In den letzten Jahren hat sich die Ladeinfrastruktur in Deutschland merklich verbessert. Besonders entlang der Autobahnen wächst die Zahl der Ladeparks zügig. Der Energieversorger EnBW treibt diese Entwicklung mit Nachdruck voran und konnte die Zahl seiner Schnellladepunkte im Jahr 2024 erheblich steigern. Zwischen August und September 2024 wuchs die Anzahl von EnBW betriebenen CCS-Ladepunkten um fast 200 auf über 5.300 Ladepunkte. Auch andere Anbieter, wie Fastned und IONITY, haben in den letzten Jahren massiv in den Ausbau investiert.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vermeldete, dass allein im ersten Halbjahr 2024 über 16.000 neue öffentliche Ladepunkte in Betrieb genommen wurden, wodurch die Gesamtzahl um 14 Prozent auf über 134.000 anstieg. Trotz dieser Fortschritte bleibt der Ladevorgang für viele Fahrer von Elektrofahrzeugen immer noch problematisch.
Obwohl es immer mehr Schnellladepunkte gibt, kommt es weiterhin zu häufigen Problemen, insbesondere an älteren Ladestationen. Jörg Heuer, Geschäftsführer des Ladesäulen-Softwareanbieters EcoG, berichtet von einer zunehmenden Anzahl sogenannter „Ladeleichen“, bei denen es sich meist um veraltete Ladesäulen handelt. Diese wurden zu Beginn des Ladeinfrastruktur-Aufbaus installiert und sind heute oft nicht mehr mit modernen Fahrzeugen kompatibel. Besonders betroffen sind hier Städte wie Regensburg, wo zahlreiche von Bayernwerk betriebene Ladesäulen regelmäßig ausfallen.
Ein weiteres Problem, das viele E-Fahrer betrifft, ist die Verfügbarkeit von Ladesäulen an Autobahnraststätten. Obwohl es entlang der Autobahnen immer mehr Ladeparks gibt, kommt es oft vor, dass die Ladesäulen defekt sind oder aufgrund ihrer Lage schwer zugänglich sind. Zudem bieten viele Raststätten nur wenige Ladesäulen mit niedriger Ladeleistung an, was den Ladevorgang zeitaufwendig macht.
Ein erheblicher Kritikpunkt vieler E-Auto-Nutzer sind die hohen Ladepreise an öffentlichen Ladesäulen. Besonders in Großstädten, wo viele Laternenparker auf öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind, können die Kosten für das Laden eines Elektroautos beträchtlich sein. Darüber hinaus kommen zu den ohnehin hohen Strompreisen oft noch sogenannte Blockiergebühren hinzu, die erhoben werden, wenn ein Fahrzeug länger als nötig an der Ladesäule steht.
Die Ladeeffizienz variiert ebenfalls stark. Während moderne Schnellladesäulen mit Leistungen von bis zu 300 kW in wenigen Minuten eine erhebliche Reichweite ermöglichen, sind viele ältere Ladesäulen nur mit 50 kW ausgestattet, was den Ladevorgang erheblich verlängert. Noch problematischer ist, dass die Ladeleistung oft geteilt wird, wenn mehrere Fahrzeuge gleichzeitig laden, was die Ladezeit weiter verlängert.
Ein weiteres großes Hindernis für die E-Mobilität in Deutschland ist das regelwidrige Parken auf Ladeplätzen. Immer wieder kommt es vor, dass Ladesäulen durch Fahrzeuge blockiert werden, die nicht laden, insbesondere in dicht besiedelten Stadtgebieten, wo Parkplätze generell knapp sind. Dieses Phänomen tritt besonders in Städten wie Antwerpen auf, wo eine hohe Anzahl an Ladesäulen in Wohngebieten installiert wurde, die regelmäßig von Nicht-Ladern blockiert werden. Auch in Deutschland sind ähnliche Probleme zu beobachten, wenn auch weniger ausgeprägt.
Das Laden von E-Autos in öffentlichen Bereichen bleibt somit für viele Nutzer frustrierend. Die App-basierte Suche nach freien Ladepunkten wird durch solche Falschparker erschwert, da die Ladesäulen in der App oft fälschlicherweise als verfügbar angezeigt werden.
Trotz aller Fortschritte steht die Elektromobilität in Deutschland vor erheblichen Herausforderungen. Insbesondere die langsame Verbreitung von Elektroautos und die zögerliche Akzeptanz der Technologie machen es schwierig, die Ladeinfrastruktur wirtschaftlich zu betreiben. Der Ausbau der Ladesäulen geht teilweise schneller voran als der Zuwachs an Elektrofahrzeugen, was zu einer geringen Auslastung der Ladesäulen führt. Laut BDEW liegt die durchschnittliche Auslastung der Ladesäulen in Deutschland bei nur 14,5 Prozent, mit einer stark regionalen Schwankungsbreite von 3 bis 23 Prozent.
Um die Elektromobilität nachhaltig voranzutreiben, sind weitere Investitionen in die Ladeinfrastruktur nötig, insbesondere in urbanen Gebieten. Auch die Modernisierung alter Ladesäulen ist von zentraler Bedeutung, um die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit des Ladenetzes zu verbessern. Erst wenn diese Probleme gelöst sind, wird die Elektromobilität in Deutschland ihren vollen Durchbruch erleben.
Quelle: handelsblatt.com
Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.