Lydia Maier
Lydia Maier
Lufthansa-CEO Carsten Spohr sieht die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als internationalen Luftverkehrsstandort in Gefahr. Hohe Gebühren und Abgaben führen zunehmend dazu, dass Fluggesellschaften wichtige Strecken streichen oder den Standort Deutschland gänzlich meiden. In einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ machte Spohr deutlich, dass der Kostendruck auf Airlines, insbesondere durch staatlich verordnete Abgaben, das Angebot weiter schrumpfen lässt. „Ich mache mir große Sorgen um die Anbindung unseres Wirtschaftsstandorts“, sagte Spohr. Er verwies auf die steigenden Gebühren für Flugsicherheit, die zum Mai erhöhte Luftverkehrssteuer sowie geplante Regulierungen wie die Beimischungsquote für synthetische Kraftstoffe (E-Fuels).
Nicht nur Lufthansa (Lufthansa Aktie) selbst, sondern auch andere Airlines reagieren bereits auf die hohe Kostenbelastung in Deutschland. Ryanair, die größte Billigfluggesellschaft Europas, hat angekündigt, ab Sommer 2024 mehrere deutsche Flughäfen, darunter Dortmund, Dresden und Leipzig, nicht mehr anzufliegen. Auch das Angebot in Hamburg und Berlin soll deutlich reduziert werden. Die Lufthansa-Tochter Eurowings streicht ihr Angebot in Hamburg um mehr als 1000 Flüge und plant, ihre Kapazitäten auf Strecken in den Nahen Osten zu verlagern. Diese Umstrukturierungen verdeutlichen den zunehmenden Druck auf die Branche, Kosten zu senken und profitablere Märkte zu erschließen.
Spohr warnt zudem davor, dass der Kostendruck nicht nur kleine oder preisbewusste Fluggesellschaften trifft, sondern den gesamten Luftverkehrsmarkt in Deutschland betrifft. Dies gefährdet die Anbindung wichtiger Wirtschaftsregionen und die Attraktivität des Standorts Deutschland für den globalen Handel und Tourismus.
Neben den bereits bestehenden Abgaben und Gebühren sieht die Luftfahrtindustrie weiteren Belastungen entgegen. Insbesondere die geplante Verpflichtung zur Beimischung von E-Fuels – synthetisch hergestellte Kraftstoffe, die den CO2-Ausstoß im Flugverkehr reduzieren sollen – bereitet den Airlines Sorgen. Spohr betont, dass diese Kraftstoffe in den benötigten Mengen noch nicht ausreichend verfügbar seien, was die Umsetzung der Vorgaben für die Airlines erschwere und zu höheren Kosten führen werde.
Der Branchenverband BDL (Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft) fordert daher, dass die zusätzlichen Einnahmen aus der erhöhten Luftverkehrssteuer zur Förderung der Produktion von CO2-neutralen, strombasierten Flugkraftstoffen verwendet werden. Dies sei auch im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vorgesehen, doch konkrete Maßnahmen blieben bisher aus.
Die steigenden Kosten im Luftverkehr haben auch politische Reaktionen ausgelöst. Anja Karliczek, tourismuspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, plädiert für ein Moratorium weiterer Belastungen für die Luftfahrtbranche. „Das gilt auch für die geplante Anhebung des Gebührendeckels für Luftsicherheitskontrollen“, so Karliczek. Sie fordert darüber hinaus eine Rücknahme der jüngsten Erhöhung der Luftverkehrssteuer. Laut Karliczek sei der Bogen überspannt: „Wir dürfen nicht weiter zusehen, wie Deutschland als Luftverkehrsstandort abgehängt wird, es immer weniger Flugverbindungen gibt und die verbleibenden sich übermäßig verteuern.“
Die Luftfahrtbranche in Deutschland sieht sich zunehmend mit hohen Kosten und immer neuen Regulierungen konfrontiert. Fluggesellschaften reagieren bereits mit Streichungen von Flugverbindungen und einer Verlagerung ihrer Kapazitäten in andere Regionen. Dies gefährdet nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als internationalen Luftverkehrsstandort, sondern auch die Anbindung wichtiger Wirtschaftsregionen. Ohne gezielte Entlastungen und eine stärkere Förderung alternativer Kraftstoffe wie E-Fuels droht ein weiterer Rückgang des Angebots.
Quelle: handelsblatt.com
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