub beizutreten. Doch habe ich auch hier den Eindruck, dass man in ein Schema gepresst wird - also Finger weg.

Oder gibt es Clubs, die sagen: Wir investieren langfristig(!) in Wachstumswerte(!), die eine fundamental(!) akzeptable Bewertung aufweisen (und das ganze mit antizyklischer(!) Orientierung)?

Zum Gold: Deine Argumente sind absolut ok. Man sollte aber hinzufügen: Viele Goldminen mussten aufgeben oder wurden stillgelegt, weil ein rentabler Betrieb nicht möglich war. Diejenigen, die überlebt haben, haben nun umso bessere Chancen, wenn der Goldpreis weiter anzieht.
Die Sache mit dem Hedging sehe ich genauso.
Ich selbst setze auf Goldminen und streue auch hier, indem ich auf große, mittlere und kleinere Werte setze. Dabei bevorzuge ich südafrikanische Gesellschaften, bilde eine Basis mit Gewinn erwirtschaftenden Gesellschaften mit hoher Dividendenrendite, das ganze gewürzt mit Durban Deep. Durban Deep hat hohe Produktionskosten - wenn der Goldpreis aber deutlich steigt, ist der Hebel extrem hoch (ca. 50 nach meinen Infos - also ein Traum gegenüber Optionsscheinen von Aktien irgendwelcher anderen Branchen, wobei man hier noch nicht mal eine Laufzeit zu beachten hat, es sei denn, die Gesellschaft geht den Bach runter).
kalle4712:

Aktuelle Einschätzungen

 
02.03.02 13:34
An meinen Ansichten hat sich nichts geändert. Ich sehe sie eher bestätigt. Wie seht Ihr jetzt meine Strategie?
Timchen:

@kalle4712

 
02.03.02 17:18
Da hab ich gleich ein paar Fragen:

Ist nun der Zeitpunkt um bei schlechter Stimmung nachzukaufen
oder löst man den halbierten (oder mehr) Bestand endlich auf ?
50 % wolltest du für schlechte Zeiten als Puffer in Anleihen.
Schlechte Zeiten haben wir ja jetzt.
Was macht man nun mit dem Puffer. Investieren in Aktien oder nicht
oder wann ?

Timchen
kalle4712:

@Timchen

 
03.03.02 11:28
Die Stimmung in sachen Biotech ist zurzeit ziemlich schlecht. Also würde ich nachkaufen. Allerdings weiß ich natürlich nicht, ob die Kurse noch weiter fallen. Antizyklisches Kaufen heißt ja nicht, dass man die tiefsten Kurse erwischt, sondern dass man halbwegs günstig einkauft. Wenn man z.B. eine Aktie kauft, die nach Höchstkursen von 50 $ nun auf 10 $ gefallen ist, dann kann sie natürlich auch mal wieder 5 $ kosten. Damit muss man leben.

Die Frage nach der Bestandsauflösung verstehe ich nicht: Ich bin langfristig investiert. Im Jahr 2008 oder 2010 oder 2015 können wir uns darüber mal unterhalten.

Mit den Anleihen als Puffer meinte ich, dass es einfach die Nerven schont, wenn man nicht zu 100% in Aktien investiert ist - der Puffer soll niemals vollständig in Aktien umgetauscht werden. Stattdessen habe ich zweimal einen Teil der Anleihen verkauft, als ich wegen der Kursverluste bei Aktien plötzlich 55% Anleihen hatte. Auf diese Weise halte ich die Aktienquote bei 50% und kaufe systematisch antizyklisch.
kalle4712:

Keine weiteren Einschätzungen?

 
03.03.02 11:32
Die Strategie hat sich in den letzten zwei Jahren sehr bewährt. Ich erinnere dagegen an einige Unternehmen des NM, in die seinerzeit sehr viele Hoffnungen gesetzt wurden:
EM TV, Intershop, Mobilcom, SER, Heyde, Brokat, Comroad ...

Mit Hoffen und Beten ist jedenfalls m.E. kein Geld an der Börse zu verdienen. Man muss sich schon ein Konzept überlegen und dies dann mit einer gewissen Disziplin durchziehen.
Timchen:

@kalle4712

 
04.03.02 00:56
Die Frage nach der Bestandsauflösung kam,
weil sich in vielen Sektoren (Computer, Netzwerk, Mobilfunk, Internet,
Online Marketing) die Fundamentaldaten geändert haben. Es gibt kein jährliches Wachstum von 30-40% mehr und daher sind auch entsprechend hohe KGV's nicht mehr
gerechtfertigt (sofern es sie überhaupt mal gab).
Dazu kommen noch die Rezessionsängste und die Bilanzierungsprobleme.

Der gesamte Neue Markt hat nur noch eine Kapitalisierung die
etwa einer Daimler Benz entspricht. Das ist für Institutionelle Anleger
und Fonds zu wenig um sich zu engagieren.

Ich weiss nicht, ob man das alles so aussitzen sollte.
Das würde ja unterstellen, die guten, alten Zeiten kommen wieder.

Timchen
kalle4712:

@Timchen

 
04.03.02 09:20
Die Biotechs haben die guten Zeiten doch noch vor sich! Die hohen Wachstumsraten kommen erst noch!

Außerdem bin ich zu über 90% in den USA investiert. Den Neuen Markt diskutiere ich nicht, weil er in einem Land mit schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen liegt.

Und was verstehst Du unter guten Zeiten? Die extremen Kursgewinne in sehr kurzer Zeit (vor ein paar Jahren) waren doch nicht typisch für Geldanlage in Aktien. Vielmehr muss man langfristig denken. Und da - denke ich - ist man mit Biotechs auf der richtigen Seite.

Aber noch ein Hinweis: Wenn jetzt tatsächlich eine Erholung der Wirtschaft und der Börse kommen sollte, werden wohl zuerst die Bereiche am stärksten gewinnen, die - in sachen Gewinnentwicklung - als erste eine Verbesserung versprechen.

Das dürften also zunächst NICHT die Biotechs sein. Biotechs sind nichts für kurz- oder mittelfristig orientierte Leute.
Timchen:

Nun ja,

 
04.03.02 12:00
ein Depot mit 90 % Anteil in den USA und überwiegend Biotechwerte
erfüllt nicht gerade deine Forderung nach grosser Streuung.

Ich stimme dir aber zu, daß eine Investition in Hightechwerte
vorzugsweise nur in den USA Sinn macht. In D ist es vergleichbar mit dem
Suchen nach Wasser in der Wüste.

Die Realität für die vielen Biotechwerte wird aber kommen,
wenn die vielen Zulassungsverfahren für Medikamente, die in den
letzten 5 Jahren gestartet wurden, zu Ende gehen.

Vielleicht gibt es vorher noch einen ordentlichen Hype, wenn
die ersten grossen Erfolge bekannt werden und auch Übernahmen
mit Firmen aus dem Pharmasektor erfolgen.

Nur wenn das fünfte Medikament gegen Genitalwarzen oder
Gehirntumore auf den Markt kommt und die Krankheiten immer
noch nicht ansteckend sind, dann sind auch die Milliarden
Börsenkapitalisierungen wieder in Frage gestellt.


Timchen
kalle4712:

@Timchen

 
04.03.02 15:53
Tja - was die Übergewichtung der Biotechs betrifft: Da mache ich mir auch manchmal Sorgen. Darum ist auch seit einiger Zeit erst einmal Schluss: Die aktuellen Käufe finden in anderen Bereichen statt.

Und zur "Realität": Die wird irgendwann sicherlich kommen. Aber sicher noch nicht in den nächsten 5 Jahren!

kosto1929:

@Kalle

 
04.05.03 11:48
Welche Biotechs hast Du?

Meine Favoriten sind:

Gilead + Icos

Gruß Kosto
kalle4712:

@kosto

 
04.05.03 12:39
Ich habe einiges an Biotechs. Ich kann und möchte nicht alle hier bekanntgeben.

Nur soviel: Ligand, Ilex und Lifecell habe ich. Ich halte sie auch weiter, (obwohl z.T. schon gut gelaufen, aber ich bin ja langfristig reingegangen). Und: Integra Lifescience und Indevus. Außerdem habe ich die Konsolidierung genutzt, um in Medarex, Abgenix, Human Genome, Millennium und Protein Design einzusteigen.

Sehr spekulativ könnten Cytogen und Cypress interessant sein.

Und: Icos und Gilead sind ok.

Gruß
Kalle
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