MobilCom und France Telecom bewegen sich aufeinander zu
- von vwd Korrespondentin Kirsten Bienk -
Büdelsdorf/Paris (vwd) - Die Streitigkeiten zwischen der MobilCom AG, Büdelsdorf, und ihrem Großaktionär France Telecom SA, Paris, über die Finanzierung des deutschen Unternehmens haben ein anderes Niveau erreicht. Die Anfeindungen in der Öffentlichkeit zwischen den handelnden Personen sind Schnee von gestern. Nur vereinzelt verwirren Statements aus Paris und Büdelsdorf noch die Märkte. Alles deutet darauf hin, dass sich die Kontrahenten aufeinander zu bewegen und nicht mehr in entgegengesetzte Richtungen marschieren.
Jüngster Beweis dafür ist der Vorschlag des MobilCom-Gründers und -Großaktionärs Gerhard Schmid, das mit den Verhandlungen beauftragte MobilCom-Aufsichtsratsmitglied Dieter Vogel als Treuhänder für seine Aktien einzusetzen. Dieses Ansinnen wird keiner der Beteiligten ablehnen, reduziert es doch die Zahl der Gesprächspartner um jemanden, der in der Vergangenheit für unerfreuliche Überraschungen gut war - sowohl für die Pariser als auch für die Büdelsdorfer. Optimisten sehen in diesem Schritt sogar den Hinweis darauf, dass schon in wenigen Tagen eine allumfassende Lösung präsentiert wird.
Für diese Einschätzung spricht, dass sich der Verwaltungsrat von France Telecom am Montag mit dem Themenkomplex MobilCom befasst und das entsprechende Aufsichtsgremium von MobilCom in der kommenden Woche, wahrscheinlich am Mittwoch, zusammenkommt. So könnten die Pläne für eine Einigung erst in Paris und dann in Büdelsdorf verabschiedet werden.
Der Termin wäre gut gewählt, da einen Tag später (31. Oktober) im MobilCom-Terminkalender die Banken-Deadline verzeichnet ist. Bis zu diesem Tag ist mit dem Bankenkonsortium unter Führung von ABN Amro Bank, Deutscher Bank, Societe Generale und Merrill Lynch die Stundung des UMTS-Kredites von 4,7 Mrd EUR und der Zinsen vereinbart. Eine Entscheidung, ob ein weiterer Aufschub beantragt wird, muss so oder so fallen, da MobilCom diesen Betrag nicht aus eigener Tasche zahlen kann.
Allerdings kann wohl davon ausgegangen werden, dass die Banken auch einer weiteren Verlängerung zustimmen würden. Vorausgesetzt, sie glauben an die Einigung zwischen den Unternehmen. Der 31. Oktober war nämlich als Wunschtermin von MobilCom und nicht als Vorgabe der Banken fixiert worden. Die Kreditinstitute haben ein großes Interesse daran, so viel Geld wie möglich von ihren Schuldnern zu erhalten. Die Insolvenz des deutschen Unternehmens wäre nicht die beste Alternative.
Wie die Einigung zwischen MobilCom, France Telecom und Schmid aussieht, lässt sich kaum vorhersagen. Zu viele Aspekte spielen eine Rolle, zu viele Baustellen sind vorhanden. Die Frage "Wer übernimmt die Schulden von MobilCom" wird mit vielen "wenns" beantwortet werden. Dabei werden die Bereiche UMTS-Lizenz, UMTS-Netz, E-Plus, Nokia, Ericsson und Festnetz benannt werden. Vor allem Juristen sind gefordert, da Haftungsfragen ausschlaggebend sein könnten. Trotzdem haben selbst Pessimisten keinen Zweifel daran, dass alle Beteiligten zu einer gemeinsamen Lösung kommen wollen. Der Fortgang der Gespräche ist dafür ein gutes Zeichen.
Schmid hat für einen Rückzug der Franzosen aus MobilCom plädiert und als Gegenleistung seinen Verzicht auf ein Übernahmeangebot aus Paris in Aussicht gestellt. Bisher hat sich France Telecom offiziell nicht dazu geäußert, hält sich aber auch sonst mit Erklärungen in der Öffentlichkeit sehr zurück. Steigt France Telecom aus dem Unternehmen aus, könnte das in Paris liegende Aktienpaket von MobilCom eingezogen werden und damit vom Markt verschwinden. Dies würde die anderen Aktionäre begünstigen, da ihre Beteiligung prozentual stiege. Schmid bliebe größter Aktionär und zöge möglicherweise in den Aufsichtsrat ein.
Eine Rückkehr als Vorstandsvorsitzender ist so gut wie ausgeschlossen, weiß er doch, dass MobilCom in diesen harten Zeiten mit emotionsloser Hand geführt werden muss. Und das könnte der Gründer bestimmt nicht.
+++ Kirsten Bienk
- von vwd Korrespondentin Kirsten Bienk -
Büdelsdorf/Paris (vwd) - Die Streitigkeiten zwischen der MobilCom AG, Büdelsdorf, und ihrem Großaktionär France Telecom SA, Paris, über die Finanzierung des deutschen Unternehmens haben ein anderes Niveau erreicht. Die Anfeindungen in der Öffentlichkeit zwischen den handelnden Personen sind Schnee von gestern. Nur vereinzelt verwirren Statements aus Paris und Büdelsdorf noch die Märkte. Alles deutet darauf hin, dass sich die Kontrahenten aufeinander zu bewegen und nicht mehr in entgegengesetzte Richtungen marschieren.
Jüngster Beweis dafür ist der Vorschlag des MobilCom-Gründers und -Großaktionärs Gerhard Schmid, das mit den Verhandlungen beauftragte MobilCom-Aufsichtsratsmitglied Dieter Vogel als Treuhänder für seine Aktien einzusetzen. Dieses Ansinnen wird keiner der Beteiligten ablehnen, reduziert es doch die Zahl der Gesprächspartner um jemanden, der in der Vergangenheit für unerfreuliche Überraschungen gut war - sowohl für die Pariser als auch für die Büdelsdorfer. Optimisten sehen in diesem Schritt sogar den Hinweis darauf, dass schon in wenigen Tagen eine allumfassende Lösung präsentiert wird.
Für diese Einschätzung spricht, dass sich der Verwaltungsrat von France Telecom am Montag mit dem Themenkomplex MobilCom befasst und das entsprechende Aufsichtsgremium von MobilCom in der kommenden Woche, wahrscheinlich am Mittwoch, zusammenkommt. So könnten die Pläne für eine Einigung erst in Paris und dann in Büdelsdorf verabschiedet werden.
Der Termin wäre gut gewählt, da einen Tag später (31. Oktober) im MobilCom-Terminkalender die Banken-Deadline verzeichnet ist. Bis zu diesem Tag ist mit dem Bankenkonsortium unter Führung von ABN Amro Bank, Deutscher Bank, Societe Generale und Merrill Lynch die Stundung des UMTS-Kredites von 4,7 Mrd EUR und der Zinsen vereinbart. Eine Entscheidung, ob ein weiterer Aufschub beantragt wird, muss so oder so fallen, da MobilCom diesen Betrag nicht aus eigener Tasche zahlen kann.
Allerdings kann wohl davon ausgegangen werden, dass die Banken auch einer weiteren Verlängerung zustimmen würden. Vorausgesetzt, sie glauben an die Einigung zwischen den Unternehmen. Der 31. Oktober war nämlich als Wunschtermin von MobilCom und nicht als Vorgabe der Banken fixiert worden. Die Kreditinstitute haben ein großes Interesse daran, so viel Geld wie möglich von ihren Schuldnern zu erhalten. Die Insolvenz des deutschen Unternehmens wäre nicht die beste Alternative.
Wie die Einigung zwischen MobilCom, France Telecom und Schmid aussieht, lässt sich kaum vorhersagen. Zu viele Aspekte spielen eine Rolle, zu viele Baustellen sind vorhanden. Die Frage "Wer übernimmt die Schulden von MobilCom" wird mit vielen "wenns" beantwortet werden. Dabei werden die Bereiche UMTS-Lizenz, UMTS-Netz, E-Plus, Nokia, Ericsson und Festnetz benannt werden. Vor allem Juristen sind gefordert, da Haftungsfragen ausschlaggebend sein könnten. Trotzdem haben selbst Pessimisten keinen Zweifel daran, dass alle Beteiligten zu einer gemeinsamen Lösung kommen wollen. Der Fortgang der Gespräche ist dafür ein gutes Zeichen.
Schmid hat für einen Rückzug der Franzosen aus MobilCom plädiert und als Gegenleistung seinen Verzicht auf ein Übernahmeangebot aus Paris in Aussicht gestellt. Bisher hat sich France Telecom offiziell nicht dazu geäußert, hält sich aber auch sonst mit Erklärungen in der Öffentlichkeit sehr zurück. Steigt France Telecom aus dem Unternehmen aus, könnte das in Paris liegende Aktienpaket von MobilCom eingezogen werden und damit vom Markt verschwinden. Dies würde die anderen Aktionäre begünstigen, da ihre Beteiligung prozentual stiege. Schmid bliebe größter Aktionär und zöge möglicherweise in den Aufsichtsrat ein.
Eine Rückkehr als Vorstandsvorsitzender ist so gut wie ausgeschlossen, weiß er doch, dass MobilCom in diesen harten Zeiten mit emotionsloser Hand geführt werden muss. Und das könnte der Gründer bestimmt nicht.
+++ Kirsten Bienk