
KI-Halbleiter: Ein immer stärker umkämpfter Kuchen
Der Wettbewerber in Halbleiterbranche, insbesondere bei KI-Beschleunigern spitzt sich zu. Nachdem Alphabet signalisiert hat, künftig auch den Verkauf seiner Eigenentwicklungen zu erwägen (wofür seitens Meta Platforms Interesse bestehen soll), zogen am Dienstag Amazon und Nvidia nach und kündigten eine engere Zusammenarbeit an.
Und dann sind da noch Unternehmen wie Broadcom und Marvell, die sogenannte ASIC-Halbleiter herstellen. Darunter werden anwendungsspezifische, integrierte Schaltungen verstanden, deren Anforderungen von den Kunden formuliert werden. Diese sind auch im KI-Bereich zunehmend verbreitet und bedrohen mittel- und langfristig die faktische Alleinherrschaft von Nvidia (Nvidia Aktie).
Marvell steigt sich dank hoher Nachfrage kräftig
Am Dienstagabend hat sich mit Marvell ein Aspirant, sich ein Stück vom wachsenden KI-Kuchen zu sichern, mit seinen Quartalszahlen zu Wort gemeldet. Die sind stark ausgefallen.
Gegenüber dem Vorjahresquartal kletterten die Erlöse um 36,8 Prozent auf 2,08 Milliarden US-Dollar. Damit konnten die Erwartungen um 10 Millionen US-Dollar übertroffen werden. Besonders hoch fiel das Wachstum mit Bereich Datenzentren aus, wo der Umsatz um 37,9 Prozent auf 1,52 Milliarden US-Dollar kletterte. Noch stärker konnte das Netzwerkgeschäft mit einem Plus von 57,2 Prozent auf 237,2 Millionen US-Dollar zulegen.
Den schwachen Trend in der Automobilindustrie bestätigte hingegen ein Rückgang von 57,8 Prozent. Allerdings trägt die Sparte mit 35 Millionen US-Dollar kaum noch zum Gesamtergebnis bei. Auch Halbleiter für Endverbraucherprodukte entwickelten sich unterdurchschnittlich.
Gewinn steigt dank verbesserter Profitabilität kräftig
Die Gewinnerwartungen konnte Marvell ebenfalls übertreffen. Statt der geschätzten 0,76 US-Dollar pro Aktie legte das Unternehmen ein um 2 Cent höheres Ergebnis vor. Gegenüber dem Vorjahresquartal gelang so eine Steigerung um 33 Cent beziehungsweise 76,7 Prozent.
Insgesamt erwirtschaftete Marvell einen auf die Anteilseigner entfallenden Nettogewinn in Höhe von 1,9 Milliarden US-Dollar oder 2,22 US-Dollar je Anteil. Im Jahr zuvor war noch ein Verlust von 676,3 Millionen US-Dollar angefallen. Der Großteil dieses Anstiegs stammt jedoch aus Investitionsgewinnen und Zinserträgen.
Aber auch beim operativen Gewinn gelangen große Fortschritte. Dieser kletterte nach einem Minus von 702,8 Millionen US-Dollar auf ein Plus von 357,8 Millionen US-Dollar, was die verbesserte Profitabilität des Unternehmens belegt.
Ausblick stellt zufrieden, milliardenschwere Übernahme geplant
Für das kommende Quartal legte das Management eine zufriedenstellende Guidance vor. Erwartet werden Erlöse in Höhe von 2,2 Milliarden US-Dollar (±5 Prozent) und ein bereinigter Gewinn pro Aktie von 0,74 bis 0,84 US-Dollar; der Konsens hatte hier bei 0,77 US-Dollar gelegen.
Dabei soll das Datencenter-Geschäft weiterhin im Mittelpunkt. CEO Matthew Murphy stellte Anlegerinnen und Anlegern hier ein Wachstum von 25 Prozent in Aussicht.
Außerdem gab der Konzern die Übernahme von Celestial AI bekannt. Den Photonik-Spezialisten lässt sich Marvell 3,3 Milliarden US-Dollar kosten. Photonische Halbleiter gelten angesichts der rasant wachsenden Datenmengen als nächster Technologischer Meilenstein. Hierfür war schon der Einstieg von Nvidia bei Netzwerkspezialist Nokia ein Fingerzeig. Erste finanziell messbare Beiträge zur Bilanz von Marvell erwartet das Management ab der zweiten Hälfte des übernächsten Fiskaljahres.

Aktie klettert zum ersten Mal seit Februar über 100 US-Dollar
Über das gute Abschneiden, die zufriedenstellende Prognose sowie die ambitionierte Übernahme von Celestial AI reagierten Anlegerinnen und Anleger in der US-Nachbörse hocherfreut. Die Aktie legte zeitweise deutlich zweistellig zu, nachdem sie bereits im regulären Handel knapp 2 Prozent gewinnen konnte.
Nach 12,5 Millionen gehandelten Stücken ging Marvell schließlich mit einem Plus von 8,7 Prozent aus dem erweiterten Handel. Können diese Gewinne zur Wochenmitte verteidigt werden, notiert die Aktie erstmals seit Februar wieder über der Marke von 100 US-Dollar.
Damit würde nicht nur ein wichtiger Widerstand aus dem Weg geräumt werden, es könnte auch zu einem Ausbruch aus dem Aufwärtstrendkanal der vergangenen 9 Monate und damit einer Trendbeschleunigung kommen.
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Fazit: Aussichtsreich, aber nicht mehr günstig bewertet
Die starken Quartalszahlen von Marvell unterstreichen den Trend, dass nach Kundenwunsch entwickelte Halbleiterprodukte auch im KI-Bereich eine wachsende Rolle spielen und sich Marktanteile sichern können. Das dürfte mittel- und langfristig eine Bedrohung für die Marktmacht und damit auch die Margen von Nvidia sein.
Mit der Übernahme von Celestial AI sichert sich der Konzern außerdem zusätzliche Kompetenzen im Bereich Netzwerktechnik, wo im abgelaufenen Quartal schnell wachsende Geschäfte verzeichnet werden konnten. Damit entwickelt sich Marvell zu einem Allrounder innerhalb der KI-Lieferkette mit glänzenden Aussichten.
Günstig bewertet sind die Anteile jedoch nicht. Für das laufende Geschäftsjahr steht ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 32,5 zu Buche. Das liegt um 38,4 Prozent über dem Branchendurchschnitt – ein Bild, dass sich auch bei vielen anderen Kennziffern zeigt. Nur beim Kurs-Gewinnwachstumsverhältnis (PEG) kann Marvell mit 0,98 noch überzeugen.
Autor: ARIVA.DE Redaktion/Max Gross