HANDELSBLATT, 8.6.2005
(Nur?)
Die Zerschlagung kann WCM vor dem Aus rettenFrankfurter Beteiligungsfirma kann wohl nur mit dem Verkauf der Klöckner-Werke den Gang zum Insolvenzrichter vermeiden
GREGORY LIPINSKI
Es gibt Konzerne, die machen ihren Aktionären wenig Freunde. Dazu gehört die Frankfurter Beteiligungsgesellschaft WCM, deren Aktienkurs seit Jahren nur eine Richtung kennt: abwärts. Mittlerweile fristet der einst milliardenschwere MDax-Wert, der in seinen Glanzzeiten Aktienpakete an der Frankfurter Commerzbank und am Immobilienkonzern IVG hielt, als Pennystock an der Börse ein Schattendasein.
Doch der Kurs könnte noch weiter fallen. Schon seit Monaten blockiert eine Steuerschuld von mehr als 150 Millionen Euro die geplante Fusion mit der Duisburger Klöckner-Werke AG, an der WCM mit mehr als 80 Prozent beteiligt ist. Der Fiskus verlangt, dass die Frankfurter den Gewinn aus dem Verkauf eines Aktienpakets am Einzelhandelsriesen Spar nachträglich versteuern. Die virulente Steuerforderung wiederum führt dazu, dass die Kredit gebenden Banken der seit mehr als einem Jahr vorgesehenen Verschmelzung von Mutter und Tochter die Zustimmung verweigern.
Dadurch gerät die finanzschwache WCM AG in immer größere Bedrängnis. Ursprünglich hatte WCM-Vorstandschef Roland Flach gehofft, mit dem Zugriff auf die prall gefüllte Klöckner-Kasse das Überleben des Frankfurter Konzerns zu sichern. Denn aus eigener Kraft kann die WCM die Steuerschulden nicht bezahlen. Sie verfügt mit liquiden Mitteln von rund 40 Millionen Euro kaum über Reserven. Und auch der Verkauf des Klinikunternehmens Maternus, einer der letzten wesentlichen Beteiligungen, dürfte angesichts der Misere auf dem deutschen Gesundheitsmarkt nicht genügend Geld in die Kasse spülen, um die Steuerschuld zu tilgen.
Für den WCM-Chef bleibt deshalb nur ein Ausweg, wenn er den Gang zum Insolvenzrichter in letzter Minute vermeiden will: Er muss so schnell wie möglich die Klöckner-Beteiligung versilbern. Interessenten gibt es offenbar genug. So sollen die Gea Group oder Krones auf das Herzstück der Klöckner-Werke - den profitablen Abfüllanlagenspezialisten KHS – längst ein Auge geworfen haben.
Sollte Flach die Zerschlagung weiter hinauszögern, so scheint das Schicksal der WCM bald endgültig besiegelt. Die Aktionäre dürften deshalb auf der Hauptversammlung am Donnerstag auf einen zügigen Verkauf der Klöckner-Werke drängen.
Ansonsten stehen sie am Ende mit leeren Händen da.
MfG
kiiwii