ftd.de, Do, 4.10.2001, 13:33, aktualisiert: Do, 4.10.2001, 18:17
Ukraine bestätigt versehentlichen Abschuss russischer Tupolew
Die russische Passagiermaschine, die am Donnerstag ins Schwarze Meer gestürzt ist, ist versehentlich von einer Rakete der ukrainischen Marine getroffen worden.
Die Absturzstelle
Die Soldaten hätten in der Region Feodocia im Süden der Ukraine Luftabwehr-Manöver abgehalten, bestätigte ein Sprecher der Schwarzmeerflotte in Sebastopol auf der Krim-Halbinsel. Dabei seien Raketen mit einer Reichweite von 400 Kilometern abgefeuert worden. Zuvor hatte bereits ein US-Beamter in Washington gesagt, das Flugzeug sei möglicherweise während eines Manövers getroffen worden. Der ukrainische Präsident Leonid Kutschma sprach dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und den Angehörigen der Absturzopfer sein Beileid aus.
Die Maschine vom Typ Tupolew 154 der Fluggesellschaft Sibir Airlines war 190 Kilometer südlich der Hafenstadt Noworossisk ins Schwarze Meer gestürzt. An Bord waren mindestens 76 Menschen. Alle 64 Passagiere an Bord der Unglücksmaschine waren Israelis. Bei den meisten handelte es sich um jüdische Einwanderer aus der früheren Sowjetunion sowie um israelische Geschäftsleute. Außerdem waren 12 Besatzungsmitglieder an Bord.
Möglicherweise Zwischenstopp in Bulgarien
Widersprüchliche Angaben gab es zunächst darüber, ob das Flugzeug vor der Explosion in Bulgarien zwischenlandete und neue Passagiere zustiegen. Ein Vertreter der russischen Flugbehörden sagte, die Maschine sei in Burgas zwischengelandet. Dagegen sagte der Leiter der Flugbehörde in der bulgarischen Stadt Varna, das Flugzeug habe bulgarischen Luftraum nicht überflogen.
TU-154 ist ein anfälliges Flugzeug
Eine russische Tupolew dieses Typs ist am Donnerstag ins Schwarze Meer gestürzt
Eine Maschine des gleichen Typs war am 3. Juli in der Nähe der sibirischen Stadt Irkutsk abgestürzt. Dabei waren 145 Menschen ums Leben gekommen. Die Untersuchungen einer Ermittlungskommission ergaben, dass ein Pilotenfehler die Ursache für den Absturz war. Die dreimotorige TU-154 gilt als besonders anfällig: Seit ihrer Inbetriebnahme 1968 gab es 49 Abstürze mit Maschinen dieses Typs. Die Tupolew ist vor allem bei Fluglinien der ehemaligen Sowjetrepubliken sowie in China und Kuba im Einsatz.
© 2001 Financial Times Deutschland , © Illustrationen: AP, dpa