- Warren Buffett verkauft 400.000 Aktien von Davita Inc.
- Berkshire Hathaway hält nun weniger als 32 Millionen Davita-Aktien.
- KBW stuft Berkshire Hathaway auf "Underperform" herab.
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Nicolas Fuchs
Nicolas Fuchs
Warren Buffett, langjähriger Chef und Investorenlegende von Berkshire Hathaway, hat seine Beteiligung am US-Gesundheitskonzern Davita Inc. (ISIN: US23918K1088) weiter verringert. Laut den jüngsten Offenlegungen bei der US-Börsenaufsicht SEC veräußerte Berkshire rund 400.000 Davita-Aktien im Gegenwert von etwa 54 Millionen US-Dollar. Damit hat Buffett im laufenden Jahr bereits zum sechsten Mal Anteile an Davita verkauft, was eine auffällige Entwicklung angesichts der bisherigen Langfristbindung an den Konzern ist.
Zum Jahresanfang 2025 hielt Berkshire Hathaway noch über 36 Millionen Aktien von Davita, inzwischen sind es weniger als 32 Millionen, was einem Rückgang von etwa 12 Prozent entspricht. Trotz dieser Verkäufe bleibt Berkshire der mit Abstand größte Einzelaktionär des Unternehmens und besitzt rund 44 Prozent der frei handelbaren Davita-Aktien. Im Portfolio von Berkshire ist Davita weiterhin unter den zehn größten Positionen.
Der jüngste Verkauf durch Buffett erfolgte unmittelbar nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen von Davita, die hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieben. Für das am 30. September abgeschlossene dritte Quartal meldete das Unternehmen einen bereinigten Gewinn von 2,51 US-Dollar je Aktie, während Analysten laut Daten des Finanzdienstes LSEG im Durchschnitt mit 3,23 US-Dollar gerechnet hatten. Auch beim Umsatz blieb das Unternehmen mit 3,42 Milliarden US-Dollar leicht unter dem erwarteten Wert von 3,43 Milliarden US-Dollar.
Als Anbieter von Dialyseleistungen für ambulante und häusliche Behandlungen steht Davita zunehmend unter Druck. Die durchschnittliche Zahl der Dialysebehandlungen in den USA sank im dritten Quartal um 0,5 Prozent, gleichzeitig stiegen die Behandlungskosten im Jahresvergleich um sechs Prozent. Zusätzlich belasten höhere IT-Ausgaben infolge eines Cyberangriffs im April die Bilanz des Unternehmens.
Seit Jahresbeginn verlor die Davita-Aktie rund 12 Prozent an Wert. Zum Vergleich: Der US-Gesundheitssektor im breiten S&P 500 konnte im gleichen Zeitraum um mehr als vier Prozent zulegen. Die relative Schwäche der Davita-Aktie gegenüber dem Gesamtmarkt spiegelt die operativen Herausforderungen des Unternehmens wider.
Analysten zeigen sich aktuell zurückhaltend: Nur ein Analyst rät zum Kauf der Aktie, acht empfehlen das Halten und einer den Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 149 US-Dollar, was zwar ein Aufwärtspotenzial von rund 17 Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs darstellt, jedoch gegenüber dem Mai-Wert von 167 US-Dollar einen deutlichen Rückgang signalisiert.
Trotz der aktuellen Verkäufe bleibt Buffetts Engagement in Davita ein insgesamt erfolgreiches Investment. Die ursprünglichen Käufe erfolgten zwischen 2011 und 2014, bei Kursen zwischen 30 und 78 US-Dollar. Im Durchschnitt investierte Berkshire rund 2,2 Milliarden US-Dollar in Davita. Selbst unter Berücksichtigung der aktuellen Marktschwäche notieren auch die teuersten Aktien aus diesem Zeitraum deutlich im Plus.
Allein durch die bisher realisierten Verkäufe konnte Buffett bereits 842 Millionen US-Dollar erlösen. Die noch gehaltenen Davita-Aktien haben derzeit einen Marktwert von rund vier Milliarden US-Dollar – ein klares Zeichen dafür, dass sich die langfristige Strategie bislang ausgezahlt hat.
Doch die Fokussierung auf defensive Titel wie Davita wird auch im Kontext der strategischen Ausrichtung von Berkshire Hathaway insgesamt zunehmend hinterfragt.
Parallel zur Reduktion der Davita-Beteiligung gerät Berkshire Hathaway selbst ins Visier der Analysten. Die renommierte Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods (KBW) hat das Unternehmen am Montag auf „Underperform“ herabgestuft. Dies entspricht einer Verkaufsempfehlung. Analyst Meyer Shields begründet die Entscheidung mit einer Reihe an strukturellen und operativen Risiken, die auf das Konglomerat zukommen.
Im Zentrum steht der anstehende Führungswechsel von Warren Buffett zu Greg Abel, der zum Jahreswechsel 2025/2026 den CEO-Posten übernehmen soll. Buffett, der mittlerweile 95 Jahre alt ist, führte Berkshire über sechs Jahrzehnte hinweg und schuf dabei ein weit verzweigtes Industriekonglomerat mit hoher Stabilität. Abel gilt zwar als erfahrener und kompetenter Manager, doch das Vertrauen der Aktionäre muss erst noch wachsen.
Analyst Shields spricht in seiner Bewertung von einem „einzigartigen Nachfolgerisiko“, das sich nicht leicht quantifizieren lässt. Buffetts persönliche Strahlkraft und seine langjährige Erfahrung sind schwer zu ersetzen. Zudem war Buffett über Jahre hinweg eine psychologische Stütze für viele Aktionäre insbesondere in Krisenzeiten.
Neben der Unsicherheit über den Führungswechsel verweist KBW auch auf operative Probleme innerhalb des Unternehmens:
Die Eisenbahn-Tochter BNSF verzeichnet rückläufige Umsätze.
Die Versicherungssparte hatte zuletzt mit hohen Schadenquoten zu kämpfen.
Die Energiesparte BHE (Berkshire Hathaway Energy) steht unter Druck durch politische Entwicklungen in den USA. Die Regierung plant, Fördermaßnahmen für erneuerbare Energien zurückzufahren, was künftige Renditen gefährden könnte.
In diesem Kontext könnten Investitionen in Windkraftprojekte entweder beschleunigt werden müssen oder mit niedrigeren Margen auskommen. Beides würde die strategische Kapitalallokation von Berkshire Hathaway erheblich beeinflussen.
Ein weiterer Faktor betrifft die extrem hohen Barreserven von Berkshire Hathaway, die teilweise in kurzfristige US-Staatsanleihen investiert sind. Die Phase hoher Zinserträge dürfte sich allerdings dem Ende nähern. Die US-Notenbank Fed wird voraussichtlich in der kommenden Woche eine weitere Zinssenkung beschließen. Dies würde die Rendite auf Berkshires Barbestände schmälern und die Kapitalverzinsung der liquiden Mittel deutlich reduzieren.
Die Aktie der Klasse A von Berkshire Hathaway wird aktuell bei rund 737.000 US-Dollar gehandelt. Das von KBW neu festgesetzte Kursziel liegt bei 700.000 US-Dollar, etwa fünf Prozent unter dem aktuellen Kurs. Die Klasse-A-Aktie ist damit weiterhin die teuerste Einzelaktie der Welt, jedoch mit deutlich reduzierten Aufwärtserwartungen.
Der Konzern wird am kommenden Samstag (2. November 2025) seine Quartalszahlen vorlegen. Beobachter erhoffen sich aus diesem Bericht detaillierte Informationen zur Performance der einzelnen Beteiligungen sowie einen strategischen Ausblick auf die Zeit nach Buffett.
Warren Buffett selbst kündigte an, weiterhin im Verwaltungsrat aktiv zu bleiben und seine Erfahrung insbesondere in volatilen Marktphasen auch künftig einzubringen. Dennoch dürfte mit dem offiziellen Führungswechsel zu Greg Abel eine neue Ära für Berkshire Hathaway anbrechen.
Fazit:
Buffetts Teilverkauf bei Davita und die Herabstufung der Berkshire-Aktie durch KBW markieren eine sensible Phase für das Investmentunternehmen. Zwar sind viele Beteiligungen weiterhin profitabel, doch der nahende Führungswechsel, operative Herausforderungen und ein sich veränderndes Marktumfeld erhöhen den Druck. Die Quartalszahlen am kommenden Wochenende könnten Klarheit schaffen, wie stabil Berkshire unter neuen Vorzeichen bleiben kann.
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