Am Neuen Markt drohen enorme Sonderabschreibungen

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Am Neuen Markt drohen enorme Sonderabschreibungen

 
19.07.01 22:34
Nach der Zukaufswelle drohen am Neuen Markt enorme Sonderabschreibungen

Analysten warnen vor der Goodwill-Falle

ANNA TRÖMEL

Im Expansionsrausch der Boom-Jahre haben manche Firmen des Neuen Markts Unternehmen zugekauft, ohne auf den Preis zu schauen. Wegen der drastischen Neubewertung der Wachstums-branchen Medien, Internet und Informationstechnologie drohen nun immense Abschreibungen, die den Aktienkurs einbrechen lassen.

HANDELSBLATT, 19.7.2001
FRANKFURT/M. Am Neuen Markt wurde lange viel zu teuer eingekauft. Das gilt nicht nur für die Anleger, deren Aktien die Einstiegskurse aus den Jahren 1999 und 2000 wahrscheinlich nie wieder sehen werden, sondern auch für einige Unternehmen. Mit prall gefüllten Taschen zogen viele Börsenneulinge aus, um sich Umsatz im In- und Ausland zuzukaufen. Angestachelt vom damals scheinbar grenzenlosen Wachstum der so genannten New Economy schien der Preis keine Rolle zu spielen. Da sich der Marktwert von Hightech-Beteiligungen in den vergangenen Monaten drastisch reduziert hat, werden nach Einschätzung der Analysten von HSBC Trinkaus & Burkhardt einige Unternehmen des Neuen Marktes die Anleger mit außerplanmäßigen Abschreibungen auf den Firmenwert (Goodwill) schockieren. Besonders gefährdet sehen sie die Medien- und Internetbranche sowie die IT-Dienstleister.

In den USA brachten die Internetagentur Marchfirst und der Netzwerkausrüster Nortel mit der Ankündigung außerplanmäßiger Abschreibungen auf den Firmenwert von Beteiligungen ihren Aktienkurs zum Fall. Auch am Neuen Markt ist das Symptom nicht unbekannt. HSBC zählt Kabel New Media, Adva Optical und Brokat zu den Goodwill-Opfern. An dem jeweiligen Tag der Bekanntgabe verloren die Aktienkurse der drei Gesellschaften im Schnitt fast 13 %. Ähnliches droht nach Einschätzung von HSBC-Analyst Peter Barkow auch anderen Unternehmen, die in der Vergangenheit vor allem durch Firmenübernahmen wuchsen. Zu ihnen zählen neben den üblichen Verdächtigen, wie EM.TV, Heyde und Brokat auch Namen wie Primacom, Micronas oder ACG.

Neubewertung des Sektors trifft Zukäufer doppelt

Die von Analysten lange heiß geliebte Stuttgarter Brokat AG langte schon kurz nach dem Börsengang im Frühjahr 1999 kräftig zu und bezahlte für den Softwareentwickler Me Technology eigene Aktien im damaligen Wert von fast 160 Mill. Euro. „Das entsprach dem damaligen Marktwert eines Softwareunternehmens dieser Kragenweite“, betont Brokat-Sprecher Reiner Jung.

Wie sich der Preis für Hightech-Firmen bis in das Jahr 2000 in die Höhe schraubte, zeigt nicht nur die Kursentwicklung am Neuen Markt, sondern auch das Beispiel Me Technology: Einer der Verkäufer, der Münchener Risikokapitalist GCI, kassierte für seine Beteiligung, die drei Jahre zuvor noch rund 184 000 Euro wert gewesen war, sage und schreibe 128 Mill. Euro. Auf Grund der inzwischen erfolgten, drastisch nach unten korrigierten Neubewertung musste Brokat im Geschäftsbericht für Me Technology einen Verschmelzungsverlust von rund 82,4 Mill. Euro ausweisen. Wie Jung betont, ein rein buchhalterischer Wert, den der Markt Brokat allerdings sehr übel nahm. Als das Unternehmen im Juni gemäß Aktiengesetz mitteilte, dass die Neubewertung der Beteiligungen zu einem Verlust in Höhe der Hälfte des bilanziellen Grundkapitals geführt hatte, brach der Aktienkurs um 11 % ein.

Eine jetzt veröffentlichte Studie von HSBC zeigt auf, dass es sich hierbei nur um die Spitze des Eisbergs gehandelt haben dürfte. Von den 74 untersuchten Unternehmen des Neuen Marktes, zu denen auch alle Mitglieder des Nemax 50 zählten, hatten lediglich 14 keinerlei Zukäufe getätigt. Die übrigen häuften zusammengenommen Goodwill-Belastungen von beinahe 10 Mrd. Euro an. „Beeindruckend an dieser Zahl ist, dass sie einem Drittel des Eigenkapitals der betroffenen Firmen entspricht“, sagt Barkow.

Ausgehend von der Annahme, dass die Zukäufe in der eigenen Branche und zum Marktwert getätigt wurden, berücksichtigten die HSBC-Analysten in ihrem „Leitfaden für Goodwill-anfällige Unternehmen am Neuen Markt“ auch die jeweilige Branchenentwicklung. „Mit diesem Ansatz gehören EM.TV, Primacom und Micronas rechnerisch zu den am stärksten bedrohten Unternehmen“, sagt Barkow. Ob zum Beispiel der daniederliegende Kurs von EM.TV durch – ohnehin erwartete – Sonderabschreibungen noch einmal einbricht, sei indes fraglich. Auch der Wiederverkauf von Töchtern, wie ihn die Heyde AG ankündigte, lindert das Problem seiner Einschätzung nach kaum: „Im Zweifelsfall deckt der Verkaufspreis die mangelnde Werthaltigkeit des Goodwills ja sogar auf.“
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