Florian Homm begeht Harakiri
Florian Homm ist Deutschlands bekanntester Firmenjäger. Nun trennte sich von seiner börsennotierten Hedgefonds-Managementholding ACM. Mit verheerenden Folgen für die Kursentwicklung.
Verluste von bis zu 90 Prozent
Der Zwei-Meter-Mann langt gern mal etwas härter hin, wenn die gewünschte Performance ausbleibt. Beim Internetunternehmen Freenet drängte er auf die Zerschlagung, auch der Autovermieter Sixt oder der Fußballklub Borussia Dortmund haben die rabiat Handschrift des Spekulanten und Firmenjägers Florian Homm zu spüren bekommen.
Doch nun ist dem Großneffen des Versandhauskönigs Josef Neckermann ausgerechnet bei seiner eigenen Firma der Kragen geplatzt. Völlig überraschend hat Homm am vergangenen Dienstag per Aktionärsbrief den Rückzug aus dem operativen Geschäft seiner Investmentgesellschaft Absolute Capital Management (ACM) angekündigt. Damit löste er einen beispiellosen Kurssturz aus. Die Aktie der börsennotierten Hedgefonds-Managementgesellschaft verlor binnen zwei Tagen fast 90 Prozent.
Teile des ACM-Vermögens gelten als illiquide
Das Management fror in einer Notaktion den Handel von Fondsanteilen ein, nachdem Investoren bereits Einlagen im Volumen von 100 Millionen Euro gekündigt hatten und ein Ausbluten der Gesellschaft drohte.
"Für die Anleger ist das bitter. Aber die Schließung von Fonds bei Liquiditätsengpässen ist gängige Praxis und ein legitimes Mittel, um weiteren Schaden abzuwenden", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW.
"Die Frage aber bleibt: War die Situation bei ACM tatsächlich so krisenhaft?" Vom verwalteten ACM-Vermögen in Höhe von 2,1 Milliarden Euro sind nach Angaben der Gesellschaft zwischen 440 und 530 Millionen Euro in Vermögenswerte investiert, deren Buchwert bei einem Verkauf kurzfristig nicht realisiert werden kann und die deshalb als illiquide gelten.
Homm kritisierte magere Performance der Fonds
Die Ursachen für den Homm-Rücktritt bleiben im Dunkeln. Homm selbst übte scharfe Kritik an der Performance der Fonds, die unter der Subprime-Krise gelitten haben. Zudem habe er sich mit seinen Vorstellungen über einen Bonusverzicht für den Vorstand nicht durchsetzen können.
Der neue ACM-Vorstandschef Jonathan Treacher berichtet, er sei von Homms Schritt überrascht worden. "Ich kenne keine Aspekte, wo es Streitigkeiten gab", sagt er und holt zum Gegenschlag aus. Es hätten genau die Anlagen Liquiditätsprobleme, die von Homm direkt verwaltet worden seien, kontert er.
Das Management der Firma arbeitet unterdessen fieberhaft an einem Restrukturierungsplan für den Hedgefonds. Dabei sollen die liquiden von den illiquiden Vermögenswerten getrennt werden.
Wollte Homm seine Ex-Frau schädigen?
Dass Fondsanleger aus dem Einfrieren Ansprüche ableiten können, ist nach Einschätzung von Experten unwahrscheinlich. "Für justiziabel halten wir das in einer ersten Einschätzung nicht", sagte DSW-Mann Kurz.
Eine BaFin-Sprecherin erklärte, man werde den ACM-Handel "routinemäßig" überprüfen. Branchenkreise vermuten unterdessen, dass sich hinter der Rücktrittserklärung Homms auch persönliche Gründe verbergen könnten.
So war er erst im vergangenen Jahr in Venezuela bei einem Überfall schwer verletzt worden. Von seiner Frau, die ebenfalls Fondsanteile besitzt, ist der 47-Jährige inzwischen geschieden. Sie soll zusammen mit den Kindern bis zu sechs Millionen ACM-Aktien halten.
Zusammen mit seiner Familie war Homm zuletzt mit rund 30 Prozent bei ACM engagiert. In der Vorwoche gab es ungewöhnlich hohe Umsätze. Die Vermutung, dass Homm verkauft hat und seine Frau nun auf fast wertlosen Anteilen sitzt, erscheint nicht abwegig.
Kehrt Homm zurück?
Kein Wunder, dass die Spekulationen ins Kraut schießen. Demnach könnte auch das Gründungsmitglied Sean Ewing zu ACM zurückkehren. Ewing hatte die Gesellschaft zusammen mit Homm gegründet, 2006 an die Börse gebracht und war erst vor Kurzem ausgeschieden.
Andere erwarten gar eine Rückkehr Homms. "Das Boot läuft nur, wenn er dabei ist", sagt einer. Wiederholt sich die Geschichte? Vor einigen Jahren hatte Homm sich schon einmal aus dem ACM-Management zurückgezogen. Kurze Zeit später war er wieder da. Inzwischen hat Homm jedoch Anteile an ACM verkauft und hält nur noch vier Prozent am Unternehmen.
Florian Homm: Kein Freund der leisen Art
Der 1959 in Bad Homburg geborene Unternehmersohn Florian Homm ist der wohl bekannteste Hedgefonds-Manager aus Deutschland. Bereits mit 18 Jahren soll der frühere Basketball-Jugendnationalspieler eine erste Investmentgesellschaft gegründet haben. Nach dem Besuch der Harvard Business School wurde Homm Analyst bei der Investmentbank Merrill Lynch und Portfoliomanager bei Fidelity. 2004 kaufte er ein Aktienpaket von rund elf Prozent am Fußballverein Borussia Dortmund und wurde damit schlagartig auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Der bisweilen emotional agierende Finanzjongleur fühlt sich berufen, vor allem bei schlecht gemanagten Firmen aufzuräumen. Am Autovermieter Sixt verbrannte er sich allerdings die Finger. Am Ende erhielt Homm eine Geldbuße wegen Kursmanipulation und hatte ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Verstoß gegen das Wertpapierhandelsgesetz am Hals. Homm lebt die meiste Zeit bei Palma de Mallorca.
ACM-Portfolio: Beteiligungen in Deutschland
Die Hedgefonds-Gesellschaft Absolute Capital Management Holdings (ACM) hält auch Stimmrechtsanteile an börsennotierten Aktiengesellschaften in Deutschland. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in George Town auf den Cayman Islands. Das Volumen aller Beteiligungen liegt bei 2,1 Milliarden Euro. Größter der acht ACM-Fonds ist der Absolute Return Europe mit 490 Millionen Euro. Die Aktien kamen teilweise unter Druck, da Anleger Aktienverkäufe seitens der Homm-Nachfolger befürchten.
Gesellschaft: Stimmrechtsanteil (in %)
1. Mistral Media AG, Köln: 26,3
2. Mologen AG, Berlin: 22,9
3. Caatoosee AG, Leonberg: 20,8
4. Pixelpark AG, Berlin: 19,6
5. Klassik Radio AG, Augsburg: 17,8
6. Borussia Dortmund KGaA, Dortmund: 13,0
7. Arquana AG, Starnberg: 11,2
8. Broadnet AG, Hamburg: 10,3
9. Schön & Cie AG, Pirmasens: 9,7
10. Pulsion Medical Systems AG, München: 7,5
11. Wige Media AG, Köln: 6,7
12. I-D Media AG, Berlin: 6,6
13. Group Technologies AG, Eisenach: 6,6
14. Süss Microtec AG, Garching: 5,3
15. Openlimit Holding AG, Baar: 4,4
16. Vivacon AG, Köln: 3,1
17. Paragon AG, Delbrück: 3,1
18. Freenet AG, Büdelsdorf: 3,0
Quelle: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
Absolute Capital Management: Absoluter Absturz
Der von Florian Homm und seinem Partner Sean Ewing gegründete Hedgefonds ACM ist seit März 2006 börsennotiert (ISIN KY G00 601 107 9). Nach der Rückzugsankündigung Homms am Dienstag brach der Kurs dramatisch ein. Risikoorientierte Investoren könnten in dieser Situation auf eine technische Gegenbewegung setzen. Denn der dramatische Zusammenbruch erscheint in seinem Ausmaß etwas übertrieben. Kurzfristig ist mit hohen Schwankungen zu rechnen. Klassische Privatanleger lassen allerdings die Finger von der Aktie, zumal diese in Deutschland nur schwach gehandelt wird.
Hedgefondszertifikat betroffen
Anleger konnten bislang über ein Hedgefondszertifikat an der Managementleistung von Homm teilhaben. Zuletzt hat das Absolute Diversified Certificate HOMM Select I jedoch stark verloren.
Autor: €URO fondsxpress