Schon gehört? Chronisches Masturbieren stählt die Muskeln und ist gut für die Knochen. In den USA wurde ein X-Akten-Fan ermordet, weil er zu viel wusste. Das FBI hat gerade eine Million Dollar auf Ihren Kopf ausgesetzt. All das und mehr ist heute bei CNN zu lesen - oder etwa nicht?
"Bekiffter Bush erklärt Zeitalter der Brüderlichkeit": Die Gestalt gefälschter CNN-Artikel mag stimmen, der Gehalt selten
Ping, "Sie haben Post": Hunderttausende von Internetnutzern erleben jeden Tag, dass ihnen per E-Mail ein "Ausriss" aus einer aktuellen Nachrichtenseite zugeschickt wird. Die meisten Websites bieten so ein Feature - "Seite versenden".
In der Regel bekommt man so etwas zugesandt, weil der Versender glaubt, es sei für den Empfänger interessant, relevant, vielleicht sogar brisant. Ganz besonders gilt das für einige tausend Web-Nutzer, die sich selbst dort berichtet finden.
Wenn sich der Wert einer Nachricht daran bemisst, dass sie unter anderem neu und überraschend ist und dazu verwertbare Informationen enthält, dann ist keine Nachricht wertvoller als zum Beispiel diese:
"FBI Ten Most Wanted Fugitive (hier bitte Ihren Namen einsetzen) Is Arrested"
Es ist alles andere als unwahrscheinlich, dass Ihre Freunde und Familie genau das über Sie lesen werden in den nächsten Tagen. Die Quelle? CNN natürlich, wie üblich bestens unterrichtet.
Oder etwa nicht?
Nun, die E-Mail, die Ihnen die Nachricht bringt, enthält augenscheinlich eine CNN-Adresse. Die Nachrichtenseite, die sich dahinter verbirgt, sieht aus wie CNN, liest sich wie CNN - und betrifft Sie weit persönlicher, als Sie das je erlebt haben.
Schön ist das, weil es so glaubhaft aussieht: Wenn es um Nachrichten geht, dann beurteilen wir den Inhalt oft anhand der Verpackung. "They would not print it, if it was not true", sang Joe Jackson: Schwarz auf Weiß ist Beweis in sich - online natürlich immer mit leichten Abstrichen.
Denn selbstverständlich wissen wir, dass online jeder alles verbreiten könnte. Um so wichtiger ist es, dass man sich auf vertrauenswürdige Quellen stützen kann, deren Ursprung man zu kennen glaubt: Die Marke des berühmten Medienunternehmens wird so zum Qualitätssiegel. Cnn.com ist glaubwürdiger als heikes-heisse-news.de.
Doch während es "offline" unendlich mühselig wäre, das Format beispielsweise eines "Stern"-Artikels zu kopieren und ein gefälschtes Heft nachdrucken zu lassen, ist das online ein Kinderspiel.
Fakednews.com hat sich genau darauf gestürzt: Die von russischen Studenten betriebene Ulk-Seite verbreitet CNN-Nachrichten, Meldungen im Namen und Gestalt von MTV oder Cnet.
Eigentlich ist das Klasse, weil es Spaß macht, den 1. April zu einem ganzjährigen Event verlängert und ja auch niemandem weh tut. Sollte man meinen.
Entwarnung per Pop-up: Das ist okay - aber wer liest so etwas?
Aber ganz so unproblematisch ist das alles nicht, denn nicht immer wird der Gag auch als solcher erkannt. Im November, wenige Wochen nach dem Launch von Fakednews, verbreitete ein Scherzkeks über die Website eine selbst geschriebene "Washington Post"-Story über eine schwere Milzbrand-Erkrankung von Präsident Georg W. Bush. Die Geschichte fand sich am nächsten Morgen als Top-Nachricht in mehreren amerikanischen Lokal- und Regionalzeitungen. Seitdem zeitigten diverse Stars und Sternchen das Zeitliche - zumindest als Internet-Hoaxes haben solche Meldungen eine oft überraschende Halbwertszeit.
Selbst gemachte "Washington Post"-Artikel kann man bei Fakednews übrigens nicht mehr verfassen.
Die Betreiber distanzieren sich von allem Schindluder und verweisen darauf, dass man vor dem Verfassen einer Nachricht schließlich die Nutzungsbedingungen "unterschreibe". Die untersagen tatsächlich üble Nachrede, bewusste Täuschung Dritter und vieles mehr. "Wir raten zudem eindringlich davon ab, Gerüchte in die Welt zu setzen und diese zu verbreiten."
Gerade dafür scheint Fakednews aber wie gemacht: Man sollte sich darüber im Klaren sein. Der Empfänger sieht nichts als die URL der Falschmeldung - und die sieht sehr nach einer "offiziellen" Medienadresse aus. Zwar beschickt Fakednews die Empfänger auch mit einem Pop-up-Fenster, in dem darauf hingewiesen wird, dass doch alles nur ein Scherz sei - doch so etwas wird erfahrungsgemäß meist weggeklickt, bevor es gelesen wird.
Unter dem Strich ist Fakednews eine echte Fun-Seite, die die dem Medium eigenen Möglichkeiten unkompliziert und gekonnt ausnutzt, die allerdings sowohl juristisch wie moralisch nicht ganz unbedenklich scheint: "Enjoy", sagt man da auf dem Web, "and handle with care."
P.S.: Fakednews.com ist mit dem Netscape-Browser nicht nutzbar.
spiegel.de
Gruß
Happy End
"Bekiffter Bush erklärt Zeitalter der Brüderlichkeit": Die Gestalt gefälschter CNN-Artikel mag stimmen, der Gehalt selten
Ping, "Sie haben Post": Hunderttausende von Internetnutzern erleben jeden Tag, dass ihnen per E-Mail ein "Ausriss" aus einer aktuellen Nachrichtenseite zugeschickt wird. Die meisten Websites bieten so ein Feature - "Seite versenden".
In der Regel bekommt man so etwas zugesandt, weil der Versender glaubt, es sei für den Empfänger interessant, relevant, vielleicht sogar brisant. Ganz besonders gilt das für einige tausend Web-Nutzer, die sich selbst dort berichtet finden.
Wenn sich der Wert einer Nachricht daran bemisst, dass sie unter anderem neu und überraschend ist und dazu verwertbare Informationen enthält, dann ist keine Nachricht wertvoller als zum Beispiel diese:
"FBI Ten Most Wanted Fugitive (hier bitte Ihren Namen einsetzen) Is Arrested"
Es ist alles andere als unwahrscheinlich, dass Ihre Freunde und Familie genau das über Sie lesen werden in den nächsten Tagen. Die Quelle? CNN natürlich, wie üblich bestens unterrichtet.
Oder etwa nicht?
Nun, die E-Mail, die Ihnen die Nachricht bringt, enthält augenscheinlich eine CNN-Adresse. Die Nachrichtenseite, die sich dahinter verbirgt, sieht aus wie CNN, liest sich wie CNN - und betrifft Sie weit persönlicher, als Sie das je erlebt haben.
Schön ist das, weil es so glaubhaft aussieht: Wenn es um Nachrichten geht, dann beurteilen wir den Inhalt oft anhand der Verpackung. "They would not print it, if it was not true", sang Joe Jackson: Schwarz auf Weiß ist Beweis in sich - online natürlich immer mit leichten Abstrichen.
Denn selbstverständlich wissen wir, dass online jeder alles verbreiten könnte. Um so wichtiger ist es, dass man sich auf vertrauenswürdige Quellen stützen kann, deren Ursprung man zu kennen glaubt: Die Marke des berühmten Medienunternehmens wird so zum Qualitätssiegel. Cnn.com ist glaubwürdiger als heikes-heisse-news.de.
Doch während es "offline" unendlich mühselig wäre, das Format beispielsweise eines "Stern"-Artikels zu kopieren und ein gefälschtes Heft nachdrucken zu lassen, ist das online ein Kinderspiel.
Fakednews.com hat sich genau darauf gestürzt: Die von russischen Studenten betriebene Ulk-Seite verbreitet CNN-Nachrichten, Meldungen im Namen und Gestalt von MTV oder Cnet.
Eigentlich ist das Klasse, weil es Spaß macht, den 1. April zu einem ganzjährigen Event verlängert und ja auch niemandem weh tut. Sollte man meinen.
Entwarnung per Pop-up: Das ist okay - aber wer liest so etwas?
Aber ganz so unproblematisch ist das alles nicht, denn nicht immer wird der Gag auch als solcher erkannt. Im November, wenige Wochen nach dem Launch von Fakednews, verbreitete ein Scherzkeks über die Website eine selbst geschriebene "Washington Post"-Story über eine schwere Milzbrand-Erkrankung von Präsident Georg W. Bush. Die Geschichte fand sich am nächsten Morgen als Top-Nachricht in mehreren amerikanischen Lokal- und Regionalzeitungen. Seitdem zeitigten diverse Stars und Sternchen das Zeitliche - zumindest als Internet-Hoaxes haben solche Meldungen eine oft überraschende Halbwertszeit.
Selbst gemachte "Washington Post"-Artikel kann man bei Fakednews übrigens nicht mehr verfassen.
Die Betreiber distanzieren sich von allem Schindluder und verweisen darauf, dass man vor dem Verfassen einer Nachricht schließlich die Nutzungsbedingungen "unterschreibe". Die untersagen tatsächlich üble Nachrede, bewusste Täuschung Dritter und vieles mehr. "Wir raten zudem eindringlich davon ab, Gerüchte in die Welt zu setzen und diese zu verbreiten."
Gerade dafür scheint Fakednews aber wie gemacht: Man sollte sich darüber im Klaren sein. Der Empfänger sieht nichts als die URL der Falschmeldung - und die sieht sehr nach einer "offiziellen" Medienadresse aus. Zwar beschickt Fakednews die Empfänger auch mit einem Pop-up-Fenster, in dem darauf hingewiesen wird, dass doch alles nur ein Scherz sei - doch so etwas wird erfahrungsgemäß meist weggeklickt, bevor es gelesen wird.
Unter dem Strich ist Fakednews eine echte Fun-Seite, die die dem Medium eigenen Möglichkeiten unkompliziert und gekonnt ausnutzt, die allerdings sowohl juristisch wie moralisch nicht ganz unbedenklich scheint: "Enjoy", sagt man da auf dem Web, "and handle with care."
P.S.: Fakednews.com ist mit dem Netscape-Browser nicht nutzbar.
spiegel.de
Gruß
Happy End