Willkommen im Komödiantenstadl der Börse

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Willkommen im Komödiantenstadl der Börse

9
04.08.07 10:01
Willkommen im alljährlichen Komödiantenstadl der Börse, in dem jeder sein Wissen einmal zum Besten geben darf – und es jeder natürlich vorher gewusst haben will!

Gestern noch Champagnerlaune und die ersten Dax 10.000-Kursziele
( www.boerse-online.de/aktuell/489865.html )
heute gehen schon wieder Angst und Zähneklappern bei möglichen Kurszielen von einem Drittel weniger um.

Mal könnte die große Jahrzehntendrally verpasst werden, die den Dax vielleicht auf 12.000 hievt (Ken Fisher), mal könnte der unmittelbare Ausverkauf bevorstehen, nachdem gerade frisch neue Alltimehighs markiert wurden.

Ja, was denn nun ?

Eine Orientierungshilfe dürfte doch hier die elementare Frage sein:
Was hat sich in den vergangenen drei Wochen eigentlich fundamental sprich grundlegend verändert ?

Denn die Stimmung hätte doch besser kaum sein können: "Super-Börsen", feierte das Anlegermagazin "Börse Online" die Märkte noch vor drei Wochen in der Halbjahresbilanz. Die Marktexperten überboten sich dann auch schnell in ihrem Optimismus: "Der Aufschwung wird auch über das Jahresende hinaus tragen, mit etwas Glück bis ans Ende des Jahrzehnts", mutmaßte etwa Hans-Werner Sinn, Chef des Münchner ifo-Instituts.

Entsprechend zogen die Analysten bei ihren Kurszielen nach. Während Deutsche Bank-Chefstratege Klaus Martini mit einem Indexstand von 8500 bis zum Jahresende im deutschen Eliteindex rechnet, hält Branchenkollege Darius Montassé von der Alpen-Bank in Innsbruck sogar 8900 Zähler im Dax für möglich. Ulrich Hocker, Chef der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), wagte sich überdies noch weiter aus dem Fenster: "Wenn die Wirtschaft weiter so gut läuft wie bisher, dann sehe ich im Moment keinen Grund, dass es nicht weiter nach oben gehen sollte", erklärte er der "Berliner Zeitung" und nannte mit Blick aufs Jahresende ein durchaus mögliches Kursziel von 9000 Punkten.

Martinis gewagte Prophezeiung: "Diesmal ist wirklich alles anders"

"Dieses Mal ist es eine breit angelegte Rally", schob Deutschbanker Klaus Martini die Sorgen der Anleger vor überbordender Euphorie an den globalen Aktienmärkten gegenüber manager-magazin.de mit den vermeintlich gefährlichsten Worten der Börse weg: "Diesmal ist wirklich alles anders".

Vier Wochen später ist es das tatsächlich: Allerdings sicherlich nicht so, wie von Martini gemeint. Nur drei Wochen, nachdem der Dax neue Allzeithochs auf Intraday- und Schlussbasis aufgestellt hat, und nachdem auch der Dow Jones bei 14.000 Zählern ebenfalls eine neue Bestmarke gesetzt hat, brachen die Aktienmärkte rund um den Globus auf breiter Front ein.


plus2101:

ganz genau

2
04.08.07 10:12
vielleicht sollte man sich jetzt in diesem negativen umfeld mal ueberlegen sich einige
papiere ins langfristdepot zu legen.wie zum beispiel eine allianz die gestern mit  sehr guten zahlen rauskam und nun wirklich kein ueberzogenes kgv aufweist.es gibt immer phasen an der boerse wo über oder untertrieben wird. ich persoenlich werde mir jetzt so nach und nach  mein depot mit solchen werten wieder aufstocken. in 2-3 wochen redet ueber diese delle keiner mehr.
gruss plus2101
MikeOS:

Es wurden aber vor Wochen schon verschiedene

 
04.08.07 10:26
Szenarien für den Dax beschrieben. Das eine ging von einer Sommerrallye aus. Das andere sah eine Seitwärtsbewegung des Dax. Ein drittes sah eine Korrektur innerhalb des Aufwärtstrends.

Und das alles vor dem Hintergrund, dass der Konjunkturzyklus intakt ist. Eine mögliche Verschärfung der Kreditkrise mag Wachstum kosten, aber das die Weltkonjunktur abgewürgt wird, davon geht keiner aus. Und weil das Ausmaß einer Kreditklemme nicht bekannt ist, gehts halt erstmal bergab.

Bei den Finanzwerten sieht man meiner Meinung nach der aus jetziger Sicht überzogenen Reaktion schon wieder Einstiegskurse, wenn man denn langfristig orientiert ist.  
Anti Lemming:

Ich lass mich von den Bären nicht verrückt machen!

13
04.08.07 11:07
Fundamental hat sich ja überhaupt nichts verändert! Die Kurse sind sogar ein wenig gefallen, so dass die Unterbewertung jetzt noch viel größer geworden ist! Und alles nur, weil ein paar Hysteriker in Amerika mal wieder den Weltuntergang herausposaunen! Da muss man mit kühler Logik gegenhalten! Erst vor sechs Wochen hat selbst der Fed-Boss Bernanke gesagt, dass das Subprime-Problem auf Subprime begrenzt bleibt! Ein Überschwappen ist damit ausgeschlossen! Ist ja auch logisch, denn deshalb heißt es ja auch Subprime-Krise! Wenn Subprime draufsteht, ist auch nur Subprime drin! Das ist nicht anders als bei Iglo-Fischstäbchen, da sind auch keine Hundekuchen drin!

Ich jedenfalls bin in den letzten vier Jahren super damit gefahren, jeden Rücksetzer zu kaufen! Und das werde ich nun auch weiterhin tun! Ich bin doch nicht blöd und lass mir jetzt - am Beginn des neuen Super-Zyklus - die fetten Gewinne entgehen! Der deutschen Wirtschaft geht es so gut wie nie! Das soll bis ins übernächste Jahrzehnt so weitergehen, sagen die Wirtschaftswaisen! Außerdem werden wir mit Dividenden überschüttet, und das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist sogar noch deutlich niedriger als beim Tief in 2003, als wir ebenfalls klare Kaufkurse hatten! Charttechnisch gibt es auch klare Kaufsignale! Erst vor drei Tagen ist alles von den Unterstützungen noach oben abgeprallt, und vorgestern auch! Da darf man sich durch eine kleine technische Korrektur wie Freitag nicht aus der Ruhe bringen lassen! Richtiges Geld verdient man mit Aktien sowieso nur, wenn man kauft und hält! Nur die Zittrigen lassen sich die Jahrhundertchance jetzt durch die Lappen gehen!

Und wie gesagt: Fundamental hat sich in Deutschland überhaupt nichts verändert! Asien und China wachsen sowieso ohne Ende, egal ob am Mississippi irgendein ein fetter Broker einen Herzinfarkt kriegt, weil er die Rallye verpasst hat! Die Rohstoffpreise explodieren, und der Aufwärtstrend ist ungebrochen, wie man ja auch sehr gut am Öl sieht, das gerade auf 80 Dollar zusteuert! Das Smart Money kauft jetzt Ölaktien, die die US-Indizes weiter steigen lassen werden und den Dax mitziehen! Der Nachdurst der Chinesen wird bis in das nächste Jahrtausend reichen, wenn die 1,3 Milliarden Chinesen alle vom Fahrrad auf ihren Brilliance umgestiegen sind! Ach was sag ich, bis dahin sind das drei Milliarden Chinesen! Und die werden dann auch alle Coca Cola trinken und sich von Hamburgern mit süßsaurer Soße ernähren! Amerika liefert ihnen den Stoff für ihren Wohlstand, und die Fast-Food-Importe werden die paar Schrauben und T-Shirts, die die Chinesen in die USA verschiffen, bei Weitem übertreffen! Das wird natürlich aus das US-Handelsdefizit abbauen. Die 1,4 Milliarden Anleihen der Chinesen gehen dann für ihre Verköstigung drauf!

Wenn Ihr mich fragt, werden jetzt nur die Zittrigen und schwachen Halter rausgeschüttelt! Die Aktien kommen in starke Hände, und in spätesten drei Wochen sehen wir - nicht zuletzt getrieben von Millionen Bären, die ihre Shorts covern müssen - das nächste Allzeithoch! Wenn dann das charttechnische Kaufsignal kommt, werde ich meine Aktienpositionen auf Kredit verdoppeln!

Ich bin doch nicht blöd!
Anti Lemming:

Bin ja mal gespannt

5
04.08.07 13:08
ob es für Posting 4 mehr Sterne für "gut analysiert" als für "witzig" gibt, was aus nächsthöherer Perspektive sogar noch witziger wäre.
gogol:

langfristdepot

 
04.08.07 13:18
diese Überlegung gefällt mir,da ich schon seid ein paar Monaten dabei bin mir die Aktien dafür herrauszufiltern, schon aus dem Blickwinkel der Steueränderung 2009
aber im Moment stehe ich am Anfang und hoffe das gewisse Aktien noch richtig abstürzen, klingt gemein aber es ist so (z.B. eine Citigroup)








auf unserem Planeten gibt es nur Propheten
Anti Lemming:

Stöffen - klärende Frage zum Eingangsposting

 
05.08.07 11:06
Dein Eingangsposting beschreibt die Börse als "Komödienstadl". Dazu hab ich mal folgende Frage, wie Du diesen Thread denn nun verstanden haben möchtest:


A. Einerseits IST die Börse ein Komödienstadl, wenn man scharf genug hinblickt. Insofern kann man Dein Eingangsposting (vor allem im zweiten Teil) als faktisch-nüchternde, leicht zynische Tatsachenbeschreibung interpretieren. Sinn und Absicht des Threads wäre demnach, das real existierende Komödiantenhafte sachlich-faktentreu in Beiträgen herauszustellen.

B. Nun gibt es andererseits eine große Mehrheit, die die Börse nicht per se als Komödienstadl sieht, sondern im Großen und Ganzen als ernsthafte und ernst zu nehmende Institution. Diejenigen wiederum könnten den Thread als Aufforderung auffassen, hier mal in Bier- oder wie Du schreibst Champagner-Laune über die Stränge zu schlagen und die Börse als komödiantenhaft zu KARIKIEREN, obwohl sie das eigentlich nicht ist. Dafür spricht Dein erster Satz: "... in dem jeder sein Wissen einmal zum Besten geben darf – und es jeder natürlich vorher gewusst haben will!"


Was war/ist denn nun genau Deine Absicht, A oder B?
Stöffen:

Lieber Lemmi

2
05.08.07 20:08
ich finde es nett, wie rührend du dich um diesen Thread kümmerst und sinnige Fragen aufwirfst, dieses entsprach eigentlich auch meiner Absicht ;-))

Vorab: Der Begriff Komödiantenstadl ist hier bewußt im Sinne einer überspitzten Darstellung gewählt und dient nicht dem Zweck einer Verunglimpfung. Zu dem Begriff Komödie siehe auch weiter unten.

Aber mit deiner Intention liegst du schon ein gutes Stück weit richtig. Es ist meiner Ansicht nach einer Karikatur würdig, wenn Börse-Online am 13.07.07 Kursziele für den DAX von 10.000 Punkten raushaut, aber die Anleger nur wenige Tage später mitansehen dürfen, wie die Börsen in die Tiefe rauschen.

Das führt ja dann auch unweigerlich zu der im Eingangsposting beinhalteten zentralen Frage, die du ja auch ebenfalls gut erkannt hast, aber in einer Art und Weise beantwortest, die natürlich nicht deiner originären Einstellung entspricht. Wobei es sicherlich mal interessant zu wissen wäre, auf welchem Niveau du in Aktien investieren würdest.
Es mag ja auf dich belustigend wirken, aber viele Anleger, die jetzt verkaufen bzw. das Geld vom Tisch nehmen, glauben ja evtl. weiterhin an eine gesunde Entwicklung von Konjunktur und Unternehmensgewinnen und sind wahrscheinlich der Ansicht, dass sie momentan nicht viel verpassen und ihr Risiko reduzieren, wenn sie sich bis zum Herbst aus dem Markt heraushalten.

Nun gut, aber zurück zu der Zentral-Frage:
Was hat sich in den vergangenen drei Wochen eigentlich fundamental sprich grundlegend verändert bzw. hat sich überhaupt etwas geändert ? Haben da Einige zu schnell kalte Füße bekommen?

Haben wir neue grundlegende Informationen bzw. sind aktuell vorher nicht bekannte Risiken aufgetaucht?

Daraus ableitend ergeben sich für mich weitere Fragen bzw. Gedanken:

Wenn, wie von vielen Probanden angeführt, doch die Fundamentaldaten in Ordnung sind, wie sind die starken Kursrückgänge der vergangenen Tage ökonomisch zu erklären oder sind diese nur rein technischer Natur? Ist es somit nur eine kurzfristige Korrektur in einer Hausse, ein wie so oft schlicht und ergreifend saisonales Problem, welches häufig zur Sommerszeit zu beobachten war oder der tatsächliche Beginn einer Baisse? An dieser Stelle darf man getrost sein Wissen oder auch Meinung, gern auch gewürzt mit einer Prise Ironie, zum Besten geben.

Wie stark ist die Gewichtung der psychologischen Wirkungen von Informationen auf die Anleger, die bestimmte Nachrichten und ökonomische Szenarien einmal als wichtig einstufen und ein anderes Mal als belanglos abtun?
Haben damit einhergehend Anleger, die auf weitere Kurssteigerungen hofften, positive Nachrichten unbewusst stärker als negative Nachrichten wahrgenommen bzw. negative Nachrichten verdrängt? Börse ist Psychologie. Die heftigen Schwankungen, die es so oft gibt, sind maßgeblich von den Gefühlen der Marktteilnehmer bestimmt, im Extremfall von Euphorie, Gier und Angst. Ob Profi oder Privatanleger – immer wieder werden Emotionen ihnen Streiche spielen.
(Eine ähnliche Entdeckung machte übrigens ja auch Kostolany. "Kurz- und mittelfristig macht die Psychologie an der Börse und in der Wirtschaft 90 % aus", schrieb seinerzeit der Börsen-Guru)

Weiter unter dem Gesichtspunkt, dass Medien Meinungen machen und der psychologischen Wirkung von Informationen: Sind die Informationen zu den aktuellen Risiken am Markt (US-Immo-Krise, Credit-Crunch, etc.) von den Meinungsmachern dezent schöngeredet worden oder entsprach dies einer reellen Berichterstattung?
Momentan reicht eine zusätzliche Negativ-Nachricht für weitere heftige Abwärtsbewegungen. Und eine Kakerlake kommt nie alleine. Es ist beinahe schon eine Regel: Schlechte Nachrichten kommen selten alleine, sondern werden meist durch weitere negative Schlagzeilen ergänzt.

Denn eben weil nun auch mit der IKB eine Bank vor Ort betroffen ist, scheint es wohl mittlerweile für die hiesigen Marktteilnehmer offensichtlich geworden sein, dass es Probleme gibt, offenbar sogar größere Probleme, als man bisher wahrnehmen wollte.
Die Kreditmärkte sind eingebrochen, welche Konsequenzen erwachsen daraus? Sind diese Probleme „contained“ sprich als eingrenzbar anzusehen oder erwächst hier eine systemische Krise?
Ist das alles nur ein reinigendes Gewitter am Markt, bei dem nur einige kleinere Hedge-Fonds und ’ne „Raiffeisenbank“ ins Gras beissen?

Alles Fragen halt, welche mit dem, zugegebenermaßen etwas überspitzten Eingangsposting aufgeworfen werden sollten und deren Beantwortung im Austausch der Meinungen anschließend hier im Forum angestossen werden sollte.
Natürlich wohl wissend, dass derlei Themen auch in parallel laufenden Threads abgehandelt werden.

Ich habe die Vorstellung, dass, vereinfacht gesehen, zu einer Transaktion an der Börsen naturgemäß zwei Beteiligte gehören: Anbieter und Nachfrager. Wenn sie aufeinander treffen, müssten beide eigentlich über einen jeweils ganz anderen Informationsstand verfügen, schließlich glaubt der eine, es sei Zeit, aus- und der andere, es seit Zeit, einzusteigen. Sonst könnten sie gar nicht zusammen kommen.
Möglicherweise berufen sie sich oft sogar auf die selben Fakten, doch interpretieren sie diese wahrscheinlich auf vollkommen entgegengesetzte Weise.

Zu dem Begriff Komödie zitiert aus Wikipedia:

Komödie (=Lustspiel) (von griech.: komodia = "singender Umzug") ist ein Drama mit erheiterndem Handlungsablauf, der in der Regel glücklich endet. Die unterhaltsame Grundstimmung entsteht dabei durch die übertriebene Darstellung menschlicher Schwächen, die neben der Belustigung des Publikums auch auf Kritik abzielen kann.Die Zuschauer fühlen sich zu den Figuren auf der Bühne entweder hingezogen, weil sie sich in ihnen wieder erkennen und sich mit ihnen leicht identifizieren können, oder aber sie blicken auf sie herab und verlachen sie, weil sie als Ausdruck einer Schwäche empfunden werden, die es zu vermeiden gilt. Schwankt dieses Gefühl, spricht man von einer Tragikomödie.

Willkommen im Komödiantenstadl der Börse 112905
Anti Lemming:

Stöffen - das Komödiantenhafte, Realsatire aus USA

 
10.08.07 08:19
Freut mich, dass ich Dich hier richtig verstanden hatte und mit Posting # 4 nicht in ein Fettnäpfchen getreten bin.

Das Problem ist ja zurzeit, dass Satire und Real-Satire nahtlos ineinander übergehen, so dass man sich wirklich klar äußern muss, welchen Sektor man gerade "bedient".

Das Komödiantenhafte zeigte sich erst gestern wieder in einer Art "Göttliche Komödie" in USA: Präsident George W. Bush - immerhin der Mensch auf der Erde, der Gott nach dem Papst am nächsten steht - versicherte der Menschheit mit aufgeregten Intraday-Kommentaren, die eines US-Präsidenten eigentlich unwürdig sind, dass die Finanzwelt, die Wirtschaft und das Bankensystem in bester Ordnung seien:

Hier Bushs aufgeregte Medien-Kampagne:

10:53 Bush says fundamentals of the U.S. economy are strong
10:54 Bush: There is enough liquidity in financial system
10:54 Bush calls for more transparency in financial documents
10:56 Bush: Facts point to soft landing in U.S. housing market
10:58 [FNM] Bush: Fannie, Freddie need reform before any subprime role
11:01 Bush touts strong U.S. economy as markets sink

Needless to say, dass Bushs Kommentaren der zweitgrößte Intraday-Verlust der US-Indizes in diesem Jahr folgte: Der DOW verlor 387 Punkte - fast soviel wie am 27. Februar.

Spötter sehen den Faux pas des Präsidenten als dilettantischen Versuch, einen Short-Squeeze auszulösen. Erreicht hat der das Gegenteil: Wer zuvor zweifelte, ob es ernst sei, erhielt mit seiner kontraindikatorischen Entwarnung letzte Gewissheit ;-))

Willkommen im Komödiantenstadl der Börse 113836
Ischariot MD:

up: Wer kennt noch Horst Zirener ?

 
15.08.07 22:15
Ex-Vorstandsvorsitzender der Deka Investment GmbH.
Seinerzeit gern und oft gesehener Gast in der Telebörse, der 1990 bei DAX-Stand nahe ATH bei damals etwa 1970 Punkten auf die obligatorische Frage nach dem Jahresend-Kursziel hin "2300" antwortete. Blöderweise stürzte der DAX kurz darauf heftig und protrahiert ab, bis Low etwa 13xx, und der arme Horst Zirener wurde ob seines Kursziels zur tragischen Figur der Folgemonate.
Mir scheint, wenn ich mir den heutigen Handelsverlauf anschaue, daß Herr Martini mit seiner Vorhersage "8500 bis zum Jahresende" (Posting #1) die tragische Figur des Jahres 2007 abgeben wird  ;o)
VG, Isc.  
Stöffen:

Das Börsendesaster der Finanzexperten

3
26.01.08 11:59
oder hinterher ist man immer klüger. Und natürlich hat es niemand kommen sehen!
Wie eigentlich immer müssen erst ein paar Karren gegen die Wand fahren, damit die Risiken neu bewertet werden. Das Spiel wird weitergehen, aber zukünftig dürften sich Prämien, Preise und ein paar Finanzierungsregeln noch erheblich ändern.Viele Finanzhäuser waren das Thema Financial Engineering doch hier sehr sportlich angegangen. Und in einem Bullenmarkt, so wie wir ihn in den zurückliegenden Jahren gesehen haben, wollte sich doch niemand ernsthaft am Ende des Tages vorwerfen lassen, er habe eine Marktchance verpasst. Aber Krisen und deren Bewältigung bieten auch Chancen.

Mit der rosigen Prognostik der Experten setzt sich der nachfolgende Artikel von welt.de auseinander

Das Börsendesaster der Finanzexperten

Wer vor einem Jahr die Volkswirte dieser Welt um eine Prognose bat, dem wurde ein rosiges Bild vorgestellt. Die Experten haben uns denkbar schlecht auf diese vielleicht schlimmste Finanzkrise der USA seit 1929 vorbereitet. Wie riskant das Geschäft mit den Krediten ist, haben offenbar alle unterschätzt.

Jahrelang glichen die Finanzmärkte einem gutmütigen, ruhigen Meer, auf dem jeder halbwegs Versierte gefahrlos Geschäfte machen und es, mit ein wenig Glück, zu Reichtum bringen konnte. Über Nacht scheinen sie sich nun in einen erbarmungslosen, tosenden Ozean verwandelt zu haben, der nicht nur den Traum vom Wohlstand so manches Investors zerschellen lässt, sondern zunehmend auch Angst macht vor der Welle, die da auf die Güter produzierende Wirtschaft zurollt.

Nach dem katastrophalen Kurseinbruch dieser Woche reiben sich Anleger teils erschrocken, teils ungläubig die Augen. Wie kann es sein, dass die Indizes rund um den Globus in den freien Fall übergehen? Wie kann es sein, dass ein Flaggschiff der amerikanischen Finanzmacht, die Citigroup, in kurzer Zeit derart in Schieflage gerät, dass arabische und asiatische Investoren zu seiner Rettungsaktion geradezu herbeigefleht werden? Und wie kann es sein, dass Notenbanken und Regierungen dem Desaster nahezu hilflos zusehen müssen?

Die Volkswirte und Anlagestrategen haben wenig dazu beigetragen, Investoren und Öffentlichkeit auf die vielleicht schlimmste Finanzkatastrophe der Vereinigten Staaten seit dem Schwarzen Freitag von 1929 vorzubereiten. Wer diese Experten vor zwölf Monaten nach ihren Prognosen befragte, bekam zur Antwort, dass die folgenden Jahre von einem anhaltenden Wachstum der Weltwirtschaft geprägt sein würden. Allenfalls einige lokale Übertreibungen wie auf dem US-Immobilienmarkt dürften vor einer Korrektur stehen.

Ein Jahr später stellt sich die Realität schlimmer dar als die schlimmsten Befürchtungen der (wenigen) Pessimisten. Denn der gesamte Finanzsektor befindet sich in einem ruinösen Zustand. Schon jetzt belaufen sich die Abschreibungen der großen amerikanischen Geldhäuser auf 100 Mrd. Dollar. Allein die Citigroup will in Reaktion auf die Krise 20.000 Arbeitsplätze abbauen. Auf dem Parkett munkeln Wertpapierhändler bereits von einem drohenden Insolvenzverfahren. Auch andere große Institute wie Merrill Lynch oder Wachovia sind angeschlagen.

Es ist dies nicht irgendeine Branche, die derart getroffen ist. Vielmehr stellt die Finanzindustrie das Rückgrat der Wirtschaftssupermacht USA dar. Schließlich war es die Wall Street, die dem mit Amerika verbündeten Großbritannien im Ersten Weltkrieg mit sehr viel Geld die Fortsetzung der Kampfhandlungen ermöglichte.

Was haben die Ökonomen unterschätzt? Während sie sich auf Produktivitätszuwächse und Auftragseingänge konzentrierten, hatte ein Bereich der Finanzwirtschaft längst ein Eigenleben fern der Realwirtschaft entwickelt. Hinter geheimnisvollen Abkürzungen wie CDO verbergen sich spekulative Instrumente, auch Verbriefungen genannt, die für Banken aus aller Welt zum begehrten Objekt der Spekulation wurden.

Da die Amerikaner vor allem eins produzieren, nämlich viele Schulden, gab es in den vergangenen Jahren immer neue und immer kreativer zusammengestellte Verbriefungen. Die Idee ist nicht allzu fernliegend, dass in Amerika Kredite auch deshalb besonders offensiv vergeben wurden, um zusätzliches „Futter“ für das weithin lukrative CDO-Geschäft zu generieren. Das zwischenzeitlich auf 1,3 Billionen Dollar weltweit angewachsene Verbriefungsgeschäft wurde zum Schwanz, der mit dem Hund wackelt.
Lukrativ war das Geschäft jedoch nur so lange, solange die Schuldner ihre Raten zahlen konnten. Nur kurz nachdem sich der Immobilienmarkt in den USA abschwächte, begannen die Instrumente der Reihe nach an Wert zu verlieren. Es kam zu einer folgenschweren Kettenreaktion, welche die Banken in ernste Liquiditätsengpässe stürzte und sie der Fähigkeit beraubte, ihrer wichtigsten Funktion nachzukommen: Unternehmen, Verbraucher und andere Banken mit Geld zu versorgen. Das schlägt jetzt auf die Realwirtschaft zurück.

CDOs und ähnliche Finanzinstrumente ähneln einer fortschrittlichen, aber potenziell gefährlichen Technologie wie der Kernkraft, die verantwortlich zu nutzen viel Umsicht und eine gute Risikokontrolle erfordert. Offenbar war die Gier der auf Bonuszahlungen erpichten Investment-Banker größer als deren Verantwortungsgefühl. In dieser Hinsicht ähnelt die Subprime-Krise dem Reaktorunglück von Tschernobyl. Sie zeigt, was passiert, wenn eine Technologie außer Kontrolle gerät – und wie weit der Fallout über das Zentrum der eigentlichen Katastrophe hinausreicht.

Die einzige Chance, die der globale Finanzsektor jetzt hat, ist, das Risiko so weit wie möglich einzudämmen. Dazu müssen die Banken sich nach und nach ihrer riskanten Wetten entledigen. Für Amerika und die Wall Street heißt das: Abschied nehmen von der Schulden-Ökonomie.

www.welt.de/meinung/article1584579/..._der_Finanzexperten.html
astrid isenberg:

stöffen, interessant, diese experten...

3
26.01.08 12:50
ob im bereich finanzen, und auch andere fachbereiche zählen dazu...medizin ...juristen ...etc, keinerlei zweifel,  oft nur selbstherrlichkeit...in krisenzeiten werden diese eigenschaften besonders auffällig, es werden thesen aufgestellt, an die man selbst nicht mehr glaubt...um die leute ruhig zu halten..und panik zu vermeiden.....gut lernen kann  mman das im bereich katastrophenmedizin.....
big lebowsky:

Hehe Astrid

 
26.01.08 13:01
lass mal die Juristen daraus. Die haben nun wirklich Ahnung. Und deshalb sage ich Euch: Es geht up. Kauft callingewr auf den DAX per Jahresultimo mit 9000!!!

Ciao b.L.
astrid isenberg:

big, dein wort in gottes ohr, wenn deine prognos

3
26.01.08 13:03
richtig ist ...und richtig  ist auch dass es überall in allen fachbereichen gute und weniger gute gibt......
big lebowsky:

Natürlich ist das so

 
26.01.08 16:02
und die 9000 im Dax können auch 5000 werden. Das ist halt die Kunst des Beraters, dem Kunden hinterher zu sagen, er habe es vorher gewusst. Da sind Juristen sicher spitze, aber andere Fachbereiche auch.
Stöffen:

Dax von 10.000 Punkten angemessen

 
13.12.08 22:51
Hier eine meiner favorisierten Analysten-Prognosen zu 2008, einfach spaßig, das nochmals durchzulesen.

AUSBLICK 2008
"Dax von 10.000 Punkten angemessen"

Wo steht der Dax in einem Jahr? Angesichts der noch nicht ausgestandenen Kreditkrise sind die meisten Börsianer vorsichtig aber zuversichtlich gestimmt - ein Plus von bis zu 10 Prozent trauen sie dem Leitindex zu. Manche dagegen zeigen sich deutlich mutiger.

Der Düsseldorfer WGZ mangelt es nicht an Optimismus: 10. 000 Punkte sagt sie für den Deutschen Aktienindex Dax im kommenden Jahr voraus. 8715 Punkte prognostiziert Matthias Schrade, Chefanalyst bei GSC Research und sagt: "Den Anlegern steht ein gutes Börsenjahr bevor." Einer Umfrage zufolge trauen Investoren dem Dax im Schnitt ein Plus von bis zu 10 Prozent zu.

Im laufenden Jahr haben die deutschen Börsen nur noch wenige Handelstage zu absolvieren. Das Geschäft ist weitgehend gelaufen und die Bücher geschlossen. Seit Jahresbeginn hat der Dax rund 20 Prozent zugelegt.
Schrade erläutert, 10 Prozent seien für den Dax insgesamt zwar nur ein "gemäßigter Wertzuwachs", angesichts der Unwägbarkeiten und Risiken sei dieser Wert aber durchaus positiv zu bewerten. "Das Thema Subprime wird die Anleger noch eine Weile beschäftigen und eines der Hauptthemen an den Märkten sein." Er prophezeit, dass die Krise am US-Hypothekenmarkt für Titel mit schlechter Bonität (Subprime) die Anleger "noch drei bis sechs Monate" belasten dürfte. "Nachhaltige Auswirkungen auf die Konjunktur sind aber nicht zu erwarten", unterstrich der GSC-Chef-Analyst.

Auch das Thema Preisauftrieb, aufgrund eines "anhaltend hoch bleibenden Ölpreises", werde die Anleger beschäftigen. Aber von dieser Seite seien keine "richtigen Probleme" zu erwarten: "Die Entwicklung in diesem Jahr könnte sich - aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung - als Ausreißer nach oben erweisen."

Was die Wirtschaft und Kurse stützen wird

Unterstützung für die deutsche Konjunktur und damit auch für die Aktienkurse erwarten Volkswirte von den weiter boomenden Volkswirtschaften der Schwellenländer - allen voran China. "Diese Staaten können mit ihrem Wachstum die Belastungen durch die US-Konjunktur abfedern", betont Jürgen Michels, Deutschland-Chefvolkswirt der Citigroup.

Zu einer weiteren Stütze wird sich Prognosen zufolge der private Konsum entwickeln, in den vergangenen Jahren die Achillesferse der deutschen Konjunktur. Der Anteil der Löhne am Volkseinkommen werde 2008 wieder zunehmen, sagen die Experten der WestLB voraus. "Auf dieser Einschätzung beruht unsere Prognose, dass der Konsum zur tragenden Säule des Aufschwungs wird."

Die Anleger gehen dann auch zuversichtlich ins neue Jahr: Der Großteil rechnet mit einem durchschnittlichen Wertzuwachs 2008 beim Dax von bis zu 10 Prozent. Das ergab eine Umfrage von TNS Infratest im Auftrag der Börsen Hamburg-Hannover unter 500 Wertpapierbesitzern.

WGZ Bank zeigt sich besonders optimistisch

230 vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim befragte Finanzmarktexperten zeigen sich zurückhaltender. Mit ihrem durchschnittlichen Ziel von 8156 Zählern liegen sie nur rund zwei Prozent über dem derzeitigen Dax-Stand von etwa 8000 Zählern.

Am optimistischten blickt die WGZ Bank ins Börsenjahr 2008: Aktienstratege Dietmar Wiggermann schätzt die Gewinnperspektiven der deutschen Wirtschaft "weiterhin positiv" ein und geht von einer Steigerung der Unternehmensgewinne von 5 bis 10 Prozent aus. Während sich für Banken und Versicherungen niedrigere Ergebnisse abzeichnen, erwartet Wiggermann für die Aktien der Energieversorger sowie für Konsumwerte und Automobilhersteller zweistellige Gewinnsteigerungen.

"Angesichts der niedrigen Renditen am Anleihemarkt ist eine deutlich höhere Bewertung der Aktien angebracht. Somit wäre ein Dax-Stand von rund 10.000 Punkten angemessen", betont Wiggermann.

http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,525158,00.html
"Wenn Sie nicht wissen, wer Sie sind, ist die Börse ein verdammt kostspieliger Ort, es herauszufinden." (David Dreman)
Mouton:

Kann mand den einzelnen Analysten nicht mal

 
13.12.08 23:03
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