Ein für die ungarische Armee von Rheinmetall entwickelte Kampfpanzer der nächsten Generation.
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Rheinmetall versus Lockheed Martin - Ist der US-Rüstungsriese jetzt am Zug?

Während Rheinmetall in Europa von vollen Orderbüchern profitiert, drängt die US-Regierung ihre Rüstungskonzerne zur massiven Produktionsausweitung. Ein Blick auf die jüngsten Zahlen und ambitionierten Pläne von Lockheed Martin zeigt, wie der Konzern die Lücke zum deutschen Konkurrenten schließen will.
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Ein Duell der Rüstungs-Titanen:

Der globale Rüstungsmarkt erlebt seit der Zeitenwende eine Renaissance. Während der deutsche Konzern Rheinmetall (Rheinmetall Aktie) von seinem Fokus auf Bodenkampfsysteme wie den Leopard-Panzer und Artilleriemunition profitiert und seine Aktie seit Jahresbeginn massive Zuwächse verzeichnete, kämpft der US-Gigant Lockheed Martin (Lockheed Martin Aktie) (LMT) mit Altlasten und der Umstellung auf höhere Produktionsraten.

Lockheed Martin, bekannt für Schlüsselprodukte wie den F-35-Kampfjet und das Raketenabwehrsystem PAC-3 Patriot, ist mit einer Marktskapitalisierung von 115 Milliarden US-Dollar das größeres Unternehmen, dessen Geschicke jedoch stark von Großaufträgen der US-Regierung abhängen. Die Kursentwicklung der LMT-Aktie seit Jahresbeginn (+ 2,48 %) kann mit dem Höhenflug Rheinmetalls (+ 220 %) nicht mithalten, was die unterschiedlichen Herausforderungen und Marktsegmente der beiden Konzerne widerspiegelt. Lockheed könnte zwar vor einem Auftragsboom stehen, muss aber auch seine Effizienzprobleme in den Griff bekommen.

Massiver Druck aus Washington: Munitionsproduktion im Fokus

Der neue Auftragsboom für Locheed Martin wird durch Washington orchestriert. Das Pentagon erhöht massiv den Druck auf US-Rüstungsunternehmen, ihre Raketenproduktion in kurzer Zeit zu verdoppeln oder sogar zu vervierfachen. Hintergrund sind akute Sorgen über zu geringe Lagerbestände im Falle eines militärischen Konflikts.

Die Initiative wird vom neuen "Munitions Acceleration Council" vorangetrieben, in dem Rat sitzen die CEOs der größten Rüstungsproduzenten des Landes, darunter auch Lockheed. Zudem Verteidigungsminister Pete Hegseth und General Dan Caine, Vorsitzender der Joint Chiefs of Staff, sind. Pentagon-Sprecher Sean Parnell erklärte zuletzt: "Präsident Trump und Minister Hegseth suchen nach außergewöhnlichen Wegen, um unsere militärische Stärke auszubauen und die Produktion von Munition zu beschleunigen. Diese Bemühungen sind das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen führenden Vertretern der Rüstungsindustrie und hochrangigen Pentagon-Beamten."

Insbesondere bei zwölf Waffensystemen soll die Produktion beschleunigt werden. Allein die Jahresproduktion der Patriot-Abfangraketen soll fast vervierfacht werden. Lockheed erhielt hierfür bereits im September einen Auftrag über fast 10 Milliarden US-Dollar für rund 2.000 PAC-3-Raketen.

Allerdings warnen Experten wie Tom Karako vom Center for Strategic and International Studies, dass die Realitätsprüfung der massiven Ausweitung schwierig ist: Die Montage kann bis zu zwei Jahre dauern, neue Zulieferer benötigen lange Vorlaufzeiten und die Unternehmen bauen "solche Dinge nicht auf Spekulation". Obwohl die Trump-Regierung zusätzliche 25 Milliarden US-Dollar für Munitionsprogramme zusagte, werden höhere Summen für notwendig gehalten.

Europäische Chancen: Thaad als Arrow-3-Alternative

Parallel zum Binnenmarkt sucht Lockheed Martin verstärkt den Weg nach Europa. Im Gespräch ist die Vermarktung des Thaad-Langstrecken-Luftverteidigungssystems in Europa – zusätzlich zum F-35-Verkauf.

Laut Präsident Michael Williamson verhandelt das Unternehmen mit potenziellen Käufern für das über 1 Milliarde Euro teure Abwehrsystem. Thaad, das Kurz- und Mittelstreckenraketen abwehren kann, könnte als Alternative zum israelischen Arrow-3-System, das Deutschland im Rahmen der European Skyshield Initiative ausgewählt hat, in Frage kommen. Lockheed versucht damit, seinen Anteil am europäischen Aufrüstungsmarkt, auf dem Rheinmetall eine dominante Rolle spielt, deutlich zu vergrößern.

Gewinneinbruch trotz Auftragsflaute: Die Sorgen im zweiten Quartal

Trotz der vielversprechenden Aussichten im Munitionsgeschäft vermeldete Lockheed Martin Ende Juli für das zweite Quartal 2025 einen massiven Gewinnrückgang von rund 80 Prozent. Der Konzern verbuchte einen Vorsteuerverlust von 1,6 Milliarden US-Dollar, was die Aktie um mehr als 8 Prozent fallen ließ.

Hauptursache war eine hohe Sonderbelastung, die aus Schwierigkeiten mit einem geheimen Programm im Geschäftsbereich Aeronautics resultierte. Hinzu kamen Verluste durch internationale Projekte wie die Beschaffung der CH-148 Cyclone-See-Hubschrauber für Kanada (570 Mio. USD) und das Turkish Utility Helicopter Program (95 Mio. USD).

Lockheed korrigierte seine Gewinnprognose für 2025 um 1,5 Milliarden US-Dollar nach unten und peilt nun einen operativen Gewinn von 6,65 Milliarden US-Dollar an. Der bereinigte Gewinn pro Aktie lag mit 7,29 US-Dollar zwar über den Analystenerwartungen (6,44 USD), doch der Quartalsumsatz von 18,16 Milliarden US-Dollar verfehlte die Prognose. Der Konzern leidet unter dem wachsenden Kostendruck durch Inflation und Lieferkettenstörungen bei langfristigen Festpreisverträgen, die vor der Pandemie ausgehandelt wurden.

Fazit: Lockheed Martin könnte trotz der Zahlen im Schlussquartal besser performen

Der Vergleich mit Rheinmetall zeigt: Während der deutsche Konkurrent mit geringeren Anlaufschwierigkeiten im Bestandsgeschäft glänzt, steht Lockheed Martin vor einer fundamentalen, aber lukrativen Transformation.

Die massiven Regierungsaufträge im Milliardenbereich – allen voran der 10-Milliarden-Dollar-Deal für PAC-3-Raketen – sowie die strategische Expansion nach Europa mit dem Thaad-System könnten die Quartalszahlen in den kommenden Perioden positiv beeinflussen. Die aktuellen Verluste sind zwar schmerzhaft, stellen aber größtenteils Sondereffekte aus Altlasten dar.

Angesichts des entschlossenen Willens des Pentagons, die Produktionsraten massiv zu steigern, und der nun fließenden Milliardenaufträge besteht eine gute Chance, dass Lockheed Martin seinen Rückstand im Jahresschlussspurt verringern könnte.

Daher dürfte Lockheed Martin aktuell die bessere Wahl sein, wenn sich Anleger zwischen Rheinmetall und dem amerikanischen Rüstungskonzern entscheiden müssen. Nicht nur die Kursentwicklung, auch die Fundamentaldaten sprechen aktuell für Lockheed Martin. 

Während das KGV des DAX-Konzerns für das laufende Jahr auf 77,1 geschätzt wird kommen die Amerikaner auf einen Wert von 22,5. Auch bei der geschätzten Dividendenrendite geht der Punkt nach Übersee. Bei Rheinmetall liegt sie bei 0,59 Prozent, während Lockheed auf 2,7 % kommt. Im letzten Quartal des laufenden Jahres könnten daher die Amerikaner die Nase vorn haben. 


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