von Notker BlechnerDer Nano-Hype war nur von kurzer Dauer. In der Krise brachen die meisten deutschen Nanotech-Aktien ein. Nun haben sie sich wieder etwas berappelt. In der Branche mehren sich die positiven Signale. Kommt jetzt die Wende?
Ob das selbst reinigende Wasserglas, die geruchslose Socke, die kratzfeste Auto-Lacke, der keimfreie Türgriff in der Arztpraxis oder der Backofen, in dem das Bratfett nicht anklebt - die Einsatzmöglichkeiten der Nano-Technik sind vielfältig. In Autos, Computern, Baustoffen, Medikamenten, Kosmetika steckt Nano drin. Ständig kommen neue Anwendungen hinzu. "Kein Lebensbereich wird in Zukunft von den Auswirkungen der Nanotechnik unberührt bleiben", prophezeit Wolfgang Heckl, Physik-Professor an der Universität in München. 2015 dürfte fast jede Industriebranche von Nano-Anwendungen durchdrungen sein, meint Wolfgang Luther vom Technologiezentrum Düsseldorf.
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Prognose vom Billionen-Markt trat nicht ein
Doch der ganz große Durchbruch blieb aus. Die vollmundigen Prognosen von Marktforschungsinstituten, die für 2010 einen Billionen-Markt vorsahen, traten nicht ein. Der Wert von Produkten, in denen Nano steckt, wird heute auf rund 150 Milliarden Dollar geschätzt. Viele Anwendungen stecken noch in der Forschung oder sind über das Stadium des Nischenprodukts nicht hinausgekommen.
Von den über zweihundert börsennotierten Nanotech-Firmen sind nur wenige profitabel. In Deutschland schreibt nur Nanostart nachhaltig schwarze Zahlen. Selbst das lange rentable Nanogate rutschte 2009 in die Verlustzone. Firmen wie ItN Nanovation entrannen 2008 nur knapp der Pleite. Drei Kapitalerhöhungen und eine harte Sanierung brachten Entlastung.
Öko als neue Zauberwaffe?
Nun haben die Nanotechs, die sich aus dem griechischen Wort "Zwerg" ableiten, ein Anwendungsfeld entdeckt, das endlich den Sprung in die Gewinnzone bringen soll: den Umweltschutz. Nanostart und ItN Nanovation setzen auf die Verbindung von Öko und Nano. Ausgerechnet im Zwergen-Staat Malta proben sie den Zwergen-Aufstand. Mit neuartigen nanobeschichteten Keramik-Filtern will ItN Nanovation die Aufbereitung von Abwasser und die Trinkwassergewinnung revolutionieren. Die Saarbrücker haben auf Malta eine Kleinstkläranlage in einem Container errichtet, die das Abwasser effektiv reinigt und Brauchwasser für die Bewässerung der Gärten liefert. Der Clou: "Die Anlage braucht keine Baugenehmigung, da sie als Maschine deklariert ist", erzählt ItN-Chef Lutz Bungeroth stolz. Der 85.000 Euro teure Abwasser-Container kann überall auf der Insel ohne großen Aufwand und Raumbedarf eingesetzt werden - in Hotels, Kliniken oder öffentlichen Einrichtungen, in denen Wassermangel herrscht.
Ebenso versucht ItN Nanovation bei der Meerwasserentsalzung mitzumischen. Das Unternehmen hilft bei der Vorfiltration von Umkehrosmose-Anlagen mit. Ein Joint-Venture in Saudi-Arabien ist geplant. Kommt es in diesem Jahr, wäre laut Vorstandschef Bungeroth erstmals in der Firmengeschichte ein Gewinn realistisch.
Auf der Suche nach dem Durchbruch
Von einem Turn-Around würde auch Nanostart profitieren. Die Gesellschaft hält über ein Viertel Anteile an ItN Nanovation. Nanostart ist an mehreren Nano-Firmen im In- und Ausland beteiligt. Zwei weitere Transaktionen sind in Kürze geplant. Größter Hoffnungsträger ist MagForce, an dem Nanostart die Mehrheit hält. Das Unternehmen steht kurz vor der Zulassung seines Krebsmittels.
Harald Gruber, Analyst von Silvia Quandt Research, findet die Geschäftsmodelle von ItN und MagForce überzeugend. Wer es schaffe, herkömmliche Produkte zu substituieren und Kostenvorteile zu erzielen, werde in der Branche erfolgreich sein, glaubt er.
ITN NANOVATION ...
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15.99+0.00+0.03%Nano-Aktien im Aufwind
Erfolge und schwarze Zahlen könnten den deutschen Nano-Aktien einen neuerlichen Schub geben. Sie haben zuletzt kräftig an Wert gewonnen. Der Kurs von ItN verachtfachte sich binnen eines Jahres, der Kurs von Nanostart legte seit Jahresbeginn um 30 Prozent zu. Von den Höchstständen sind die Titel allerdings noch weit entfernt. 2003 hatten sie noch vom Nano-Hype profitiert. Die damalige Euphorie ist längst verflogen.
Denn da sind zum einen die großen Konzerne, die den Nano-Firmen das Geschäft wegschnappen. Bosch Siemens zum Beispiel hält seine Backöfen mit Nanopartikeln sauber, Kosmetikfirmen wie Beiersdorf setzen in Sonnencrèmes Titandioxide im Kleinformat ein.
Nanopartikel mit Gesundheitrisiken?
Neue Sorgen schürten zudem wissenschaftliche Studien. Tierversuche haben angeblich gezeigt, dass Nanopartikel Entzündungen im Lungengewerbe verursachen können. Umweltschützer warnen vor möglichen Gesundheitsrisiken durch Silber-Nanoteilchen, die in Socken, Handys und Computertasten und Spielzeug eingesetzt werden, um sie keimfrei zu halten.
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