dpa-AFX: WDH/ROUNDUP: Diebold nimmt Schwelle für Übernahme von Wincor Nixdorf
(Rechtschreibfehler bereinigt)
PADERBORN/NORTH CANTON (dpa-AFX) - Die geplante Übernahme des Paderborner
Geldautomatenherstellers Wincor Nixdorf durch den US-Konkurrenten
Diebold hat eine entscheidende Hürde genommen. Die offizielle Übernahmeofferte
nahmen bis zum Ende der Frist in der Nacht zu Mittwoch 68,9 Prozent der
Aktionäre an, wie Diebold am Donnerstag mitteilte. Damit wurde die von den
Amerikaner festgesetzte Mindestquote von 67,6 Prozent knapp übertroffen. Nun
fehlen noch die Genehmigungen von Aufsichtsbehörden für den Zusammenschluss.
Diebold gab sich zuversichtlich, die Übernahme in diesem Sommer abzuschließen.
Bis zuletzt war unklar, ob Diebold genügend Aktien angedient bekommt oder
der im November vereinbarte Deal noch platzt. Wenige Stunden vor Ablauf der
Frist hatte der Konzern aus Ohio noch keine 50 Prozent der Anteilsscheine
sicher. Allerdings ist dieses Geplänkel bei solchen Übernahmeangeboten üblich.
Gerade Profi-Investoren warten oft bis zur letzten Minute in der Hoffnung auf
ein verbessertes Angebot. Die Börse reagierte erleichtert. Wincor-Aktien
schossen in einer ersten Reaktion auf die übertroffene Schwelle am
Donnerstagnachmittag um gut 22 Prozent auf 54 Euro nach oben.
DIEBOLD KANN WINCOR NUN KONTROLLIEREN
Zusammen mit den knapp 10 Prozent am Unternehmen, die Wincor über eigene
Aktien selbst hält, hat Diebold nun gut drei Viertel der Wincor-Anteile sicher.
Die Amerikaner können damit schon einen Beherrschungs- und
Gewinnabführungsvertrag abschließen. Aktionäre, die noch nicht auf das Angebot
eingegangen sind, haben vom kommenden Mittwoch (30.3.) an das Recht, ihre
Anteile im Rahmen der 14-tägigen Nachfrist noch zu den selben Konditionen
einzureichen.
Diebold und Wincor hatten sich im November auf einen Zusammenschluss
geeinigt. Die Amerikaner legten dafür 38,98 Euro in bar sowie 0,434 eigene
Aktien je Wincor-Nixdorf-Papier auf den Tisch. Der Preis entsprach bei
Vorstellung der Offerte Mitte November einem Wert von 52,50 Euro je
Wincor-Papier, insgesamt belief sich das Angebot damit auf rund 1,7 Milliarden
Euro.
BRANCHE IM UMBRUCH
Der neue Konzern soll künftig Diebold Nixdorf heißen und seinen rechtlichen
Sitz in North Canton im US-Bundesstaat Ohio haben. Damit verliert Paderborn
knapp 50 Jahre nach Gründung der Nixdorf Computer AG den Stammsitz des
traditionsreichen Unternehmens.
Die Übernahme durch den US-Konzern kommt zu einer Zeit, in der sich die
Branche in einem tiefen Umbruch befindet. Wincor Nixdorf kämpft seit Jahren mit
einer schwachen Nachfrage vor allem nach Geldautomaten. Die Banken halten sich
mit Investitionen zurück und auch aus dem Einzelhandel kommen kaum Impulse. Auch
in den Schwellenländern laufen die Geschäfte schleppend. In China beispielsweise
führen lokale Anbieter einen aggressiven Preiskampf. Zusammen sehen sich die
Nummer zwei und drei der Branche nach dem US-Konzern NCR besser für die
Veränderungen gerüstet.
WINCOR ZULETZT ERHOLT
Im vergangenen Geschäftsjahr 2014/2015 (1. Oktober) war der Wincor-Gewinn um
mehr als 90 Prozent auf 8 Millionen Euro eingebrochen. Der Umsatz des
Unternehmens mit 9400 Beschäftigten sank um 2 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro.
Allerdings hatte Wincor zu Beginn des neuen Geschäftsjahres auch aus eigener
Kraft wieder in die Erfolgsspur gefunden und im ersten Quartal einen kräftigen
Gewinnsprung hingelegt.
Durch den geplanten Zusammenschluss entsteht ein Konzern mit einem
Jahresumsatz von 4,8 Milliarden Euro, 25 000 Mitarbeitern und knapp einer
Million Bankautomaten./enl/she/he