Zwei Gewinner im Kampf um die Software-Milliarden

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Fips17:

Zwei Gewinner im Kampf um die Software-Milliarden

 
16.05.01 21:37
hab wieder mal was - so glaub ich - interessantes gefunden ich stell`s mal einfach rein:

US-Experten haben am amerikanischen IT-Himmel zwei Stars ausgemacht, die vor einem großen Wachstumsschub stehen könnten. Der Clou an der Story: Bei den beiden betreffenden Sternchen handelt es sich um schon totgesagte Unternehmen.


Früher Absturz bei Microsoft und Red Hat

Der Linux-Boom gehörte wohl zu den irrsinnigsten Blüten der Börsenhausse 1999/2000. Unternehmen wie Corel, VA Linux, Turbolinux und Red Hat erreichten über Nacht Börsenkapitalisierungen, die zur Aufnahme in den EuroStoxx 50 gereicht hätten. Im Dezember 1999 wurde Red Hat bei praktisch nicht vorhandenen Umsätzen aus dem operativen Geschäft mit fast 25 Mrd. USD bewertet!!! Allerdings gehörte die „Linux-Kursblüte“ auch zu den ersten, die Überreife erlangten. Etwa drei Monate vor den Höchstständen der NASDAQ, die Anfang März 2000 zustande kamen, begannen die Linux-Titel bereits deutlich nachzugeben, weil Investoren plötzlich die Frage in den Raum stellten, wie die Linux-Firmen eigentlich Geld verdienen wollten. Ähnlich sah der Kursverlauf bei Microsoft aus. Hier wirkte sich allerdings mehr das Problem der drohenden Zerschlagung als das einer Überbewertung der Firma aus Seattle auf den Kurs aus. Um die Problematik des Geldverdienens genauer verständlich zu machen, möchte ich Ihnen kurz die Betriebssysteme Windows und Linux vorstellen.


Monopolist versus Studentenprojekt

Das Betriebssystem Linux geht auf die Computerstudien des finnischen Studenten Linus Torwalds zurück, der 1991 mit der Entwicklung eines kleinen Programms begann, um die Möglichkeiten eines Intel 386 Prozessors auszuloten. Die erste Version seines Programms nannte er Linux 0.01. Torwalds stellte das Programm bald frei zugänglich ins Internet und lud Gleichgesinnte zum Weiterprogrammieren ein. Dies bezeichnet man als „Open Source“, also der Offenlegung des Quelltextes. Das System schlug sofort ein: Unzählige Programmierer feilten an der Software herum und schon 1992 war Linux zu einem vollständigen Betriebssystem geworden, das stark in Anlehnung zum System Unix stand.

Als allgemein anerkannte Vorteile von Linux gelten die hohe Stabilität, sowie eine gute Sicherheit des Systems. Außerdem kann Linux als Open Source System kostenlos im Internet heruntergeladen werden und darf beliebig verwendet und an andere weiterverteilt werden, was natürlich der Hauptgrund für seine schnelle Verbreitung war und noch immer ist. Gerade in den Entwicklungs- und Schwellenländern breitet sich diese Gratis-Software wesentlich schneller aus als die Microsoft-Software, die dort häufig mehrere Monatseinkommen kostet. So hat sich auch die Stadtverwaltung von Mexico City kürzlich dazu entschieden, ihre Computer auf Linux umzustellen und das gesparte Geld anderweitig zu verwenden.

Als große Nachteile gegenüber Windows werden vor allem die schwere Bedienung, die selbst fortgeschrittenen PC-Anwendern starke Probleme bereitet, und die geringere Verfügbarkeit von Programmen, die auf der Plattform Linux laufen, genannt. Deshalb ist diese Software auch eher bei Profis als bei Einsteigern oder Normalverbrauchern zu finden.

Seit Mitte der 90er Jahre greifen Softwarefirmen das System Linux auf. IBM gehörte hier zu den Vorreitern mit Investments in die Firmen Red Hat und VA Linux. Aber auch der kanadische Softwarehersteller Corel, der vor allem durch sein Zeichenprogramm „Corel Draw“ bekannt wurde, richtete eine Linux-Sparte ein, die allerdings durch riesige Verluste das gesamte Unternehmen ins Taumeln brachte. Das Betriebssystem Linux können diese Firmen nicht verkaufen, da es ja frei zugänglich im Internet ist. Und hieraus entwickelt sich auch die Problemstellung für Linux-Firmen: Wie soll mit einem kostenlosen Produkt Geld verdient werden?

Die Konzerne bieten Softwarepakete an, die meist um die 100 DM kosten. Beinhaltet sind neben dem kostenlosen Betriebssystem noch Treiber, Zusatzprogramme, Handbücher, Installationsprogramme und für Privatanwender oft auch CD-ROMs mit Titeln wie „Linux für Einsteiger“ und ähnlichem. Allerdings sind mit diesen - im Vergleich zu Microsoft-Produkten - sehr günstigen Preisen schwer Gewinne erzielbar.


Roter Hut – Schwarze Zahlen

Red Hat (zu deutsch: Roter Hut) baut deshalb vor allem darauf, seinen Kunden laufend Servicedienstleistungen anzubieten, die monatlich ab etwa 10 USD Gebühr bezogen werden können. Die Leistungen von Red Hat sind seit diesem Jahr kostenpflichtig und werden in vielen verschiedenen Stufen angeboten. Am 8. Mai gab das Unternehmen neue Servicepakete für kleine und mittelgroße Unternehmen bekannt. Ein großer Anteil der Red Hat-Umsätze werden neben dem Service durch Linux-Schulungen eingenommen. Das Betriebssystem stellt in vielen Unternehmen eine echte Alternative zu den Produkten von Microsoft da. Unter den Linuxanbietern ist das Unternehmen aus North Carolina die unbestrittene Nummer Eins. Im vierten Quartal des vom 1. März 2000 bis zum 28. Februar 2001 laufenden 2000/2001er Geschäftsjahres verbesserten sich die Zahlen der Firma: Der Umsatz betrug 27 Mio. USD, was einer Steigerung von 22 % gegenüber dem dritten Quartal entsprach. Der Verlust sank von 21,4 Mio. USD auf nur noch 0,6 Mio. USD, was einem Minus von weniger als einem Cent je Aktie entspricht. Im laufenden Geschäftsjahr 2001/2002 will Finanzvorstand Kevin Thompson 140 Mio. USD umsetzen und 17,4 Mio. USD oder 0,10 USD je Aktie verdienen. Beim derzeitigen Aktienkurs von 5,8 USD ist die Firma mit 161,6 Mio. ausstehenden Aktien an der Börse mit 980 Mio. USD bewertet. Das KGV für das aktuelle Geschäftsjahr liegt bei 58, was optisch sehr teuer ist. Allerdings sollten Umsätze und Gewinne bei Red Hat in den nächsten Jahren mit sehr hohem Tempo wachsen. Die Analysedienste First Call und Stockpoint geben für das nächste Jahr Konsensschätzungen von 0,16 USD Gewinn je Aktie an.

Die Aktie hat in den letzten vier Monaten eine recht volatile Seitwärtsbewegung ausgebildet, zu deren unterem Ende die Aktie derzeit tendiert. Kurse von unter 5,00 USD scheinen für langfristige und sehr risikobewusste Investoren als Einstiegsmöglichkeit interessant.

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Microsoft unter dem Damoklesschwert

Relativ unbeeindruckt von den Linux-Entwicklungen ist der weltgrößte Softwarekonzern. Microsoft hatte zwar die Linux-Entstehung zunächst verschlafen, doch, so sind sich Analysten nun einig, sollte das Unternehmen auf absehbare Zeit keine Linux-bedingten Umsatzeinbussen verzeichnen. Dennoch nutzte der Softwaregigant im Oktober 2000 eine Chance: Für gerade einmal 135 Mio. USD kaufte man fast 25 % der kanadischen Corel Corporation (NASDAQ-Tickersymbol CORL), die deutliche Finanzprobleme hatte. Damit erhielt Microsoft mit einem Schlag Linux-Know-how und Zugriffsoptionen auf die erfolgreiche Software „Corel Draw“. Corel selbst gilt im Gegenzug bei Kennern der Szene als einer der heißesten Turnaround-Kandidaten in Übersee.

Ähnlich wie die Red Hat-Aktien haben auch die Microsoft-Anteilscheine in den letzten Monaten die Börsen outperformt. Es laufen aber weiterhin Gerichtsverfahren gegen Microsoft, die auf eine Zerschlagung des Softwareriesen hinlaufen könnten. Doch nach dem Zittersieg der Republikaner bei den Präsidentschaftswahlen ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Unternehmen in letzter Instanz zu einer Aufteilung verurteilt wird, drastisch gesunken.

Jim Seymor, Chef und Gründer der internationalen Beratungsgruppe Seymor, erklärte letzte Woche allerdings gegenüber TheStreet.com, dass es bald noch einen zweiten Grund geben könnte, Microsoft-Aktien zu kaufen. Der als intimer Kenner der IT-Szene geltende Seymor nannte hier das Betriebssystem Windows XP, das bis zum 25. Oktober in die US-Läden kommen soll. Die Beta-Tests, die bei anderen Microsoft-Produkten oftmals problematisch verliefen, machten große Hoffnungen darauf, dass XP ein voller Erfolg würde. Das System würde sich funktionell und grafisch so von den aktuellen Systemen abheben, dass sowohl Firmen als auch Privatanwender das System kaufen könnten. Zudem habe Microsoft eine gigantische Werbekampagne angekündigt, die den Verkauf noch einmal ankurbeln soll. Allerdings rät Seymor zum Abwarten eines Einstiegs bei Microsoft. Sollten keine Nachrichten von Gerichtsseite kommen, werde die Aktie bis in den Sommer hinein seitwärts tendieren, dann aber sollte man sich positionieren, um an deutlich anziehenden Umsätzen ab dem vierten Quartal zu profitieren. Auch die PC-Absätze dürften durch den Windows-Effekt dann zulegen.

Steve Ballmer, Vorstandsvorsitzender von Microsoft, gab außerdem zuletzt an, dass Microsoft die Weltmarktführer im Bereich Serversoftware – Oracle und Sun Microsystems – attackieren wolle. Windows XP wird seiner Ansicht nach die größte Neuerung am Betriebssystemmarkt seit Windows 95, das Gates zum zwischenzeitlich reichsten Mann der Welt machte.

Im laufenden Jahr erwarten die Analysten von Performaxx einen Gewinn von 1,8 USD je Microsoft-Aktie und einen Umsatz von 25,25 Mrd. USD. Im Vorjahr hatte Microsoft nicht ganz 23 Mrd. USD umgesetzt und 1,7 USD je Aktie verdient. Im Jahr 2002 soll der Gewinn auf 2,15 USD je Aktie steigen. Das 2002er KGV liegt somit beim aktuellen Aktienkurs von 69 USD bei stolzen 32. Die Aktie sieht charttechnisch blendend aus, ist allerdings angesichts eines nur moderaten Wachstums sehr gut bezahlt. Rückschläge des Papiers in den Bereich von 60 USD und drunter, wären allerdings attraktive Einstiegsmöglichkeiten für Investoren. Die 5,6 Mrd. ausstehenden Aktien ergeben beim aktuellen Aktienkurs von 69 USD eine Marktkapitalisierung von 386 Mrd. USD.

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Standard Oil im Jahre 1911

Die immer wiederkehrende Frage im Zusammenhang mit den Aktien von Microsoft ist die nach einer Aufteilung in mehrere eigenständige Unternehmen. Sollte der Konzern zerschlagen werden, dann muss sich dies langfristig nicht negativ auf den Aktienkurs des Unternehmens auswirken, auch wenn kurzfristig bedingt durch die Neubewertung in Indizes vermutlich Verkaufsdruck etwa durch Fonds aufkäme. Es wird aber dadurch keine Ertragskraft des Unternehmens vernichtet. Sie würde nur auf mehrere Firmen aufgeteilt. Eine solche Trennung muss übrigens nicht auf Dauer sein. Das Rockefeller-Ölimperium Standard Oil wurde 1911 von den US-Kartellbehörden zerstückelt. Die beiden mit Abstand größten neu entstandenen Einzelteile hießen dann Standard Oil of New York und Standard Oil of New Jersey. Beide Firmen überlebten bis 1998 und schlossen sich dann wieder zu einem der fünf größten Konzerne der Welt zusammen. Aus Mobil und Exxon wurde Exxon Mobil, ein Riese mit über 100.000 Mitarbeitern und über 200 Mrd. USD Jahresumsatz.


Fazit

Die Aktien von Microsoft spiegelten in den letzten 15 Jahren konstant den Anstieg des Firmenwertes weitestgehend sachlich wider. Kaufgrund Nummer Eins ist für mich das erfolgreiche Management, das zwar des öfteren Trends, wie zum Beispiel das Internet verpasst hatte, aber diese immer wieder durch den Einsatz von Kapital aufholte. Der stetige und erfolgreiche Ausbau der Geschäftsfelder in unbesetzte und besetzte Märkte hinein machen Microsoft zu einem Wert, der eine gewisse Unabhängigkeit zur Gesamtwirtschaft entwickelt: Microsoft ist ein ständig expandierendes Unternehmen, das weltweit weiterhin absoluten Ausnahmestatus besitzt.

Interessanter für spekulative Investoren sind allerdings die Aktien von Red Hat. Auch dieses Unternehmen ist über Serviceabonnements mittlerweile etwas unabhängiger von der Konjunktur geworden. Das für dieses Quartal erwartete Erreichen der Gewinnschwelle reduziert ein Investitionsrisiko auf hohem Niveau ein wenig. Starke Partner, vor allem die in der vergangenen Woche im Rahmen des Zukunftsberichtes besprochene IBM, sichern den steinigen Weg zu einem tragfähigen Unternehmen. Entgegen aller früheren Befürchtungen scheint Red Hat nun doch die Gratissoftware Linux und schwarze Zahlen unter einen (roten) Hut bringen zu können.


Quelle: www.finanznachrichten.de

mfg Fips17
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