Nicolas Fuchs
Nicolas Fuchs Der arabische Öl- und Energieriese Adnoc (Abu Dhabi National Oil Company) hat den Kunststoffhersteller Covestro nach monatelangem Werben erfolgreich übernommen. Mit einer Offerte von bis zu 16 Milliarden Euro soll Adnoc durch den Zukauf seine Position im globalen Chemiesektor erheblich stärken. Covestro, mit Sitz in Leverkusen, stellt Vorprodukte für die Automobil-, Bau-, Möbel- und Haushaltsgeräteindustrie her und wird künftig eine zentrale Rolle in der Wachstumsstrategie von Adnoc spielen. Der Ölkonzern zielt darauf ab, sich als einer der führenden Akteure in der Chemieindustrie zu etablieren.
Die Übernahme, die Adnoc 62 Euro pro Covestro-Aktie kostet, umfasst zusätzlich eine Kapitalerhöhung um zehn Prozent, was Covestro etwa 1,2 Milliarden Euro zusätzlich einbringt. Diese Maßnahme soll es Covestro ermöglichen, seine Nachhaltigkeitsstrategie weiter zu verfolgen, insbesondere in den Bereichen Performance Materials und Spezialchemikalien. Am Dienstag stieg der Aktienkurs von Covestro auf 57,86 Euro, blieb jedoch unter dem Übernahmeangebot von 62 Euro je Aktie.
Für Adnoc bedeutet dieser Deal eine Investition von 11,7 Milliarden Euro in Covestros Aktien. Hinzu kommen Schulden in Höhe von rund 3 Milliarden Euro, die den Gesamtwert der Übernahme auf etwa 16 Milliarden Euro ansteigen lassen. Voraussetzung für die erfolgreiche Übernahme ist, dass Adnoc mehr als 50 Prozent der Covestro-Aktien erwirbt.
Die Übernahme von Covestro passt nahtlos in Adnocs Strategie, eines der fünf größten Chemieunternehmen der Welt zu werden. Der Ölriese, der traditionell auf Raffinerieprodukte und petrochemische Erzeugnisse setzt, erhält durch den Kauf Zugang zu innovativen Materialien, die in Bereichen wie Elektrofahrzeugen, Wärmedämmung und technischen Kunststoffen eine Rolle spielen. Adnoc will diese Technologien nutzen, um seine Geschäftsfelder zu diversifizieren und sich in zukunftsträchtigen Industrien zu positionieren. Insbesondere der Einstieg in kohlenstoffarme Brennstoffe wie Ammoniak, Wasserstoff sowie in Flüssigerdgas und Chemikalien steht dabei im Fokus des Konzerns.
Adnoc-CEO Sultan Ahmed Al Jaber betonte, dass diese Übernahme nicht nur ein strategischer Schritt sei, um das Portfolio des Unternehmens zu erweitern, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Wachstumsstrategie von Adnoc leiste. „Diese Partnerschaft mit Covestro sichert uns den Zugang zu fortschrittlichen Materialien und unterstützt unsere Bemühungen, zukunftssicher aufgestellt zu sein“, so Al Jaber.
Für Covestro und dessen Mitarbeiter bietet der Deal laut CEO Markus Steilemann klare Vorteile: „Die Unterstützung von Adnoc sichert uns ein stärkeres Fundament für nachhaltiges Wachstum in attraktiven Märkten.“ Steilemann betonte, dass der Vorstand und der Aufsichtsrat des Unternehmens die Übernahme vollumfänglich unterstützen. Die bestehenden Arbeitsplätze sind durch die Investitionsvereinbarung mit Adnoc bis Ende 2028 geschützt, was besonders die rund 7.000 Mitarbeiter in Deutschland beruhigen dürfte.
Darüber hinaus erklärte Adnoc, dass es keine gravierenden Veränderungen bei Covestro geben werde. Der derzeitige Vorstand bleibt im Amt, und ein Beherrschungsvertrag ist nicht geplant. Jedoch ist ein Rückzug von der Börse langfristig nicht ausgeschlossen, sofern der Covestro-Vorstand dem zustimmt.
Adnoc plant, Covestros Expertise im Bereich nachhaltiger Chemikalien zu nutzen, um eigene Nachhaltigkeitsziele zu fördern. Mit den Einnahmen aus der Kapitalerhöhung soll die Entwicklung von Technologien vorangetrieben werden, die in Branchen wie der Elektromobilität, Gebäudeisolierung und Hochleistungsbeschichtungen benötigt werden. Covestros Fokus auf umweltfreundliche Materialien und Prozesse deckt sich mit Adnocs Plänen, sein Geschäft in Richtung nachhaltiger Energien und kohlenstoffarmer Lösungen auszubauen.
Die Übernahme von Covestro markiert einen bedeutenden Schritt für Adnoc, um sich als führender Akteur im Chemiesektor zu etablieren. Mit der Integration von Covestro will Adnoc sein Portfolio in Richtung nachhaltiger Materialien erweitern und gleichzeitig in neuen, wachstumsstarken Märkten Fuß fassen. Für Covestro bedeutet die Partnerschaft nicht nur finanzielle Stabilität, sondern auch die Möglichkeit, seine eigene Nachhaltigkeitsstrategie weiter voranzutreiben. In den kommenden Jahren bleibt abzuwarten, wie sich diese strategische Partnerschaft auf den globalen Chemiesektor auswirken wird.
Quelle: capital.de
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