Wolken über Opel-Hauptsitz Rüsselsheim

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Wolken über Opel-Hauptsitz Rüsselsheim

 
16.01.02 06:31
Opel-Chef Carl-Peter Forster hat einen schweren Tag vor sich: Wenn er am Mittwoch vor die Presse tritt und einen neuen Rekordverlust erklären muss, ist das nur ein Teil des Debakels.

Der andere ist, dass für Opel die Probleme in einem schrumpfenden Markt in diesem Jahr eher noch größer werden. Denn die Konjunktur bietet keine Entlastung: In Westeuropa werden 2002 voraussichtlich nicht einmal 14 Millionen Neuwagen verkauft, rund eine Million weniger als im Jahr 2001. Opel konnte zwar den Absatz im vergangenen Jahr stabilisieren. Doch wie der Marktanteil in Europa wieder so weit steigen soll, dass die Fabriken ausgelastet werden können, ist nicht abzusehen.

Nun rächt sich, dass Forster im vergangenen Jahr nicht zumindest eines der unrentablen Werke schließen wollte, um so die Überkapazitäten mit einem Schlag loszuwerden. Der ehemalige BMW-Produktionschef hofft offenbar noch immer, die Fabriken mit neuen Produkten wie dem Opel Vectra auslasten zu können. So hat schließlich auch VW-Chef Ferdinand Piëch im Jahr 1993 die Krise bei Volkswagen überwunden.

Zafira einziger Lichtblick

Doch im Gegensatz zu Piëch, der sich auf die Stärke der eigenen neuen Modelle verlassen konnte, steht Opel hier deutlich schlechter da. Qualitätsmängel sowie eine mutlose Modell- und Designpolitik haben den Ruf der Marke ramponiert. Einziger Lichtblick ist der erfolgreiche Zafira. Nun muss der neue Passat-Konkurrent Vectra zeigen, dass Opel es noch kann. Fällt auch er durch - wie der glücklose Kleinwagen Corsa -, wird es noch dunkler über Rüsselsheim.

Dazu kommt, dass Volkswagen beim Turnaround in den 90er Jahren von der Schwäche der Konkurrenz profitierte. Und die hat aufgeholt. Nicht nur VW, auch Ford und Peugeot-Citroën haben eine erfolgreiche Modellpalette am Markt. Gegen solche Konkurrenten dürfte es Opel kaum schaffen, den alten Marktanteil von fast 20 Prozent in Deutschland zurückzugewinnen. Auch die 17-Prozent-Vorgabe von Forsters Vorgänger ist reine Illusion.

Während sich bei VW wegen der Landesbeteiligung ein harter Sanierungskurs nicht durchsetzen ließ, hätte Forster diese Chance im Jahr 2001 gehabt, als klar wurde, dass ein neues Milliardenloch droht. Er hat jedoch der Belegschaft den Verzicht auf Kündigungen garantiert, ohne dafür echte Gegenleistungen zu verlangen. Statt des großen, schmerzhaften Eingriffs müssen die Opelaner nun eine Reihe kleiner Einschnitte erdulden. Das ist, so lehrt die Erfahrung, nicht weniger schmerzhaft - es dauert nur länger.
 
Luki2:

Opel mit Rekordverlust

 
16.01.02 15:48
Frankfurt/Main (dpa) - Der angeschlagene Automobilhersteller Opel will mit einem Personalabbau, der Kürzung von Überkapazitäten und einer Modelloffensive wieder aus der schlimmsten Krise der Unternehmensgeschichte heraus kommen. Dies kündigte Opel-Chef Carl- Peter Forster in Frankfurt an. Etwa alle sechs Monate soll künftig ein neues Fahrzeug vorgestellt werden.

2001 hat sich die Lage der deutschen Tochter von General Motors (GM) allerdings nochmals dramatisch verschlechtert. Das Unternehmen schloss mit einem Rekordverlust im Autogeschäft von 674 Millionen Euro (1,3 Mrd DM) ab. Auf Grund weiter rückläufiger Pkw- Verkäufe wurde damit der Betriebsverlust des Jahres 2000 von 502 Millionen Euro (982 Mio DM) um 34 Prozent übertroffen.

Unter dem Strich kann Opel für das abgelaufene Geschäftsjahr aber einen Jahresüberschuss von 87 (Vorjahr: minus 427) Millionen Euro ausweisen. Dafür sorgt in erster Linie die im Dezember 2000 erworbene Opel-Bank. Der Finanzdienstleister erzielte 2001 einen Gewinn vor Steuern von 260 Millionen Euro. Darüber hinaus führt die Bank Dividenden für die Jahre 1998 bis 2000 von insgesamt 449 Millionen Euro an die Rüsselsheimer Mutter ab.

Den höchsten Betriebsverlust in der mehr als 100-jährigen Unternehmensgeschichte begründete Forster mit zu hohen Struktur-, Vertriebs- und Verwaltungskosten. Darüber hinaus hätten Überkapazitäten und die Verschiebung der Modellpalette hin zu kleineren Fahrzeugen das operative Ergebnis verschlechtert. Dennoch habe Opel 2001 Rekordinvestitionen von 900 Millionen Euro vorgenommen. Dabei lag der Schwerpunkt in der Fertigstellung des neuen Werkes in Rüsselsheim für die Vectra-Produktion.

Erstmals ist der Marktanteil des Traditionsunternehmens in Deutschland unter die Schwelle von 12 Prozent abgerutscht. Im vergangenen Jahr konnten Opel-Fahrzeuge nur noch einen Anteil von 11,9 (2000: 12,2) Prozent bei den inländischen Pkw-Zulassungen erreichen. In Westeuropa kam die Marke Opel zusammen mit der englischen Schwester Vauxhall auf einen Anteil im Pkw-Geschäft von 10,3 (10,2) Prozent.

Im Rahmen des Sanierungsprogramms «Olympia» sollen allein in Deutschland mindestens 2500 Stellen gestrichen werden. 2001 ist die Opel-Mannschaft an den vier deutschen Standorten Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach auf 37 707 (42 668) Mitarbeiter zurück gegangen. Der größte Teil des Beschäftigungsschwundes resultierte aber aus der Auslagerung der Motor- und Getriebefertigung in das Gemeinschaftsunternehmen mit Fiat. Der Absatz von Opel-Fahrzeugen verringerte sich 2001 auf 1,327 (1,413) Millionen Autos. Gleichzeitig ging der Umsatz auf 16,0 (17,1) Milliarden Euro zurück.

Die Arbeitnehmervertreter machen Managementfehler aus der Vergangenheit für die nochmals verschlechterte Lage verantwortlich. Diese könnten auch nicht kurzfristig behoben werden. Bei der Sanierung des Unternehmens sei aber «bisher zu viel wertvolle Zeit» verstrichen. Die Beseitigung von Doppelarbeit auf nationaler und europäischer Ebene sowie die Abschaffung überflüssiger Prozesse seien bislang nur zögerlich angegangen worden, reagierte der Konzernbetriebsrat in einer ersten Stellungnahme.

Die vom Vorstand mittlerweile unterbreiteten zusätzlichen Vorschläge zur Kostenreduzierung wie das Einfrieren der Löhne und Gehälter und der Wegfall des Weihnachtsgeldes 2002 wird von den Arbeitnehmern «zurückgewiesen». Derartige Forderungen demotivierten nur die Belegschaft, die in der Vergangenheit bereits erhebliche finanzielle Opfer zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit erbracht habe.

 
15:20 am 16.01.2002 - Die Welt
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