Der Streit zwischen Tesla-Chef Elon Musk und dem amtierenden US-Präsidenten Donald Trump hat sich in den vergangenen Tagen massiv zugespitzt – mit erheblichen finanziellen Folgen für Musk, sein Unternehmen Tesla sowie das US-Raumfahrtprogramm. Die Eskalation kostete Tesla allein am Donnerstag rund 153 Milliarden US-Dollar an Börsenwert. Die Aktie des Elektroautobauers verlor an der US-Technologiebörse NASDAQ binnen eines Tages 14,3 Prozent und notierte zum Handelsschluss bei 158,62 US-Dollar.
Für Elon Musk persönlich bedeutete der Einbruch seines Hauptvermögenswerts – der Tesla-Aktien – einen Verlust von rund 34 Milliarden US-Dollar. Laut Bloomberg beläuft sich Musks Nettovermögen nun auf geschätzte 335 Milliarden Dollar (Dollarkurs). Der Multimilliardär hatte zuletzt etwa 236 Millionen Tesla-Aktien als Sicherheit für Kredite hinterlegt. Ein anhaltender Kursverfall könnte daher nicht nur seinen Reichtum schmälern, sondern auch eine Nachschusspflicht bei Kreditlinien auslösen.
Die Wurzeln der Auseinandersetzung liegen in Musks scharfer Kritik am von Trump forcierten Steuer- und Ausgabengesetz. Auf seiner Plattform „X“ sprach sich Musk offen für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump aus und forderte öffentlich: „Kill the Bill“. Trump reagierte auf seiner Plattform „Truth Social“ mit der Drohung, sämtliche Regierungsaufträge für Unternehmen unter Musks Kontrolle zu kündigen. „Der einfachste Weg, Milliarden zu sparen, ist, Elon Musks staatliche Subventionen und Verträge zu streichen“, so Trump wörtlich.
Investoren reagierten umgehend: Der Kurseinbruch bei Tesla war der stärkste an einem einzelnen Tag seit dem Börsengang des Unternehmens. Besonders schwer wiegt dabei, dass das Papier bereits zuvor durch schwächere Absatzzahlen und Konkurrenzdruck unter Druck geraten war. Die politische Eskalation trifft Tesla somit in einer Phase, in der Marktanteile verteidigt und Margen stabilisiert werden müssten.
Noch weitreichendere Auswirkungen könnte der Streit auf Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX haben. Die Firma ist aktuell essenziell für das bemannte Raumfahrtprogramm der USA. Im Rahmen eines milliardenschweren Vertrags mit der NASA stellt SpaceX das Raumfahrzeug „Dragon“, das aktuell das einzige zuverlässige Transportmittel für Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS dar.
In einem emotionalen Moment kündigte Musk auf X an, die Raumkapsel Dragon „sofort“ stillzulegen – eine direkte Reaktion auf Trumps Aussagen. Zwar ruderte Musk wenige Stunden später zurück, doch die Drohung unterstreicht die Verwundbarkeit der US-Raumfahrt durch ihre Abhängigkeit von privaten Partnern. Verträge im Umfang von rund 22 Milliarden US-Dollar, so Reuters, stehen im Raum – auch für militärische Raketenstarts und Kommunikationssatelliten.
Musk reagierte auf einen Nutzerkommentar mit: „Guter Ratschlag. Ok, wir werden Dragon nicht stilllegen.“ Die Episode zeigt jedoch, wie brisant der Machtkampf zwischen Wirtschaft und Politik geworden ist.
Die Tesla-Aktie hatte nach Trumps Wahlsieg im November 2024 deutlich zugelegt – unter anderem wegen der vermeintlich engen Verbindung zwischen Musk und Trump. Investoren erwarteten politische Rückenwinde für Unternehmen im Bereich Elektromobilität und Raumfahrt. Diese Hoffnung ist nun verpufft. Statt politischer Nähe erleben Aktionäre eine offene Fehde, die sich unmittelbar auf die Unternehmensbewertung auswirkt.
Zudem werfen politische Äußerungen Musks – etwa zur Gründung einer neuen Partei „der Mitte“ – sowie seine Angriffe im Zusammenhang mit dem Epstein-Skandal zusätzliche Schatten auf die unternehmerische Reputation. Musk hatte behauptet, Trump tauche in den „Epstein-Akten“ auf – ohne hierfür Beweise vorzulegen.
Die Märkte reagierten nicht nur auf den unmittelbaren Streit, sondern auch auf die zunehmende politische Polarisierung rund um Musk. Während ein Teil der Bevölkerung seine Haltung unterstützt, schrecken andere potenzielle Kunden und Investoren zunehmend zurück. Bereits in der Vergangenheit hatte Tesla unter boykottartigen Reaktionen gelitten, etwa in Kalifornien oder Europa.
Brandanschläge auf Fahrzeuge sowie Proteste gegen Tesla-Fabriken in Deutschland und den USA zeigen, dass politische Positionierungen geschäftsrelevante Auswirkungen haben können. Für ein Unternehmen, das auf Innovationskraft, Technologieoffenheit und eine breite Kundenbasis angewiesen ist, stellt diese Entwicklung ein reales Geschäftsrisiko dar.
Musk ist bekannt dafür, umfangreiche private Kredite mit seinen Tesla-Anteilen abzusichern. Laut dem aktualisierten Jahresbericht 2024 des Unternehmens hat Musk rund 236 Millionen Aktien verpfändet. Bei einem fortgesetzten Kursrückgang könnte die sogenannte Loan-to-Value-Ratio kritisch werden – Musk müsste dann weitere Sicherheiten bereitstellen oder Aktien verkaufen. Dies wiederum würde weiteren Verkaufsdruck auf das Papier ausüben – ein sich selbst verstärkender Effekt.
Analysten beobachten deshalb nicht nur die politischen Entwicklungen, sondern auch potenzielle Margin Calls mit Blick auf Musks Verschuldungsgrad. Entsprechende Bewegungen im Börsenumfeld könnten ein Frühindikator für solche Entwicklungen sein.
Der Zwischenfall mit dem „Starliner“-Raumschiff von Boeing (Boeing Aktie) unterstreicht zusätzlich die Abhängigkeit der NASA von SpaceX. Zwar gelang es, die Raumkapsel sicher zur ISS zu bringen, jedoch mussten die Astronauten wegen technischer Probleme deutlich länger als geplant im All verbleiben – und kehrten letztlich mit einer SpaceX-Kapsel zurück.
Mitbewerber wie Blue Origin (Jeff Bezos) befinden sich technologisch noch im Anfangsstadium und fokussieren bislang auf suborbitale Flüge. Ein Rückzug Musks aus Regierungsverträgen wäre daher kurzfristig kaum zu kompensieren – ein Risiko, das inzwischen auch im Kongress diskutiert wird.
Der offene Konflikt zwischen Elon Musk und Donald Trump wirft ein Schlaglicht auf die enge Verzahnung von Politik, Technologie und Kapitalmarkt in den USA. Während Tesla und SpaceX in den vergangenen Jahren als Innovationsmotoren gefeiert wurden, zeigt sich nun die Kehrseite einer zu großen Abhängigkeit von Einzelpersonen. Für Investoren bedeutet die Lage erhöhte Unsicherheit – nicht nur wegen der aktuellen Kursverluste, sondern auch wegen langfristiger Risiken im Geschäftsmodell.
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