Aktien werden immer unbeliebter
Von Tim Bartz, Frankfurt
Die Anzahl der Aktionäre in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2002 dramatisch gesunken. Wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) in seiner neuen Kurzstudie unter Berufung auf eine Infratest-Umfrage schreibt, schrumpfte die Zahl der Bundesbürger, die ausschließlich Aktien halten, auf 2,7 Millionen.
Nach 3,1 Millionen Aktionären im Durchschnitt des vergangenen Jahres ist dies ein Rückgang um 12,9 Prozent und zugleich der niedrigste Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 1997. Die Gruppe jener Anleger, die Aktien und Fondsanteile halten, schrumpfte sogar um 17,5 Prozent auf 4,7 (2001: 5,7) Millionen. Die Zahl jener, die ausschließlich in Fonds investiert haben, nahm dagegen nur um 4,3 Prozent auf 8,9 (9,3) Millionen ab. Insgesamt hielten 11,6 Millionen Deutsche Aktien, Fondsanteile oder beides. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung über 14 Jahre verringerte sich im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2001 auf 18 von 19 Prozent.
Im ersten Halbjahr 2001 hatte sich die Aktionärsquote noch auf 21 Prozent belaufen. Im Durchschnitt des Gesamtjahres 2001 war mit 12,9 Millionen Aktionären und Fondsbesitzern der Rekordstand erreicht worden.
Zwar schreibt das DAI, dass der anhaltende Bärenmarkt nicht zur befürchteten "Flucht aus der Aktie" geführt habe. Das zeige, dass die Deutschen nur zu einem geringen Anteile Aktienkäufe mit Krediten finanziert hätten, sagte DAI-Vorstandsmitglied Rüdiger von Rosen der FTD. "Man kann die Baisse aussitzen, wenn man keine Exekutierung zu befürchten hat oder das Geld sofort braucht."
Allerdings räumte das DAI ein, dass rasch Schritte zur Stärkung der Integrität des Kapitalmarktes eingeleitet werden müssten, um größere künftige Einbrüche zu vermeiden. "Entscheidend ist letztlich, unsauberes Verhalten von Marktteilnehmern wie Bilanzfälschungen, Insiderhandel und fragwürdiges Analystenverhalten durch strengere Maßnahmen im Bereich der Aufsicht und der Rahmenbedingungen zu verhindern", heißt es in der Studie. Nur so könne verloren gegangenes Vertrauen in die Kapitalmärkte wieder hergestellt werden.
Debakel T-Aktie
Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) verwies beim Blick auf die gesunkene Akzeptanz der Aktie auf das Kursdebakel der Deutschen Telekom, deren Titel seit ihrem Rekordhoch im März 2000 bis heute rund 90 Prozent an Wert eingebüßt haben. "Denken Sie nur an die rund drei Millionen Telekom-Aktionäre, die viel Geld verloren haben", sagte Keitel. Viele Anleger hätten verkauft und kehrten so schnell wohl nicht wieder an den Aktienmarkt zurück.
Tatsächlich sank der Anteil der Befragten, die nur Aktien halten, mit 4,1 Prozent auf den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebung. Die Quote der Anleger mit einem gemischten Aktien- und Fondsportfolio fiel mit 3,2 Prozent auf das niedrigste Niveau seit 1999.
Lediglich der Anteil der reinen Fondsbesitzer hielt sich mit 10,7 Prozent nach 11,1 Prozent im Gesamtjahr 2001 noch relativ konstant. Der geringe Rückgang bei Fondsbesitzers lasse auf gestiegenes Risikobewusstsein schließen, schreibt das DAI. Womöglich sei dies eine Reaktion auf die gestiegene Anzahl der Unternehmensinsolvenzen.
Von Tim Bartz, Frankfurt
Die Anzahl der Aktionäre in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2002 dramatisch gesunken. Wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) in seiner neuen Kurzstudie unter Berufung auf eine Infratest-Umfrage schreibt, schrumpfte die Zahl der Bundesbürger, die ausschließlich Aktien halten, auf 2,7 Millionen.
Nach 3,1 Millionen Aktionären im Durchschnitt des vergangenen Jahres ist dies ein Rückgang um 12,9 Prozent und zugleich der niedrigste Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 1997. Die Gruppe jener Anleger, die Aktien und Fondsanteile halten, schrumpfte sogar um 17,5 Prozent auf 4,7 (2001: 5,7) Millionen. Die Zahl jener, die ausschließlich in Fonds investiert haben, nahm dagegen nur um 4,3 Prozent auf 8,9 (9,3) Millionen ab. Insgesamt hielten 11,6 Millionen Deutsche Aktien, Fondsanteile oder beides. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung über 14 Jahre verringerte sich im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2001 auf 18 von 19 Prozent.
Im ersten Halbjahr 2001 hatte sich die Aktionärsquote noch auf 21 Prozent belaufen. Im Durchschnitt des Gesamtjahres 2001 war mit 12,9 Millionen Aktionären und Fondsbesitzern der Rekordstand erreicht worden.
Zwar schreibt das DAI, dass der anhaltende Bärenmarkt nicht zur befürchteten "Flucht aus der Aktie" geführt habe. Das zeige, dass die Deutschen nur zu einem geringen Anteile Aktienkäufe mit Krediten finanziert hätten, sagte DAI-Vorstandsmitglied Rüdiger von Rosen der FTD. "Man kann die Baisse aussitzen, wenn man keine Exekutierung zu befürchten hat oder das Geld sofort braucht."
Allerdings räumte das DAI ein, dass rasch Schritte zur Stärkung der Integrität des Kapitalmarktes eingeleitet werden müssten, um größere künftige Einbrüche zu vermeiden. "Entscheidend ist letztlich, unsauberes Verhalten von Marktteilnehmern wie Bilanzfälschungen, Insiderhandel und fragwürdiges Analystenverhalten durch strengere Maßnahmen im Bereich der Aufsicht und der Rahmenbedingungen zu verhindern", heißt es in der Studie. Nur so könne verloren gegangenes Vertrauen in die Kapitalmärkte wieder hergestellt werden.
Debakel T-Aktie
Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) verwies beim Blick auf die gesunkene Akzeptanz der Aktie auf das Kursdebakel der Deutschen Telekom, deren Titel seit ihrem Rekordhoch im März 2000 bis heute rund 90 Prozent an Wert eingebüßt haben. "Denken Sie nur an die rund drei Millionen Telekom-Aktionäre, die viel Geld verloren haben", sagte Keitel. Viele Anleger hätten verkauft und kehrten so schnell wohl nicht wieder an den Aktienmarkt zurück.
Tatsächlich sank der Anteil der Befragten, die nur Aktien halten, mit 4,1 Prozent auf den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebung. Die Quote der Anleger mit einem gemischten Aktien- und Fondsportfolio fiel mit 3,2 Prozent auf das niedrigste Niveau seit 1999.
Lediglich der Anteil der reinen Fondsbesitzer hielt sich mit 10,7 Prozent nach 11,1 Prozent im Gesamtjahr 2001 noch relativ konstant. Der geringe Rückgang bei Fondsbesitzers lasse auf gestiegenes Risikobewusstsein schließen, schreibt das DAI. Womöglich sei dies eine Reaktion auf die gestiegene Anzahl der Unternehmensinsolvenzen.