Die SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. wird einen umfassenden Fragenkatalog an die Wirecard AG übergeben, um Klarheit in den offenen Bilanzierungsfragen zu schaffen. Dieser Fragenkatalog wird in den nächsten Tagen auch auf der SdK-Homepage www.sdk.org veröffentlicht.
Die Diskussion um die Wirecard ist nach der Hauptversammlung der Gesellschaft am 24. Juni 2008 entstanden, da aus der Sicht der SdK zahlreiche Fragen nicht aussagekräftig beantwortet wurden. Die Gesellschaft weist nach Ansicht der SdK ein schwaches Bilanzbild auf, denn fast die gesamte Aktivseite der Bilanz besteht aus immateriellen Vermögensgegenständen. Wie und durch welche Geschäfte die Gewinne entstehen, bleibt aus der Sicht der SdK auch nach der Lektüre des Geschäftsberichts weitgehend unklar. Fraglich ist insbesondere, wie hoch der internationale Ergebnisanteil des in Deutschland verbotenen Gamblinggeschäfts ist. Auch die Cashflow-Rechung ist unserer Meinung nach völlig unzureichend. Trotz eines EBIT von 33,1 Mio. Euro musste die Gesellschaft keine Steuern zahlen, sondern konnte sogar einen Steuerertrag in Höhe von 0,6 Mio. Euro verbuchen.
Ein Teil des vom Unternehmen ausgewiesenen Wachstums stammt aus Akquisitionen in Gibraltar und Dublin. Die Hintergründe zu diesen Akquisitionen sind zu hinterfragen, denn die Antworten, die Anleger hierzu erhalten haben, waren aus der Sicht der SdK völlig ungenügend. Insgesamt ist fraglich, welche Risikostruktur die Gesellschaft tatsächlich ausweist und welche Bewertung somit gerechtfertigt ist.
Mit der Veröffentlichung des Fragenkatalogs bemüht sich die SdK um eine sachliche Diskussion und Transparenz. In einer Pressemitteilung vom 27. Juni 2008 hatte Wirecard der SdK vorgeworfen, dass sich die SdK von Hedgefonds hat instrumentalisieren lassen. Das ist falsch. Das Argument, Hedgefonds steckten hinter einem Kursverfall, wurde auch schon in zahlreichen anderen Fällen wie Infomatec, Metabox, MLP oder Thielert, bei denen die SdK frühzeitig auf Probleme hingewiesen hat, zu Unrecht bemüht.
Wirecard weist derzeit eine Bewertung von 600 Mio. Euro aus, was aufgrund der fundamentalen Daten auch schon ohne Berücksichtigung der Probleme sehr ambitioniert erscheint.
Unabhängig von der Beantwortung der Fragen rät die SdK Anlegern daher, Abstand von der Aktie zu nehmen.
Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
München, 08. Juli 2008