FTD 7.7.2004
Alstom: EU-Kommission billigt Rettungsplan
von Heimo Fischer, Paris
Die EU-Kommission hat den milliardenschweren Rettungsplan für den angeschlagenen französischen Mischkonzern Alstom gebilligt. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2004/2005 musste der Konzern Umsatzeinbußen hinnehmen
Die Kommission teilte am Mittwoch in Brüssel mit, im Gegenzug zu dem Rettungsplan im Volumen von 2,5 Mrd. Euro müsse Alstom binnen vier Jahren mindestens eine Partnerschaft im Verkehrs- und Energiesektor eingehen. Falls Alstom eine Partnerschaft mit einem französischen Staatsunternehmen eingehen will, ist dafür eine gesonderte Genehmigung der Kommission nötig. Dies entspricht einer Einigung zwischen Kommission und Frankreich von Ende Mai. Alstom muss auch Randgeschäfte mit einem Umsatz von 1,6 Mrd. Euro abgeben.
Alstom hatte zuvor in Paris mitgeteilt, dass der Konzernumsatz mit 3,31 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent geschrumpft sei. Gleichzeitig stieg das Auftragsvolumen um 41 Prozent auf 3,94 Mrd. Euro. Diese Entwicklung sei ermutigend und besonders den Geschäftsfeldern Energie, Umwelt und Transport zu verdanken, sagte Alstom-Chef Patrick Kron.
Nach dem Beschluss aus Brüssel beginnt nun die heiße Phase der Sanierung von Alstom. Am Freitag sollen die Aktionäre auf einer Hauptversammlung dem Plan zustimmen. Für die nächste Woche ist eine Sitzung des Verwaltungsrats vorgesehen, der vor allem über die Modalitäten der geplanten Kapitalerhöhung von 1,2 Mrd. Euro entscheiden soll.
Der französische Wirtschaftsminister Nicolas Sarkozy hatte sich am 26. Mai mit EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti grundsätzlich auf eine staatlich gestützte Rettung von Alstom geeinigt. Neben der Kapitalerhöhung sieht dieser Plan vor, dass der französische Staat bis zu 31,5 Prozent von Alstom übernehmen darf.
Siemens an Turbinengeschäft interessiert
Frankreich muss sich aber innerhalb von vier Jahren wieder aus dem Konzern zurückziehen. Zudem wird sich Alstom innerhalb desselben Zeitraums Industriepartner für bestimmte Sparten suchen müssen. Brüssel wird Beobachtern zufolge darauf dringen, dass der Konzern die Kontrolle über die betroffenen Unternehmsteile abgeben muss. Eventuell wird Alstom auch Sparten mit einem Umsatzwert von 1,6 Mrd. Euro vollständig verkaufen müssen. Dies entspricht zehn Prozent des Konzerns.
Ein Interessent am Alstom-Turbinengeschäft ist Siemens. Der Münchener Konzern hatte bereits im vergangenen Jahr die Sparte für leichte Industrieturbinen von Alstom für 1,1 Mrd. Euro erworben. Alstom-Chef Patrick Kron hatte Ende Juni gesagt, dass ein Verkauf an Siemens nicht im Interesse seines Unternehmens sei.