Warren Buffett investiert jetzt in Japans stille Giganten
Warren Buffett, das „Orakel von Omaha“, baut mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway die Beteiligungen an fünf japanischen Handelskonzernen systematisch aus. Bei Mitsubishi Corporation und Mitsui & Co. hat er bereits die wichtige Zehn-Prozent-Marke überschritten. Weitere Aufstockungen bei Itochu (Itochu Aktie), Marubeni (Marubeni Aktie) und Sumitomo sind angekündigt. Die Zustimmung der Unternehmen zur Lockerung bisheriger Beteiligungsgrenzen unterstreicht das gegenseitige Vertrauen in eine langfristige Partnerschaft.
Die fünf Firmen sind keine klassischen Industriekonzerne, sondern sogenannte Sōgō Shōsha – breit diversifizierte Handelsgiganten, die in Dutzenden von Branchen tätig sind: von Rohstoff- und Energiemärkten über Infrastruktur, Finanzdienstleistungen und Konsumgüter bis hin zu Hightech und Gesundheitswesen. Gerade diese Struktur spricht Buffett an, der in seinem letzten Aktionärsbrief die „hervorragende Kapitalallokation“ und „aktionärsfreundliche Politik“ der Konzerne lobte.
Japans Reformen und stabile Geldpolitik schaffen Investitionschancen
Der Zeitpunkt von Buffetts Investitionen ist kein Zufall: Seit 2023 hat Japan tiefgreifende Strukturreformen eingeleitet – insbesondere an der Börse Tokio. Unternehmen werden verstärkt dazu angehalten, Kapital effizienter zu nutzen, Dividenden zu erhöhen und Aktienrückkäufe vorzunehmen. Zudem erhalten japanische Privatanleger steuerliche Anreize, um die Inlandsnachfrage an den Kapitalmärkten zu fördern.
Hinzu kommt eine seit Jahren ultra-lockere Geldpolitik der Bank of Japan (BoJ), die im globalen Vergleich weiterhin auf negative Realzinsen setzt. Die BoJ vermeidet Zinserhöhungen bewusst, um Wachstum zu fördern und die fragile Binnennachfrage zu stabilisieren. Für kapitalintensive Unternehmen wie die großen Handelsgesellschaften bedeutet das: niedrige Finanzierungskosten und ein insgesamt günstiges Investitionsumfeld.
Gleichzeitig macht der seit 2022 anhaltend schwache Yen japanische Exportwerte für ausländische Investoren attraktiver. Diesen Effekt nutzt Buffett mit seinem Engagement gezielt.
Japans Leitindizes auf Rekordniveau
Die Wirkung dieser Faktoren zeigt sich deutlich an den Kapitalmärkten: Nikkei 225 und Topix erreichten im August und September neue Allzeithochs. Besonders ausländische Investoren trugen laut Edgar Walk, Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management, zu diesem Kursaufschwung bei. Auch Aktienrückkäufe japanischer Unternehmen trieben die Kurse weiter nach oben.
Walk betont, dass das Vertrauen ausländischer Investoren auch durch die Fähigkeit japanischer Firmen gestärkt werde, auf internationale Risiken zu reagieren. Unternehmen kündigten etwa Produktionsverlagerungen, Kostensenkungsprogramme und Preisanpassungen an, um etwaige Belastungen durch den Handelskonflikt mit den USA zu mildern.
Risiken bleiben: US-Zölle, Demografie und Strukturprobleme
Trotz positiver Signale ist das wirtschaftliche Umfeld in Japan keineswegs risikofrei. Die Unternehmensgewinne waren im zweiten Quartal 2025 rückläufig – insbesondere aufgrund der Zollpolitik der Vereinigten Staaten. Zwar fiel der beschlossene Zollsatz mit 15 % niedriger aus als befürchtet, dennoch sehen sich vor allem Unternehmen der Automobilbranche gezwungen, ihre globalen Liefer- und Produktionsketten zu überdenken.
Zudem bleibt die alternde Bevölkerung eine strukturelle Belastung für den japanischen Binnenmarkt. Gunther Schnabl vom Flossbach von Storch Research Institute warnt davor, dass Japan ohne tiefgreifende Reformen wirtschaftlich an Dynamik verlieren könnte. Allerdings sieht er die exportorientierten Großkonzerne gut aufgestellt, um sich auf globalen Märkten weiterhin behaupten zu können, besonders aufgrund der robusten Nachfrage nach Rohstoffen und Industriegütern in Asien und weltweit.
Buffett fokussiert auf langfristige Qualität und Diversifikation
Buffetts Strategie folgt einem bekannten Muster: Er investiert bevorzugt in wertstabile Unternehmen mit starken Bilanzen, soliden Dividendenrenditen und klarer Managementstruktur. Die Handelsriesen Japans erfüllen diese Kriterien: Sie sind über viele Branchen hinweg tätig, profitieren von der Globalisierung und verfügen über langfristige Lieferverträge in der Energie- und Rohstoffversorgung.
„Diese Konzerne sind gut diversifiziert, agieren weltweit und bieten inflationsresistente Erträge“, erklärt Edgar Walk. Gerade in einem potenziell inflationären globalen Umfeld könnten Rohstoffwerte und Grundstoffkonzerne wie Marubeni oder Mitsui zusätzliche Stabilität ins Portfolio bringen.
Buffett selbst lobte explizit die moderate Vergütungskultur der japanischen Vorstände und das bewusste Kapitalmanagement: Rückkäufe und Dividendenerhöhungen würden dort nur dann vorgenommen, wenn sie wirtschaftlich sinnvoll sind. Dies steht im Gegensatz zu den USA, wo aggressive Ausschüttungspolitiken oft den Aktienkurs kurzfristig stützen sollen.
Fazit: Buffett setzt auf „ruhige Riesen“ mit globalem Potenzial
Der Ausbau der Beteiligungen an Japans Handelskonzernen ist kein kurzfristiger Spekulationsschritt, sondern ein langfristig angelegter Vertrauensbeweis in die strukturelle Stärke dieser Unternehmen. Ihre globale Aufstellung, breite Diversifikation und konservative Unternehmensführung machen sie für Buffett zu idealen Investments in einem von Unsicherheiten geprägten Weltmarkt.
Gleichzeitig stellt sein Engagement ein Signal an institutionelle Anleger dar, die nach Alternativen zu überbewerteten westlichen Märkten suchen. Japans stille Giganten könnten nicht durch laute Innovation künftig stärker ins Blickfeld rücken, sondern durch stille Stabilität und verlässliche Wertentwicklung.