Logo von Thyssenkrupp vor dem Hauptsitz in Essen.
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Nicolas Fuchs Nicolas Fuchs
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Nicolas ist seit 2016 Redakteur bei ARIVA.DE. Seine Expertise in der technischen Analyse und sein Engagement für genaue Prognosen machen ihn zu einer wertvollen Ressource für die Community, die auf aussagekräftige News angewiesen ist.

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Unterwasserdrohnen: Deutsche Start-ups greifen die Marine an.

Helsing und Quantum Systems erweitern ihr Portfolio um unbemannte Unterwasserfahrzeuge und treffen damit auf steigende Nachfrage der Marine. Parallel senkt Thyssen-Krupp wegen schwacher Industrieaufträge die Umsatzprognose – die Aktie stürzt ab.
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Start-ups entdecken den Ozean als Einsatzfeld

Die beiden wertvollsten deutschen Rüstungs-Start-ups, Helsing und Quantum Systems, wenden sich erstmals der See zu: Beide Unternehmen entwickeln unbemannte Unterwasserfahrzeuge (UUVs), um den bisher eher traditionell geprägten Markt für maritime Verteidigungstechnik zu modernisieren. Während in der Luft längst Drohnen den Kampf prägen, dominieren auf und unter Wasser noch klassische Fregatten und U-Boote. Fortschritte bei Batterien, Sensoren und Künstlicher Intelligenz beschleunigen jedoch den Einzug autonomer Systeme in die Marine.

„Die Zukunft unter Wasser ist zunehmend autonom“, so Helsing-CEO Gundbert Scherf. Neben internationalen Konzernen wie Boeing und BAE Systems will man nun selbst die Lücke zwischen herkömmlichen Marineschiffen und flexiblen Drohneneinsätzen schließen.

Technologische Herausforderungen und Potenziale

Der Betrieb unbemannter Systeme unter Wasser stellt Entwickler vor besondere Hürden:

  • Kommunikation: Funkverbindungen sind wegen der hohen Dichte und Leitfähigkeit des Salzwassers stark eingeschränkt, Satelliten- oder GPS-Unterstützung entfällt vollständig.

  • Sensorik und Sicht: Geringe Sichtweiten erfordern hochentwickelte Sonar- und Navigationssysteme.

  • Kosten: Entwicklungs- und Produktionsaufwand liegen deutlich über denen klassischer Luftdrohnen.

  • Trotz dieser Faktoren gilt das Einsatzspektrum als hochskalierbar: Überwachung, Minensuche, Kabel- und Pipeline-Schutz sowie offensive Operationen sind denkbar. Das Fraunhofer IGD betont, dass autonome Systeme helfen können, den Fachkräftemangel in der Marine zu kompensieren.

    Helsing und Quantum Systems: Neue Strategien

    Helsing präsentierte den SG-1 Fathom, einen autonomen Unterwassergleiter mit der eigenen KI-Software Lura. Die Fertigung soll Ende des Jahres im britischen Plymouth anlaufen. Erste Demonstrationsaufträge von internationalen Seestreitkräften liegen vor.

    Quantum Systems, bislang auf Aufklärungsdrohnen für Luft- und Zivileinsätze spezialisiert, will in den kommenden zwölf Monaten über 100 neue Fachkräfte für den maritimen Bereich einstellen. „Wir nutzen unsere bestehenden Stärken, um in mehreren Domänen erfolgreich zu sein“, erklärt Co-CEO Sven Kruck.

    Beide Unternehmen verfügen über eine solide Kapitalbasis: Helsing sammelte zuletzt 600 Mio. Euro ein und erreicht damit eine Bewertung von rund 12 Mrd. Euro. Quantum Systems plant eine neue Finanzierungsrunde, um seinen Marktwert auf etwa 3 Mrd. Euro zu verdreifachen.

    Globaler Trend: Verteidigungs-Start-ups boomen

    Nach Angaben des Datenanbieters Pitchbook flossen im 2. Quartal weltweit rund 19 Mrd. US-Dollar in junge Verteidigungsunternehmen. Dies stell ein Anstieg von mehr als 200 % gegenüber dem Vorjahresquartal da. Im Drohnenbereich stiegen die Investitionen von 2,4 Mrd. USD im Jahr 2024 auf bisher rund 6 Mrd. USD in diesem Jahr.

    Der Markt für Unterwasserdrohnen wächst ebenfalls international:

    • Anduril (USA, Wert: ca. 30,5 Mrd. USD) bietet vier UUV-Modelle an, darunter eine gemeinsam mit der australischen Marine entwickelte Drohne.

    • Delian (Griechenland) entwickelt Systeme für Kampfeinsätze.

    • Blueye (Norwegen) liefert seit zehn Jahren Unterwasserfahrzeuge, zunehmend auch für militärische Kunden.

    Marinebedarf steigt – auch wegen geopolitischer Spannungen

    Die Deutsche Marine bestätigt, dass der Einsatz unbemannter Systeme weiter zunehmen wird, verweist jedoch auf Geheimhaltung bei Details zu Typen und Herstellern. Die steigende Nachfrage wird unter anderem durch Sabotagefälle an Unterseekabeln und den Ukrainekrieg befeuert.

    Der Trend spielt Start-ups in die Karten, meint Patrick Rose von der Innovationsagentur Sprind: Wer Lösungen anbietet, die sich signifikant von bestehenden Systemen unterscheiden, hat gute Chancen auf internationale Aufträge.

    Thyssen-Krupp: Schwache Industrie bremst Geschäft – Aktie fällt

    Parallel zu diesen Start-up-Erfolgen meldet der Industriekonzern Thyssen-Krupp schwache Zahlen:

    • Q3 2024/25: Fehlbetrag von 255 Mio. Euro

    • Umsatzrückgang auf 8,2 Mrd. Euro (Vorjahr: 9 Mrd. Euro)

    • Prognosesenkung: Rückgang der Erlöse um 5–7 % (bisher 0–3 %)

    • Bereinigtes EBIT am unteren Ende der Zielspanne von 600 Mio. bis 1 Mrd. Euro erwartet

    Hauptursache sind Abschreibungen in der Stahlsparte sowie schwache Nachfrage in Schlüsselindustrien wie Automobil- und Bauwirtschaft. Die Investitionsplanung wurde auf 1,4–1,6 Mrd. Euro gesenkt. An der Börse reagierte die Aktie mit einem Minus von knapp 9 %.

    Ausblick: Marinegeschäft als Stabilitätsfaktor?

    Thyssen-Krupps Marinesparte TKMS arbeitet seit Jahren  teils in Kooperation mit Evologics an einem unbemannten Trägerschiff. Die geplante Verselbstständigung der Stahlsparte und ein Börsengang von TKMS könnten den Konzern langfristig flexibler machen.

    Insgesamt zeichnet sich ab sich, dass die deutsche Rüstungsindustrie ob Start-up oder Traditionskonzern, verstärkt auf maritime Technologien setzt. Angesichts wachsender sicherheitspolitischer Herausforderungen könnten autonome Systeme unter Wasser künftig zu einem der dynamischsten Segmente im Verteidigungssektor werden.


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