Interview mit CEO von WCM
03.05.2005 10:48:00
Frage: Herr Flach, vor kurzem stürzte Ihre Aktie um rund 40 Prozent an einem Tag abrupt ab. Die West LB senkte Ihr Kursziel von 1,10 Euro auf noch 20 Cent ab. Inzwischen wurde das Kursziel auf 50 Cent erhöht. Warum schlägt Ihr Kurs solche Kapriolen und was ist Ihr Eindruck von der Studie der West LB?
Flach: Am Donnerstag, dem 21. April haben wir in einer Pressekonferenz und getrennt in einer Analystenkonferenz über das Geschäftsjahr 2004 informiert. Insbesondere über die erforderliche Umorientierung des Konzerns, den massiven Schuldenabbau und auch über anstehende Probleme, wie Steuerforderungen. Die wesentlichen Daten waren bereits vorher durch Ad hoc-Meldungen bekannt. Warum es dann zu einem so massiven Kursabsturz gekommen ist, können wir nicht definitiv erläutern. Fest steht, dass jede Aktie, bei der, wie am Freitag, dem 22. April mit unserer Aktie geschehen, über 10 Prozent des Kapitals an einem Tag an der Börse gehandelt wird, massiv fallen wird. Zur Studie der West LB kann ich keine Aussage machen. Jeder Analyst schreibt aus seiner Überzeugung. Sie haben aber gesehen, dass diese Studie später korrigiert wurde.
Frage: In der AG-Bilanz zum 31. Dezember verfügt die WCM über ein Eigenkapital von 153 Mio. Euro. Unterschreiten Sie die Hälfte des Grundkapitals von 288 Mio. Euro, müssen Sie zur außerordentlichen Hauptversammlung einladen. Wann verschicken Sie die Ladung, da bis zum Schwellenwert von 144 Mio. Euro nicht mehr viel fehlt? Anm.: " richtig, da reicht schon ein einstelliger Bereich, ganz zu schweigen von der KLK Bewertung zu 18Euro!"
Flach: Aufgrund der Planung für dieses Jahr gehen wir nicht davon aus, dass diese Situation entsteht. Die Börse müsste auch einmal die positiven Einflüsse für die WCM in diesem Jahr erkennen. Denken Sie zum Beispiel an die Dividende, die uns von den Klöckner-Werken zufließt. Das ist ein positiver Ansatz für unser Ergebnis in 2005. Zudem können wir Einnahmen von Dritten einnehmen und Erlöse aus Beteiligungen erzielen. Für das Gesamtjahr erwarten wir ein ausgeglichenes Ergebnis.
Frage: Bei Ihren Beteiligungsverkäufen kann es passieren, dass Sie unter Buchwert verkaufen.
Flach: Es kann alles passieren. Aber ich muss ja nicht immer nur vom schlechtesten Fall ausgehen.
Frage: Wie viel Geld können Sie durch den Verkauf der Gewerbeimmobilien einsammeln und wann kann die Transaktion über die Bühne gehen?
Flach: Über die Erlöse wollen wir keine öffentlichen Angaben machen; damit würden wir unsere Verhandlungsposition schwächen. Es macht wirklich keinen Sinn an dieser Stelle Zahlen zu nennen, da sonst jemand kommt und sagt: " Genau den Preis biete ich" .
Frage: Und welchen Erlös können Sie durch die Veräußerung Ihrer Finanzbeteiligungen erzielen?
Flach: Auch hier keine Angaben.
Frage: Zu welchem Preis wollen Sie Ihren Anteil an der Maternus-Kliniken verkaufen und was passiert mit der Ymos AG?
Flach: Zu welchem Preis wir unseren Anteil an Maternus verkaufen wollen, möchte ich nichts sagen. Wir haben aber bis heute nichts verkauft. Unser Ziel ist, das Paket komplett zu verkaufen. Einzelne Anteile zu veräußern macht wenig Sinn. Über unseren Anteil an der Ymos AG haben wir noch keine Entscheidung getroffen
Frage: Die WCM soll mit der Klöckner-Werke AG verschmolzen werden.. Ist das Zusammengehen immer noch Ziel und vor allem machbar?
Flach: Wir halten nach wie vor am Ziel einer Verschmelzung fest. Augenblicklich, bis zu einer Entscheidung in der " Steuersache" , wird es zu keiner haltbaren Bewertung kommen.
Frage: Könnten Sie sich auch unabhängig vom Ausgang der Steuerprüfung Ihre Tochter komplett einverleiben?
Flach: Es geht nicht um ein Einverleiben. Es ist sinnvoll aufgrund der vielfältigen Verflechtungen der Unternehmen untereinander, die Unternehmen zusammenzuführen. Das ist unser Ziel. Sicher gibt es auch Alternativen. Selbstverständlich überlegen wir uns andere Optionen und bereiten uns vor, falls sich unser Vorhaben noch weiter in die Länge ziehen sollte. Wir sind an einer schnellen Entscheidung der Gerichte interessiert. Aber wir wissen alle, wie viel Vorlaufzeit die Gerichte haben.
Frage: Die Klöckner-Werke könnte eigene Aktien zurückkaufen. Die Rückkaufquote lässt sich auf 15 Prozent ausweiten. Wenn die Aktien danach eingezogen werden, erhöht sich Ihr Anteil rechnerisch. Sie kämen dadurch der Schwelle von 95 Prozent nahe und könnten ein Squeeze-out Verfahren in die Wege leiten und hätten freie Bahn für die Verschmelzung. Verfolgen Sie diesen Weg?
Flach: Ihre Beschreibung ist schon ganz klug. Aber ich kann heute noch nicht über einen definitiven Weg in diesem Zusammenhang sprechen. Sie haben aber Recht, dass eine vollständige Übernahme der ausstehenden Aktien, eine Verschmelzung wesentlich erleichtern würde. Über den veröffentlichten und beschlossenen " Rückkauf" hinaus gibt es aber keine Entscheidungen.
Frage: Sie haben turbulente Jahre hinter sich. Die WCM konnte die einst dramatische Verschuldung drastisch zurückfahren. Sollte die WCM wegen der steuerlichen Betriebsprüfung bei der HM Vermögensverwaltungsgesellschaft im schlimmsten Fall 154 Mio. Euro zahlen müssen und der Schadensersatzklage der Mitgesellschafter, Klaus-Peter Schneidewind und Clemens Vedder, bei der Sirius im Volumen 80 Mio. Euro unterliegen, wäre die ganze Restrukturierungsarbeit umsonst gewesen. Wäre die WCM dann noch zu retten?
Flach: Wir sind - unter anderem aufgrund der Beratung unserer Anwälte - überzeugt, dass es nicht zu einem Schaden für WCM kommen wird, so wie wir bisher auch andere fundamentale Gefahren für das Unternehmen verringern konnten.
Frage: Wie viele Anteile an der WCM hält die Familie Ehlerding noch?
Flach: Über die präzisen Anteile der Familie Ehlerding können wir nur auf den Geschäftsbericht verweisen. Nach unserer Kenntnis halten die Kinder von Frau und Herr Ehlerding nahe 10 Prozent der Anteile von WCM. Über einen weiteren Besitz sind wir nicht informiert.
Frage: Sollte die Verschmelzung mit den Klöckner-Werken gelingen, bleiben Sie uns als Vorstandsvorsitzender erhalten und macht Ihnen der Job bei der WCM noch Spaß?
Flach: Über Personalfragen im Vorstand werde ich sicher keine Angaben machen. Trotz der großen Probleme, von denen ein wesentlicher Teil in den letzten Jahren gelöst wurde, dem massiven Abbau der Schulden von über 3 Mrd. Euro auf circa 200 Mio. Euro, fülle ich nach wie vor meine Aufgabe gerne aus. Es ist verständlich, dass sich durch den massiven Kursverfall die Kritik insbesondere an Personen und da natürlich an den maßgeblichen Personen der Organe der AG entzündet. Nicht alle kritischen Einwände sind nachvollziehbar. Wir haben in einer sehr schwierigen Zeit das Unternehmen trotz massiver Beeinträchtigungen erhalten, einen massiven Schuldenabbau bewirkt und die Grundvoraussetzung für die Umbildung zu einem reinen Industriekonzern legen können. Schlimmer vorstellbare Dinge konnten vermieden werden. Dies vergessen manche Kritiker, die verständlicherweise in erster Linie den Börsenkurs sehen.
Herr Flach, wir bedanken uns für das Gespräch!