Alstom kündigt scharfen Einschnitt in Mannheim an
Betriebsrat fürchtet Abbau von bis zu 500 Stellen und
das Ende des Kraftwerksbaus an dem nordbadischen
Standort
Von unserem Redakteur Jürgen Eustachi MANNHEIM.
Der angeschlagene französische Technologiekonzern
Alstom plant nach Angaben des Betriebsrats
einschneidende Restrukturierungen am Standort
Mannheim. Es stehe ein weiterer Abbau von 450 bis 500
Arbeitsplätzen und der Verlust aller notwendigen
Funktionen als Kraftwerksbauer an.
Der geschäftsführende Ausschuss des europäischen
Alstom-Betriebsrats sei gestern in Paris über die
neuen Einschnitte informiert worden, sagte der
stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Ralf Eschmann
gestern der RHEINPFALZ. Am Dienstagnachmittag werde
die Belegschaft auf einer Betriebsversammlung über die
neue Lage informiert, so Eschmann. Die Konzernleitung
wolle die gesamte Mannheimer Generatorenfertigung
einschließlich Planungs- und Konstruktionsabteilung
schließen. Nach früheren Angaben arbeiten 200
Beschäftigte in der Generatorenfabrik. Am
Alstom-Standort Mannheim sind derzeit noch rund 2000
Mitarbeiter beschäftigt, davon 1500 bei der Alstom
Power Generation AG, dem früheren ABB Kraftwerksbau.
Die restlichen 500 arbeiten bei der Alstom Power
Service GmbH und bei der Alstom Information Technology
Centre GmbH.
Eschmann wies darauf hin, dass in einer früheren
Betriebsvereinbarung der Verzicht des Unternehmens auf
betriebsbedingte Kündigungen festgeschrieben sei. Der
Arbeitnehmervertreter warnte vor negativen Folgen für
das Unternehmen, wenn es am deutschen Markt nicht mehr
als deutscher Kraftwerksbauer auftreten könne. Ein
solcher Schritt sei umso unverständlicher, nachdem die
deutsche Energiewirtschaft gerade mitgeteilt habe, bis
zum Jahr 2010 rund 20 Milliarden Euro investieren zu
wollen. Die Branche habe dies zugesagt, hatte
Bundeskanzler Gerhard Schröder am Donnerstag in seiner
Regierungserklärung im Bundestag gesagt. Das Geld
werde in neue Kraftwerke, die Ertüchtigung alter
Kraftwerke und in die Netze investiert. Eschmann
kündigte an, dass der Alstom-Betriebsrat versuchen
werde, über den Mannheimer Oberbürgermeister Gerhard
Widder (SPD), der dem Verband kommunaler Unternehmen
vorsteht, Unterstützung für den Standort Mannheim bei
Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement und beim
Bundeskanzler zu bekommen.
Wie berichtet, hatte der Alstom-Power-Vorstand bereits
Ende 2004 die Produktionsauslastung des Werks in
Mannheim „an einem gefährlichen Tiefpunkt" gesehen.
Ursache sei die schwache Auftragslage. Der Umsatz habe
sich im vergangenen Jahr halbiert, nachdem 2003 noch
rund 230 Millionen Euro Umsatz erzielt wurden. In dem
Mannheimer Alstom-Werk werde zu wenig verdient, um ein
Polster zum „Überwintern" der Auftragsflaute im
Kraftwerksbau zu schaffen, hieß es.